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Antikriegstag 2012: Wie kämpfen gegen die allgemeine Duldung einer jeden staatlichen Aggression?

Käthe Kollwitz, "Nie wieder Krieg" (1924)
Antikriegstag - aus langer Tradition! Demonstrationen, Ansprachen, Gelöbnisse aus innerster Überzeugung - zugleich im Bewusstsein, dass die nächsten Kriege schon laufen.Ohne dass ihnen wirkungsvoll entgegen getreten wird.

Von den Verbrechen des Jugoslawien-Kriegs angefangen bis hin zu allem, was im Irak und Libyen passiert ist bis zu dem, was wohl in diesem Jahr noch gegen Syrien vollzogen wird - was half der anfangs noch starke Widerstand - bis zur jetzigen Mattentrüstung?

In Wirklichkeit wird immer feuriger aufgerüstet: bewaffnete Drohnen für unsere Feldgrauen sollen überhaupt nichts mehr Aufregendes enthalten - angesichts der Hinrichtungspraxis eines leichtfertig zum Friedensfürsten erhobenen Obama. Mit den bekannten Kollateralschäden.

Es wird wahrscheinlich nichts bringen, zu vereinzelten Aktionen aufzurufen - mit Anschlägen gegen Militärfahrzeuge und Kasernen. Solche Angriffe sind bei dem Personalbestand der Militärs immer - leider - zu schnell und zu leicht auszubessern. Insofern hatte Inge Viett mit ihrem Aufruf zu entsprechenden Aktionen wahrscheinllich Unrecht. Völlig mit Recht aber ruft sie auf, die Ächtung jeden Kriegs nicht zu vergessen, wie sie uns Alten einmal selbstverständlich war. Mit Recht endet sie ihren Appell in "junge Welt" mit der Forderung: "Wir dürfen im widerständischen Kampf gegen ihr kriegerisches kapitalistisches System nicht zurückweichen vor ihrer Repression. Das Gesetz ist eines ihrer Waffen. Eine unserer Waffen ist die Solidarität und unsere Unerschrockenheit."

Wer heute älter als siebzig ist, der wird sich noch erinnern an den selbstverständlichen Abscheu, der nach 1945 jeden in Uniform traf. Als Strauss noch lügen musste, dass jedem die Hand abfaulen solle, der jemals ein Gewehr in die Hand nehmen sollte.Lüge nicht aus Überzeugung, sondern aus der Angst vor der damals noch vorhandenen Einsicht der Massen.

Wer je im Gras lag beim Heimweg von einem Gottesdienst und die Tiefflieger so tief über sich kreisen sah, dass man die fliegenden Feldjäger bei ihrem Geschäft erblicken musste, wird nie die Fähigkeit zurückwünschen, so etwas kalt als Normalschaden - im Krieg eben unvermeidlich - zurückzuwünschen. Oder auch nur gottergeben hinzunehmen. Gut, ich habe kein Trauma davongetragen, aber auch keinen Erinnerungsschaden. Wir können nur wenig machen gegen die heute wieder an die Macht gekommenen Kriegshetzer. Immerhin eines: an der bösen Erinnerung erbittert festhalten.

Nie wieder Krieg muss heute zumindest heißen: Niemals vergessen!

nachschLAg: Ein unvollständiger Wochenrückblick

LATEINAMERIKA
Noticias - Meldungen aus Lateinamerika. Die aktuelle Sendung von Radio Corax aus Halle.

BRASILIEN
Der Bau des drittgrößten Staudammes der Welt, Belo Monte, am Xingu-Fluss im amazonischen Bundesstaat Pará darf nach einer Gerichtsentscheidung von Montag nach mehrwöchigem Baustopp wieder aufgenommen werden.

CHILE
Bei der Vorstandswahl des chilenischen Gewerkschaftsdachverbandes (CUT) hat die von den Kommunisten Bárbara Figueroa und Cristián Cuevas geführte Liste einen knappen Sieg errungen.

KOLUMBIEN
Nach wochenlangen Geheimgesprächen in der kubanischen Hauptstadt Havanna haben sich die kolumbianische Regierung und die FARC-Guerilla auf die Aufnahme offizieller Friedensverhandlungen geeinigt.

In Kolumbien hat ein Gericht einen ehemaligen General zu 25 Jahren Haft wegen Mordes an einem Bauernführer verurteilt.

Der kolumbianische General a.D. Mauricio Santoyo hat vor einem US-Gericht zugegeben, zwischen 2001 und 2008 Geheimdienstinformationen an den paramilitärischen Dachverband Autodefensas Unidas de Columbia (AUC) weitergegeben zu haben.

VENEZUELA
Das Programm der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen (UNO-Habitat) hat in Rio de Janeiro seinen neuesten Bericht zur Lage in Lateinamerika vorgestellt. Venezuela ist demnach mit 0,41 das Land mit der größten sozialen Gleichheit in Lateinamerika.

Am Samstag gab es eine Gasexplosion in der Erdölraffinerie von Amuay, die einen Brand auslöste. Erst am Dienstag konnte das Feuer gelöscht werden. Bei der Explosion starben über 40 Menschen und über 80 wurden verletzt. Die Opposition beschuldigt die Chávez-Regierung durch unzureichende Wartung oder mangelnde Sicherheitsvorkehrungen das Unglück verursacht zu haben. Regierungsanhänger vermuten hinter der Explosion eine Sabotage. Die venezolanische Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen.

Mehrere hundert international tätige Künstler, Aktivisten und Kulturschaffende haben sich eineinhalb Monate vor den Präsidentschaftswahlen in Venezuela mit der amtierenden Regierung von Präsident Hugo Chávez solidarisch erklärt.

Die Staatsanwaltschaft von Venezuela will ein angeblich von Goldsuchern an Indios verübtes Massaker untersuchen. Berichten von Menschenrechtsorganisationen zufolge hatten Goldsucher Anfang Juli dieses Jahres 80 Mitglieder des Volkes der Yanomami in der Siedlung Yanomami Irotatheri im Staat Amazonas überfallen und getötet.

Ein Gemeinschaftsprojekt von Einfach Übel und redblog. Ausgabe vom 31.08.2012

Chauvi - SPIEGELS Spanienblick: Lauter Billigmacher und Irre!

Der SPIEGEL startet eine neue Serie. Umfassender Blick über die Südländer. Als erstes ist Spanien dran. Erst mal leiten drei Artikel ein, mit mehr oder weniger unverbindlichen theoretischen Floskeln. Dann aber der Clou! Es wird ein echter Spanier ins lange verlassene Heimatland geschickt, um ganz authentisch zu berichten, wie alles dort läuft. Gottseidank weiß er schon im dritten Absatz, was bei seiner Forschung herauszukommen hat: "Dass man nun mal keine ernstzunehmende Wirtschaft hat, wenn sie auf Sonne und Orangen und das Zubetonieren der Mittelmeerküste gründet.Dass spanische Fußballvereine keine 750 Millionen dem Finanzamt schulden sollten? Dass sich Spaniens Schüler laut jüngster Pisa-Studie nicht verbesserten, trotz der Rekord-Steuereinnahmen vor der Krise." (SPIEGEL-Print Nr. 31/S.56: Artikel :"Mein fremdes Land").

Der erste Arme, auf den der Heimkehrer in Spanien trifft, ist Panglador. Einer, den die Bank Bankia aus seiner Wohnung geworfen hat, weil er die Finanzierungsraten nach Arbeitslosigkeit nicht mehr aufbrachte. Er will jetzt mit ein paar anderen die Bankfiliale in Barcelona stürmen. Peinlich - er läutet. Nichts regt sich an der Eingangstür. Er zieht sich zurück. Kommentar des heimgekehrten Spaniers, ganz deutsch gedacht: "Es gibt keine Privatinsolvenz in Spanien. Panlador wird die 242000 Euro Schulden behalten, solange er lebt" (ebd). Eine Seite weiter bei einem Hausbesetzer die gleiche Nebenbemerkung. "Es gibt kein Hartz IV in Spanien"> (ebd). Also auch keinen Kündigungsschutz und keinen Wohnkostenzuschuss für Arbeitslose.

Auf diese Mängel führt der Autor des SPIEGEL aber nichts zurück. Für ihn ist Spanien das Land, in welchem vor ein paar Jahren der Irrsinn ausgebrochen ist. Es wird nicht gespart mit als Feststellung gemeinten Unterstellungen. "Wahnsinn" "Irre". Es muss eine Art kollektiver Geisteskrankheit gegeben haben, die eine Bank dazu brachte, einem eine Viertelmillion zu leihen, der nur 950€ im Monat verdiente. Also ist niemand schuld. Oder alle.
Der Mangel an Gesetzen zum Schutz der kleinen Mieter, der Lohnabhängigen und der einfach Armen spielt für diesen Autor keine Rolle. Dabei ist nach den Erfahrungen anderer Länder, denen die Troika zusetzt, ja klar, dass eben solche Sozialgarantien als erste dran glauben, wenn ein Land vorzeigen muss, dass es wirklich opfert. Die ärmsten am gründlichsten gerupft.

Die Klage über die schlechten Leistungen in der Schule ist Gemeingut. Keinesfalls auf Spanien beschränkt. Jedenfalls können die Schulen nicht daran schuld sein, wenn Abiturienten und Universitätsabgänger ihre Qualifikation verbergen müssen, um nicht als überqualifiziert abgelehnt zu werden. Dann heißt das doch nur, dass neben dem Geld und dem etwa erarbeiteten Vermögen auch die Bildungsgarantien in Form von Zeugnissen genau so ihren Wert verlieren. Wieviel oder wie wenig Wissen auch dahintersteckt.

Schlaumeiers Schlussbilanz: "Vielleicht erkennt das Land /Spanien/, dass es keine Abkürzungen gibt nach Europa, keine smarten Tricks. Einfach eine harte Währung einführen, Dutzende Flughäfen, Zugtrassen und Golfplätze, und alle kaufen sich einen A6, das funktioniert nicht. Der Weg ist mühsam und bekannt. Am Anfang stehen Bildung, Forschung, die Förderung von Gründern. Die Spanier können das alles, sie sind ein großartiges Volk, mein Volk, aber die Krise hat ihnen gezeigt, wo sie stehen. Am Rand Europas, nicht im Zentrum. Der Immobilienboom, das billige Geld, die Euphorie haben sie verführt. Nicht, weil sie schlecht oder faul wären, sondern weil sie Menschen sind." (ebd. Seite 60)

Variante Schleckermaul von "Die haben über ihre Verhältnisse gelebt". Tischtrommeln an jedem denkbaren Stammtisch.

Genau, so war es. Als die Banken der arrivierteren Länder Europas den Euro erfunden hatten, da verbreiteten sie zugleich ein trübes Licht über alle, die keine Kredite wollten. Damals galten solche als verstockte Hockenbleiber, die einfach nicht aus der Höhle wollten. Kraftvolle Mitmacher hießen damals die, die heute sich laut SPIEGEL einzugestehen haben, dass sie sich nur einschleichen wollten bei den reicheren Nachbarn.

Eine wirkliche Diskussionshilfe !

Fußball und Nazis

Michael Kühnen ordnet in den achtziger Jahren an, dass die Nazis in die Fußballstadien gehen sollen um dort neue Anhänger zu rekrutieren. Diese Aufforderung von Michael Kühnen wurde in vielen Städten umgesetzt. Am bekanntesten wurde Siegfried Borchardt (SS- Siggi) von dem Dortmunder Fanclub Borussenfront. Nachdem Dortmunder Fans sich jahrelang gegen die Nazis der Borussenfront gewehrt haben und der Fanbeauftragte vom BVB versucht hat den Mitgliedern des Fanclubs neue Wege aufzuzeigen wie sie den Verein unterstützen können löste sich die Borussen-Front auf. Zumindest Siegfried Borchardt ist immer noch politisch aktiv. Seit Anfang 2000 ist er Mitglied der „Kameradschaft Dortmund“, in der viele Autonome Nationalisten aktiv sind, die sich das Ziel gesetzt haben Dortmund zu einer rechten Hochburg auszubauen.

Bei anderen Fußballvereinen wurden ebenfalls Fanclubs mit rechtem Hintergrund gegründet, in Stuttgart beim VFB Neckartfils und bei der Eintracht Frankfurt die Gruppe Adler-Front. Bei beiden Gruppen sind die Embleme an das Zeichen der Nationalen Front angelehnt. Die legendären Hertha Frösche hatten über Jahrzehnte ebenfalls enge Kontakte mit Berliner Nazis.

Nach der Vereinigung waren die Anhänger der FAP mit die ersten die Chance zur Eingliederung ostdeutscher Nazis suchten. Diese hatten eine Subkultur in den Fußballstadien der DDR entwickelt. Der Berliner Fußballclub (BFC) ist bereits vor 1989 durch seine rassistischen, neonazistischen Fans aufgefallen. Am 17. Oktober 1987 hatten BFC Fans zusammen mit Nazis aus dem Umfeld der Hertha Frösche aus Westberlin ein Punkkonzert in der Ostberliner Zionskirche überfallen. Sie stürmten mit Sieg-Heil Rufen die Kirche und brüllten „Juden raus aus deutschen Kirchen“. Bei dem Prozess wurde zum ersten Mal deutlich wie eng bereits damals die Zusammenarbeit zwischen rechten Fußballfans aus Ost- und Westberlin war.

Nachdem die Sicherheitskontrollen in der ersten und zweiten Liga in den letzten Jahren stark verstärkt wurden, sind viele Hooligans und Nazi-Fans zu den Vereinen in die unteren Ligen gegangen. Mitglieder der Borussenfront, die in Dortmund Stadionverbot haben, besuchen jetzt Spiele des DSC Wanne-Eickel. Die „tageszeitung“ hat 2006 über diese neue Entwicklung berichtet: „Die Besucher des Verbandligaspiels Sportfreunde Oestrich gegen DSC Wanne-Eickel am 17. April dieses Jahres hatten wahrscheinlich ein mulmiges Gefühl. Ein gutes Dutzend martialisch gekleideter Zuschauer entrollte ein riesiges Transparent mit der Aufschrift `Borussenfront – Die Legende lebt´.“ (3.6.2006) Wenige Tage davor hatten die Mitglieder den 20. Geburtstag der Borussenfront im hessischen Kirtorf gefeiert. Unter den 600 Besuchern des Festes waren viele Nazi-Fans aus ganz Deutschland.

In den unteren Ligen sind die Sicherheitskontrollen viel lascher und die Vereinsführung fühlte sich oft von den Ausschreitungen und den rassistischen Parolen auf den Rängen überfordert. Verschärft wurde die Situation als dann Ordner aus Nazigruppen angestellt wurden um für Ordnung zu sorgen.

Antisemitismus im Stadion
Antisemitische Parolen spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle in den Stadien in Deutschland. Bei einem Spiel der Nationalmannschaft in Polen trugen Nazi-Fans aus Deutschland ein Transparent mit dem Satz: „Wir grüßen die Schindlerjuden. Das sogenannte U-Bahn Lied gehört inzwischen zum Bestandteil des Liedguts aller Fußballfans in Deutschland. Das Lied lautet: „Wir bauen eine U-Bahn, wir bauen eine U-Bahn von (…) nach Auschwitz.“ Die jeweilige gegnerische Stadt wird dann eingefügt. Immer wieder tauchen auch Transparente auf, die den gegnerischen Club als „Judenclub“ diffamieren. Jedesmal wenn der OFC aus Offenbach in Frankfurt spielt haben die Fans entsprechende Transparente dabei. Gleiches gilt für Dynamo Dresden. Immer wieder wenn Dresden auswärts spielt werden solche antisemitischen Plakate und Transparente hochgehalten. In Kaiserslautern wurde der aus Israel stammende Spieler Itay Shechter im Februar beim Training von Fans des eigenen Vereins als „Drecksjude“ beschimpft. Nach dem Vorfall hat sich der Verein sofort von den antisemitischen Beschimpfungen distanziert. Viele andere Vereine ignorieren die antisemeitischen Gesänge und Parolen ihrer Fans. Ein weiteres Beispiel für den weit verbreitenden Antisemitismus in den Stadien zeigt sich bei den Spielen der Mannschaft von Haifa in europäischen Wettbewerben. Fast immer ertönt ein Zischen auf den Rängen, dass an ausströmendes Gas erinnern soll, so dass der Mannschaft und ihren Anhängern deutlich gemacht wird, ihr wurdet in Auschwitz vergessen.

Ultras
Aus Italien ist Mitte der achtziger Jahre die Ultra-Bewegung nach Deutschland gekommen. Im Mutterland Italien sind diese besonders fanatischen Fans oft bekennende Faschisten. Nicht so in Deutschland. Hier überlappen sich zwar die verschiedenen Fanszenen wie die Hooligans, die Nazi-Fans und die Ultras, sie distanzieren sich aber auch oft voneinander. Viele der Ultras verstehen sich eher als links und wollen nur den Verein unterstützen. Dazu gehört oft eine ausgearbeitet Choreographie auf den Rängen und das Abbrennen von Feuerwerkskörper in den Stadien.

Musik
Musik spielt für das Gemeinschafterlebnis der verschiedenen Fangruppen eine große Rolle. Die „Böhsen Onkelz“ gelten nach wie vor als die Kultband in den Stadien Deutschlands. Sie haben in Frankfurt im Umfeld der Hooligan von Eintracht Frankfurt angefangen und sich sehr schnell einen Namen in der rechten Szene erspielt. Aus Bremen kommt die Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“. Kategorie C ist die Polizeibezeichnung für Fans, die Gewalt suchen. Die Band wurde zur Fußball WM in Frankreich gegründet. Immer wieder werden Konzerte der Band verboten. In der Verbotsverfügung für ein Konzert 2011 in Bremen hieß es: „von der Band die Gewalt zwischen Fans und der Polizei verherrlicht sowie Fremdenfeindlichkeit propagiert. Der Auftritt diene der Verbreitung von rassistischen und nationalsozialistischen Gedankengut und dessen Verherrlichung.“ Weiter heißt es in der Begründung, dass die Musik der Band geeignet sei „insbesondere auch durch Ausdruck aggressiven, martialischen und militanten Verhaltens und Ausländerfeindlichkeit, Teile der Bevölkerung massiv einzuschüchtern und das friedliche Zusammenleben der Bevölkerung erheblich zu beeinträchtigen.“ Trotz dieser Einschätzung der Stadtverwaltung von Bremen finden immer wieder im Zusammenhang mit Fußballspielen Konzerte von „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ statt. Es wundert nicht, dass die Band der Höhepunkt der Geburtstagsfeier der Borussenfront war. Anwohner berichteten damals von Rufen wie „SS, SA, Borussia“.

Der Einfluss der NPD
Die NPD versucht seit einiger Zeit sich als eine Partei darzustellen, sie sich um die Belange der kleinen Leute kümmert. Zu dieser Strategie gehört, dass sie gezielt ihre Mitglieder und Anhänger auffordert in Freiwilligen Feuerwehren, Elternbeiräten und Fußballvereinen Mitglied zu werden. Sie sollen sich dort engagieren, damit sie als die netten Leute von NPD wahrgenommen werden. Erst im zweiten Schritt sollen dann Interessierte an die Partei herangeführt werden.

Der NPD Funktionär Jens Pühse ist Ende letzten Jahres von Werder Bremen ausgeschlossen worden. Der Verein hat sich dabei auf die Satzung berufen. Auf der Interseite von Werder Bremen steht dazu: „Satzungsgemäß fördert Werder Bremen die Funktion des Sports als verbindendes Element zwischen Nationalitäten, Kulturen, Religionen und sozialen Schichten. Er bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine - unabhängig von Abstammung, Hautfarbe, Herkunft, Glaube und sozialer Stellung sowie sexueller Identität - sportliche Heimat. Diese Werte werden insbesondere durch das gute soziale Engagement des Vereins verwirklicht.“ Mit diesen Zielen lässt sich die Mitgliedschaft eines Funktionärs der NPD nicht vereinbaren.

Einige Vereine haben inzwischen auch begonnen die von Nazis bevorzugte Kleidermarke Thor Steiner in den Stadien zu verbieten. Bei Dynamo Dresden hängen inzwischen an den Eingängen Plakate mit Symbolen und Marken, die im Stadion verboten sind.

Vermehrt nutzen Freie Kameradschaften und Autonome Nationalisten Fußballspiele um sich zu treffen und zu vernetzen. So ist 1860 München inzwischen zum Treffpunkt von Autonomen Nationalisten und Anhängern des Freien Netz Süd geworden. Bei Eintracht Braunschweig haben Autonome Nationalisten mit „Blue Berets Brunswiek“ sogar einen eigenen Fanclub gegründet. Alemania Achen wehrt sich zurzeit ebenfalls gegen eine Unterwanderung von Neonazis. Massive Probleme hat auch der 1. FC Magdeburg. Die Fangruppe „Blue White Street Elite“ überfiel bei Auswärtsspielen des Vereins gegnerische Fans. Sie sind von Mitgliedern verschiedener Kameradschaften im Jerichower Land gegründet worden. Hier überfielen sie auch immer wieder alternative, antifaschistische Jugendliche, die sich gegen die Nazistrukturen in ihrem Landkreis wehrten. Der Fanclub wurde am 1. April 2008 vom Innenministerium verboten. Der Staatssekretär fürs Innere, Rüdiger Erben, charakterisierte damals die Gruppe als „fanatische Fußballfans und gewaltbereiten Rechten“. Nach einem längeren Rechtsstreit ist das Verbot zurzeit wieder außer Kraft gesetzt.

Um diesen neonazistischen Unterwanderungen etwas entgegenzusetzen haben linke, alternative Fußballfans das Bündnis antifaschistischer Fußballfans das „Bündnis antifaschistischer Fußballfans“ (BAFF) gegründet. Allerdings wurde das Bündnis bereits nach kurzer Zeit in  „aktive Fußballfans“ umbenannt. Die antifaschistische Richtung blieb allerdings erhalten. Neben regelmäßigen Treffen und Fußballturnieren hat das Bündnis auch eine Ausstellung mit dem Titel „Tatort Stadion“ erarbeitet. In ihr werden exemplarische rassistische und ausländerfeindliche Vorgänge in deutschen Stadien dokumentiert. Linke und Antifaschistische Fußballfans zeigen ihre Positionen oft durch Transparente im Stadion. Immer wieder werden sie mit der Begründung beschlagnahmt, dass das Stadion politisch neutral ist.

Die Fans von St. Pauli berichten immer wieder, dass bei Auswärtsspielen ihre Fahnen und Transparente beschlagnahmt werden, die der rechten gegnerischen Fans aber nicht.

Es ist zu begrüßen, dass nach langem Wegschauen einige Vereine das Treiben ihrer rechter Anhänger nun genauer unter die Lupe nehmen. Leider sind sie aber in der Minderheit und die Nazi-Fans können jedes Wochenende auf den Rängen ihre Hetze betreiben.



Zuerst veröffentlicht in: Antifa - Magazin der VVN-BdA für antifaschistische Politik und Kultur. Ausgabe Mai / Juni 2012
Via VVN-BdA Esslingen

Jetzt geht´s richtig los! ERÖFFNUNGSFEST IM LINKEN ZENTRUM

Im Mai 2010 haben wir in Stuttgart-Heslach ein großes Haus mit Veranstaltungssaal, Café, einem großen Keller, sowie Büro- und Wohnräumen gekauft. Seitdem gab es dort bereits zahlreiche Veranstaltungen, Treffen und Partys, auch zwei WGs und Gruppen die dort Büros nutzen sind bereits eingezogen. Im Vordergrund stand in diesen zwei Jahren jedoch die Renovierung: das ganze Haus wurde komplett saniert und fast alles bis auf die Grundmauern erneuert. Nun feiern wir endlich die offizielle Eröffnung!

Das Linke Zentrum Lilo Herrmann stellt AktivistInnen Räume für Treffen, Veranstaltungen und zum Organisieren ihrer politischen Arbeit zur Verfügung. Büros und Arbeitsräume können langfristig angemietet oder an einzelnen Terminen genutzt werden. Im Saal ist Platz für größere Veranstaltungen, im Infoladen gibt es aktuelle Flugblätter und weitere Veröffentlichungen, im Café könnt Ihr in lockerer Atmosphäre und bei günstigen Getränken den Abend verbringen.

Das Haus ist ein Ort des gemeinsamen politischen Engagements, der unkommerziellen Kultur und des solidarischen Austauschs.
Beim Fest wird es im und vor dem Zentrum Stellwände, Infotische, sowie Essen, Getränke und ein Kulturprogramm mit dem Freien Chor und am Abend mit Rogue Steady Orchestra und Skaddicted geben. Bei mehreren Hausführungen könnt ihr mehr über das Zentrum erfahren und die verschiedenen Bereiche kennen lernen.

Eröffnungsfest
Samstag, 29. September 2012
Beginn: 15 Uhr
Konzert: Ab 19 Uhr
Böblingerstr. 105, Stuttgart-Heslach

Höhler: Heiße Tränen einer Gläubigen werfen keine Blasen auf Merkels Haut...

Angela Merkel
Bildquelle:
Armin Linnartz
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Abendnachrichten freitags: Zu sehen ein zerknirschter Herr aus Griechenland. Und eine Kanzlerin - mit zwei Aussagesätzen. Mehr Geld gibt es nicht. Mehr Zeit auch nicht. Dann aber: Merkel wünscht von ganzem Herzen, dass Griechenland in der EU bleibt.

Das Unvereinbare beider Sätze liegt auf der Hand. Wird weder von Merkel noch von den Kommentatoren erwähnt. Als wäre das Unvereinbarste zugleich das Angemessene.

Zu diesem Schauspiel liefert Gertrud Höhler in ihrem neuen Buch "Die PATIN" die einleuchtendste Deutung. Das Undurchschaubare ist beabsichtigt. Es ist geradezu der Kern von Merkels Erfolgen.Unberechenbarkeit erlaubt ihr, immer neu und überraschend aus dem Dunkel vorzupreschen.

Gertrud Höhler zeichnet den Weg dieser Politikerin scharf und bitter nach.

Wichtig vor allem ihr Nachweis, dass die Ausschaltung des Parlaments volle Absicht ist. Wo Parlament schwindet, soll Staat die Regie übernehmen. Wo ursprünglich Parteien ihre Rolle als Opposition wahrzunehmen hatten, stehen sie jetzt fassungslos vor dem Themenklau Merkels. Was können GRÜNE noch anmelden, wenn die Energiewende jetzt von der Regierung selbst übernommen wird? Was die SPD, wenn der Mindestlohn selbst in den schwärzesten Regionen der Regierungspartei Gefallen findet? Was die FDP, wenn doch unsere Kanzlerin die größte Vorkämpferin für freie Wirtschaft sein will? (Es aber keineswegs ist, wie Höhler später ausführt)

Auch an der Schlussfolgerung Höhlers ist nichts auszusetzen: Wenn alles so weiter läuft, wie Merkel sich das vorstellt, dann steht nichts mehr fest. Alles wird möglich sein. Nur allerdings- nach dem Willen des Regierungschefs. Nicht nach den Richtlinien, die wir uns bisher als Demokratie vorgestellt haben.

Von daher gesehen ein schnittiges und schneidendes Buch - dazu geschaffen, uns alle Tricks der Obermanipulatorin ins Gedächtnis zu rufen und richtig einzuordnen.

Es ist mir gelungen, das Buch über Kindle rasch reinzuziehen, so dass mich zumindest die Vorwürfe der Autorin nicht treffen können, das Buch sei ungelesen beurteilt worden.

Verblüffend bleibt nach der Lektüre, dass verschiedene Wesen fast zu Heiligen erhoben werden mussten, um den Kontrast zur Verderberin Merkel plastisch herauszuarbeiten. Gauck etwa. Er, von allen mit Recht als Generalverwalter der gesammelten Ressentiments in Ost und West eingeschätzt, soll als Apostel der Freiheit endlich das Widerwort gefunden haben gegen die Vertreterin der Beliebigkeit. Auch tut Höhler so, als glaube sie Kohl in vollem Ernst seine Ausrede mit dem gegebenen Ehrenwort. Damit hätte er nach ihr an einem höheren Wert festgehalten, den seine damalige Anklägerin Merkel gar nicht zu schätzen gewusst hätte.

Ebenso bekommen die Liberalen insgesamt so manches warme Huldwort ab. Trotz ihrer Plattwalzung unter Merkel hätten sie doch den Wert der Freiheit begriffen und kämpften immer noch dafür. Kaum erwähnt die Steuersenkungsspässe für Hotels und andere niedere Bewegungen, die nur der Klientel dienen sollten, sonst gar niemand.

So bewundernswert die Bewegungen Merkels beim Geschäft des Machterhalts beschrieben werden, es fällt doch eines auf, je länger man liest: Sämtliche Vorgänger kommen im Vergleich zu ihr fast engelhaft weg. Wenn Höhler etwa genau die Tendenz Merkels beschreibt, sich eher als Präsidentin des ganzen Volkes denn als Führerin einer bestimmten Partei hinzustellen, und deshalb das reale Präsidentenamt systematisch degradiere - um die Position mitzuübernehmen, hat sie dabei ganz die Vorgängerversuche vergessen, sich präsidial zu kostümieren.Mit Adenauer angefangen, der auf seine alten Tage geil nach dem Amte greifen wollte - bis er merkte, dass ein Präsident leider in der Bundesrepublik zu wenig zu sagen hat für die Bedürfnisse eines Exkanzlers.

Gar nicht werden die Diktaturgelüste des Basta-Kanzlers Schröder erwähnt. Ihm gegenüber lässt sich Merkels Technik als Verbesserung verstehen - sie grinst breiter bei den ausgeteilten Fußtritten- aber nicht als absolute Neuerung.

Höhlers Zorn lässt sich nur ganz nachempfinden, wenn man kurzfristig ihre Fiktion teilt, bis zu Merkel hätte es eine Partei voller Grundwerte gegeben, an die sich alle Mitglieder gehalten hätten.Die bisherige CDU! Als enttäuschte Magdalena tritt Gertrud Höhler auf, die im Garten von Gethsemane auf ein Grab trifft, in dem als Leiche der ehemals für Gott gehaltene Jesus liegt. Und alle Verheißungen sind dahin. Und er kommt niemals wieder. Was bleibt dann anderes als der Aufschrei und die unendliche Klage?

Auch gibt Höhler keine Antwort auf die Frage, warum SPD, GRÜNE und FDP sich ohne äußeren Zwang alles gefallen lassen, womit Merkel sie vor aller Augen betrügt. Also kann die mehr oder weniger überzeugende Herleitung der heutigen Merkel aus der ehemaligen Täuscherin und Schweigerin in der DDR einfach nicht die einzige Erklärung für die gegenwärtigen Übel sein. Schließlich waren unsere Steinmeiers und Roths keinen Tag in der DDR - und liegen doch platt wie Pfannekuchen vor den Füßen der Herrin... Also müssen die gegenwärtigen Verbrechen Ursachen haben, die nicht in einer Einzelseele sich verstecken.

Dieses Begrenzte der Analyse wird Gertrud Höhler nur abstreifen können, wenn sie die Verwandlungen der Gesamtgesellschaft ins Auge fasst. Wenn sie die Grenze hin zu den Theoretikern überschreitet, die schon zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts nachwiesen, dass sämtliche Staaten, wie demokratisch sie sich auch geben, ein Zusammenwirken und Zusammenwachsen der großen Kapitalien- vor allem des Bankenmanagements - mit den staatlichen Instanzen nötig haben, um sich überhaupt in einer Zeit brutalster Krisen noch halten zu können. In diesem Rahmen würden Höhlers Beobachtungen erst ihren Wahrheitswert entfalten können.

Schaden wird Höhlers Kritik der "Patin" bei den Wahlberechtigten kaum. Einfach, weil sie gerade die Charakterlosigkeit der Vorbellerin Merkel schätzen. Ihre Wendigkeit. Sie hängen viel lockerer an den frommen Sprüchen der CDU als am momentanen Erfolg. Und werden ihr so lange nachlaufen, so lange die Tricks Merkels Vorteile versprechen. Fritz Güde

Bibliographischer Nachweis: Die Patin: Wie Angela Merkel Deutschland umbaut

nachschLAg: Ein unvollständiger Wochenrückblick

LATEINAMERIKA
Stinksauer soll US-Präsident Barack Obama nach dem USA-Lateinamerika-Gipfel im April in Cartagena laut Informationen aus seiner Demokratischen Partei gewesen sein. Sein Berater Dan Restrepo habe ihn nicht darauf vorbereitet, was ihn in Kolumbien, das traditionell einer der treuesten Verbündeten der USA auf dem Kontinent ist, erwartete.

ARGENTINIEN
Ein Strafgericht in Córdoba hat vergangenen Dienstag einen Sojabauern und einen Piloten wegen des Versprühens von Agrochemikalien zu drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

BOLIVIEN
Die Anzahl der in extremer Armut lebenden Bevölkerung Boliviens ist um ein Drittel zurückgegangen. Nach Angaben von Entwicklungsministerin Viviana Caro hat sich die extreme Armut in den vergangenen zehn Jahren von 38 Prozent auf 24 Prozent reduziert.

GUATEMALA
Der Chef eines Spezialkommandos der Polizei wurde verurteilt, weil er im Bürgerkrieg einen Studenten erst foltern und dann verschwinden ließ: 70 Jahre Haft für Folter und Mord.

KUBA
Ein Gericht in Kuba hat zwölf ranghohe Staatsfunktionäre wegen Korruption zu Haftstrafen zwischen vier und zwölf Jahren verurteilt. Präsident Raúl Castro hatte der Korruption zu Beginn des Jahres den Kampf angesagt.

Fidel Castro und Hugo Chavez arbeiten laut einem kubanischen Blogger an einem gemeinsamen Buch berichtet Reuters.

PARAGUAY
Paraguays Landwirtschaftsbehörden legalisieren den Einsatz der Gentechnik in großem Maßstab. Die durch einen kalten Putsch an die Macht gekommene Regierung Federico Franco räumt die Hürden aus dem Weg.

Paraguays ehemaliger Präsident Fernando Lugo tritt nicht erneut als Kandidat zu den Präsidentschaftswahlen im April 2013 an.

PERU
Die peruanische Regierung versucht alles, um die Aufklärung der von Polizei und Militär begangenen Verbrechen gegen die Bevölkerung der Krisenprovinzen Espinar (Cusco) und Celendín bzw. Bambamarca (Cajamarca) zu behindern.

VENEZUELA
Die Vertretung der Bolivarischen Republik in Berlin hat als erste einen Betriebsrat. Ein Gespräch mit der verdi-Gewerkschaftssekretärin Katja Boll.

Nach einer Schießerei zwischen rivalisierenden Banden im Gefängnis Yare I kündigte die venezolanische Ministerin für Strafvollzug, Iris Varela, eine detaillierte Untersuchung an.

Venezuelas Präsident Hugo Chávez liegt bei Wahlkampfbeginn klar in Führung, doch kritische Stimmen warnen vor zu viel Siegesgewissheit

Ein Gemeinschaftsprojekt von Einfach Übel und redblog. Ausgabe vom 24.08.2012
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