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Was mir heute wichtig erscheint #405

Torten: Sagen manchmal mehr als 1000 Worte. Vor allem aber die unpolitische Reflektion des Anlasses. Nach der Tortung von Sahra Wagenknecht wurde gegen die TorterInnen Anzeige erstattet. Das sagt auch viel aus über die Streitkultur in der Linken. Meine persönliche Meinung? Mit Gleichsetzungen kommen wir nicht weiter, im Gegenteil. Das verharmlost im Grunde die Faschisten.

Wirkungsvoll: Lesenswerter Kommentar des Antifaschisten und Buchautoren Horst Schöppner, der historisch zurückblickt und seine Gedanken in die aktuelle linke Debatte wirft, was wirksam gegen AfD und PEGIDA getan werden könnte. Sein Beitrag ist ein Auftakt zu einer Debatte.

Mobilisiert: Die Bevölkerung unterstützt die Proteste gegen das neue Arbeitsgesetz, das auch durch brutale Polizeieinsätze durchgeprügelt werden soll. "Nach einer Woche mit Streiks und Blockaden bekommt die Bewegung neuen Schwung. Nach zwei landesweiten Demos, v.a. aber nach dem Streik der Eisenbahnerinnen, der Transportarbeiterinnen, der Raffinerien und der Blockade von Kraftstoffdepots durch Streikende, Unterstützer_innen und die Nuit Debout Bewegung hat die Antwort der Regierung nicht lange auf sich warten lassen: sie hat die Polizei ausgeschickt, um die Streikenden auf äußerst gewalttätige Art und Weise anzugreifen. Jetzt ist der Moment, um die Bewegung in anderen Ländern zu unterstützen und "das französische Kapital überall anzugreifen"." Mehr zu einer "Bewegung mit neuem Elan" bei labournet.tv.

Bemerkenswert: In Verden klagt eine Fallmanagerin gegen das dortige Jobcenter.

Verständlich: Das hat wohl kaum mit dem Alter zu tun. In Mannheim wurde ein 85jähriger wegen einer Telefonhotline stinksauer und laut. So laut, daß besorgte Nachbarn die Polizei riefen.

Verschoben: Wegen des alljährlichen Naziaufmarsches in Bad Nenndorf musste jetzt auch noch die Einschulung der Kinder in dem Ort verschoben werden.

Staatswohl: Der Terroranschlag auf das Oktoberfest in München 1980 liegt heute über 35 Jahre zurück, aber die Art und Weise, wie dieser damals „aufgeklärt“ wurde, kann einiges erhellen, was heute im Kontext der NSU-Terror- und Mordserie noch im Dunkel verweilt. Beitrag von Wolf Wetzel bei den Nachdenkseiten.

Polizeisumpf: Was ist nur los mit der Dessauer Polizei? Nach dem Mord an einer chinesischen Studentin droht Sachsen-Anhalt ein neuer Justizskandal. "Die Familie des Verdächtigen F., seine Mutter und sein Stiefvater, hat möglicherweise versucht, die Ermittlungen zu behindern. Beide sind Polizisten: Der Stiefvater Jörg S. leitet das Polizeirevier Dessau-Roßlau. Die Mutter ist Beamtin bei der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost in Dessau."

Whitewashing: "Nach der Einigung der Kreditgeber sah es zunächst gut für die griechische Regierung aus, bis der Blick auf Zusatzvereinbarungen fiel und auf soziale Ungerechtigkeiten." Nun soll ein "mediales besseres Wirtschaftsklima die Menschen von ihren Alltagsproblemen ablenken und zum Vertrauen in die Banken animieren" Beitrag von Wassilis Aswestopoulos bei telepolis: Euro-Krise in Griechenland - der Kater danach

Wer nirgends Mitglied ist, macht sich verdächtig...

Theodor W. Adorno (vorne rechts) mit Max Horkheimer (links) und Jürgen Habermas (hinten rechts) in Heidelberg, 1964
Foto: Jeremy J. Shapiro / CC-BY-SA-3.0
"Key people. - Der Typus des Wichtigmachers, der nur dann etwas zu sein glaubt, wenn er bestätigt wird von der Rolle, die er in Kollektiven spielt, die keine sind, da sie ja bloß um der eigenen Kollektivität willen existieren; der Deputierte mit der Armbinde, der ergriffene Festredner, der den Schlußteil seiner mit gesundem Humor gewürzten Rede durch ein »Möge« einleitet, die Wohltätigkeitshyäne und der Professor, der von einem Kongreß zum anderen eilt - sie alle reizten ehemals als naiv, provinziell und kleinbürgerlich zum Lachen. Unterdessen ward die Ähnlichkeit mit den Fliegenden Blättern abgestreift; das Prinzip aber hat tierisch ernst von den Karikaturen über die ganze Bürgerklasse sich ausgebreitet. Nicht genug, daß deren Mitglieder im Beruf durch Konkurrenz und Kooption der unablässigen gesellschaftlichen Kontrolle unterworfen sind, wird auch ihr Privatleben absorbiert von den dinghaften Gebilden, zu denen die zwischenmenschlichen Beziehungen geronnen sind. Das hat vorab grob materielle Gründe: nur wer sein Einverständnis durch lobenswerten Dienst an der Gemeinschaft, wie sie ist, durch Eintritt in eine anerkannte Gruppe, und wären es die zu Kegelbrüdern degenerierten Freimaurer, kundgibt, empfängt das Vertrauen, das sich im Fang von Kunden und Klienten und in der Besetzung von Pfründen auszahlt. Der substantial citizen qualifiziert sich nicht allein durch Bankguthaben, ja nicht einmal durch den Tribut an seine Organisationen, er muß sein Herzblut spenden und die freien Stunden, die ihm vom Raubgeschäft übrigbleiben, als Vorsitzender oder Schatzmeister der Komitees zubringen, in die es ihn halb zog, während er halb hinsank. Keine Hoffnung ist ihm gelassen als der obligate Nachruf im Vereinsblättchen, wenn ihn sein Herzschlag ereilt. Wer nirgends Mitglied ist, macht sich verdächtig: bei der Naturalisation wird ausdrücklich verlangt, daß man seine Vereine aufführe. Das aber, rationalisiert als Bereitschaft des Individuums, seines Egoismus sich zu entschlagen und dem Ganzen sich zu weihen, das doch nichts ist als die universale Vergegenständlichung des Egoismus, wird von den Verhaltensweisen der Menschen zurückgespiegelt. Ohnmächtig in der überwältigenden Sozietät, erfährt der Einzelne sich selber nur noch als gesellschaftlich vermittelt. Die von Menschen gemachten Institutionen werden so zusätzlich fetischisiert: indem die Subjekte sich einzig als Exponenten der Institutionen wissen, nahmen diese den Charakter des Gottgewollten an. Man fühlt sich bis ins Mark als Arztfrau, als Mitglied einer Fakultät, als chairman of the committee of religious experts - ich habe davon einmal einen Schurken öffentlich reden hören, und keiner hat gelacht-, so wie man vorzeiten als Teil einer Familie oder eines Stammes sich mag gefühlt haben. Man wird im Bewußtsein nochmals, was man im Sein ohnehin ist. Gegenüber der Illusion der an sich seienden und unabhängigen Persönlichkeit inmitten der Warengesellschaft ist solches Bewußtsein die Wahrheit. Sie sind wirklich nur noch Arztfrau, Fakultätsmitglied und religiöser Experte. Aber die negative Wahrheit wird zur Lüge als Positivität. Je weniger funktionellen Sinn mehr die gesellschaftliche Arbeitsteilung hat, um so sturer klammern die Subjekte sich an das, wozu die gesellschaftliche Fatalität sie bestimmt hat. Entfremdung wird zur Nähe, Entmenschlichung zur Humanität, die Auslöschung des Subjekts zu seiner Bestätigung. Die Sozialisierung der Menschen heute verewigt ihre Asozialität, während doch auch der Asoziale nicht sich schmeicheln darf, er wäre ein Mensch."

Theodor W. Adorno
: Minima Moralia, (Anhang I), aus dem öffentlich zugänglichen Werk (pdf)

Geduldspiele...

Horkheimer (links) mit Theodor W. Adorno (vorne rechts) und Jürgen Habermas (hinten rechts) in Heidelberg, 1964
Foto: Jeremy J. Shapiro / CC-BY-SA-3.0

"Das Studium der Philosophie erfordert also eine besondere Art von Geduld: sie öffnet sich nur einem Verständnis, das nicht in jedem Augenblick alles schon zu verstehen beansprucht. Praktisch heißt das nichts anderes, als daß man am besten einmal einen philosophischen Text sich aussucht, zu dem man sich hingezogen fühlt, und ihn liest, auch wenn man zunächst darin nicht alles versteht. Manches erklärt sich durch Insistenz. Wo man liebt, versteht man. Intelligenz ist kein abgespaltenes Vermögen der Seele, sondern verflochten mit dem, was einen bewegt, was man will. Die Kraft des Beharrens vor dem Gedanken geht weit hinaus über das, was die sogenannte Bildung beistellt."

Theodor W. Adorno

Bakunin zu Parlamentarismus und Lohnsklaverei

"Da die bürgerlichen Interessen denen der arbeitenden Massen unbedingt entgegengesetzt sind, so ist gewiß, daß ein bürgerliches Parlament nie etwas anderes wird tun können, als die Lohnsklaverei des Volkes gesetzlich zu machen und alle Maßnahmen zu bewilligen, die darauf ausgehen, sein Elend und seine Unwissenheit zu verewigen. Man muß wirklich sehr naiv sein um zu glauben, ein bürgerliches Parlament könne aus freien Stücken für eine geistige, materielle und politische Befreiung des Volkes stimmen." (Bakunin)

Bukowski über Traumjobs

Charles Bukowski
Zeichnung von Commonurbock23
Lizenz: GFDL via Wikimedia Commons

“„Übrigens, das ist so eine Sache, die ich immer machen wollte, außer Boxer werden: in Bestattungsunternehmen rumlungern. Ich wollte einer von diesen Typen sein, die die Tür aufmachen und sagen: Herzliches Beileid.“

Charles Bukowski

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