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Eine Nachbetrachtung zur Revision der Geschichte durch den Stasi-Spitzel Kurras

Der Tod des Demonstranten" von Alfred Hrdlicka. Gedenkrelief für Benno Ohnesorg vor der Deutschen Oper Berlin.
Der Tod des Demonstranten" von Alfred Hrdlicka. Gedenkrelief für Benno Ohnesorg vor der Deutschen Oper Berlin.
Foto: Lorem Ipsum CC BY-SA 2.0 DE, via Wikimedia Commons
Wieder einmal musste die Geschichte umgeschrieben werden: Karl-Heinz Kurras war Stasi-Mitarbeiter.

Die Spezialisten auf diesem Gebiet von Stefan Aust bis Götz Aly hatten schon Schaum vorm Mund vor Eifer.
Assistiert wurde ihnen dabei von Figuren wie dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Berliner Abgeordnetenhaus, Frank Heinkel, der allen Ernstes gefordert hatte, die an den Kurras-Prozessen beteiligten Richter und Staatsanwälte auf Stasi-Mitgliedschaft überprüfen zu lassen. Da sollte doch tatsächlich unsre gut funktionierende bundesdeutsche Klassenjustiz zum verlängerten Arm der Stasi umgelogen werden.

Angemerkt sei auch, dass die Tötung von Demonstranten durch die Polizei damals kein deutsches Privileg war:
Franco Serantini z.B. wurde von der Polizei in Pisa (Italien) 1972 - nun nicht erschossen - sondern schlicht totgeprügelt. Aber da war sicher die italienische Sektion der Stasi im Spiel. Oder die vier Studenten, die an der Kent State University in Ohio (USA) 1970 von der Nationalgarde erschossen wurden usw. usw.

Was oberflächlich gesehen als ausgemachter Verfolgungswahn daher kam, hatte tatsächlich einen klaren politischen Zweck :
Über all dem Getöse sollte z.B. vergessen werden, wer denn die Leute waren , die 1967 in der Westberliner Polizei die Befehle gaben:
Da wäre zu allererst Erich Duensing zu nennen, bis 1967 Polizeipräsident von West-Berlin, Spitzname " Knüppel-Erich ". Der war im 2.Weltkrieg Generalstabsoffizier und Ritterkreuzträger bei der Heeresgruppe Süd. Die wütete vor allem in der Ukraine und einer seiner Chefs, Herr von Manstein wurde berühmt-berüchtigt durch seine Politik der verbrannten Erde.( " Die Vernichtung von Wirtschaftsgütern ist mit allen Mitteln durchzuführen (...) die landwirtschaftliche Bevölkerung ist mit allen Mittel zu veranlassen nach Westen abzuwandern ..( Befehl vom 11.September 1943) ).

Klaus Hübner, der Nachfolger von Herrn Duensing sagte über diesen, dass er "seit seinem Amtsantritt 1951 eine Vorliebe für die Einstellung von früheren Wehrmachts - und SS-Offizieren entwickelt hatte".

Diese Art von Personalpolitik hatte Folgen:
Der Kommandeur der Berliner Schutzpolizei, der für den Einsatz am 2.Juni 1967 verantwortlich war, hieß Hans-Ulrich Werner. Er war ab 1943 Hauptmann der Gendarmerie und Kompanieführer der Sondereinheit "Bürger". Dies war maßgeblich an der Vertreibung und Massenvernichtung von Sowjetbürgern beteiligt. Ende 1944 bis Kriegsende war Werner 1.Stabsoffizier beim SS- und Polizeiführer Oberitalien-Mitte, verantwortlich für die Ausarbeitung der Operationen der Gendarmerie- und Polizeikommandos gegen die Zivilbevölkerung.

Oder Willi Hartmann, Polizeihauptkommisar der Westberliner Schutzpolizei, vorher Kompaniechef und Batallionskommandeur im SS-Polizeiregiment 15, Einsatz gegen Juden in der Sowjetunion, 1944 Leiter des II. Batallions, das in Italien den SS-Einheiten des SS-Brigadeführers Zimmermann unterstand.

Oder Kurt Huhn, Polizeioberrat,Gruppenkommandeur für den US-Sektor in Westberlin, vorher Hauptmann und Kompaniechef des SS-Polizeiregiments 14, Adjutant beim Befehlshaber der Ordungspolizei in Kroatien, beteiligt an Verbrechen gegen Polen, Juden und Jugoslawen.

Oder Wilhelm Graurock, Hauptinspektor beim Kommando der Westberliner Schutzpolizei, vorher SS-Hauptsturmführer , beging Kriegsverbrechen in der Sowjetunion, in Kroatien und Dänemark.

In der Polizeiinspektion Westberlin-Charlottenburg ( hier befindet sich die Neue Oper, vor der der Polizeieinsatz am 2. Juni 1967 stattfand) waren beschäftigt:
Hans-Joachim Kohlmorgen, Polizeioberrat, vorher SS-Obersturmführer, Leiter einer Gendarmeriehauptmannschaft, beteiligt an Massenerschießungen der Zivilbevölkerung in Mosyr und Umgebung (UdSSR) und Kurt Krumholz, Leiter des Einsatzkommandos Westberlin-Charlottenburg,vorher SS- Sturmbannführer (Nr. 493015), NSDAP ( Nr. 4313349), Stabsführer beim Höheren SS- und Polizeiführer in Ungarn.

Wie sagte doch Gudrun Ensslin am Abend des 2.Juni 1967 auf einer SDS-Versammlung: "Das ist die Generation von Auschwitz, mit denen kann man nicht diskutieren."

Wenden wir uns nun dem Mann zu, der den Stein ins Rollen brachte, dem Entdecker der Kurras-Akte, Dr. Helmut Müller-Enbergs, Mitarbeiter der Birthler-Behörde.

Der war bis 1979 Mitglied des "Revolutionären Jugendverbands Deutschlands", einer Vorläuferorganisation des "Rebell", der Jugendorganisation der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD).

Bevor jetzt die Geschichte, diesmal die der Birthler-Behörde, neu geschrieben werden muß, können wir Entwarnung geben:
Dr. Müller- Enbergs hatte nämlich erfahren, dass seine deutschstämmige Großelterngeneration in der Sowjetunion mit der deutschen Wehrmacht kollaboriert hatte und gegen sowjetische Partisanen vorgegangen war. Dafür wurde sie von Stalin nicht etwa mit dem Lenin-Orden am Band geehrt , sondern schlicht ins GULAG geschickt. Das führte dann bei Müller-Enbergs "nicht nur zur Lösung von Stalin, sondern zum Abschied vom Marxismus-Leninismus."

Und Tschüß, Herr Müller-Enbergs - kann man da nur noch sagen.

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Autor: Wolfgang Hänisch Quelle: trueten.de Wieder einmal musste die Geschichte umgeschrieben werden: Karl-Heinz Kurras war Stasi-Mitarbeiter. Die Spezialisten auf diesem Gebiet von Stefan Aust bis Götz Aly hatten schon Schaum vorm Mund vor Ei...

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