Heike Hänsel u.a. aus dem Tempel der Demokratie gesäubert
Heike Hänsel bei der Protestdemonstration gegen den Abriss des Nordflügels am 19.08.2010
Warum? Die Betreffenden hatten die Unbefangenheit und die Urteilsmöglichkeiten aller anderen Abgeordneten geschändet, indem sie stillschweigend ein T-Shirt überzogen, auf welchem “Stuttgart 21– stand - der Schriftzug aber war durchgestrichen. Damit wollten die betreffenden Abgeordneten vermutlich mitteilen, dass sie die Diktate von Bahn, CDU , FDP und Terrainspekulation in Stuttgart nicht weiter hinnehmen wollten.
Die Verweisungspraxis aus dem Bundestag, die einmal auch solche Leute wie Kurt Schumacher und Wehner erwischt hatte, wurde damals mit Verweisen auf Horden begründet, die in der Weimarer Republik durch Lärmentfaltung, umstandsweise auch mit Stuhlbeinen, eine offene Diskussion verhindert hatten.
Was ist an einer schweigenden Mitteilung über dem Herzen ähnlich einem geschwungenen Knüppel ? Es muss ja keiner hinschauen, wenn er nicht möchte. Dagegen kann man den kostbaren Deetz vor einem Knüppel kaum krisensicher aus dem Plenarsaal transportieren.
Der große Satiriker im Bundespräsidium hatte vermutlich einen Hintergedanken. Als er in Nachahmung Christi die Säuberung des Tempels vollzog, wollte er vermutlich indirekt auf die geringe Vorbildlichkeit und Erkenntnisträchtigkeit der normalen Beiträge in diesem Heiligtum verweisen.
Nur ein Pensionist hat vielleicht die Kraft, von Dienstag bis Freitag zumindest als Nebengeräusch die Hervorbringungen zu verfolgen, die da aus dem Fernseher tropfen. Zusammengefasst: Es handelte sich bei den Mitteilungen der Regierungsparteien wesentlich um Tautologien. Auf Deutsch: Selbstbestätigungen der reduziertesten Art. Nach dem Muster: Deutschland geht es gut, weil wir an der Regierung sind. In der Sprache der Zehn Gebote: Es ging um hemmungsloses Eigenlob. Verknüpft mit konsequentem Verschweigen des Wesentlichen.
Eine zweite Mitteilungsart aller Fraktionen: Retourkutsche. Da - außer den Linken - alle anderen Parteien an den Verbrechen der Regierungen der letzten zehn Jahre beteiligt waren, klappte das prima. In der Form des Scheidungsgesprächs in Schrumpelform: Warum hast Du ...? Aber ich wollte doch...
Erkenntnisgewinn: Null.
Wie wäre es, wenn der Parlamentspräsident in Zukunft mit einem Beutel Klebebänder auf Vorrat in den Saal träte- und jeden zum Schweigen brächte, der das zweite Mal die “breiten Schultern– erwähnte - oder die “Schuldenberge, auf denen unsere Kinder nicht spielen können–. Verklebung sofort zu vollziehen! Wie schnell zögen Summen, Murmeln, Flüstern ein in die heiligen Hallen! Und welcher Friede wäre schon nach dem ersten Sitzungstag zu erwarten.
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Webnews.de on : Stuttgart 21: Heike Hansel u.a. aus dem Tempel der Demokratie gesaubert
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Bundestagspräsident Lammert (CDU) hielt es für nötig, mehrere Abgeordnete der baden-württembergi
redblog.twoday.net on : Zum Unterschied von Protestbuttons und Protest-T-Shirts
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Am Freitag wurde im Deutschen Bundestag das Bahnprojekt »Stuttgart 21« diskutiert. Die Positionen waren klar: Union und FDP verteidigten das Milliardengrab, Linke und Grüne machten ihre Ablehnung deutlich und die Spezialdemokraten von d...
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pov91 on :
Fritz Güde on :
Ein Photo auf der Seite von Heike Hänsel zeigt Interessierten die Verbrecherinnen gegen die Ehre des Parlaments beim Begehen ihrer Tat. Die
bescheiden niedergeschlagenen Blicke, das Konfirmationsunterrichtliche der Haltung dürfen nicht über das Himmelschreiende ihres Vorhabens hinwegtäuschen. Gottseidank wurde unser Bundestagspräsident von wohlmeinender Seite rechtzeitig aufmerksam gemacht. Er hätte das vorgeschriebene Ärgernis sonst womöglich versäumt...
Thomas Trueten on :