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Baskische Impressionen 2013 Teil 4

Dieses Murial ziert eine Hauswand an der Place Patxa in petite Bayonne. Es ist dem bekannten Bild in den Comics „Asterix und Obelix“ nachempfunden und zeigt die französischen und spanischen Autoritäten, die durch eine Lupe das Baskenland misstrauisch beäugen und nur die Symbole der Widersetzlichkeit zu sehen bekommen.

Foto: Gisela Vomhof

Die Place Patxa hat ihren Namen nach der Anarchistengruppe, die das Murial 1993 gemalt hat. Deren Namen ist wiederum die Verkleinerungsform des baskischen Wortes Patxaran. Das ist ein Schlehen-Anis Likör, der im Baskenland sehr beliebt ist.

Die Anarchistengruppe gibt es schon lange nicht mehr, geblieben sind die Wandmalereien.

Das Murial daneben erinnert seit 1997 an junge Mitglieder der Iparretarrak (IK), eine bewaffnete Organisation, die im Norden des Baskenlands (Iparalda) unabhängig von der ETA aktiv war.

Spektakulärste Aktion der IK war ein Angriff auf den Flughafen von Biarritz, kurz bevor Francois Mitterand ( damals französischer Präsident) dort einschwebte.

Foto: Gisela Vomhof

Joxi Lasa und Joxean Zabala wurden von der Polizei erschossen, Jean-Louis Larre, genannt „Popo“ ist seit 1983 verschwunden.

Am 7.August 1983 wird ein Kommando der IK am Ausgang des Campingplatzes Lou Pantaou in Leon ( Landes) in eine Schießerei mit der Polizei verwickelt. Bei dem Schusswechsel wird ein Polizist getötet und ein weiterer leicht verletzt. Die Aktivisten der IK flüchten im R4 der Gendarmen und kapern etwas später ein Auto von Touristen. So gelingt es ihnen dem sofort alarmierten Polizeiaufgebot zu entkommen. Allerdings gelingt es nur drei der vier Aktivisten, der Polizei zu entkommen. Der vierte, „Popo“, flieht zu Beginn der Schießerei in Richtung des Pinienwaldes, der den Zeltplatz von Leon umgibt. Er wird dabei von zahlreichen Zeugen beobachtet. Ab diesem Moment hat niemand mehr Jean-Louis Larre „Popo“ wieder gesehen.

Zwei Wochen später, am 23.August 1983, entdeckt die Polizei eine Leiche am Strand, nahe des Campingplatzes. Tatsächlich vermisst eine Familie ihren 15-jährigen Sohn, Pascal Dumont. Bei der Identifizierung bestreiten die Eltern, dass der ihnen gezeigte Leichnam ihr Sohn ist und behaupten, dass es der Leichnam eines Fremden ist. Obwohl die Familie zur Klärung der Identität einen DNA-Test fordert, wird der von den Behörden verweigert.

Seither ist „Popo“ ein Gespenst, das mal in Frankreich, in Spanien, in den USA und Kanada auftaucht. Allen diesen Hinweisen wird von den Angehörigen und Freunden nachgegangen, alle stellen sich als falsch bzw. als gezielte Desinformation heraus.

Zwanzig Jahre später, 2003, öffnen Aktivisten der IK das Grab von Pascal Dumont und entnehmen dem Sarg einen Knochen für eine DNA-Analyse. Unglücklicherweise stellt sich heraus, dass der entnommene Knochen für eine eindeutige DNA-Analyse ungeeignet ist.

Diese ohnehin bizarren Umstände erfahren eine weitere kuriose Wendung: Die Staatsanwaltschaft leugnet, dass d as Grab von Pascal Dumont geöffnet wurde und nimmt keine Ermittlungen gegen die möglichen Täter auf.

Jean-Pierre Larre „Popo“ bleibt verschwunden. 30 Jahre später, im August 2013, veröffentlicht die Organisation Autonomia Eraiki eine Presseerklärung mit der Überschrift: „Wo ist Popo? 30 Jahre danach immer noch dieselbe unbeantwortete Frage.“

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