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Stuttgart: Show Balls

Heute kamen in Stuttgart auf dem Schlossplatz nach Angaben der IG Metall ca. 2500 Auszubildende aus den Metallbetrieben in der Region zusammen, um vor allem für die Übernahme nach der Ausbildung, gegen Leiharbeit und prekäre Beschäftigungsbedingungen zu demonstrieren. Zeitgleich zur Veranstaltung in Stuttgart gingen Jugendliche in Aalen, Friedrichshafen, Offenburg und Rastatt auf die Straße. Gefordert wurden für ihre Zukunft bessere Bildungschancen, "faire" Einkommen sowie unbefristete Übernahmen von Auszubildenden nach der Ausbildung.

Bei der Aktion, die unter dem Motto "Show Balls" stand, sprachen unter anderem Uwe Hück, Betriebsratsvorsitzender von Porsche und Detlef Wetzel, 2. Vorsitzender der IG Metall. Dieser sagte in seiner Rede, die Zukunftschancen der jungen Generation seien auf den Aktienmärkten verzockt worden. Er bezeichnete es als "unverantwortlich", wenn Praktika, Leiharbeit und befristete Jobs nicht die Ausnahme, sondern die Regel seien. Und es sei "unerträglich", wenn 56 Prozent der unter 25jährigen im Niedriglohnbereich arbeiten müssten. "Das zeigt, dass die Politik nichts für die junge Generation in diesem Lande tut. Die Jugend wird um ihre Lebens- und Arbeitsperspektive betrogen."

Die Gewerkschafter fordern deshalb eine Regulierung des Arbeitsmarktes. Außerdem müsse endlich Schluss sein mit der 'Generation Leiharbeit'. "Was wir brauchen ist mehr Sicherheit und weniger Armut durch reguläre Jobs", so Wetzel.

Jugendvertreter berichteten über die Situation in den Lehrwerkstätten, wo die Krise dafür herhalten muss, dass feste Übernahmen in vielen Betrieben zu einem Fremdwort geworden sind.

Geschluckt hatten nicht wenige TeilnehmerInnen daran, dass von der Tribüne von einzelnen ausdrücklich der "Standort Deutschland" hochgehalten wurde. Anstatt die Lehren aus der Auseinandersetzung bei Opel oder auch jetzt in Griechenland, Spanien usw. zu ziehen und den solidarischen, gemeinsamen Kampf zu organisieren wird so die Entsolidarisierung praktisch gewerkschaftlich begleitet.

Wie sehr den Stadtoberen am Wohl der Jugend gelegen ist zeigte sich gleich zu Beginn der Veranstaltung: Dem Ordnungsamt passte es nicht, dass es während der Aktion Musik zu hören gab, so dass die angesagten DJ's unter Protesten der Teilnehmerinnen nicht auflegen konnten. Wetten, dass Lärm beim "Public Viewing" ab dem Wochenende kein Problem ist?

Am kommenden Samstag findet in Stuttgart die große Krisendemo statt - eine der Möglichkeiten, gemeinsam mit KollegInnen anderer Betriebe, aus Arbeitsloseninitiativen, SchülerInnen, MigrantInnen und mehr gegen die Abwälzung der Krisenlasten zusammen zu kommen und sich zu organisieren. (Siehe dazu auch das Interview zum "Revolutionären Block" auf der Demonstration) Das "Sparpaket" gab zumindest einigen der TeilnehmerInnen den "letzten Ruck" heute zu den Protesten zu kommen.

AktivistInnen des gegen die Rekrutenvereidigung am 30. Juli in Stuttgart gebildeten "GelöbNix" und des "Blockadebündnis" verteilten Informationsflyer.

Ein paar fotografische Impressionen des Nachmittags:

Zur Bilderserie: Show Balls in Stuttgart

Jugendaktionstag zur 4. Verhandlungsrunde Metall- und Elektroindustrie in Böblingen

Mehr als 3000 Teilnehmer, vor allem Auszubildende und jüngere Kolleginnen begleiteten die heutigen Verhandlungen um Entgelte und die Fortführung des Lohnrahmentarifvertrages II. Besonders erbost waren viele über die unverschämten "Angebote" der Unternehmer nach Verschlechterung bzw. völliger Abschaffung der 12 -monatigen Übernahme nach der Ausbildung sowie der Frechheit, eine Ausbildungspauschalen von monatlich 270€ statt der seitherigen Ausbildungsvergütungen anzubieten:

„ [...] Unverändert bedaure ich, dass uns solch eine Lösung zum Thema "Vorfahrt für Ausbildungsplätze" nicht gelungen ist, weil die IG Metall zu sehr auf die Sicherung von Besitzständen bedacht war.
Mit einer
- Reduzierung der Ausbildungsvergütung,
- der Aussetzung der Übernahmeverpflichtung und
- einem ehrlichen Bekenntnis zu verbesserten Einstiegschancen weniger qualifizierter junger Menschen
- durch eine zweijährige Berufsausbildung
hätten wir sicherlich zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen können - und wir könnten dies immer noch. Vielleicht nehmen wir uns dieses Thema noch einmal ernsthaft vor. [...]“
Ottmar Zwiebelhofer,Präsident des baden-württembergischen Metallarbeitgeberverbands Südwestmetall auf einer Mitgliederversammlung 13.7.2005 in Fellbach


„Eine Ausbildungsvergütung von bis zu 800 Euro ist für viele Betriebe einfach zu hoch. Mein Vorschlag ist, eine bundesweite Basisvergütung von 270 Euro einzuführen. Das könnte vor allem kleine Betriebe für Ausbildung erschließen.“


Ludwig Georg Braun, Präsident DIHT (Deutscher Industrie und Handelstag)




Bild anklicken für die Fotoserie zum Jugendaktionstag in Böblingen


Die Fotoreportage wurde auch bei Arbeiterfotografie.de veröffentlicht. Dort liegen auch die Verwertungsrechte.



Davon ließen sich die Auszubildenden nicht einschüchtern. Einige Hundert Azubis von Daimler- Chrysler Sindelfingen zogen beispielsweise in einem Demonstrationszug um 12.00 Uhr von Sindelfingen (DaimlerChrysler Tor 1) nach Böblingen, wo sie gemeinsam mit KollegInnen anderer Betriebe aus ganz Baden - Württemberg an der Kundgebung teilnahmen.

Die Azubis müssen oft genug mit ihren Ausbildungsvergütungen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Deshalb sind die Forderungen völlig gerechtfertigt.

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