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Lévy: Ein Jauchefass rollt den Abhang hinunter - bis es doch einmal platzt

Bernard-Henry Lévy
Foto: Itzik Edri (Eigenes Werk)
Lizenz: CC-BY-SA-3.0, via Wikimedia Commons

Einer, dem der Schaum immer schon auf den Lippen stand, wenn er das Maul aufriss, ist nach seinem Ergebnis in Libyen immer noch nicht zufrieden. Jetzt heult er durch die Katakomben, dass Syrien mit ran muss. Und ganz unbeeindruckt von den Schwüren der Grünen und der SPD in Deutschland, sieht er die Flugverbotszonen von der Türkei aus mit PATRIOTS ganz leicht zu installieren. Und wenn es die mal gibt - dann drauf los auf die "Banden" Assads.

Dass Lévys Stolz auf "sein" Ergebnis in Libyen ihm weder Reue verschafft noch Ruhe lässt, darf nicht verwundern. Selbstvergafft bleibt selbstvergafft - oder gleich blind. Was wirklich beängstigt: der große Schreihals spricht nicht mehr wahrheitsgemäß von seinem EGO, sondern pausenlos wird ein "Wir" erwähnt, um dessen Sieg oder Niederlage es gehen könnte. Wer ist dieses "Wir"? Es ließe sich denken: Wir, der menschenwertliche Westen. Noch deutlicher: Wir, das Tugendvollzugskommando! Die letzten Sätze - Russland eins in die Schnauze - deuten auf das WIR des kalten Krieges hin. Eine Leiche im Keller des immer schon antisozialistischen Grölers. Wie auch immer - es handelt sich um ein WIR als absolutes MUSS. Das gleiche, das herumgereicht wird, wenn die Pflichten zur Sprache kommen, die alle Immigranten - mehr noch: alle Überflüssig gemachten - UNS gegenüber zu erfüllen haben.

Es gibt keinen eitlen Sarkozy mehr, der dem Schwätzer auf den Leim gehen könnte. Es gibt auch keine Scharfrichter mehr, die ganz von ferne erkennen, wer im Bürgerkrieg zu Unrecht fiel. In Wirklichkeit geben die westlich Herrschenden sich ihren Phantasien hin und hoffen, dass die bestehende Regierung Syriens von alleine stürzt!

Eine Schande wird bleiben: Dass eine einst angesehene Zeitschrift wie die ZEIT einem leeren Kriegshetzer wie Lévy ihre Seiten zur Verfügung stellte.

Panzer für Katar! Natürlich Sauerei - aber reicht das als Argument?

Als es in Deutschland wieder los ging mit der Rüstung - in den Adenauertagen - gab es immerhin noch ein wenig Kritik. Ein Kabarettvers ist in mir steckengeblieben: "Wer andern in der Nase bohrt, ist selbst ein Schwein. Wer anderen Kanonen baut, ist selbst kein Pazifist". Das reichte damals aus. Als beträchtlicher Knüppel ans Schienbein.

Natürlich sind die Exportpraktiken in den sechzig Jahren seither nicht heiliger geworden. Deutsche Lastwagen für die Türkei, als die den Kurden nachsetzte. Waffen für Griechenland und die Türkei zugleich, damit die sich gegenseitig in Schach halten sollten. Und jetzt die Panzer. Das Säuische kann bei den Staaten dieser Welt nicht verschwinden, solange sie Gewaltapparate bleiben nach innen und außen. Damit auf jeden Fall Gebilde, die keine Lüge scheuen, um ihren jeweiligen Handel vor der Menge zu rechtfertigen. Warum dann keine Panzer für Saudi-Arabien, das damit Bahrain immer mal wieder zusammenschießen kann? Oder solche für Katar, das die neugelieferten sicher weiterhin in Libyen einsetzen wird. Und vor allem in Syrien, in dem von jetzt an geplanten Bürgerkrieg für dien nächsten zwanzig Jahre. Natürlich nur für Leute, die westliche Garantiestempel als Freiheitshelden schon erhalten haben.

Reicht das moralische Aufbegehren aber aus? Die strengsten Friedenfreunde, die Kommunisten selbst, konnten nicht ausnahmslos bei der an sich so berechtigten Forderung bleiben: "Die Waffen nieder!" - Oder sollen wir nachträglich unsere Parteinahme für den Vietkong stimmstark bereuen?
Diesen Punkt hat vor allem der gewissenloseste aller neueren Demagogen aufgegriffen: Außenminister Fischer, als er zum Jugoslawien-Krieg aufrief. Nachdem er damit durchgekommen ist, will keiner mehr "unbedingt" Pazifist sein.

Welche Einwände dann gegen profitable und wahltechnisch günstige Geschäfte, wie alle Welt sie ohne schlechtes Gewissen betreibt?

Merkel scheut mit gewissem Recht den Eingriff innerhalb von Bündnissen, die nachher festlegen. Deshalb wohl der Verzicht auf markiges Mittun in Libyen. Sie möchte Hilfsposten in schwierigen Gegenden, in denen selbständige Gruppierungen aus allereigenstem Interesse zuschlagen werden. Das Interesse ist gegeben. Müssen vor allem die materiellen Hilfsmittel nachgereicht werden.

Alles auf den ersten Blick streng nach Macchiavell. Staaten müssen sich mit allen denkbaren Mitteln durchsetzen und verteidigen. Moral darf da nicht stören. Allenfalls zum Zudecken zu benutzen.

Bleibt trotzdem ein letzter Einwand gegen Merkels und de Maizières Sauereien! Alle militärischen Eingriffe der USA und der NATO - als Beispiel genommen - haben in den letzten zwanzig Jahren nur zu einem beigetragen: zum Zerstören immerhin noch vorhandener Strukturen der Zusammenarbeit zwischen Menschen. Vietnam, Afghanistan, Irak, Syrien, Jugoslawien - blieben als Trümmerfelder zurück. Wo denn ergeben sich die großen Felder der Investition, von denen der Imperialismus vor 1945 noch träumte? Es sind überall nur noch die großen Räuberbanden übriggeblieben, die - nach dem heiligen Augustinus - zwar alle eine notdürftige Lebensregelung hinbrachten, aber nirgendwo einen Anschein von "Gerechtigkeit". Womit in heutigen Begriffen gemeint ist: die Möglichkeit, auch nur nachdenkend eingriffswillig zu fragen, wie denn eine dauerhafte Ordnung aussehen soll.

Von da aus ergibt sich ein Einspruch gegen die gegenwärtige Politik Deutschlands, aber auch aller anderen "westlichen" Staaten: sie machen sich selber die Gegenden kaputt, mit denen sie einmal auskommen müssen. Und wäre es nur über den Handel. Ein Waffenexport in der jetzt geplanten Form hat etwas Selbstmörderisches. Nicht nur - schnell! - für diejenigen, welche die vergifteten Gaben in die Klauen bekommen. Nein - am Ende auch für die heute noch triumphierenden Verkäufer selbst. Und deshalb muss es aufhören damit.

Bernard-Henry Lévy: Nicht heiser genug vom keuchenden letzten Kriegsgebell


Bernard-Henry Lévy
Foto: Itzik Edri (Eigenes Werk)
Lizenz: CC-BY-SA-3.0, via Wikimedia Commons
Beim Überfall auf Libyen war der Philosoph Bernard-Henry Lévy als einer der ersten dabei. Bekanntlich gilt er als der, der Sarkozy überredete, den Aufständischen in Libyen Militärhilfe zuzusagen. Noch im gegenwärtigen Interview in der ZEIT gibt sein Philosoph zu, dass dabei Russland und China übertölpelt werden mussten, um den Coup einzufädeln. Warum so etwas nicht wiederholen, kurz vor den Wahlen in Frankreich?

Etwas spräche dagegen, was einen Philosophen der Art Lévis nicht beeindrucken darf. Schlichte Erfahrung. Der Philosoph meint, Sarkozy habe der Erfolg in Libyen ermuntert, weiterzumachen auf der gleichen Linie. Wie, wenn es da nichts Ermunterndes gäbe? Das "befreite" Gebiet - im offensichtlichen Zerfall! Was soll daran ermuntern? Der Anblick mehrerer Teilprovinzen im bevorstehenden Bürgerkrieg - macht das Appetit? Offenbar nur dem Philosophen. Er gibt sich zwar dieses Mal militärtechnisch überlegt, kann aber bei reiflichster Überlegung auch nichts in Aussicht stellen als einen Streit sunnitischer Staaten gegen schiitische. Oder einen Angriff der Türkei - dem ein solcher als Schritt gegen den "imperialistischen" Iran gern zugestanden würde.

Alles Vorgebrachte ein Zeugnis der Perspektivlosigkeit. Lévy ist ein Opfer seiner Geltungssucht. Und der Bilder aus den Medien, die er in sich immer neu entzündet. Hauptsache - es knallt. Nachher dann betretenes Schweigen. Bis zur nächsten Erregung.

Plato hatte einst gewarnt vor einem Hauptfehler nicht nur der Philosophen, sondern allgemein der Politiker. Vor der "Polypragmosyne" nämlich, dem geschäftigen Herumwuseln auf allen denkbaren Lebensgebieten. Was hätte er von seinem späten Fachkollegen aus Frankreich gehalten?

Linke: Mehr als der Angriff lähmt die Angst vor ihm! Leine los!

Es sollte laufen wie letztes Jahr: Erst Meldung der Denunzianten von BAK Shalom, dann Aufheulen der vereinigten Staatsträger, hierauf Bundestags-Diskussion. Alles wegen eines Aufrufs gegen die Kriegstreiber, die es mit Syrien und dem Iran so treiben wollen wie letztes Jahr mit Libyen.

Die Sache lief gut an. Aber im Bundestag am letzten Donnerstag zeigte sich: alles nur Routine! Kaum Echo selbst bei den geilsten Blättern.

Schon dass die Fraktionen nur noch die niedrigsten aufzubieten hatten, die sonst nie zu Wort kommen, zeigte den Schwächegrad. Es lief wie in der Schule. Im Aufsatz mit dem Wörterdreh. Nach dem Idiotenschluss: Alter Käse stinkt. Mein Nachbar Karli stinkt. Also ist Karli aus altem Käse. Das Wort "Schießbefehl" musste für alles einstehen. Wo geschossen wird, gibt es einen, der befehligt. Mauer - alles klar... Zehn Mann - ein Güllenfass zur Truppenversorgung.

Das immer wieder, nach der Perversregel, dass das Rederecht nach Fraktionsstärke zugeteilt wird. Betäubendes Rasseln mit Stottereffekt. (Mit Ausnahme von Beck, GRUNE, der wenigstens die Rede von der Solidarität mit Assad als Unsinn erkannte,sonst allerdings erfreut mitnölte). Und über allem Sankt Bommarius, der den noch ärmeren Schelmen den Gedanken erst weitergereicht hatte. Die halbleere Kippe zum Fertigrauchen!

Das alles lief lustlos ab. Mit einigen Zusatzerfindungen- es kam ja nicht mehr drauf an. Heike Hänsel konnte gerade noch richtigstellen, was sie wirklich zur FARC und Kolumbien meinte. Wer hörte schon zu?




Das alles- wie Frau Homburger (Rest-FDP) es klar ausdrückte- in der Absicht, wenigstens die offensten Friedensvorkämpfer aus der Partei ausschließen zu lassen.

Echo - nachher: Null. Ganz anders als im letzten Jahr.

Das ist das Entscheidende. Die gewöhnlichen Leute, auch die politisch Interessierteren, haben die Drehorgel satt. Rumpel, Pumpel,R abäh... Sie wissen schon, worauf das Ganze hinauslaufen soll. Auf: Linke zahnlos - oder ganz raus!

Die Gefahr liegt in der Partei selbst. Die Oberen dort haben Angst um ihre Position im Parlament. Einige träumen sich vielleicht wirklich Schulter an Schulter mit der SPD. Und halten die Hand vor die Augen, wenn sie das Klarbild sich auftut: Auf zum Gefecht! Kein Wunder, dass dann von außen nur noch das Leisetreterische wahrgenommen wird. Bartschentum pur!

Die Lehre müsste gerade andersrum laufen. Über die Parteigrenzen hinweg noch stärker als bisher hin zu den Bewegungen, die in vielen Städten weit heftiger hervortreten als die LINKEN. Wenn man nur an eine Stadt wie Hamburg denkt: was war da überall los? Und wie sah am Ende das Wahlergebnis der Partei aus!

Ein konkretes Beispiel von eben. Die Firma Schlecker hat ihr verdientes Ende als Firma erreicht. Wer aber setzt sich ein - mit Warnposten, mit Flugblättern- für die vielen -vor allem Frauen- die jetzt wegrationalisiert werden sollen bei der Übernahme durch den nächsten Großladen? Und ganz konkret für die Beibehaltung der kleinen Geschäfte mitten in der Stadt- durch Genossenschaften? Durch kommunale Garantien?- die für viele Leute, die nicht gern das Auto anwerfen oder keins haben, oft die einzige und nächste Gelegenheit sind, schnell zu Haushaltsbedarf zu kommen. Wofür man keine riesige Vorratsdatei braucht zum Großeinkauf am Wochenende.

Nur ein Beispiel. Aber auch ein Aufruf. Die Sitze im Parlament fallen nicht denen zu, die sich wegducken. Sie werden erwünschtes Nebenprodukt für solche, die sich - wie viele LINKE es schon tun- sich noch aktiver einbringen in den alltäglichen Kampf. Den ganz offen Klassenkampf zu nennen wäre vielleicht der erste Schritt zu einem neuen Aufschwung.

George W. Bush ist kein Arschloch!

Mr. President, ich muss mich für meinen Bloggerkollegen Pantoffelpunk entschuldigen. Auch Ihre Landsleute von "Art of Resistance" übertreiben mit ihren Grafiken ein wenig bis erheblich. Ich selber werde anläßlich Ihres Besuches auch mal ein Fähnchen aufstellen. Ich habe noch ein paar und Dank der vielen Hundefreunde in meiner Stadt gibt es auch wieder viele Gelegenheiten.
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