Offenburg/ Strasbourg: Deutsche und französische Lokomotivführer- gleiche Probleme, gleicher Kampf
TGV im Stuttgarter Hauptbahnhof
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
recht herzlichen Dank für diese Solidarität und moralische Unterstützung. Wir können es tatsächlich gebrauchen!
Bemerkenswert ist auch die Position zu den Aktivitäten aus den Gewerkschaftslagern. Hier wird offensichtlich, dass die gewerkschaftliche Basis nicht nur anders denkt, sondern auch handelt.
Mit kollegialem Gruß
Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer
Geschäftsführender Vorstand
Claus Weselsky
stellvertretender Bundesvorsitzender
Arbeitskampf der Lokführer und die Gewerkschaftseinheit
Der aktuelle Arbeitskampf der Lokführer der Deutschen Bahn ist ein anschauliches Beispiel dafür, mit welchen Methoden der Ausverkauf von Gemeineigentum voran getrieben werden soll, wie sich die Justiz auf die Seite der Abzocker schlägt und mit ihren Einstweiligen Verfügungen das Koalitions- und Streikrecht direkt angreift und wie schnell „Arbeitgeber“vertreter daraus verallgemeinernde Schlüsse ziehen, um Streiks generell und weitestgehend zu verhindern.
Die Lokführergewerkschaft will einen Spartentarifvertrag und deutliche Lohnzuwächse durchsetzen. Die Forderung nach 31% Lohnerhöhung der GDL mag im ersten Moment überraschend hoch klingen. Doch: Angestellte Lokführer verdienen bei der deutschen
Bundesbahn im Monat maximal 2.150 Euro brutto. Die Zugbegleiter bekommen im Monat höchstens 1.885 Euro. Die Forderung der GDL beläuft sich also auf 645 Euro mehr für Lokführer und 565 Euro mehr für Zugbegleiter. Oder anders: Die Lokführer verlangen einen Monatslohn von 2.795 Euro, die Zugbegleiter von maximal 2.450 Euro. Und das nennt Herr Mehdorn eine "irrwitzige Forderung". Im Vergleich mit den meisten westeuropäischen Ländern sind deutsche Lokführer das Schlusslicht. Sieht man die jetzige Lohnforderung auf dem Hintergrund von 10 Jahren Lohnstagnation, dann schrumpft eine einmalige Erhöhung von 30 Prozent über zehn Jahre verteilt auf
2,7 Prozent jährlich – also durchaus angemessen. Als linke GewerkschafterInnen solidarisieren wir uns im konkreten Konflikt mit den KollegInnen der GDL. Ihre Forderungen sind mehr als gerechtfertigt und zeigen den richtigen Weg im Kampf gegen die immer krasseren Angriffe des Kapitals auf unser aller Lebensqualität. Wenn Gewerkschaftsführungen wie die von Transnet (ihr Chef Hansen unterstützt auch die Bahnprivatisierung) nicht bereit sind, die Interessen der Gewerkschaftsmitglieder und der Lohnabhängigen zu vertreten, sind diese die Spalter und nicht die, die sich gegen Lohnsenkungen wehren.
Wir stehen hinter den Forderungen der Lokführer nach Einkommensverbesserungen. Ziel sollte sein, für alle Beschäftigten notwendige Verbesserungen zu erzielen. Gewerkschaften laufen Gefahr, Mitgliedergruppen, die eher an der Peripherie stehen, nicht angemessen wahrzunehmen. Das kann auch qualifizierte Berufe betreffen. Doch gerade in Zeiten, in denen die Arbeitswelt sich ausdifferenziert, ist es ein Gebot authentischer gewerkschaftlicher Interessenwahrnehmung, sich auf die spezifische Lage, die unterschiedlichen Lebenslagen, Sorgen und Hoffnungen der einzelnen Beschäftigtengruppen einzulassen.
Aber die Angehörigen solcher Berufe sollten auch nicht vergessen, dass die eigene Qualifikation und die berufliche Kompetenz auch auf der täglichen Zuarbeit vieler anderer beruht. Das verpflichtet zu Solidarität. Man mag das als Moral abtun, sollte jedoch an den unverändert gültigen Satz erinnern: Die Gewerkschaft ist das Stärkste, was die Schwachen haben. Das Gerichtsurteil zum Streik ist ein massiver Angriff auf unser Streikrecht und auf unsere Gewerkschaften.
Wenn ein Arbeitskampf gerichtlich verboten wird mit dem Verweis auf „wirtschaftlichen Schaden, so kann damit jeder Streik verboten werden – schließlich findet ein Streik ja gerade deswegen statt, um Unternehmen am Geldbeutel zu treffen und höhere Löhne durchzusetzen. Hier sind alle Gewerkschaften gefordert, einen solchen Anschlag auf ein demokratisches Grundrecht gemeinsam
zurückzuweisen.
Auch wenn sich der Kampf v. a. um einen Tarifvertrag entzündet hat, besteht ein unmittelbarer Zusammenhang mit der nicht enden wollenden Privatisierungswelle öffentlichen Eigentums. Wir alle erleben und erleiden weltweit einen Raubzug angetrieben von der Gier nach mehr und immer schneller erzielbaren Profit. Es ist daher umso dringender, dass sich die gewerkschaftlich organisierten KollegInnen darüber bewusst werden, dass sie es sind, die den notwendigen Widerstand gegen die rücksichtslose Zerstörung des Gemeineigentums aufbauen müssen!
Foto: totitortelini
„Ich glaube, dass nunmehr der Zeitpunkt ist, dass der Deutsche Gewerkschaftsbund ein klares Wort zu diesem unglaublichen und unfassbaren Vorgang sagt. Alle Bemühungen des DGB und der Einzelgewerkschaften eine Trendwende herzustellen, um Menschen davon zu überzeugen, Mitglied einer DGB-Gewerkschaft zu werden, werden durch solch falsch verstandene Solidarität und der Verknüpfung mit politischen Prozessen im Eisenbahnwesen konterkariert. Ja, ich empfinde es sogar als absolut gewerkschaftsschädigendes Verhalten.“
Bahn-Streik - Aussichtslos kompromisslos
„Die Lokführergewerkschaft GDL droht für diese Woche wieder mit Streik - so, wie sie es vor zwei Monaten getan hat. Aber es gibt zwei wichtige Unterschiede zur Situation Anfang August. Der erste ist, dass die Gewerkschaft diesmal Ernst machen muss. Einen Streik light, mit dem für wenige Stunden ein paar S-Bahnen lahmgelegt werden, kann sich die GDL nicht leisten, ohne sich gegenüber ihren Mitgliedern unglaubwürdig zu machen. Der zweite Unterschied ist, dass die GDL heute kaum mehr auf Verständnis in der Bevölkerung zählen kann. Das aber ist bei einem Streik, mit dem die Infrastruktur eines Landes beeinträchtigt wird, eminent wichtig…“
Bahn angeblich auf Streiks vorbereitet
Beschäftigte der PIN Mail (PIN) haben sich anonymisiert, z.B. in der ARD - Fernsehsendung "Plusminus", über die skandalösen Arbeitsbedingungen bei der PIN geäußert. Angesichts des tatsächlichen Stundenverdienstes von 3,36 € in dem dargestellten Fall war dies auch mehr als berechtigt.
Die PIN unterstellt diese Äußerungen einem Betriebsratsmitglied und will ihn deshalb außerordentlich kündigen.
"Damit zeigt PIN einmal mehr ihr wahres Gesicht. Gegenüber der Öffentlichkeit wird stets die soziale Gesamtverantwortung propagiert, gegenüber den Beschäftigten jedoch eine unverantwortliche Lohndrückerei und Scheindemokratie praktiziert", sagte der für den Postbereich im Norden zuständige ver.di -- Landesfachbereichsleiter Wolfgang Abel.
In Hamburg liegt das Bezahlungsniveau der PIN mindestens 30 % unterhalb des maßgeblichen Flächentarifvertrages und mehr als 40 % unterhalb des Haustarifvertrages der Post. In Schleswig-Holstein liegt das Bezahlungsniveau um 70 % unterhalb des Flächentarifvertrages und mehr als 80 % unterhalb der Post.
"Angesichts dieses Lohndrückerniveaus sollten die Verursacher dieser sozialen Apartheit und nicht die Beschäftigten, die sich dagegen zu Recht wehren, gefeuert werden", betonte Abel weiter.
Dieser Vorgang belegt aber auch, dass der am 04.09.07 abgeschlossene Mindestlohntarifvertrag für die Postbranche mehr als berechtigt ist.
ver.di ruft alle Institutionen, aber vor allem die Kunden der PIN auf, gegen diese vordemokratische Verhaltensweise zu protestieren. In der Postbranche ist nicht nur ein fairer Wettbewerb, sondern auch eine faire Behandlung aller Beschäftigten unverzichtbar.
V.i.S.d.P.: Wolfgang Abel; ver.di Landesfachbereich Postdienste, Speditionen und Logistik
Protestbriefe bitte an folgende Adresse schreiben:
PIN Mail Hamburg
Regionalbereich Nord
Lederstraße 26
22525 Hamburg
Ebenso würde sich der Betriebsrat über eine Solidaritätsadresse bzw.
über die Übersendung einer Kopie des Anschreibens an den Arbeitgeber freuen.
Die Adresse des Betriebsrates lautet:
Betriebsrat der PIN Mail in Kiel
c/o Lothar Daniel
Albert Schweizer Str. 4
24119 Kiel
Liebe Kolleginnen und Kollegen,Continue reading "Solidaritätserklärung mit den Kolleginnen und Kollegen des Fahrpersonals der Bahn"
wir unterstützen Euren Kampf um höhere Löhne und solidarisieren uns mit Eurem Streik.
Wir verurteilen, wenn Gewerkschaftsführer Euren Streik torpedieren und die Bahnprivatisierung unterstützen.
Seit vielen Jahren ist die Gewerkschaftsbewegung in der Defensive und muss Reallohnverluste, Arbeitszeitverlängerung und den Abbau von sozialen Errungenschaften hinnehmen, weil gewerkschaftliche Kämpfe nicht hartnäckig als Erzwingungsstreiks geführt werden.
Wir wünschen Euch viel Erfolg, Stehvermögen und Durchsetzungskraft. Dies würde allen Gewerkschaftern den Rücken stärken und sich auf die nächsten Kämpfe positiv auswirken.
Wir verurteilen die Bahnprivatisierung wie auch die Angriffe auf das Streik- und Koalitionsrecht durch Bahnchef Mehdorn.
Nur wer kämpft kann gewinnen! Gemeinsam sind wir stark!
Auch DGB-Gewerkschafter haben allen Grund, den Tarifkampf der GDL zu unterstützen.
Ein Gespräch mit Thomas Trüten
Thomas Trüten ist Mitglied der IG-Metall-Vertrauensleutekörperleitung bei der Festo AG&Co KG in Esslingen und Mitinitiator des Solidaritätsaufrufs für die GDL
Sie sind einer der Initiatoren eines Solidaritätsaufrufs mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Was hat Sie und Ihre Kollegen dazu bewogen?
Wir finden es einfach völlig berechtigt, was das Fahrpersonal bei der Bahn fordert. In der Öffentlichkeit wird ja versucht, den Eindruck zu erwecken, daß es den Lokführern um Privilegien gehe. Doch wenn man sich deren Löhne betrachtet und noch dazu die Arbeitsbedingungen, dann ist dieser Vorwurf einfach ein Witz. Außerdem zeigt sich inzwischen, daß diese Tarifauseinandersetzung eine übergeordnete Bedeutung hat. Es geht ja mittlerweile um das Streikrecht an sich.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund wirft der GDL Spaltung vor, weil sie aus der Tarifgemeinschaft mit der Eisenbahnergewerkschaft Transnet ausgeschert ist. Das scheint Sie nicht zu überzeugen.
Ich meine, daß dieser Vorwurf auf die DGB-Spitze bzw. auf die Gewerkschaft Transnet zurückfällt. Die haben schließlich jahrelang mit der Konzernleitung der Deutschen Bahn AG gemeinsame Sache gemacht. Das hat dazu geführt, daß die Bedingungen für das Fahrpersonal immer schlechter wurden. Deswegen ist es das gute Recht der betroffenen Kollegen, die Sache jetzt selbst in die Hand zu nehmen. Wenn jetzt versucht wird, die GDL als Spalter zu denunzieren, dann kann ich das nicht nachvollziehen. Das heißt natürlich nicht, daß man nicht immer versuchen sollte, möglichst gemeinsam den Unternehmern gegenüberzutreten, weil man dann auch mehr erreichen kann.
Wie bewerten Sie den Versuch von Transnet, gemeinsam mit der Bahn einen Tarifabschluß für das Fahrpersonal mit allen Mitteln zu verhindern?
Transnet will natürlich um jeden Preis das Monopol auf Tarifverträge behalten. Denn wenn die Kollegen sehen, daß man mehr erreichen kann als mit dieser recht zahmen Truppe, würde ihr Einfluß noch weiter schwinden. Dazu kommt, daß Transnet den Börsenkurs der Konzernleitung unterstützt und ein Streik, der möglicherweise mit der Vereinbarung deutlicher Lohnerhöhungen endet, diese Pläne empfindlich stören könnte.
Inzwischen hat ein Arbeitsgericht der GDL zumindest in einem Bundesland verboten, zu Streiks aufzurufen. Begründet wurde dies auch mit fehlenden Verhältnismäßigkeit. Was bedeutet das für die Gewerkschaftsbewegung?
Das ist ein sehr kritischer Punkt. Wir haben ja in Deutschland kein Streikrecht als allgemeines Grundrecht wie in Frankreich. Das ist hier stark reglementiert, mit Friedenspflichten und der Beschränkung auf Tariffragen. Wenn es jetzt noch weiter eingeschränkt werden würde, durch Verbote oder hohe Regreßdrohungen, ist das ein politischer Angriff auf alle Gewerkschaften.
Die Initiative zur Unterstützung der GDL wurde am 24. Juli im Rahmen des Stuttgarter Metallertreffs gestartet. Wieviel Unterstützer gibt es inzwischen?
Bisher haben einige Dutzend Metaller aus der Region unterschrieben, darunter auch Betriebsräte beispielsweise von Daimler und Porsche und Ortsvorstandsmitglieder. Doch inzwischen haben wir auch Unterstützer aus anderen Bundesländern und aus anderen DGB-Gewerkschaften. Wir werden natürlich weitermachen und alles tun, damit die Solidarität mit den GDL-Kollegen auch in den DGB-Gewerkschaften eine breite Basis bekommt.