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40 Jahre Blutsonntag - Bloody Sunday

Am 30. Januar 1972 eröffneten britische Truppen das Feuer auf unbewaffnete und friedliche TeilnehmerInnen eines Friedensmarsches in Derry, Irland. Das mit dem Song "Sunday, Bloody Sunday" von U2 untermalte Video mit Fotografien und den Namen der 14 Getöteten erinnert an diesen Tag.

Die Erklärung der Familien der am Bloody Sunday Ermordeten und Verwundeten in deutscher Übersetzung:


Staatsbesuch der englischen Königin in Irland - Verfrüht und schwer zu ertragen

Das Foto zeigt ein Transparent mit der Forderung an die britische Regierung, die Aufklärung der Anschläge von Dublin und Monaghan nicht länger zu behindern. Das Transparent wurde heute von Sinn Fein am Haus ihres Dubliner Parteibüros im Stadtzentrum angebracht.

Foto: Sinn Fein / nordirland.info
Zum ersten Mal seit 100 Jahren wird ein englischer Monarch in der Republik Irland zu einem offiziellen Staatsbesuch empfangen.

Wenn die englische Königin am Dienstag, den 17. Mai 2011 ihren Staatsbesuch in Dublin beginnt, gedenken zeitgleich Familien der Opfer zweier terroristischer Anschläge in Dublin und Monaghan ihrer ermordeten Angehörigen. Am 17. Mai 1974 um 17.30 Uhr explodierte mitten in der Dubliner Innenstadt eine Autobombe und riss 26 Menschen in den Tod. 90 Minuten später explodierte eine zweite Bombe in der irischen Kleinstadt Monaghan und tötete weitere sieben Menschen. Es gilt als sicher, dass der britische Geheimdienst die beiden Anschläge steuerte. Die britische Regierung verweigert bis heute den Zugang zu Dokumenten in ihren Archiven, die die Hintergründe des Anschlags enthüllen könnten. Im Jahre 2008 forderte das irische Parlament in einer Resolution die britische Regierung auf, diese Informationen nicht länger zurückzuhalten. Bisher ergebnislos.

Abgeordnete der irischen Linkspartei Sinn Féin brachten deshalb einen Antrag in das irische Parlament, den Dáil, ein, mit dem sie den Regierungschef verpflichten will, dieses Thema bei der Zusammenkunft mit der englischen Königin und dem britischen Premierminister David Cameron zu adressieren. Der Antrag wird vom irischen Parlament zeitgleich zum Besuch der englischen Königin diskutiert.

Während die Queen in Dublin den "Garden of Remembrance" besucht, wird Sinn Féin 1000 schwarze Luftballons an vier historischen Punkten Dublins aufsteigen lassen, um an "Großbritanniens brutale und blutige Einmischung in irische Angelegenheiten" zu erinnern. Der "Garten der Erinnerung" erinnert an den irischen Osteraufstand von 1916, den die britische Armee gewaltsam niedergeschlagen hatte. Er ist all denen gewidmet, die im irischen Freiheitskampf starben.

Auch Croke Park ist offiziell bestätigter Teil des Besuchsprogramms von Queen Elisabeth. Croke Park ist das berühmte Dubliner Stadion des Gälischen Sportverbandes (GAA) für die irischen Sportarten Gaelic Football, Hurling und Camogie. Im Jahre 1920 ließ das britische Militär während eines gälischen Fußballspiels Panzer im Stadion auffahren und in die unbewaffnete Menge schießen. Der Terrorakt war Teil der brutalen Gewalt, mit der England auf die Unabhängigkeitsbestrebungen Irlands reagierte.

"Elisabeth Windsor behauptet immer noch, Monarch eines Teils unseres Landes zu sein"
, schreibt Sinn Féin in einer Presseerklärung zum königlichen Staatsbesuch und bezieht sich damit auf Nordirland. Diesen für Großbritannien ehemals wirtschaftlich und militärisch wichtigen nordöstlichen Zipfel Irlands hatte die britische Regierung 1922 per Gesetz von Irland abgespalten und dem "Vereinigten Königreich" eingegliedert, dessen Herrscher der jeweilige englische Monarch ist.

Über Jahrzehnte hinweg wurde die irische Bevölkerung in Nordirland gewaltsam unterdrückt, auch unter Elisabeth II: "In den 60 Jahren der Regentschaft von Elisabeth Windsor wurden etwa 400 Menschen in Irland durch die Streitkräfte getötet, deren oberster Chef sie ist - diese Zahl enthält nicht die vielen Irinnen und Iren, die durch die Zusammenarbeit ihrer Streitkräfte mit loyalistischen (pro-britisch, loyal zum englischen Monarchen) Todesschwadronen ums Leben kamen", heißt es weiter bei Sinn Féin.

Zwar existiert mit dem Karfreitags-Abkommen von 1998 eine Grundlage für eine friedliche und demokratische Lösung des britisch-irischen Konflikts, aber normale Beziehungen kann es aus irisch-republikanischer Sicht erst nach einer Überwindung der erzwungenen Teilung Irlands geben. Der Staatsbesuch sei deshalb "verfrüht und für viele Iren schwer zu ertragen". Sinn Fein hat deshalb parallel zum Besuch der Königin Protestaktionen organisiert. Kleinere linke Organisationen haben ebenfalls Proteste angekündigt.

"Ich möchte ein echtes, inhaltliches, neues und besseres Verhältnis zwischen den Völkern Irlands und Großbritanniens sehen - ein Verhältnis, das sich auf Gleichberechtigung und gegenseitigen Respekt gründet. Wir Republikaner haben an vorderster Front daran gearbeitet und werden das auch weiterhin tun. Der Besuch der englischen Königin ist eine einzigartige Gelegenheit für das britische Establishment, uns deutlich zu machen, dass dies auch ihre Intension ist. In diesem Falle wäre dies ein Grund für erhebliche Freude, nicht nur für ihre Majestät, sondern für uns alle", schreibt der Sinn Féin Präsident und Abgeordnete des irischen Parlaments Gerry Adams am 14. Mai 2011 in der Zeitung Irish Examiner. Seine Partei sieht die jüngsten Wahlerfolge in der Republik Irland und in Nordirland als weiteren Schritt in Richtung ihres Ziels, eines vereinigten Irlands und einer neuen, egalitären und pluralistischen Republik, mit der sie das Erbe britischer Kolonialpolitik in Irland endgültig überwinden wollen.

Quelle: nordirland.info

Revolution an der Tanzbar: The Cranberries, “Zombie”

Heute vor 95 Jahren begann der Osteraufstand in Irland. Dieses Ereignis und seine Folgen fand auch in der irischen Musik und Literatur seinen Niederschlag.

It–™s the same old theme since 1916
In your head,
In your head they–™re still fightin–™
With their tanks and their bombs
And their bombs and their guns
In your head they are dyin–™

–“ The Cranberries, “Zombie–

30. Jahrestag der Hungerstreiks der irisch republikanischen Gefangenen: Unbowed - Unbroken

1921 erzwang Großbritannien gegen den in einer demokratischen Wahl dokumentierten Willen von über 70% der gesamten Bevölkerung Irlands die Teilung der Insel. Im Jahre 1972, also 50 Jahre später, herrschte die Unionist Party (UP) immer noch ununterbrochen über den nordöstlichen Zipfel Irlands, dem sie ein Apartheidsystem aufgezwungen hatte, dessen Hauptziel anti-irische und anti-katholische Diskriminierung in allen Lebensbereichen war, egal ob es um Fragen des Wahlrechts, der Arbeitssuche oder der Zuteilung von Wohnraum ging. Im Jahr 1967 entstand im Zuge der weltweiten Emanzipationsbewegung auch in Nordirland eine Bürgerrechtsbewegung, The Northern Ireland Civil Rights Movement (NICRA). Ihre Hauptthemen waren gleiche Rechte, faire Wahlen und menschenwürdige Wohnungen. Die Antwort des Staates und radikaler Unionisten (später Loyalisten genannt) ließ nicht lange auf sich warten. Am 5. Oktober 1968 konnten Fernsehzuschauer weltweit einen ersten Eindruck von dem repressiven System bekommen. Friedlich demonstrierende Bürgerrechtler wurden von RUC-Polizisten eingekesselt und attackiert, die selbst vor bewußtlosen Verletzten nicht Halt machten. Die Versuche des NICRA, Nordirland mit friedlichen Mitteln zu reformieren, erstickten in den Belfaster Pogromen im August 1969. Innerhalb weniger Tage brannten Loyalisten unter den Augen der RUC Hunderte von Häusern Belfaster Katholiken nieder, und der größte Flüchtlingsstrom in Westeuropa seit dem 2. Weltkrieg setzte sich Richtung Republik Irland in Bewegung. In diesen Tagen wurde die im Osteraufstand 1916 enstandene IRA, die ihre Waffen Anfang der 60er Jahre entsorgt hatte, mit dem Namen Provisional IRA neu ins Leben gerufen.

Als die Republik Irland drohte, ihre kleine Armee in Nordirland einzusetzen, wurde im August 1969 die britische Armee zum "Schutz" der katholischen Bevölkerung entsandt. Mit dem Massaker, das britische Fallschirmjäger 1972 unter Zivilisten an Bloody Sunday in Derry anrichteten, verlor die britische Armee endgültig das letzte Vertrauen der zu schützenden Bevölkerung. Terror gegen die Zivilbevölkerung, Internierungen ohne Gerichtsverfahren, Folterzentren und Schnellgerichte waren Methoden der bewussten Militarisierung des Konfliktes durch die Briten, die jahrzehntelang den politischen Kampf um Gleichberechtigung verhinderten. Nach vorsichtigen Schätzungen haben allein irisch republikanische Gefangene während der 30 Jahre des militärischen Konflikts über 100.000 Jahre Internierung und Haft abgesessen.

Weltweite Solidarität gegen die Kriminalisierungspolitik von Margaret Thatcher

1981 konnte erstmalig wieder eine Massenbewegung mobilisiert werden - diesmal für den Kampf der republikanischen Gefangenen im Gefängnis Long-Kesh gegen die drohende Abschaffung des politischen Status, gegen ihre Kriminalisierung und gegen die unglaubliche Brutalität, die die britische Regierung auch hier gegen den Protest einsetzte. Am Ende dieser Auseinandersetzung um den politischen Status waren zehn republikanische Gefangene tot und die Kriminalisierungspolitik von Margaret Thatcher weltweit diskrediert.


Anlässlich der 25. Todestage der zehn Iren Bobby Sands, Francis Hughes, Patsy O–™Hara, Raymond McCreesh, Joe McDonnell, Martin Hurson, Kevin Lynch, Kieran Doherty, Tom McElwee und Michael Devine, die 1981 im nordirischen Gefängnis Long Kesh im Hungerstreik starben, fand 2006 eine Veranstaltung anlässlich der Vorstellung des Buchs "Hunger Strike: Reflections on the 1981 Republican Hunger Strike" von Danny Morrison statt.

Barry Curran hat daraus den Film "Unbowed - Unbroken" gemacht.

Die Veranstaltung mit den beiden Hauptrednern Pat Sheehan und Danny Morrison ist der Ausgangspunkt des Films. Pat Sheehan hat selbst am Hungerstreik teilgenommen. Er war über 50 Tage im Hungerstreik , bevor dieser am 3. Oktober 1981 beendet wurde. Danny Morrison war einer der Hauptkontakte zu den Gefangenen von aussen. Er war Herausgeber der irisch-republikanischen Zeitung An Phoblacht und Mitglied der Sinn Féin Führung.

Der Film zeigt immer wieder Ausschnitte aus der Veranstaltung, angereichert um Interviews mit Pat Sheehan, Danny Morrison und Brendan (Bik) Mc Farlane, dem ehemaligen OC (Kommandeur) der irisch-republikanischen Gefangenen. Eindrücke der zentralen Demonstration anlässlich der 25. Jahrestage der Hungerstreiks in Belfast am 13. August 2006 ergänzen die Interviews. An der Demonstration nahmen über 30.000 Menschen teil. Sie fand in unseren Medien keine Beachtung.

Wer sich für die politische Bedeutung der 1981er Hungerstreiks interessiert, bekommt in diesem Film Informationen und Reflektionen zur damaligen Zeit aus erster Hand.



Text: info-nordirland.de

Revolution an der Tanzbar: Sunday, Bloody Sunday

Am 30. Januar 1972 eröffneten britische Truppen das Feuer auf unbewaffnete und friedliche TeilnehmerInnen eines Friedensmarsches in Derry, Irland. Das mit dem Song "Sunday, Bloody Sunday" von U2 untermalte Video mit Fotografien und den Namen der 14 Getöteten erinnert an diesen Tag.

Die Erklärung der Familien der am Bloody Sunday Ermordeten und Verwundeten in deutscher Übersetzung:


Anmerkungen zu den Wahlergebnissen der britischen Unterhauswahlen in Nordirland

Nordirland und der nordirische Konfliktlösungsprozess sind weitgehend aus unseren Medien verschwunden und tauchen nur noch sporadisch auf. Durch Berichte über vereinzelte Anschlägen republikanischer Dissidenten, die den Friedensprozess ablehnen, oder durch die jüngsten Skandale im privaten Umfeld des Peter Robinson, des First Minister der Regionalregierung. Auch die Versuche einiger Medien, den Missbrauchsverdacht gegen den Bruder des Sinn Fein Präsidenten Gerry Adams zu benutzen, um Gerry Adams politisch demontieren zu wollen, wurden hier berichtet.

Die Wahlen zum britischen Unterhaus vom 6. Mai 2010 sind die ersten Wahlen seit der Bildung der nordirischen Regionalregierung im Mai 2007. Diese Regierung, die gemeinsam von der pro-britischen DUP und der irisch-republikanischen Partei Sinn Fein geführt wird, spielt eine wichtige Rolle im Friedensprozess:

"In Nordirland steht jedoch nicht eine x-beliebige Regierungsbildung an. Nordirland befindet sich in einem Prozess der Konfliktlösung, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Die gemeinsame Regionalregierung ist ein gewichtiger Schritt in Richtung nationale Versöhnung mit der pro-britischen Bevölkerungsgruppe, die über Jahrhunderte von den herrschenden Parteien, britischen Regierungsvertretern, Unionisten und Oranierorden gegen alles Irische und Katholische aufgehetzt wurde." (aus der Stellungnahme der deutschen Irlandsolidarität, Mai 2007)

Die Wahlen vom letzten Donnerstag waren deshalb ein Seismograph, wie die Menschen diesen Prozess sehen und für ihr Vertrauen in die ihn tragenden Parteien. Ihr Ergebnis reflektiert die Stabilität des Konfliktlösungsprozesses.

Quelle: NordIrland Info

Sinn Fein wurde mit 25,5% der Stimmen zur stärksten Partei in Nordirland, ein unglaublicher Erfolg für die irisch-republikanische Partei, die der Motor des Konfliktlösungsprozesses ist. Sie stellt fünf Abgeordnete, die ihre Plätze im britischen Unterhaus allerdings nicht einnehmen. Als irische Republikaner streben sie ein wiedervereintes Irland an und lehnen jede Einflussnahme der britischen Regierung auf irische Angelegenheiten ab. Als Republikaner lehnen sie es ausserdem ab, Loyalität zur britischen Krone zu geloben, ein Schwur, den jeder Abgeordnete ablegen muss.

Die nordirische sozialdemokratische Partei SDLP musste leichte Verluste hinnehmen, konnte ihre drei Abgeordneten jedoch halten. In Süd Belfast wurde dies dadurch abgesichert, dass Alex Maskey von Sinn Fein auf seine Kandidatur verzichtete.

Fermanagh & South Tyrone ist einer der am stärksten umkämpften Bezirke. Sinn Feins Michelle Gildernew hat zum dritten Mal in Folge den Sitz gewonnen, diesmal allerdings unter widrigsten Umständen. Die beiden grösseren unionistischen Parteien DUP und UCUNF (früher UUP) hatten sich auf einen gemeinsamen Kandidaten geeinigt, um einem pro-britischen Abgeordneten den Sieg zu ermöglichen. Die SDLP weigerte sich, Michelle Gildernew zu unterstützen und trat mit einem eigenen aussichtslosen Kandidaten an. Drei Zählungen brauchte es, bis endlich der Sieg von Michelle Gildernew trotzdem feststand. Vier Stimmen Vorsprung trennte sie vom pro-britischen Kandidiaten.

Für Republikaner hat der Sieg in diesem Bezirk noch eine ganz eigene historische Bedeutung. Im Jahre 1981 gewann Bobby Sands sensationell , während er den Hungerstreik für die Anerkennung republikanischer Häftlinge als politische Gefangene anführte. Zehn Männer starben in diesem Hungerstreik, unter ihnen auch der Abgeordnete Bobby Sands. Sein Wahlsieg war der Auftakt für die Wandlung der irisch-republikanischen Bewegung in eine Massenbewegung. Als ob es dieser besonderen Betonung bedürfe fand die diesjährige Wahl nur einen Tag nach Bobby Sands Todestag statt.

Im unionistischen Lager zeigte die Wahl, dass Probleme und Verschiebungen bei den unionistischen Parteien nicht mehr automatisch deren radikale Aussenposten stärkt. Die Wähler in Ostbelfast straften beispielsweise den First Minister Peter Robinson für die Skandale der jüngsten Vergangenheit ab, die Wähler wanderten aber nicht in ein protestantisches Hardliner-Lager, sondern gaben ihre Stimme der gemässigt-unionistischen Alliance Partei und ihrer Vertreterin Naomi Long. So war "die eigentliche Sensation der Wahl die Niederlage zweier unionistischer Projekte", wie Brian Feeny in seiner Wahlanalyse für die Irish News am 10. Mai schreibt. Die Traditional Unionist Voice (TUV) , eine Abspaltung der DUP, bleibt unter 4% und damit bedeutungslos. Die Ulster Conservative and Unionist - New Force (UCUNF), die Verbindung der ehemals allmächtigen UUP mit den britischen Konservativen, kam nicht einmal auf einen Sitz. "New Farce" ist ihr neuer Spitzname. Die einzige verbleibende Abgeordnete der UUP, Sivia Hernon, war aus Protest gegen die Verbindung mit den britischen Konservativen als Unabhängige angetreten.

Quelle: Uschi Grandel / NordIrland Solidarität
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