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Was mir heute wichtig erscheint #177

Wegtreten: Das Frei­bur­ger Bil­dungs­streik­bünd­nis ruft zu einer lan­des­wei­ten De­mons­tra­ti­on in Frei­burg am 23. Ja­nu­ar 2010 um 15:00 Uhr ab dem Platz der Alten Syn­ago­ge gegen die Ko­ope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung zwi­schen dem Kul­tus­mi­nis­te­ri­um und der Bun­des­wehr auf. Am 04. De­zember 2009 un­ter­zeich­ne­ten das Kul­tus­mi­nis­te­ri­um Ba­den-–‹Würt­tem­berg und die Bun­des­wehr eine Ko­ope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung, um die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen Schu­len und Ju­gend­of­fi­zie­ren zu in­ten­si­vie­ren. Dabei sol­len be­son­ders im Rah­men der po­li­ti­schen Bil­dung The­men wie in­ne­re und äu­ße­re Si­cher­heit und „na­tio­na­le In­ter­es­sen“ stär­ker in den Fokus ge­rückt wer­den. Mit der Grün­dung der„In­sti­tu­ti­on“ Ju­gend­of­fi­zier 1958 hat­ten diese zur Auf­ga­be die Re­mi­li­ta­ri­sie­rung Deutsch­lands zu recht­fer­ti­gen, heute sol­len sie unter An­de­rem die Not­wen­dig­keit von Bun­des­wehr­ein­sät­zen (be­son­ders den Af­gha­nis­ta­n­ein­satz) le­gi­ti­mie­ren. (Via) Siehe auch:  Baden - Württemberg: Fortschreitende Militarisierung des Schulunterichts im Zeichen der Krise und Jonna Schürkes im IMI-Standpunkt 2009/067

Korrektur:
Seit Jahresanfang werden Einkommensdaten von 40 Millionen Beschäftigten monatlich mit einem 41-seitigen Fragebogen erfasst und in der zentralen Datenbank Elena gespeichert. Begründung: Mit den Daten kann ab 2012 das Arbeitslosengeld I, Elterngeld und Wohngeld mit weniger Aufwand berechnet werden. Das Arbeitsministerium hat nach massiver Kritik von Datenschützern und Gewerkschaftern jetzt angekündigt, den Fragebogen zu überarbeiten. Ursprünglich sollte auch erfasst werden, ob der Arbeitnehmer an einem Streik teilgenommen hat. Jetzt sollen  die Angaben über Fehlzeiten  so zusammengefasst werden, dass eine direkte Zuordnung der Streiktage nicht mehr möglich ist. Wer's glaubt: "Die Betroffenen, deren Daten gespeichert werden, haben nach derzeitiger Rechtslage weder das Recht auf Widerspruch gegen die Speicherung noch auf Dateneinsicht - Letzteres vorerst bis 2012." War klar. Denn: "Im ELENA-Verfahren besteht ab 2010 für den Teilnehmer ein Anspruch auf Auskunft über die zu seiner Person gespeicherten Daten. Eine Auskunft ist vor 2012 aber nicht realisierbar, da der Abruf durch die abrufenden Stellen erst ab 2012 möglich ist." ("Elena für Teilnehmer", via fefe)

Verbrecher: "Im September 2009 erschien die erste Auflage des vom Publizisten Hermann G. Abmayr herausgegebenen und verlegten Buches »Stuttgarter NS-Täter. Vom Mitläufer bis zum Massenmörder«. Dreißig Autoren stellen darin die Biographien von 45 Nazigrößen vor, die aus der Landeshauptstadt stammten und/oder dort wirkten. Der Band wurde mit großem Interesse über die Region hinaus aufgenommen, innerhalb eines Monats war die erste Auflage von 2500 Exemplaren vergriffen und die zweite in Druck gegeben worden. Doch das Buch stieß auf Widerstand. (...)" Schwäbische Verbrecher, Ein Sammelband zu Stuttgarter Nazitätern

Massenkontrolle: "In Wuppertal regt sich Widerstand gegen die Beteiligung der Universität am EU-Überwachungsprojekt INDECT. Auch das Bundeskriminalamt forscht mit: Unter dem Titel Intelligentes Informationssystem zur Unterstützung von Überwachung, Suche und Erkennung für die Sicherheit der Bürger im städtischen Raum basteln europäische Polizeien gemeinsam mit Unternehmen und Hochschulen am fünfjährigen Projekt INDECT. Im Konsortium mit Partnern aus 10 Ländern dominieren Firmen mit Überwachungstechnik aus Deutschland und Österreich. INDECT ist eines von 45 Projekten des "Europäischen Sicherheitsforschungsprogramms".(...)"  (weiter auf heise.de)

Blasphemie: "Eine Gruppe irischer Atheisten hat dem zum 1. Januar 2010 inkraftgetretenen neuen irischen Blasphemiegesetz den Kampf angesagt. Sie haben auf einer inländisch gehosteten Website 25 deutlichst relgionskritische Zitate publiziert und angekündigt, dass sie jede Sanktion gemäß der Gesetzesnovelle vor den Gerichten öffentlichkeitswirksam anfechten wollen. Das exorbitante maximale Strafmaß von bis zu 25.000 Euro für Verstöße gegen das in Europa beispiellose irische “Blasphemiegesetz– hatte bereits bei seiner parlamentarischen Verabschiedung im Sommer 2009 europaweit für Aufsehen und Kritik gesorgt. Die areligiösen Bürger Irlands wollen nun erreichen, dass diese Sonderstellung der christlichen Tradition abgebaut und eine klar weltliche Verfassung in Europas westlichstem Staat etabliert wird. (...)" Weiter bei "Die Natur des Zweifels"

Infoveranstaltungen: Zum für den 13. Februar in Dresden geplanten Nazigroßaufmarsch und den Gegenprotesten gibt es Infoveranstaltungen in Frankfurt/Main, Dresden, Freiburg und Zittau.

Kriegsbeteiligung: Auch der Jemen soll am deutschen Wesen genesen: "Während Washington Spezialkräfte in das Land entsendet und Bombenangriffe der jemenitischen Streitkräfte dirigiert, bemüht sich Berlin um den Ausbau der Küstenwache und trainiert die Polizei. Die Zusammenarbeit mit den Repressionsapparaten des Jemen hat strategischen Charakter und wurde letztes Jahr intensiviert, als die Vereinigten Staaten damit begannen, ihre "Anti-Terror"-Maßnahmen im südlichsten Staat der Arabischen Halbinsel zu verstärken. (...)" German Foreign Policy via Mein Politikblog

Traditionspflege: Am 2.1.2010 wurde im Leipziger Süden einer alten Tradition gefrönt - mehrere hundert Menschen trafen sich zur Schneeballschlacht am Connewitzer Kreuz. Zu diesem spontanen Stelldichein kommt es Jahr für Jahr wenn der erste schneeballtaugliche Schnee gefallen ist. Einige Berichte auf IndyMedia

Rückgang: Die Zahl der Ausbildungsverträge sank 2009 bundesweit um 8,2 Prozent, in Ostdeutschland sogar um 13 Prozent. Die IG Metall befürchtet, dass 2010 die Zahl der Ausbildungsverträge noch einmal um mindestens zehn Prozent zurückgeht.

Heute: Bildungsstreik in Stuttgart und der "Aufstand der Anständigen" in Esslingen

Heute lassen sich in Stuttgart wie in vielen anderen Städten in Deutschland hoffentlich nur wenige Schüler und Studenten von ihren RektorInnen knicken und gehen trotzdem auf die Kundgebung anlässlich der Bildungsstreiks ab 10:00 auf die Lautenschlager Strasse in Stuttgart!

Es wurde von ver.di angekündigt, dass  auch zahlreiche KollegInnen aus den Kita und Einzelhandelsstreiks zu den Aktionen der SchülerInnen und StudentInnen hinzukommen werden.

In Esslingen gibt es von der IG Metall anschließend noch einen  "Aufstand der Anständigen:

"Die Krise sollte mit dem 480 Milliarden-Paket für die Banken von der Realwirtschaft abgewendet werden.

Seit sechs Monaten trifft die Krise wie ein Tsunami die meisten Betriebe im Landkreis Esslingen. Wenn bundesweit das Wachstum minus 6 % beträgt, bedeutet es für Esslingen das Vierfache. Unser Landkreis ist mit am härtesten betroffen, da wir eine hohe Industriedichte haben, in vielen Produktbereichen weltweit Spitze sind und deshalb von den Exporteinbrüchen besonders betroffen werden.(...)" (Aus dem Aufruf)

Die Demonstration wird um 14 Uhr bei der Fa. Index in Oberesslingen starten, die Kundgebung ist ab 15 Uhr auf dem Hafenmarkt geplant.

Mit Bildern von beiden Aktionen ist hier ab den Abendstunden zu rechnen.

Interview mit einer Vertreterin des Bildungsstreikbündnisses Stuttgart

Gestützt auf die Erfolge des Schülerstreiks im letzten Herbst hat sich in Stuttgart ein Bündnis von Gewerkschaftlern, Studenten, Schülern, Auszubildenden in Betrieben und Berufsschülern gegründet um durch eine bundesweite Aktionswoche auf die Missstände des Bildungssystems aufmerksam zu machen.

Wir dokumentieren ein Interview des Freien Radio Stuttgart mit einer Vertreterin des Bündnisses über Hintergründe, Forderungen und die geplanten Aktivitäten des Bildungsstreikes 2009.

Das Interview gibt es hier auch als Radiobeitrag:

bildungsstreikJUNI2009.mp3

FRS: Kannst du kurz das Bündnis vorstellen und sagen wie es zu dieser Zusammensetzung kam?
Wir sind ein Bündnis, bestehend aus Schüler, Studenten, Azubis und Gewerkschafter, die sich unter dem Motto „Bildungsblockaden einreißen“ zusammengefunden hat.

Uns haben die bereits angesprochenen Schülerstreiks im letzten Jahr, bei denen im ganzen Bundesgebiet über 100 000 Menschen auf der Straße waren, gezeigt, dass es wichtig ist die Proteste auszuweiten und die Probleme die existieren nicht vereinzelt zu betrachten. Schließlich sind nicht nur Schüler, oder eben nicht nur Studenten von den Maßnahmen der Politik betroffen. Der gesamte Komplex von Bildungsinstituten, wie Schulen und Universitäten sind betroffen, d.h. Es sind alle die in den Institutionen arbeiten, seien es Lehrende, Lernende und Angestellte, von den Maßnahmen abhängig und betroffen und müssen als Gesamtes gesehen werden. Unser Bündnis und die Aktionswoche sollen die scheinbaren Einzelinteressen miteinander verbinden und in einen größeren Rahmen setzen, um die Bezüge und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen.

FRS: Wo liegen denn eurer Meinung nach die Probleme? Also was versteht ihr unter Bildungsblockaden?
Wie angesprochen unterscheiden sich die Probleme von Schülern, Studenten, Azubis und Arbeitnehmern im konkreten voneinander und können nicht pauschal abgehandelt werden. Die Tendenz ist aber in allen Bereich die selbe.
Neben der Tatsache, dass sich der Leistungsdruck in den Schulen und Universitäten ständig erhöht muss ein Großteil der Studenten neben dem Studium arbeiten, um sich überhaupt finanzieren zu können, Schüler haben in überfüllten Klassenräumen mit überforderten und frustrierten Lehrern 40 Stunden in der Woche Frontalunterricht und Auszubildende sind mit der Situation konfrontiert –“ wenn sie denn mal eine Firma gefunden haben, die noch in der Lage ist sie auszubilden –“ dass sie nur in den seltensten Fällen übernommen werden. Also ganz allgemein gesagt erhöht sich in allen Bereichen der Leistungsdruck. Dadurch entsteht Konkurrenzdenken und jeder versucht für sich selbst ohne Rücksicht auf die anderen das Beste rauszuholen. Dass mit einem solchen Denken niemandem geholfen ist, sollte klar sein. Die einzigen die davon profitieren sind die, die Sozialabbau betreiben, Löhne senken, den Leistungsdruck stetig erhöhen und kein Interesse daran haben, dass wir uns für unsere gemeinsamen Interessen zusammenschließen.

Uns war es wichtig auch Auszubildende in unserem Bündnis mit aufzunehmen und deren Situation zu thematisieren, denn gerade die Arbeitssituation der meisten Auszubildenden (aber auch der bereits Ausgebildeten, bzw. sogenannten Ungelernten) verschärft sich schon seit Jahren zunehmend: Durch wachsende Arbeitslosenzahlen kann die Situation auf dem Arbeitsmarkt zunehmend verschärft werden, ohne dass sich großer Widerstand regt: Beispiele hierfür sind der angesprochene Sozialabbau, Lohnkürzungen, Arbeitszeitverlängerung und kaum Lehrstellen. Wenn sich die ArbeiterInnen dann wehren und auf die Straße gehen sind sie damit konfrontiert, dass sie gekündigt werden und ihnen damit ihre Lebensgrundlage entzogen wird.
Wir denken, dass es notwendig ist diese Problematik mit in unsere Forderungen aufzunehmen. Schließlich versuchen wir ja mit dem Bündnis die verschiedenen Problematiken und Interessen in einen größeren Kontext zu stellen. Darüber hinaus ist es ja wie eben aufgezeigt für ArbeitnehmerInnen weitaus schwieriger ihren Protest auf die Straße zu tragen als für Studenten oder Schüler und macht die Notwendigkeit deutlich sie in diesem Vorhaben zu unterstützen.

FRS: Kannst du noch kurz was zu der Situation von Schülern und Studenten sagen?
In Schulen findet schon früh durch das dreigliedrige Schulsystem eine soziale Selektion statt. Auch wenn Politiker immer wieder behaupten, dass jeder und jede die Chance hat die höchstmögliche Bildung zu erhalten, stellt es sich in der Realität anders dar: Gymnasiasten kommen eher aus sozial besser gestellten Familien, während Realschüler und Hauptschüler eher aus aus sozial benachteiligten Familien kommen. Darüber hinaus steigt durch die Verkürzung der Schulzeit, durch
die kaum vorhandene Aussicht auf einen Job nach der Schulzeit der Leistungsdruck, wie auch das Konkurrenzdenken.

In den Universitäten stellt sich das ähnlich dar. StudentInnen müssen durch die Einführung der Studiengebühren arbeiten um sich zu finanzieren, durch die Umstellung des Studiums auf den Bachelor und Master verkürzt sich die Studienzeit, der Leistungsdruck wird erhöht und die Inhalte gehen verloren.

Von Beginn an wird versucht die Bildung darauf auszurichten später für die Wirtschaft verwertbar zu sein. Bildung wird kommerzialisiert und Wissen wird nur zur Verwertung und zur Herstellung von Reichtum von anderen angeboten –“ das zeigt sich nicht zuletzt an der faktischen Abschaffung von geisteswissenschaftlichen Fakultäten oder an der Fächerauswahl in Schulen.
Das sind alles Auswirkungen des sogenannten Bologna Prozesses, die auch in diesem Kontext gesehen werden müssen.
Ohne zu theoretisch zu werden müssen wir uns doch immer fragen welche Funktion Bildung hat und wem das momentane Bildungssystem denn eigentlich nutzt. Wir müssen uns klar machen, dass sowohl in Schulen als auch in Universitäten Meinungsbildung betrieben wird, um die herrschende Meinung zu reproduzieren –“ das spiegelt sich in den Lehrbüchern wider, in den Lehrplänen und zeigt sich in der enormen Hetze, mit der jegliche fortschrittliche Bewegung und alternative Option überzogen wird.
Dieser Meinungsbildung wollen wir unseren Protest entgegensetzen und zeigen, dass wir mehr sind als verwertbare Objekte und dass wir uns unser Recht auf freie Bildung nehmen und erkämpfen werden.

FRS: Was wollt ihr mit dem Streik erreichen?
Wir wollen mit dem gemeinsamen Streik von SchülerInnen, StudentInnen, Auszubildenden und ArbeitnehmerInnen in der Protestwoche zeigen, dass so wie es momentan ist für uns nicht mehr hinnehmbar ist. Es geht uns nicht darum für eine Woche zu schwänzen oder einfach nur so auf die Straße zu gehen, dass wir auf der Straße waren. Sowohl als Student, als auch als Schüler –“ als Arbeitnehmer ja sowieso –“ sind wir mittlerweile mit einer Situation konfrontiert, die uns keinerlei Freiräume mehr lässt. Wir wollen durch den Streik einerseits Aufmerksamkeit erregen und über unsere Situation informieren und andererseits auf die Politik und die scheinheiligen Parlamentarier –“ die einem ja gerne das Blaue vom Himmel versprechen –“ Druck ausüben.
Dafür findet bundesweit vom 15. bis 19. Juni eine Aktionswoche unter dem Motto „Bildungsblockaden einreißen“ .

FRS: Was ist denn konkret geplant?

Bereits im Vorfeld der Aktionswoche wird es verschiedene Aktionen geben. So wird es unter anderem eine Pressekonferenz geben und kleinere Aktionen gegen Bildungsblockaden. Am 10. Juni gibt es dann eine Infoveranstaltung zum Thema Bildungsstreik, bei denen VertreterInnen der Schüler, Studenten, Auszubildende und Lehrende zu Wort kommen werden und die Frage der Funktion von Bildung diskutiert werden soll.

In der Aktionswoche selbst wird es dann am Montag, den 15. Juni und am Dienstag, den 16. Juni in den verschiedenen Bereichen Aktionen und Veranstaltungen geben, die auf die Hintergründe des Streiks und der Aktionswoche eingehen werden, sowie dazu aufgerufen wird am Mittwoch, den 17. Juni gemeinsam gegen die Bildungsblockaden auf die Straße zu gehen und zu streiken. Nach dem Streik am Mittwoch gibt es dann noch ein Fest.
Am Donnerstag, also dem 18. Juni, findet der sog. „Tag des zivilen Ungehorsams“ statt, wo es verschiedene Aktionen rund um die Thematik Bildung geben wird. Am Freitag ist dann ein größeres Fest geplant mit anschließendem Konzert.

An den Universitäten in Stuttgart und Hohenheim wird es verschiedene Aktionen geben. So wird es sowohl in Hohenheim als auch in Stuttgart ein Alternativprogramm zur normalen Universität geben.

Das alles kann man auch nachlesen auf unserer Homepage unter: www.bildungsstreik2009.de/stuttgart

Bildung geht uns alle an! Beteiligt euch an der Organisation, beteiligt euch an den Aktionen! Bildungsblockaden einreißen!

Presseerklärung zur Flash Mob Aktion in Stuttgart am 18.05.09

"Die Situation im öffentlichen Bildungssektor verschärft sich zunehmends. Aufgrund der sozialen Selektion, dem erhöten Leistungs- und Zeitdruck und einer immer stärkeren Unterordnung der Bildungsinstutionen unter Profit- und Wirtschaftsinteressen ist es notwendig diese Problematiken zu erkennen und die Frage nach dem Sinn und der Funktion unseres Bildungssystems neu zu überdenken. Da diese Probleme von der Regierung und den Parteien alleine nicht, wenn überhaupt, zu lösen sind, hat sich, anknüpfend an die Erfolge des Schulstreiks im Oktober 2008 und dem International Students Movement for Free and Emancipating Education, ein Bündnis, bestehend aus SchülerInnen, StudentInnen, LehrerInnen, ProfessorInnen, engagierten Eltern, Auszubildenen und Gewerkschaften gegründet.

Das Ziel dieses offenen Bündnisses ist es zu informieren und das Thema Bildung zu einem Thema der Öffentlichkeit zu machen um zu verhindern, dass unsere Probleme durch platte Wahlkampfparolen vereinnahmt und unsere Proteste durch scheinbare Zugeständnisse der Politiker gekauft werden.
Bildung und Ausbildung darf kein Luxus sein und nicht unserer kriselnden Wirtschaft untergeordnet werden, sondern muss nach den Interessen der Gesellschaft ausgerichtet werden.

Um auf die geplante Aktionwoche vom 15. bis 19.Juni 2009 aufmerksam zu machen und zur Teilnahme am Bündnis und an den weiteren Aktivitäten aufzurufen, haben wir heute in der Stuttgarter Innenstadt mehrere kleine Flash Mob Aktionen gestartet.

Unter dem bundesweiten Motto: „Bildungsblockaden einreißen“ wurde eine Bildungsblockade in Form eines Transparentes und beschrifteten Schildern dargestellt und symbolisch durchbrochen. Mehrere SchülerInnen und StudentInnen beteiligten sich an diesen Aktionen.
Die Öffentlichkeit wurde über kleine Flugblätter über die Hintergründe und Probleme, wie zum Beispiel: soziale Selektion, Bildung als Ware, Ausbildung zur Anpassung und Leistungsdruck informiert und zeigte Verständnis und Interesse für die angesprochenen Punkte.
Diese Aktionen waren ein erster Schritt um unsere Probleme und Forderungen an die Öffentlichkeit zu tragen und aufzuzeigen das die Frage der Bildung und die Kritik an dem bestehenden Bildungssystem kein isoliertes Problem einzelner „Schulschwänzer“ ist.

Bildung geht uns alle an!
Bildungsblockaden einreißen!"


Weitere Infos unter: www.bildungsstreik2009.de




Aus einer der gehaltenen Reden:

Hallo an alle, die sich hier versammelt haben.

Wir sind hier, um auf die Probleme im Bildungssystem der BRD aufmerksam zu machen.

Da uns Studierenden, Schülern und Azubis keinerlei demokratische Mitbestimmungsrechte an den Bildungseinrichtungen zur Verfügung stehen, zeigen wir heute durch diese Aktion, dass uns das nicht passt und dass wir in Zukunft selbstbestimmt unsere Bildung mitgestalten wollen.

Das ist auch bitter nötig. Die Zustände im Bildungssystem sind unter aller Sau! Wer nicht das Glück hat, gebildete reiche Eltern zu haben, die einem den Weg durch den Konkurrenzkampf Grundschule erleichtern, wird schon nach der vierten Klasse von höheren Bildungsmöglichkeiten ausgeschlossen.

Diese Personen werden einem noch schärferen Konkurrenzkampf bei meist niedrigsten Lebensbedingungen ausgesetzt, so landen beispielsweise mehr als 50% der Hauptschulabgängerinnen und Hauptschulabgänger direkt in Hartz IV.

Auch jene, die die Möglichkeit haben, eine Universität zu besuchen, sehen sich mit immer weitergehender Privatisierung auf internationaler Ebene konfrontiert. Der Bildungsbereich wird an Kapitalgesellschaften verhökert und ebenfalls der Profitmaximierung unterworfen.

Gleichzeitig wird jahrelang die Alternativlosigkeit dieses Systems propagiert und das Bildungsangebot auf wirtschaftskonforme Linie gebracht.

Die Liste der Probleme und Missstände ließe sich unendlich lang fortführen. Deshalb werdet aktiv, organisiert euch und beendet die Fremdbestimmung unserer Bildung. Beteiligt euch an der bundesweiten Bildungsstreikwoche vom 15. bis 19. Juni 2009 und kommt zu der Großdemonstration am 17. Juni in Stuttgart.

Bildungsblockaden einreißen!


Siehe auch: Pressemitteilung zum Bildungsstreik 2009 in Tübingen

Streik und Ausfall

Während heute morgen mehrere tausend Teilnehmer sich heute morgen beim Schulstreik in Stuttgart zur Demonstration gegen die Lage an den Schulen einfanden, fällt der Streik in der Metall- und Elektroindustrie nach der Sindelfinger "Einigung" aus.
Schülerstreik in Stuttgart, 12.11.2008
Foto: Roland Hägele / action-stuttgart

10 Euro Einmalzahlung und 4,2 Prozent dauerhaft mehr, das ist das Ergebnis der vierten Verhandlung in Baden-Württemberg, das nach 23 stündiger Verhandlung zustande kam: Für die Monate November und Dezember 2008 sowie Januar 2009 gibt es nach Darstellung der IG Metall insgesamt 510 Euro als Einmalzahlung. Die Löhne werden ab 1. Februar 2009 um 2,1 Prozent erhöht. Ab Mai 2009 erhalten die Beschäftigten weitere 2,1 Prozent. Diese zweite Anhebung kann durch eine freiwillige Betriebsvereinbarung bis zu sieben Monate verschoben werden. Für Mai bis Dezember 2009 gibt es eine weitere Einmalzahlung von pauschal 122 Euro. Die Gesamtlaufzeit der Vereinbarung beträgt 18 Monate.

IG Metall Vorsitzender Berthold Huber kennt anscheinend die Bedürfnisse der Basis: "Dies ist zwar kein Ergebnis, das uns in Euphorie versetzt, aber es ist uns gelungen, die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie angemessen zu beteiligen", sagte er im Anschluss an die Verhandlungen am Mittwoch in Sindelfingen. Gegen den Abschluss regt sich inzwischen postwendend Unmut in der Mitgliedschaft. Bis zum 20.11. soll über das Ergebnis noch in der IG Metall beraten werden. In den vergangenen Wochen hatten sich weit über eine halbe Million KollegInnen für die Tarifforderung von 8% mehr Lohn an Aktionen und Warnstreiks beteiligt.

3 Möglichkeiten

Leider habe ich keine schulpflichtigen Kinder mehr. Mir sind nämlich 3 Möglichkeiten für Entschuldigungsschreiben für den morgigen bundesweiten Schulstreik in die Hände gekommen:

Variante 1
Mein/e Sohn/Tochter...........hat am 12.11.08 am Schülerstreik teilgenommen.

Ich billige die Streikbeteiligung meine/s/r Tochter/Sohn und bitte sie/ihn für diesen Tag zu entschuldigen.

Mit freundlichen Grüßen


Variante 2
Mein/e Sohn/Tochter...........hat am 12.11.08 am Schülerstreik teilgenommen.

Wir Eltern können stolz darauf sein, dass sich unsere Kinder für ihre Interessen engagieren. Durch diese gemeinsame solidarische Aktion haben sie für ihr künftiges Leben wahrscheinlich mehr gelernt als an einigen Stunden Schulunterricht.

Ich billige die Streikbeteiligung meine/s/r Tochter/Sohn ausdrücklich und bitte sie/ihn für diesen Tag zu entschuldigen.

Mit freundlichen Grüßen


Variante 3
Mein/e Sohn/Tochter...........hat am 12.11.08 am Schülerstreik teilgenommen.
Ich erkläre hiermit meine solidarische Unterstützung für den Streik und seine Ziele.
Wir Eltern können stolz darauf sein, dass sich unsere Kinder für ihre Interessen engagieren. Durch diese gemeinsame solidarische Aktion haben sie für ihr künftiges Leben wahrscheinlich mehr gelernt als an einigen Stunden Schulunterricht.
Ich billige die Streikbeteiligung meine/s/r Tochter/Sohn ausdrücklich und bitte sie/ihn für diesen Tag zu entschuldigen.

Mit freundlichen Grüßen


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