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Stop the Crop II - Wir wollen keine Gentechnik! -- E-Mail-Protest gegen die Rückkehr von Genmais MON810

Der neue Gentechnik-Kommissar der Europäischen Union, John Dalli, macht Ernst: Zum ersten Mal seit 1998 hat er jetzt eine Gentechnikpflanze für den Anbau in Europa zugelassen. Der Gentechnik-Kartoffel „Amflora“ von BASF sollen bald weitere Zulassungen für Gentechnik-Mais folgen. Die Bundesregierung steht hinter dieser neuen Linie der EU-Kommission. Für den Anbau 2010 ist es zwar zu spät. Aber wenn wir uns jetzt nicht wehren, werden BASF, Monsanto und Syngenta auch gegen den Willen der Bevölkerung im nächsten Frühjahr Europa mit ihren Gentechnikprodukten überschwemmen.

Wir unterstützen die Aktion von "Save our Seeds" und fordern unsere Leser auf: Schreiben Sie jetzt an die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Aigner und Bundesumweltminister Röttgen, unterstützen Sie die Petition an die Europäische Kommission und fordern Sie ein Moratorium für die Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen.

Wir brauchen keine Gentechnik auf dem Acker und auf dem Teller! Helfen Sie mit, dass auch die neue EU-Kommission und die neue Bundesregierung dies verstehen.

Zusammenarbeit von Monsanto mit Ämtern, Schulen und Ärzten in Hessen und anderen Bundesländern?

Inwieweit arbeiten unsere zuständigen hessischen Ämter und jene in den anderen Bundesländern bereits mit den Großkonzernen Monsanto, Syngenta, Agrevo (heute Bayer CropScience), KWS und BASF bezüglich der Agro-Gentechnik zusammen?
Das frage ich mich und sicher noch viele andere, nachdem ich den genauestens recherchierten Bericht "Kontrolle oder Kollaboration? Agro-Gentechnik und die Rolle der Behörden" von Antje Lorch und Christoph Then gelesen haben. Er wurde in Auftrag von Ulrike Höfken, Sprecherin für Ernährungspolitik und Verbraucherfragen, Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen gegeben
(www.boelw.de/uploads/media/pdf/Themen/Gentechnik/Studie_Agrogentechniknetz.pdf).

Durch die Lektüre erfährt man, dass z. B. Monsanto auf Empfehlung der internationalen Beratungsagentur Burson-Marsteller nicht selbst in Erscheinung tritt, sondern auch durch "neutralere" Institutionen vertreten wird. Es entstanden Arbeitskreise, Initiativen und Aktionsgruppen, die im "Gen-Dialog" mit Hausfrauenbund, Verbraucherinitiativen und Medien stehen.

Stefan Bottler schreibt in der Fachzeitschrift Werben & Verkaufen: "Ganz pointierte Aktionen fahren Novartis, Monsanto Deutschland, die Hoechst-Tochter Agrevo und der von der Industrie getragene Bonner Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL). Sie begnügen sich nicht mit konventioneller Öffentlichkeitsarbeit, sondern nehmen einzelne Zielgruppen wie junge Frauen, Ärzte oder Lehrer ins Visier. Der August-Ausgabe von Bravo Girl lag ein Genfood-Beihefter der Vierer-Gruppe mit Preisausschreiben bei."

Auch Schulen sollten sich der Entwicklung bewusst sein, wenn ihnen von Großkonzernen Labore eingerichtet werden, die für Gentechnikversuche benutzt werden können, um Schüler/innen für derartige Zwecke zu interessieren und zu begeistern, einseitig, meist ohne auf die Risiken dieser Technik, die mit einer weltweiten Umweltzerstörung einhergeht, aufmerksam zu machen.
(Georg Janßen von der AbL berichtete mir nach der Gentechnik-Podiumsdiskussion in Reichelsheim davon, dass die Erschaffung derartiger Labore in sechs Schulen in Hannover stattfand. Eine der Schulen zog ihre Zusage nach Aufklärung u. a. durch die AbL wieder zurück. Die Frage stellt sich, wo überall noch Labore durch diese Großkonzerne, bzw. Mittelsfirmen, errichtet wurden, bzw. werden?)

In der Anlage befindet sich der erwähnte Bericht über das Agrogentechniknetz.
Für diejenigen, die die kriminelle Vorgehensweise von Monsanto in den USA noch nicht kennen, füge ich der Anlage nochmals den Bericht "Monsanto gegen Bauern" bei. Er wurde geschrieben von der CFS, dem unabhängigen Zentrum für Nahrungsmittelsicherheit, USA und im Auftrag der AbL, der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft, übersetzt.
(www.abl-ev.de/gentechnik/pdf/MonsantogegenBauernK.pdf)

Keiner sollte sich von dem Umfang des Berichts von Antje Lorch und Christoph Then sowie den vielen Abkürzungen abschrecken lassen. Irgendwann hat man sich eingelesen und weiß am Schluss eine Menge über die Tarnkappenstrategie in Deutschland und auf internationaler Ebene, über die Politik als Täter und Opfer, über die besondere Rolle der Technischen Universität Darmstadt als Keimzelle, über die Rolle des Robert-Koch-Instituts (RKI) und dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) beides Vorläuferorganisationen des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit).
Interessant sind auch die Feststellungen des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) auf Seite 24/25.

Dem BfN fällt leider keine Entscheidungskompetenz zu.

Uns dürfen auch nicht mehr die Entscheidungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA wundern, da in den dortigen Gremien die Kollaboration offen zu Tage tritt. Von Neutralität keine Spur. Hier werden Namen genannt!

In der Zusammenfassung der Studie heißt es unter anderem:

"Demnach können die Politiker und die Öffentlichkeit tatsächlich nicht darauf vertrauen, dass ihre Behörden (bzw deren Experten) einen ausreichend großen Abstand zu den Interessen der Industrie haben. Im Gegenteil finden sich deutliche Hinweise darauf, dass
von verschiedenen Akteuren, zum Teil über lange Zeiträume, die notwendige Unabhängigkeit missachtet, ausreichende Transparenz verhindert und die aktive Wahrnehmung von Kontrollaufgaben vernachlässigt wurde.
Während PolitikerInnen in Parlamenten und Regierungen kamen und gingen, herrschte in den Behörden, die für die Überwachung der Agro- Gentechnik zuständig waren und sind, über Jahrzehnte hinweg eine weitgehende personelle Kontinuität. Sogar in den Fällen, in
denen Ämter wie das Bundesgesundheitsamt (BGA) und später das Robert-Koch-Institut (RKI) umstrukturiert wurden, blieb diese Kontinuität weitgehend gewahrt. Die so über die Jahre gewachsenen Seilschaften und Netzwerke sind der Politik oft nicht nur einen Schritt voraus, sondern die betreffenden Experten versuchen in einigen Fällen sogar, politische Entscheidungen aktiv zu unterlaufen bzw. vorwegzunehmen."

In einem seiner Bücher schrieb Prof. Erich Schöndorf, ehemaliger Staatsanwalt in Frankfurt, jetziger Prof. für Umweltrecht an der Fachhochschule in Frankfurt in einem anderen Zusammenhang:

"Diejenigen, die es können, müssen aufklären, müssen Öffentlichkeit schaffen. Müssen Ross und Reiter nennen... Wenn die Menschen erfahren, dass sie missbraucht werden, und dann noch erfahren, von wem sie in welcher Weise und zu welchem Zweck sie missbraucht werden, dann werden sie sich wehren. Es ist so wichtig, dass man ihnen ihre Situation erläutert und ihre Möglichkeiten aufzeigt."

Ich möchte diese Aussage für die Aufklärung auch bezüglich der Agro- Gentechnik übernehmen. Möglichkeiten zur Änderung gibt es genug. Die Handlungsempfehlungen kann jeder ab Seite 38 des Berichtes lesen.
Gut zu wissen, dass u. a. die Europaabgeordnete Hiltrud Breyer, MdEP (Bündnis 90/ Die Grünen) in Brüssel vor Ort für Aufklärung eintritt und kämpft. Zu wünschen wäre, wenn alle Parteien sie in ihren Bemühungen mit allen Kräften unterstützen würden. Nur gemeinsam können wir etwas erreichen!

Solange gilt für den Verbraucher:

Nichts zu essen, was gentechnisch veränderte Stoffe beinhaltet (das gilt auch für Produkte, die von Tieren stammen, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden sowie für Tierfutter für Haustiere! Die gesundheitlichen Risiken sind viel zu groß!), sich kundig zu machen und mitzuarbeiten bei der Aufklärung bezüglich der negativen Folgen durch die Agro-Gentechnik.


Dieser Beitrag wurde verfasst von Gudrun Kaufmann, Gesundheits- und Ernährungsberaterin der Gesellschaft für Gesundheitsberatung, GGB e. V.

Genmais stoppen!

Die meisten europäischen Länder haben den Gen-Mais MON810 auf Grund der hohen Risiken verboten. Nur der bisherige Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer weigerte sich. Die Folgen von MON810 sind gravierend: Schleichend verunreinigen die Pollen des Gen-Maises die gentechnikfreie Landwirtschaft. Der Großteil des Maises wird verfüttert und landet dann als Käse, Milch, Eier und Fleisch auf unseren Tellern. Das Online-Netzwerk Campact und ein breites Bündnis von Umweltorganisationen fordern ein Verbot des Gen-Maises. Sie organisieren dazu eine Online-Aktion.

Fernsehtipp: "We feed the World"

Vor einiger Zeit hatte ich einen Filmtipp, heute abend wird "We feed the World" bei der ARD um 22:15 Uhr gezeigt:

“We Feed the World– handelt von der zunehmenden Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion und wirft ein kritisches Auge auf die Rolle der EU und ihre Agrarpolitik in diesem Zusammenhang. Er kommt ganz ohne einen Sprecher aus, die Bilder und einige Kommentare der handelnden Personen (Bauern, Biologen,Nestlè Vorstand...) sprechen für sich.

Beeindruckend wird dokumentiert, dass es heute möglich ist, mit den vorhandenen agrartechnischen Möglichkeiten 12 Milliarden Menschen auch unter ökologischen Geischtspunkten gut zu ernähren. Dem steht eine Profitwirtschaft nicht nur in der Nahrungsmittelindustrie entgegen. Gezielt wird weltweit die Erzeugung von Lebensmitteln in Fischerei, Landwirtschaft, Viehzucht, Wasser usw. unter die Kontrolle einiger Nahrungsmittelkonzerne wie Nestlè oder mit Hybridsaatgut durch Saatguthersteller wie Pioneer gebracht. Das wird anhand einiger Beispiele dokumentiert.

Der Film ist der erfolgreichste österreichische Dokumentarfilm seit Beginn der statistischen Erfassung, gedreht von Regisseur Erwin Wagenhofer im Jahr 2005 in Österreich, der Schweiz, Brasilien, Rumänien, Spanien und Frankreich. Mit 200.000 Besuchern in Österreich, über 140.000 in Frankreich und rund 300.000 Besuchen in Deutschland zählt der Film zu den erfolgreichsten österreichischen Produktionen der letzten Jahre. Der Film kann seit Oktober im Handel erworben oder im DVD Verleihshops geliehen werden. Bezugsquellen, auch für den Unterricht an Schulen sind auf der Webseite zum Film zu finden. Dort ist auch ein Trailer anszusehen.


Genfeld in Oberboihingen besetzt

Foto © : Hanno Boeck
Hanno Boeck berichtet in seinem Blog von der Besetzung eines Genfeldes in Oberboihingen in der vergangenen Nacht. Auf dem Feld wurde "in den vergangenen Jahren MON810-Mais von Monsanto angebaut".

Verstärkung ist laut Hanno Boeck erwünscht, vom Bahnhof Wendlingen ist das Feld gut zu Fuß erreichbar, heute abend gibt es Vorträge und ab 0:00 Uhr eine Goa-Party auf dem Feld.

Wegbeschreibung und mehr Bilder

Genmais Anbauverbot auch in Deutschland gefordert

Am 9. Februar wurde in Frankreich ein Anbauverbot für den Monsanto-Genmais MON 810 verhängt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Bundesagrarminister Horst Seehofer aufgefordert, in Deutschland ebenfalls ein solches Verbot durchzusetzen.
In Deutschland soll MON 810 in diesem Jahr auf über 4000 Hektar Ackerfläche an mehr als 250 Standorten angebaut werden. Die öffentlich bekannten Anbauflächen zeigt die Seite http://www.xzcute.com. Dazu werden die Informationen des amtlichen Anbauregisters für gentechnisch veränderte Pflanzen die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bereitgestellt  werden, verwendet.

Seehofer verklagt - "qualifiziertes Nichtstun" ?

Man könnte angesichts der Presseerklärung der "Aktion Genklage" vom 04.2.2008 annehmen, daß alles getan wird, um die Verunreinigung natürlicher Lebensmittel mit genmanipulierten durchzusetzen. Scheinheilig kann hinterher immer noch behauptet werden, man habe alles erdenkliche getan...

Mit Bescheid vom 27. April 2007 hatte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) der Firma Monsanto den weiteren Vertrieb von genetisch verändertem Saatgut der Maissorte MON810 verboten. Begründung hierfür waren durch Studien belegte Sicherheitsbedenken in Bezug auf Insekten und andere Nichtzielorganismen wie zum Beispiel Bienen. Der Bescheid wurde der Firma Monsanto erst am 9. Mai 2007 zugestellt, als das gesamte Saatgut bereits verkauft war und galt nur für die Zukunft. Die sogenannte Dringlichkeitsmaßnahme hatte damit in der Praxis keine Auswirkungen auf den Vertrieb des Saatguts.

Eine Wiederzulassung sollte erst dann erfolgen, wenn Monsanto einen umfangreichen Monitoringplan vorlegt, mit dem fest gestellt werden kann, ob es durch MON810 zu Schäden an Biodiversität, Insekten oder Bienen kommt. An diesen Monitoringplan stellte das BVL in seinem Bescheid vom 27. April 2007 hohe Anforderungen. Insbesondere sollte das Monitoring den Vorgaben des EU-Gentechnikrechts entsprechen.

Mit Bescheid vom 6.12.2007 liess das BVL den Verkauf des MON810 Saatguts wieder zu. Von den Vorgaben für das Monitoring, welche das BVL noch in seinem Bescheid vom 27. April 2007 machte, rückte es wieder ab und erkannte einen über weite Strecken nutzlosen Monitoringplan an, der außerdem keinerlei Aussagen darüber liefert, ob es durch MON810 zu Bienenschäden kommt.

Das Vorgehen des BVL in Sachen MON810 stellte sich damit folgendermaßen dar: Zunächst wird ein wirkungsloses, weil erst nach Verkauf des Saatguts wirkendes "Vermarktungsverbot" ausgesprochen. Das "Vermarktungsverbot" bleibt dann so lange in Kraft, wie es der Firma Monsanto nicht schadet, nämlich in der Zeit, in der ohnehin kein Saatgut verkauft wird. Im Dezember 2007, rechtzeitig vor Verkauf des Saatguts für die neue Anbausaison 2008, wird das Verkaufsverbot wieder aufgehoben, obwohl der vorgelegte Monitoringplan nicht die Bedingungen erfüllt, welche das BVL selbst forderte. Die Aktivitäten des BVL hatten damit zu keinem Zeitpunkt reale Auswirkungen. Da ein solches "qualifiziertes Nichtstun" ein hohes Risiko für Honigbienen darstellt, klagen Imker gegen diese Wiederzulassung von MON810. Das Institut für Naturschutz- und Naturschutzrecht Tübingen unterstützt diese Imker im Auftrag des Bündnisses "Aktion GEN-Klage".


Quelle: Presseerklärung der "Aktion Genklage" und des Instituts für Naturschutz und Naturschutzrecht Tübingen zur "MON810-Bundesklage 2008 gegen Seehofer (unzureichendes Monitoring)"

Profit mit Agro-Gentechnik: MONSANTO - Ein Steckbrief

Eine aktuelle Version des "Steckbrief Monsanto" haben am 4. 11. Klaus Müller (Greenpeace-Gruppe München), Dr. Wolfgang Wiebecke (Agrargruppe von Attac Wuppertal) und Dr. Ruth Tippe (Initiative "Kein Patent Auf Leben") beschlossen, zu der es nun auch eine html-Version gibt. Diese soll u. a. Übersetzungen in andere Sprachen erleichtern, für die die Verfasser jedoch keine Verantwortung übernehmen können. Die aktuelle Fassung kann hier heruntergeladen werden. Hier ein Auszug:

In unserem täglichen Leben sind wir betroffen durch die Aktivitäten von Gentechnik-Konzernen wie MONSANTO, DuPont/Pioneer, Dow Agrosciences, Bayer, BASF und Syngenta. Über Jahrtausende erprobte Kulturpflanzen werden durch gentechnisch veränderte Pflanzen verdrängt und zerstört. Lebensmittel, die mit Hilfe gentechnisch veränderter Pflanzen hergestellt wurden, landen auf unserem Teller. Ziel der Konzerne ist es, die weltweite Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung unter ihre Kontrolle zu bringen. Allen voran ist es dem Konzern MONSANTO mit seiner aggressiven Firmenpolitik gelungen, den Weltmarkt an gentechnisch verändertem Saatgut zu beherrschen - über 90% der weltweit angebauten gentechnisch veränderten Pflanzen werden von MONSANTO kontrolliert. Aber MONSANTO strebt nach mehr...

MONSANTO ist ein internationaler Konzern mit Hauptsitz in den USA, der gentechnisch verändertes Saatgut produziert und verkauft. Ursprünglich wurde er 1901 als Chemie-Konzern gegründet und entwickelte sich zu einem führenden Pharma- und Chemieproduzenten. Zur Produktpalette gehörten neben dem Süßstoff Saccharin auch viele nachweislich gesundheits- und umweltschädigende Produkte wie das im Vietnamkrieg zur Entlaubung eingesetzte Agent Orange.

Ende der 1970er-Jahre nahm der Konzern die Forschung an gentechnisch veränderten Pflanzen auf und war damit einer der Pioniere auf diesem Sektor. Anfang der 1990er-Jahre verfolgte das Unternehmen konsequent die so genannte "Life-Science-Strategie". Damit bezeichnete man in dieser Zeit das Ziel den Landwirtschafts-, den Pestizid*- und Saatgutbereich und auch die pharmazeutische Produktion unter dem Dach der Schlüsseltechnologie Biotechnologie/Gentechnologie neu aufzustellen. Durch den weltweiten Widerstand gegen die Agro-Gentechnik brach diese Strategie jedoch Ende der 1990er Jahre zusammen. Die Life-Science Konzerne, darunter auch MONSANTO, waren gezwungen, sich entweder auf den Bereich der Landwirtschaft zu spezialisieren, oder ihre Landwirtschaftssparten zu verkaufen. Letztere umfassen außer dem Saatgutgeschäft auch die „dazugehörigen“ Pestizide*. In den letzten 10 Jahren kaufte MONSANTO überall auf der Welt Saatgutfirmen auf und ist jetzt mit mehr als vier Milliarden Euro Umsatz weltweit der zweitgrößte Saatgutanbieter und der größte Anbieter von Gentech-Saatgut. Über 90% des weltweiten Umsatzes bei gentechnisch verändertem Saatgut fließt in die Taschen von MONSANTO.

In Deutschland wurde im Jahr 2007 auf insgesamt etwa 2500 Hektar gentechnisch veränderter Mais angebaut - dabei handelte es sich ausschließlich um aus der Sorte MON810 von MONSANTO entwickelte Gen-Mais-Varianten. Und das obwohl selbst das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit kurz nach der Aussaat befunden hatte „(...) auf Grundlage neuer oder zusätzlicher wissenschaftlicher Erkenntnisse geben berechtigten Grund zu der Annahme, dass der Anbau von MON810 eine Gefahr für die Umwelt darstellt.“ (...)

Die heimliche Absicht hinter den Bio-Sprit-Plänen der Bush-Administration

Folgender interessanter Artikel untersucht unter anderem die Frage, was hinter den steigenden Getreidepreisen auf dem Weltmarkt, von dem wir hier auch einiges zu spüren bekommen eigentlich steckt und was das alles mit dem Biosprit zu tun hat.

Kauft Futtermais: Sie hören gerade damit auf, ihn herzustellen ...

AUTOR: F. William ENGDAHL

Übersetzt von Hergen Matussik, überprüft von Fausto Giudice

Die Schale Kellogg–˜s Cornflakes auf dem Frühstückstisch oder die Portion Nudeln oder Mais-Tortillas, Käse oder Fleisch auf dem Tisch werden im Laufe der kommenden Monate teurer werden, so sicher wie die Sonne im Osten aufgeht. Meine Damen und Herren, willkommen zum Lebensmittelpreisschock in der Neuen Welt, passend gelegt, um unseren gegenwärtigen Ölpreisschock zu begleiten.

Merkwürdiger- und vielsagenderweise ähnelt er in vieler Hinsicht den Ereignissen in den frühen 1970er Jahren, als die Preise für Öl und für Lebensmittel innerhalb weniger Monate um mehrere 100 Prozent explosionsartig anstiegen. Diese Preisexplosion Mitte der 1970er brachte Präsident Nixon dazu, seinen alten Kumpel Arthur Burns, damals Vorsitzender der Federal Reserve Bank zu bitten, einen Weg zu finden, den CPI-Preisindex (CPI = Consumer Price Index) zu ändern, um die Aufmerksamkeit von den steigenden Preisen abzulenken. Das Ergebnis war die mittlerweile alltägliche Veröffentlichung absurder „Kerninflationszahlen“ - der Preisindex ohne Öl und Lebensmittel. Stephen Roche war der junge Ökonom bei der Fed, der von Burns mit der Manipulation der Statistiken beauftragt wurde.

Der amerikanische Satiriker Mark Twain bemerkte in seinen alten Tagen einmal: „Kauft Land! Sie haben aufgehört, es herzustellen...“ Heute können wir fast dasselbe über Mais oder alle anderen Getreidesorten in der Welt sagen. Die Welt befindet sich in den ersten Monaten des größten nachhaltigen Anstiegs der Getreidepreise seit drei Jahrzehnten, und zwar für alle wichtigen Getreidesorten wie Mais, Weizen, Reis. Diese drei Nutzpflanzen stellen annähernd 90 Prozent des gesamten in der Welt angebauten Getreides.

Washingtons kalkulierter und absurder Plan

Was bewirkt diesen außerordentlichen Wandel? Hier wird es ziemlich interessant. Die Bush-Administration unternimmt große Anstrengungen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit, um die Welt zu überzeugen, dass sie sich zu einem „besseren Hüter der Umwelt“ gewandelt hat. Das Problem ist, dass viele auf die Werbung hereingefallen sind.

Im Zentrum des Programms, das Bush in seiner Rede zum Zustand der Union im Januar ankündigte, wird „20 bis 10“ genannt - den Benzinverbrauch in den USA bis 2010 um 20 Prozent senken. Der offizielle Grund lautet, „die Abhängigkeit von importiertem Öl zu verringern“, sowie die unerwünschten Emissionen von „Treibhausgasen“ zu verringern. Das stimmt zwar nicht, aber es macht einen guten Eindruck. Wenn man es oft genug wiederholt, werden es vielleicht die meisten Leute glauben. Vielleicht bekommen sie nicht mit, wie die Förderung von Ethanolmais statt Futtermais mit ihren Steuergeldern gleichzeitig den Preis für ihr tägliches Brot durchs Dach treibt.

Das Herzstück des Plans ist eine großangelegte, vom Steuerzahler bezahlte Ausweitung des Einsatzes von Bio-Ethanol als Treibstoff für den Straßenverkehr. Der Plan des Präsidenten erfordert die Produktion von 35 Milliarden Gallonen (ca 133 Milliarden Liter) Ethanol pro Jahr. Dies soll bis 2017 erreicht sein. Der Kongress hat mit dem Energy Policy Act im Jahr 2005 bereits bestimmt, dass die Produktion von Ethanol aus Mais von 4 Milliarden Gallonen im Jahr 2006 auf 7,5 Milliarden Gallonen im Jahr 2012 ansteigen muss. Um sicherzustellen, dass dies auch geschieht, erhalten Farmer und die Giganten der Agrarindustrie wie ADM oder David Rockefeller großzügig bemessene Subventionen, um Mais zur Ethanolgewinnung anstatt als Nahrungsmittel anzubauen. Gegenwärtig erhalten Ethanolproduzenten in den Vereinigten Staaten einen Zuschuss von 0,51 US Dollar pro Gallone Ethanol, die an das Unternehmen gezahlt wird, das das Ethanol zum Verkauf mit Benzin mischt. In der Regel ist dies eine Ölfirma.

Als Ergebnis dieser wunderbaren Zuschüsse für die Produktion von Bio-Ethanol von Seiten der US-Regierung und der gesetzlichen Bestimmungen investiert die US Raffinerie-Industrie massiv in den Bau neuer spezieller Destillieranlagen, die Ölraffinerien ähnlich sind, aber Ethanol produzieren. Die Zahl der gegenwärtig in Bau befindlichen Destillieranlagen übersteigt die Zahl von Ölraffinerien, die in den USA im Laufe der letzten 25 Jahre gebaut wurden. Wenn diese Destillieranlagen im Laufe der nächsten 2-3 Jahre fertiggestellt sind, wird sich die Nachfrage für Mais und anderem Getreide für die Ethanolproduktion für Autotreibstoff im Vergleich zum gegenwärtigen Stand verdoppeln.

Nicht nur die Nachfrage für Bio-Ethanol aus den USA. Im März traf sich Bush mit dem brasilianischen Präsidenten, um einen bilateralen „Ethanol-Pakt“ zu unterschreiben, um in Forschung und Entwicklung von Technologien der „nächsten Generation“ zur Herstellung von Bio-Treibstoff wie etwa der Produktion von Zellulose Ethanol aus Holz zusammenzuarbeiten. Des weiteren will man kooperieren, um den Einsatz von Bio-Treibstoffen in Entwicklungsländern, vor allem in Südamerika zu „stimulieren“ und ein OPEC-ähnliches Kartell für Bio-Treibstoffe mit Regeln schaffen, die die Schaffung eines Ethanolmarktes für die westliche Hemisphäre ermöglichen.

Kurz gesagt wird die weltweite Nutzung von Anbauflächen für Bio-Ethanol und anderen Bio-Treibstoffen - die Verbrennung von Nahrungsmitteln anstatt sie für die Ernährung von Menschen oder als Tierfutter zu verwenden - in Washington, Brasilien und anderen Wirtschaftszentren, darunter auch die EU, als eine bedeutende neue Wachstumsindustrie gehandelt.

Fadenscheinige grüne Argumente

Bio-Treibstoff beziehungsweise aus Nahrungsmitteln hergestellter Treibstoff wird als Lösung für das kontroverse Problem der globalen Erwärmung angepriesen. Gefälschte wissenschaftliche Ergebnisse und politische Interessen hinter der plötzlichen Aufregung über die Gefahren der globalen Erwärmung einmal beiseite gelassen, bieten die Bio-Treibstoffe in der Bilanz selbst unter besten Bedingungen keine Vorteile im Vergleich zum Öl. Die Befürworter von Bio-Treibstoffen behaupten, dass Bio-Treibstoffe der ersten Generation „bis zu 60 Prozent weniger CO2-Emissionen verursachen.“ Auch sind angesichts steigender Ölpreise von 75 US Dollar pro Barrel Erdöl von der Brent-Qualität Regierungen wie die Brasiliens ganz wild darauf, importiertes Benzin durch selbst hergestellten Bio-Treibstoff zu ersetzen. In Brasilien haben heute 70 Prozent aller Autos „flexible“ Motoren, die in der Lage sind, von konventionellem Benzin auf reinen Bio-Treibstoff, sowie auf jede Mischung von Benzin und Bio umzuschalten. Die Produktion von Bio-Treibstoff ist auch zu einer von Brasiliens bedeutendsten Exportindustrien geworden.

Die grünen Behauptungen, dass Bio-Treibstoffe umweltfreundlicherer und besserer Treibstoff seien als Benzin, sind bestenfalls zweifelhaft, wenn nicht geradewegs betrügerisch. Je nachdem wer die Tests durchführt, wirkt sich Ethanol wenn überhaupt nur wenig auf die Auspuffgase bei gängigen Autotypen aus. Bei der Verbrennung entstehen in jedem Fall bedeutende Mengen einiger Giftstoffe, darunter Formaldehyd und Azetaldehyd, ein mutmaßliches Nervengift, das in Kalifornien als krebserregend verboten ist.

Ethanol ist keine irgendwie gutartige Substanz, wie uns die Propaganda der Industrie glauben machen will. Es ist höchst korrosiv und greift Pipelines ebenso an wie die Dichtungen und Treibstoffsysteme von Autos und anderen benzinverbrennenden Motoren. Es macht spezielle neue Benzinpumpen erforderlich. Alle diese Umstellungen kosten Geld.

Aber der ultimative Nachteil von Ethanol ist, dass es wenigstens 30 Prozent weniger Energie pro Gallone enthält als normales Benzin, was für eine 85 prozentige Ethanol-Mischung eine geringere Treibstoffeffizienz von wenigstens 25 Prozent im Vergleich zu Benzin bedeutet. Kein Befürworter des Ethanol-Firlefanz spricht die enormen sozialen Kosten an, die beginnen sich auf die Esstische in den USA, Europa und dem Rest der Welt auszuwirken. Lebensmittelpreise explodieren, und die Preise für Mais, Sojabohnen und alle Arten von Getreide erreichen wegen der astronomischen - vom Kongress angeheizten - Nachfrage für Mais zur Verbrennung als Bio-Treibstoff schwindelerregende Höhen.

Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat in diesem Jahr einen Bericht herausgegeben, der zu dem Schluss kommt, dass die Verwendung von Ethanol aus Mais anstelle von Ethanol keine Auswirkungen auf den Ausstoß von Treibhausgasen haben wird und sogar den Verbrauch von fossilen Brennstoffen noch erhöht, da die Nachfrage für Düngemittel und Bewässerung für die
Ausweitung der Anbauflächen für Pflanzen zur Ethanolerzeugung stiege. Zudem stellt dem MIT zufolge „der Verbrauch von Erdgas 66 Prozent der gesamten aus Mais-Ethanol gewonnenen Energie dar“, was neue große Belastungen für die Versorgung mit Erdgas bedeutet und die Preise auch hier in die Höhe treibt.

Die Vorstellung, dass sich die Welt mit landwirtschaftlich erzeugten Bio-Treibstoffen aus der Abhängigkeit vom Erdöl befreien könnte, ist Propaganda, mit der uns die größte Bedrohung für die Lebensmittelversorgung auf dem Planeten seit der Kreation von patentiertem genmanipuliertem Mais und anderer Anbaupflanzen verkauft werden soll.

US-Farmen werden Fabriken für Bio-Treibstoff

Der Hauptgrund dafür, dass die Getreidepreise in den letzten zwei Jahren in den USA und weltweit rasant gestiegen und jetzt vorprogrammiert sind, noch weiter anzusteigen, ist die Umwandlung von Anbauflächen in den USA zu de-facto Bio Treibstoff Fabriken. Im Jahr 2006 wuchs die Anbaufläche für Pflanzen zur Herstellung von Bio-Treibstoff um 48 Prozent. Nichts von diesem Land wurde für den Anbau von Nahrungspflanzen ersetzt. Die steuerliche Unterstützung macht es allzu profitabel, Ethanol-Treibstoff herzustellen.

Seit 2001 ist die Menge Mais, die zur Herstellung von Bio-Ethanol eingesetzt wird, um 300 Prozent gewachsen, Trend steigend. Tatsächlich war 2006 die Menge von Mais zur Treibstoffherstellung in Tonnen gleich der Menge des für den Export bestimmten Mais. Für das Jahr 2007 wird geschätzt, dass sie die Menge des Exportmais beträchtlich übersteigen wird. Die USA sind der weltweit führende Exporteur von Mais. Das meiste geht als Viehfutter in die EU und in andere Länder. Die herkömmlichen Statistiken der USDA (US Department for Agriculture) über Anbauflächen für Mais sind kein brauchbares Maß mehr für die Lebensmittelpreise, da alle Kleinanbauflächen für Mais für Bio-Treibstoff verwendet werden. Die Ackerfläche, die für Futterpflanzen und menschliche Nahrung zur Verfügung steht, nimmt in Wirklichkeit ab.

Auf ähnliche Weise widmen Brasilien und China große Anbauflächen für die Gewinnung von Bio-Treibstoff.

Ein Ergebnis der Bio-Treibstoff Revolution in der Landwirtschaft ist, dass die Überjahresspeicherung (also das, was im laufenden Jahr nicht verbraucht wurde und als Reserve ins folgende Jahr mitgenommen wird, A.d.Ü.) in sechs der letzten sieben Jahre abgenommen hat. Überjahresspeicherungsreserven aller Getreidesorten fiel Ende 2006 auf Vorräte für 57 Tage. Das ist der niedrigste Stand seit 1972. So verwundert es nicht, dass die Getreidepreise auf dem Weltmarkt in den letzten 12 Monaten um 100 Prozent stiegen. Und das ist nur der Anfang.

Es ist vorprogrammiert, dass diese Abnahme der Getreidevorräte, Maß für Ernährungssicherheit im Falle von Trockenheit oder Fehlernten - zunehmend normale Ereignisse in den letzten Jahren - in absehbarer Zeit weitergehen wird. Geht man von einem moderaten Anstieg der Weltbevölkerung im Laufe des nächsten Jahrzehnts aus, vor allem auf dem indischen Subkontinent und in
Afrika, dann bedeutet die Stagnation oder gar die Verminderung der jährlich geernteten Tonnen Futtermais oder anderen Futtergetreides und Reis, bei gleichzeitigem Einsatz wachsender Mengen für die Produktion von Bio-Ethanol und anderen Bio-Treibstoffen, dass wir tatsächlich am Beginn der größten Umwandlung der globalen Landwirtschaft seit der Einfuhrung des Agribusiness mit der „grünen“ Revolution durch den Einsatz von Düngemitteln und mechanisierter Landwirtschaft nach dem Ende des zweiten Weltkriegs stehen.

Der Unterschied bei dieser Revolution ist, dass sie auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion geht. Das programmiert global explodierende Getreidepreise vor. Gleichzeitig wird der Effekt auf die Benzinimporte minimal sein.

Professor M.A. Altieri von der Universität Berkeley schätzt, dass, wenn man die gesamte Anbaufläche für Mais und Sojabohnen in den USA für die Produktion von Bio-Treibstoffen einsetzte, dies nur 12 Prozent des Benzinbedarfs und sechs Prozent des Bedarfs an Diesel deckte. Er merkt an, dass ein Fünftel (20 Prozent) der Maisernte des letzten Jahres für die Herstellung von Bio-Ethanol verwendet wurde, dieses aber nur drei Prozent des Energiebedarfs deckte. Aber Anbauflächen werden in Rekordtempo umgewandelt. Im Jahr 2006 gingen mehr als 50 Prozent der Maisernte von Iowa und South Dakota an Ethanol-Raffinerien. Im ganzen Mittelwesten geben Farmer das traditionelle Prinzip des Fruchtwechsels auf, um ausschließlich Sojabohnen oder Mais anzubauen, weil sie nach Jahren fallender Preise für Mais dringend neue Einkünfte brauchen. Dies hat dramatische Auswirkungen auf die Bodenerosion und schafft zusätzlichen Bedarf für chemische Pestizide. In den USA werden schon jetzt 41 Prozent aller insgesamt eingesetzten Herbizide beim Mais eingesetzt. Monsanto und andere Hersteller von glyphosathaltigen Herbizden wie Roundup zeigen jedenfalls ein eindeutiges Lächeln, wenn sie zur Bank gehen.

Globalisierung der Bio-Treibstoffe

Der Pakt zwischen Bush und Lula ist nur der Beginn eines globalen Runs, Feldfrüchte zur Gewinnung von Bio-Treibstoff anzubauen. Wiesenland und Wälder in Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Ecuador und Paraguay weichen riesigen Plantagen von Zuckerrohr, Palmenöl und Soja für die Herstellung von Bio-Treibstoff. Der Anbau von Soja hat die Entwaldung von 21 Millionen Hektar in Brasilien und von 14 Millionen Hektar in Argentinien verursacht und ein Ende ist nicht in Sicht. Gleichzeitig steigen die Getreidepreise.

Soja wird zur Herstellung von Bio-Treibstoff verwendet.

China, das verzweifelt nach Energiequellen Ausschau hält, ist ein Hauptprotagonist bei der Kultivierung von Bio-Treibstoffen, wodurch die Anbauflächen zur Erzeugung von Nahrungsmitteln auch dort verringert werden.
In der EU wird der meiste Bio-Diesel aus Raps gewonnen, einer populären Futterpflanze.[*] Das Ergebnis? Die Preise für Fleisch steigen weltweit, und soweit man bis jetzt sehen kann, werden sie dies auch weiter tun. Die EU hat als Ziel einen Mindestanteil von Bio-Treibstoffen von zehn Prozent vorgegeben, ein törichtes Vorhaben, das 18 Prozent der Anbauflächen in Europa dem Anbau von Feldfrüchten widmen wird, die als Bio-Treibstoff verbrannt werden sollen.

Auch der Run auf Bio-Treibstoffe wird von den großen Ölkonzernen gelenkt. Professor David Pimentel von der Cornell Universität und andere Wissenschaftler behaupten, dass der Netto-Energieertrag von Bio-Ethanol geringer ist, als die Energie aus den fossilen Brennstoffe, die zur Herstellung des Ethanols eingesetzt werden. Indem er alle zur Herstellung von Ethanol aufzuwendende Energie maß, von der Produktion von Stickstoff-Dünger bis hin zu der Energie, die benötigt wird, den beträchtlichen Abfall aus den Raffinerien für Bio-Treibstoff zu beseitigen, zeigten Pimentels Untersuchungen einen Netto-Energieverlust von 22 Prozent für Bio-Treibstoff - ihre Herstellung kostet mehr Energie, als sie liefern.

Das stellt kaum eine Bedrohung für die Nachfrage nach Öl dar, so dass die Ölkonzerne weiter riesige Gewinne einstreichen können, während sie sich gleichzeitig ein „grünes“ Profil geben.

Von daher verwundert es nicht, dass ExxonMobil, Chevron und BP alle in Bio-Treibstoffe investieren. Im vergangenen Mai kündigte BP den größten jemals an eine Universität vergebenen Forschungs- und Entwicklungszuschuss aller Zeiten an, 500 Millionen US Dollar an die Universität von Kalifornien in Berkeley für die Finanzierung von Forschung und Entwicklung von alternativen Energien, darunter auch Bio-Treibstoffe, nach den Vorgaben von BP. Das Forschungsprogramm über globales Klima und Energien der Stanford Universität erhielt 100 Millionen US Dollar von ExxonMobil, Die Universität von Kalifornien-Davis erhielt 25 Millionen US Dollar von Chevron für seine Forschungsgruppe Bio-Energien. Die Initiative zur Begrenzung von Kohlendioxyd der Universität Princeton nimmt 15 Millionen US Dollar von BP.

Der in Ungnade gefallene frühere Vorstandsvorsitzende von BP, Lord Browne erklärte im Jahr 2006: „Die Welt braucht neue Technologien, um eine angemessene Versorgung mit Energie auch in Zukunft aufrechtzuerhalten. Wir glauben, dass die Biowissenschaften dem Energiesektor einen enormen Gewinnn bringen können.“ Der Markt für Bio-Treibstoffe boomt gegenwärtig wie kaum ein anderer. Diese ganze Geschichte ist ein Paradies für die globalen Industriekonzerne des Agribusiness wie Cargill, ADM, Montsanto und Syngenta.

All dieses in Kombination mit ernsten Wetterproblemen in China, Australien, in der Ukraine und in großen Teilen der EU in der laufenden Erntesaison garantieren, dass die Getreidepreise in den kommenden Monaten und Jahren explodieren werden. Einige berichten schadenfroh vom Ende der Ära „billigen Essens“. Mit abnehmenden Nahrungsmittelreserven und schwindenden Anbauflächen für Mais und Getreide zur Nahrungsmittelproduktion, wird die Umstellung auf Bio-Treibstoffe in den kommenden Jahren massive Auswirkungen auf die globvalen Lebensmittelpreise haben.

Andere Absichten hinter Ethanol?

Sieht ganz danach aus. Die dramatische Hinwendung zu Bio-Treibstoffen seitens der Bush-Regierung seit 2005 war eindeutig die treibende Kraft hinter den steigenden Getreide- und Lebensmittelpreisen in den letzten 18 Monaten. Die Anzeichen legen nahe, dass dies kein durch schlampige Gesetzgebung verursachter Unfall ist. Die US-Regierung betreibt Forschung und Entwicklung in Sachen Bio-Treibstoffen seit den 1970er Jahren. Die Architekten des Bio-Ethanols haben ihre Hausaufgaben gemacht, dessen können wir gewiss sein. Es wird zunehmend deutlich, dass dieselben Leute, die uns die Inflation der Ölpreise bescherten, jetzt absichtlich eine entsprechende Inflation der Preise für Nahrungsmittel schaffen. Wir erlebten seit Ende 2000 eine Steigerung des durchschnittlichen Preises für Erdöl von 300 Prozent, nachdem George W. Bush und Dick Halliburton Cheney Erdöl zum Hauptanliegen der US-Außenpolitik machten.

Im letzten Jahr, als die Produktion von Bio-Ethanol zum ersten Mal ein bedeutungsvoller Faktor am Markt wurde, stiegen die Preise für Mais an der Börse in Chicago innerhalb von 14 Monaten um 130 Prozent. Als der Kongress und die Bush-Regierung im Jahr 2005 die Weichen für den Boom von Bio-Ethanol stellten, war es mehr als bekannt, dass die Getreidereserven der Welt seit Jahren in alarmierendem Maß im Schwinden begriffen waren, zu einer Zeit, als die weltweite Nachfrage vor allem wegen des steigenden Wohlstands und der wachsenden Nachfrage nach Fleisch in China anstieg.

Als Ergebnis der Umwidmung von riesigen Anbauflächen von amerikanischem und brasilianischem Mais für die Produktion von Bio-Treibstoff, sind die Nahrungsmittelreserven im Wortsinne dabei, zu verschwinden. Daten der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) zufolge befinden sich die weltweiten Lebensmittelreserven auf dem niedrigsten Stand seit 1972.

Merkwürdigerweise war das genau die Zeit, als Henry Kissinger und die Nixon-Regierung, gemeinsam mit ADM und Cargill - den Hauptunterstützern des aktuellen Ethanol-Schwindels - das organisierten, was als „der große Getreideraub“ bezeichnet wurde: der Verkauf von großen Mengen US-Getreides im Austausch gegen den Verkauf von Rekordmengen russischen Erdöls an den Westen. Sowohl die Ölpreise als auch die Preise für Mais stiegen bis 1975 um rund 300 - 400 Prozent. Wie das genau funktionierte, habe ich eingehend in „Ein Jahrhundert der Kriege: Anglo-Amerikanische Ölpolitik“ (A Century of War: Anglo-American Oil Politics) behandelt.

Heute hat ein neues Element die Nachfrage der UdSSR nach Getreide und Ernteausfälle ersetzt. Die durch Subventionen der US-Regierung angeheizte Nachfrage nach Bio-Treibstoffen ist im Wortsinne dabei,die Preise für Nahrungsmittel an die Ölpreise anzubinden. Der Verbrauch von subventioniertem Bio-Treibstoff ist seit Anfang 2006, als der US Energy Policy Act erste Auswirkung auf die Entscheidungen über den Anbau von Nutzpflanzen nicht nur in den USA zeitigte, derart dramatisch angestiegen, dass in der Tat ein Wettbewerb von Menschen und Autos um das vorhandene Getreide entsteht. Lester Brown (bekannter amerikanischer Umwelt-Analytiker und Buchautor) schrieb kürzlich: „Auf dem Weltmarkt sehen wir einen Wettbewerb um dasselbe Gut zwischen 800 Millionen Automobilen und zwei Milliarden der ärmsten Menschen der Welt. Wir sind jetzt in einem neuen ökonomischen Zeitalter, in dem Öl und Nahrungsmittel austauschbare Güter sind, denn wir können Getreide, Zuckerrohr, Sojabohnen - alles - in Treibstoff für Autos umwandeln. Tatsächlich beginnt der Ölpreis, die Preise für Nahrungsmittel zu bestimmen.“

Mitte der 1970er Jahre stellte US-Außenminister Henry Kissinger, ein Protégé der Familie Rockefeller und ihrer Institutionen, fest: „Kontrolliere das Öl, und Du kontrollierst ganze Nationen; kontrolliere die Versorgung mit Nahrung, und Du kontrollierst die Menschen.“ Dieselbe Bande von Charakteren, die der Welt den Irak-Krieg gebracht hat und das globale Gerangel ums Öl, die uns patentierte genmanipulierte Samen und jetzt Terminator-Selbstmordgene bescheren, und die über das „Problem der Überbevölkerung der Welt“ klagen, unterstützen jetzt, zu einer Zeit sinkender Getreidevorräte in der Welt die Umwandlung der globalen Getreideproduktion in Brennstoff. Das alleine sollte uns innehalten und nachdenken lassen. Wie der populäre Spruch besagt: „Bloß weil Du paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht wirklich hinter Dir her sind.“


[*] Die Vorliebe der deutschen Bauern für den subventionierten Rapsanbau wirkt sich auch auf den Preis für Gerste aus, Ausgangsstoff für deutsches Bier, welches damit ebenfalls deutlich teurer werden dürfte. So sagte der Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Dr. Otmar Bernhard, in einer Rede vor dem bayerischen Landschaftspflegetag: „Nicht zuletzt kann der Energiepflanzenanbau auch in Konkurrenz zur Nahrungsproduktion treten - der Deutsche Brauerbund befürchtet schon jetzt steigende Bierpreise, weil immer mehr Bauern auf die lukrativere Biodieselproduktion umsteigen.“

Zitat

Wenn einen das nicht aufmerksam und misstrauisch werden lässt, was dann? Vielleicht liegt ja auch die bevorstehende Preissteigerung bei Milchprodukten nicht daran, dass die Chinesen (die gelbe Gefahr) jetzt alle täglich Milch trinken. (vgl.: http://www.diepresse.com/home/wirtschaft/economist/306481/index.do ), sondern an dem Push für Bio-Treibstoff. (A.d.Ü.)


Quelle: Global Research

Originalartikel veröffentlicht am 25. Juli 2007

Über den Autor

Hergen Matussik und Fausto Giudice sind Mitglieder von Tlaxcala, dem Übersetzernetzwerk für sprachliche Vielfalt. Diese Übersetzung kann frei verwendet werden unter der Bedingung, dass der Text nicht verändert wird und dass sowohl der Autor, der Übersetzer, der Prüfer als auch die Quelle genannt werden.

Dieser Artikel auf Tlaxcala

IM BAUCH DES WALFISCHES: 02/08/2007

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Warum war das eigentlich völlig klar?

Irgendwie schwante mir das am Freitag beim Kurzkommentar “Scheinheiligkeit, Übergewicht und Hartz IV” bereits, bei der heutigen Zeitungslektüre wurde es dann zur Gewissheit: Die Bundesregierung will die Mehrwertsteuer auf "ungesunde" Lebensmittel von 7% auf 19% heraufsetzen. „Fit statt fett“ ist also nichts anderes als das ideologische Vorgeplänkel auf den nächsten Griff in unsere Taschen.
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