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TV Tipp: Monsanto, mit Gift und Genen

Wir hatten hier schon eine Weile keinen Fernsehtipp mehr. Daher heute:

Monsanto, mit Gift und Genen

Dienstag, 11. März um 21.00 Uhr
Dokumentarfilm, Frankreich 2007
ARTE F, Synchronfassung, Erstausstrahlung
Regie: Marie-Monique Robin

Der Dokumentarfilm erkundet das Reich des US-amerikanischen Konzerns "Monsanto Chemical Works", dem weltweiten Marktführer für Biotechnologie. Dem Engagement auf diesem Gebiet verdankt "Monsanto" auch, dass es zum umstrittensten Unternehmen des modernen Industriezeitalters wurde, stellte es doch das im Vietnamkrieg zu trauriger Berühmtheit gelangte Herbizid "Agent Orange" her. Heute sind 90 Prozent der angebauten gentechnisch veränderten Organismen "Monsanto"-Patente. Diesen Umstand halten viele für bedenklich.

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Genfood - verheerende Auswirkungen und skandalöse Machenschaften

Dr. Arpad Pusztai, weltweit führender Experte auf dem Gebiet der genetischen Modfikation von Pflanzen erhielt vom Rowett Research Institute in Aberdeen den Auftrag, mögliche langfristige Auswirkungen genveränderter Futtermittel auf Tiere zu untersuchen. Die Studie begann 1995 und war auf 3 Jahre angelegt, mit einem Budget von 1,5 Millionen Dollar. Pusztai selbst war sich zunächst völlig sicher, dass die Studie die Sicherheit der GVO-Nahrungsmittel bestätigen würde. (GVO = genveränderte Organismen)

Doch Ende 1997 platzte die Bombe: Pusztais Untersuchungen zeigten vollkommen unerwartete und höchst alarmierende Ergebnisse, wie etwa kleinere Gehirne, bzw. Organe und eine Schwächung des Immunsystems. Nachdem er im öffentlichen Fernsehen über seine Ergebnisse berbhtete, wurde er innerhalb von 48 Stunden entlassen. Zudem wurde Pusztai unter der Androhung, gegebenenfalls seine Pension zu verlieren, verboten, jemals wieder mit der Presse über seine Forschungen zu sprechen. Seine Unterlagen wurden ihm ab- und unter Verschluss genommen. Ihm wurde bei Androhung gesetzlicher Schritte untersagt, mit Mitgliedern seines Forschungsteams zu sprechen. Das Team wurde aufgelöst, Telefonanrufe und E-Mails an ihn umgeleitet. Das war jedoch nur der Anfang einer Hexenjagd und einer Verleumdungskampagne gegen ihn.

Doch wer sind die Drahtzieher im Hintergrund? Handelt es sich um einen Einzelfall? Wie unabhängig ist die Forschung wirklich und zu welchen Besorgnis erregenden Ergebnissen kam Pusztai bei seiner Forschung noch?

Pusztai "s Untersuchungen gehörten in Großbritannien zu den ersten und auch letzten Versuchen an lebenden Tieren.

Dr. Pusztai hatte bereits über 35 Jahre auf dem Gebiet der Biotechnik gearbeitet veröffentlichte zusammen mit seiner Lebensgefährtin Dr. Susan Bardocz, mehr als 2 70 anerkannte wissenschaftliche Aufsätze über seine Arbeit und galt als weltweit führender Experte auf dem Gebiet der Lektine und der genetischen Modifikation von Pflanzen.

22. Februar 2008 19.30 Uhr Alte Seegrasspinnerei Plochinger Str. 14 72622 Nürtingen

Aktionsbündnis gegen Genmais-Anbau Nürtingen - Attac Nürtingen, Nürtinger Bündnis für gentechnikfreie Nahrung und Landwirtschaft, Die Grünen, Die Linke, Bioland Bäuerinnen und Bauern, Nabu und andere Gruppen und Einzelpersonen

Petition zum Verbot von Gentechnisch veränderten Organismen

Vor einigen Tagen startete eine Petition an den Bundestag, zum generellen Verbot von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in der Land- und Forstwirtschaft. Einmal ausgesetzt und sei es nur auf Testfeldern, kann ein GVO nie wieder aus dem Ökosystem entfernt werden. GVO kreuzen sich mit einheimische Pflanzen und können so Jahrzehnte lange natürliche Züchtungen zu nichte machen. Außerdem ist in keinsterweise absehbar, wie sich mit GVO verunreinigte Pflanzen weiterentwickeln. Die Aussaat von GVO führt außerdem dazu, dass ein biologischer Anbau von Agrarprodukten zukünftig nicht mehr möglich sein wird, da eine GVO Verunreinigung nicht mehr ausgeschlossen werden kann.

Siehe auch: Aktuelle News zum Thema

300 Euro Strafe für 3 ausgerissene Pflanzen auf Genmais-Feldern in Oberboihingen

Der Imker Achim Schultheiß ist vom Amtsgericht Nürtingen zu einer Strafe von 30 Tagessätzen je 10 Euro verurteilt worden. Der Bioimker aus dem Freiburger Raum hatte am 5. Juni 2006 drei gentechnisch veränderte Maispflanzen aus einem Versuchsfeld der Fachhochschule Nürtingen gerissen. Diese gehörten zu einem Versuch, der im Auftrag des Bundessortenamtes auf insgesamt 15 Feldern in Deutschland durchgeführt wurde.

Das sei Sachbeschädigung, so der Strafrichter Jens Gruhl. Und weil die Aktion vorab im Internet angekündigt wurde, sei dies zudem auch eine „Anstiftung zur Sachbeschädigung“. Dieser folgten weitere Gegner des Anbaus gentechnisch veränderter Maispflanzen und entfernten sogleich in einer „freiwilligen Feldbefreiung von Gendreck“ weitere Pflanzen, weil „es keine wirksame Gegenwehr gibt“. So wurde neben Schultheiß eine Frau aus Schorndorf angeklagt.

Achim Schultheiß kassierte für seine Aktion einen Strafbefehl über 150 Tagessätze à 20 Euro. Dem Strafbefehl widersprach er und musste sich deshalb gestern vor dem Amtsgericht in Nürtingen verantworten.

Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel liegen wie Blei in den Regalen der Lebensmittelhändler. Sofern diese überhaupt als solche erkennbar sind. Weil es keine Möglichkeit gibt, gentechnisch veränderte Pflanzen von ihren natürlichen Verwandten zu trennen –“ der sogenannte „Durchwuchs“ - nimmt der Grad der Verunreinigung mit genverändertem Erbgut stetig zu. Eine Katastrophe für einen Imker, der an den löblichen Grundsätzen biologisch einwandfreier Ware festhalten will. Zudem ein wirtschaftlicher Schaden, denn sobald nicht garantiert werden kann, dass der Honig frei von gentechnisch veränderten Substanzen ist, kauft diesen kein Mensch.

So wie die Mehrheit der Bevölkerung sieht das auch der Angeklagte: „Drei Viertel der Bevölkerung wollen die Agro-Gentechnik nicht auf dem Acker und schon gar nicht auf dem Teller.“

Aber wie bei anderen Fragen des Willens der Mehrheit der Bevölkerung steht diese auch hier entgegengesetzt zur Politik, die eine solche Entwicklung gentechnisch veränderter Pflanzen überhaupt erst möglich macht und politisch flankiert.

Der Meinung von Achim Schultheiß, diese Zustände seien ein „Demokratie-Notstand“, seine Aktion ein „Akt zivilen Ungehorsams“ und daß er selber nicht zu einer Feldbefreiungsaktion aufgerufen habe, sondern nur das angekündigt hat, was er machen wolle und daß er dies wieder tun würde, wenn es nötig sei, wollte der Richter nicht folgen. Trotz der ausdrücklich auf drei Pflanzen beschränkten Entnahme, die ein Filmteam aufzeichnete.

Der Staatsanwalt veranschlagte den Schaden auf 30.000 Euro, da weitere Mittäter das Versuchsfeld irreparabel beschädigt hätten. Der Versuch im Auftrag des Bundessortenamtes scheiterte übrigens bundesweit, da neben drei weiteren zerstörten Feldern die Trockenheit des Jahres 2006 den zarten „Pflänzlein“ den Rest gaben.

Auch wenn der Richter bei seinem Urteil weit unter den Forderungen des Staatsanwalts blieb, ließ er sich nicht auf eine politische Beurteilung ein. Sein Mandant wolle „eine drohende Gefahr“ von sich oder anderen im Sinne des Paragraphen 228 BGB abwenden, so der Verteidiger von Schultheiß. Richter Gruhl befand dagegen, ein „Notstand“ liege nicht vor.

Die Geldstrafe will Schultheiß nicht zahlen. Sofern die Hochschule „gentechnisch manipulierte Organismen freisetzt“ will er am 12. Mai erneut 3 Pflanzen unschädlich machen.

(Erstveröffentlichung auf StattWeb)

Siehe auch: Gendreck weg!

Percy Schmeiser, alternativer Nobelpreisträger zu Gast in Nürtingen

Foto: Thomas Mitsch
Über 400 Menschen waren der Einladung, des Genbündnisses Nürtingen in die Seegrasspinnerei gefolgt, um den Ausführungen von Percy Schmeiser, Träger des alternativen Nobelpreises 2007, zuzuhören.
Der 77jährige, kanadische Landwirt ist, durch seinen Widerstand gegen den US-amerikanischen Saatgutkonzern Monsanto, bekannt geworden. Schmeiser, der bereits im Jahr 2000 den Mahatma Ghandi Preis erhalten hatte, 25 Jahre Bürgermeister seiner Gemeinde war und im kanadischen Landesparlament saß, berichtete über den Kampf gegen Monsanto.

Im Jahr 1946 hatte Schmeiser seine Farm vom Vater übernommen und mit seiner Frau regional, angepasstes Raps entwickelt. „ Er wolle erzählen was passiert ist und nicht sagen was wir tun sollen“, so Schmeiser. 1996 erlaubten die amerikanische und die kanadische Regierungen den Anbau von vier genveränderten Pflanzen: Mais, Baumwolle, Soja und Raps. Schon 1998 wurden sie von Monsanto wegen Patentverletzung und illegalem Anbau verklagt. Kleine Teile seines Farmlandes waren kontaminiert. Für Schmeiser standen 50 Jahre Zucht auf dem Spiel. Monsanto wollte dagegen eine Lizenz, eine Strafzahlung sowie alle Pflanzen und das Saatgut des Farmers. Eines war klar, Familie Schmeiser war zum Testfall für Monsanto geworden, um zu sehen wie weit sie, als Firma, gehen konnten. Das Patentrecht in Kanada fällt in die Zuständigkeit auf Bundesebene und die Richter entschieden alles Saatgut und die Pflanzen gehören Monsanto. Schmeiser, der nie genverändertes Saatgut verwendete, kämpfte sieben Jahre bis zum obersten Gerichtshof. Schmeiser`s Argument ist, das kein Individuum und keine Firma das Recht hat eine höhere Lebensart zu patentieren. Vielmehr ist es eine ethische und moralische Frage, die kein Mensch entscheiden darf. Die Firma Monsanto dagegen argumentierte, egal in welcher Lebensform sich veränderte Gene befinden, gehören sie Monsanto.

Das Gericht gab diesem statt. Durch dieses Urteil wurde der Fall weltbekannt. Aufgrund des massiven Widerstandes der Bevölkerung hat das kanadische Parlament eine Kommission gebildet, die in ihrem Bericht an die Regierung folgendes vorschlug. Die Landwirte bekommen ein Nachbaurecht und das Patentrecht ist auf höhere Lebensformen nicht anwendbar.

Percy Schmeiser berichtete auch über die Methoden des Konzern um seine Familie unter Druck zu setzen. Dies ging von Versuchen von Monsanto Grundschulden auf Maschinen, Haus und Land einzutragen, von Drohanrufen und tätlichen Angriffen von Monsantomitarbeitern, bis hin zur ständigen Beobachtung des Lebens auf der Farm.

Auf die Frage warum überhaupt kanadische Bauern mit dem Anbau von genverändertem Saatgut anfingen, antwortete Schmeiser: „ Ihnen wurde genau das gleiche gesagt, wie jetzt den Bauern in Europa.“ Die Standardargumente sind höherer Nährwert, mehr Profit und weniger Pestizide. Die Wirklichkeit sah allerdings anders aus. Zwar entwickelte sich in den ersten zwei Jahren ein Superraps, doch danach sank der Nährwert und Ertrag. Die Folge ist ein dreimal so hoher Pestizideinsatz, wie vor dem genverändertem Anbau. Zudem habe Monsanto ein Terminatorgen entwickelt, dass den Samen der Pflanze steril werden lässt. Monsanto`s Plan ist, dass ein Farmer sein jährliches Saatgut bei ihrer Firma kauft und natürlich auch die dazugehörenden Pestizide. Schmeiser verwies auf die Problematik, z.B. in Indien, wo sich in den letzten zehn Jahren über 100Tsd. Bauern das Leben genommen haben, da sie sich das teure Saatgut nicht mehr leisten können. In Kanada ist es inzwischen soweit, dass kein Bio Raps oder Soja mehr angebaut werden kann.

Schmeiser`s Schlussfolgerung: es gibt keine Koexistenz zwischen genfreien und genveränderten Pflanzen, da das gentechnische Gen dominant ist und eine gentechnische Pflanze nicht eingrenzbar ist. Laut Schmeiser gibt es ein EU-Land, wo jeglicher Anbau von gentechnischen Pflanzen sowie deren Import und Transit verboten ist. Man höre und staune –“ es ist Griechenland. Nach seiner Rückkehr aus Europa wird Percy Schmeisser, auf Grund der oben genannten Empfehlungen der Kommission, seinerseits die Firma Monsanto verklagen.

Wie sagte Henry Kissinger in den 70ern: “Wer das Öl kontrolliert, ist in der Lage, ganze Nationen zu kontrollieren, wer die Nahrung kontrolliert, kontrolliert die Menschen–.

Am Rande der Nüringer Veranstaltung konnte ich mit Percy Schmeiser ein Kurzinterview führen.

T.M.: Vielen Dank Percy, dass Sie nach Nürtingen gekommen sind. Wie sagte Henry Kissinger in den 70ern: “Wer das Öl kontrolliert, ist in der Lage, ganze Nationen zu kontrollieren, wer die Nahrung kontrolliert, kontrolliert die Menschen–.

Glauben Sie, das der US-amerikanischen Saatgutkonzern Monsanto die Weltherrschaft über alle Lebensmittel erlangen will?

P.S.: Ja, ich glaube fest daran, denn die Entwicklungen und dass was ich in den letzten vier Jahren auf der ganzen Welt gesehen habe deuten darauf hin. Es geht hier nicht um landwirtschaftliche Aspekte sondern alleine um Rentabilität und Rendite.

Thomas Mitsch (links) und Percy Schmeiser

T.M.: Was denken Sie über die dehnbare Auslegung des Patentrechtes?

P.S.: Wie ich es in meinem Vortrag erwähnte, versucht Monsanto, durch Lobbyarbeit und viel Geld, die Regierung und die Farmer durch Druck, zu beeinflussen. Zudem kommt,. dass viele Professorenstellen an den Universitäten von privaten Unternehmen bezahlt werden. Dadurch schwindet die Aufklärung. Die Saatgutunternehmen versuchen durch immer mehr juristische Kniffe, das Patentrecht durch die Hintertür zu umgehen.

T.M.: Wie sieht die landwirtschaftliche Entwicklung in der Zukunft aus?

P.S.: Nun, die Landwirtschaft wird immer industrieller und kommerzieller. Es wird immer mehr Großbetriebe geben, die herkömmlichen Kleinbetriebe werden immer öfters schließen und schließlich ganz verschwinden. Die Bauern verlassen ihr Land., es wird keine natürliche Landwirtschaft mehr geben. Durch die Kontaminierung ist z.B. kein Bio Raps und Bio Soja Anbau in Kanada mehr möglich.

T.M.: Die neue Partei Die Linke. in Deutschland spricht sich ebenfalls gegen genmanipulierte Pflanzen und Lebensmittel aus. Können Sie und einige Ideen geben was das Deutsche Parlament in Gesetze umsetzen sollte?

P.S.: Erstens, sollte den Landwirten das Recht zugestanden werden eigene Nachzucht von Samen zu betreiben und zweitens sollte der Verursacher von Schäden in diesem Fall die Saatgutunternehmen schadensersatzpflichtig sein.

T.M.: Glauben Sie, dass durch die Verleihung des Alternativen Nobelpreises, für ihren Mut bei der Verteidigung der Artenvielfalt und der Rechte der Bauern und dafür, dass Sie die
ökologisch und moralisch verwerfliche Auslegung des Patentrechts in Bezug auf Saatgut ändern wollen, mehr öffentliches Interesse geweckt wurde?

P.S.: Ja, ich denke schon, denn ich werde immer öfters weltweit als Referent eingeladen und ich glaube, dass das Thema Gentechnik vielleicht auch dadurch immer mehr in den Fokus der Menschen rückt.

T.M.: Ist es richtig, dass nach dem Sturz von Saddam Hussein das Saatgut des Iraks vernichtet wurde und der Irak verpflichtet wurde zukünftig das Saatgut von amerikanischen Firmen zu kaufen?

P.S.: Richtig, das Saatgut musste vernichtet werden. Allerdings wurden, vor dem Fall Saddam`s, irakische Saatgüter nach Syrien ausgelagert. Jetzt ist der Irak verpflichtet ausländisches Saatgut zu kaufen. Eine Schande, wenn man bedenkt, dass der Irak und der Iran eigentlich die Länder sind woher unseres eigenes Saatgut ursprünglich herkam.

T.M.: Was sind Ihre nächsten Schritte im Kampf um gentechnikfreie Landwirtschaft?

P.S.: Nachdem eine von der Regierung eingesetzte Kommission selbiger empfahl, dass die Landwirte ein Nachbaurecht bekommen sollten und das Patentrecht auf höhere Lebens-formen nicht anwendbar sei, werde ich nach meiner Rückkehr nach Kanada den Großkonzern Monsanto verklagen.

T.M.: Vielen Dank für das Gespräch und eine gute Heimreise.

Das Interview wurde am 07.01.2008, von Thomas Mitsch, Mitglied der Partei Die Linke., KV Esslingen, geführt. Den Bericht zur Veranstaltung finden Sie auch unter http://www.thomas-mitsch.de bei der Rubrik Pressemitteilungen

Kulturpflanzenvielfalt erhalten

In den Mainstreamnachrichten tauchen bekanntlich meist nur die herrschenden Meinungen auf. Daß Saatgutkonzerne und Pharmaindustrie weltweit seit Jahren versuchen, sich Erbinformationen der Tier- und Pflanzenwelt anzueignen, ist ebenso wie der Kampf dagegen oft nur eine Randnotiz wert. Auch hierzulande versuchen diese Konzerne, die Kontrolle über die Kulturpflanzen, welche die Ernährungsgrundlage der Weltbevölkerung sind, in ihre Hand zu bekommen. In staatlichen Genbanken wird zur Zeit noch das ursprüngliche Saatgut, das noch nicht gentechnisch verändert wurde, gelagert, gepflegt und verwaltet. Inzwischen "fehlt" jedoch angeblich auch dafür das Geld, was Begehrlichkeiten bei den Saatgutkonzernen, beispielsweise Bayer, Dupont, Monsanto und anderen weckt.

Seit über zehn Jahren werden beispielsweise mit den Pflanzen der Sammlungen in Gatersleben gentechnische Versuche durchgeführt, zunächst in den Labors, dann in Gewächshäusern und inzwischen auch auf den Feldern der Genbank, die eigentlich für den Erhaltungsanbau von alten Sorten notwendig sind. Im Herbst 2006 hat die Genbank, soweit bisher bekannt, die ersten Freisetzungsversuche mit gentechnisch verändertem Weizen durchgeführt, worüber wir hier und dort berichteten.

Alles wird zur Ware, neben Nutztieren eben auch Kulturpflanzen, die bisher niemandem "gehört" hatten. Dazu werden Patente auf Pflanzen erfunden, um Eigentumsrechte dafür zu schaffen und andere Sorten, an denen ein solches nicht besteht, werden verdrängt. Diese Entwicklung ist bedenklich, denn auf diese Weise werden Pflanzen verbreitet, die im Gegensatz zum traditionellem Anbau wenig bis gar nicht anpassungsfähig sind sondern von den Düngemitteln, Herbiziden und Pestiziden, die natürlich nur von den Saatgutherstellern erhältlich, sind gedeien können. Eine erwünschte Folge davon ist auch die verstärkte Abhängigkeit von diesen Konzernen. Diese Lizenz zum Gelddrucken ist inzwischen ein weltweiter Trend. So erließ der US Konzern Monsanto beispielsweise ein weltweites Verbot, Saatgut nachzuzüchten oder erheben eine für viele Kleinerzeuger nicht aufzubringende "Nachbaugebühr".

Das "internationale Notkomitee zur Rettung der Kulturpflanzenvielfalt und ihrer Ursprünge" ruft auf zu deren Erhalt. Dabei richtet sich der Aufruf hauptsächlich an Bauern, die am Erhalt des Saatgutes interessiert sind und dazu auch Anbauflächen bereithalten können. Für alle anderen Interessierten, die sich über aktuelle Möglichkeiten, aktiv zu werden, informieren möchten, bietet sich beispielsweise die BUKO Kampagne gegen Biopiraterie an.

Prozess nach Aktion auf Versuchsfeld

Der Imker Achim Schultheiß hatte, nach vorheriger Ankündigung, in Oberboihingen auf einem Forschungsfeld 3 Genmaispflanzen ausgerissen. Das war 2006 an Pfingsten. Am 7.1. 2008 wird ihm deshalb vor dem Amtsgericht Nürtingen der Prozess gemacht: 150 Tagessätze à 20 Euro sind der Staatsanwaltschaft die Vernichtung von 3 Giftpflanzen wert. Den Schaden, der durch diese Aktion entstanden sei, beziffert die Staatsanwaltschaft auf 240.000 Euro!

Das unterstreicht deutlich den politischen Charakter des Prozesses.

Zur Vorbereitung des Prozesses und zu Unterstützung von Achim Schultheiß entstand die Aktion Einsitzen. Sie ruft unter anderem dazu auf.per Brief an die Staatsanwaltschaft diesem anzubieten, stellvertretend einen Teil der Strafe zu übernehmen und für Achim Schultheiß "einzusitzen". Mehr dazu hier.

7.1. 2008, 8:30 Uhr, Amtsgericht Nürtingen, Saal 2

Film zur Aktion:

Wissen, wo der Gendreck wächst

Auf ein geteiltes Echo ist ein neues Internetangebot gestoßen, das die Informationen des amtlichen Anbauregisters für gentechnisch veränderte Pflanzen über sogenannte Google-Maps visualisiert. Während Gentechnikbefürworter fürchten, dass die neue Seite www.xzcute.com Zerstörungen von Feldern mit gentechnisch veränderten Pflanzen weiter erleichtern könnte, sehen Umweltverbände keine zusätzliche Gefahr.

"Gentech-Zulassungsverfahren: Heimspiel der Industrie"

Unter dem Titel: "Genpatente sind die Kanonenkugeln von heute" setzte sich der Buko ausführlich mit den Patentpraktiken und deren dramatischen Folgen von Konzernen wie Monsanto oder DuPont auseinander. Diese eignen sich Erbinformationen der Tier- und Pflanzenwelt nicht nur aus sogenannten »Entwicklungsländern« an.

Am 21. November 2007 um 19.30 ist Werner Mueller von Global2000, zu einem Vortrag "Gentech-Zulassungsverfahren: Heimspiel der Industrie" von Attac Wuppertal, BaSo/Chemiekreis, NaturFreunde Wuppertal, die boerse Wuppertal, Zukunftsstiftung Landwirtschaft und einigen weiteren Organisationen in die boerse, Wolkenburg 100, Wuppertal, eingeladen. Einen aktuellen Entwurf des Plakates gibt es hier. (Stand: 19. 9.), hier gibt es die Kurzfassung seines Vortrags im Wiener Parlament am 4. 4. 2006.

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Pro-Gentechnik-Papier an den Start zurückgeschickt - Ein wichtiger Zwischenerfolg!

Zur verschobenen Abstimmung über das Genehmigungsverfahren für genmanipulierte Pflanzen im EU-Parlament - was wohl auch in Zusammenhang mit zahlreichen Protesten zu sehen ist - erreichte uns heute folgende Ergänzung von Klaus Faißner:

Das umstrittene Virrankoski-Papier (das u.a. das Vorsorgeprinzip in Frage stellte, die Gentechnik als Mittel gegen die Armut auflistete und das derzeitige Genehmigungsverfahren für genmanipulierte Pflanzen als “zu langsam und bürokratisch” brandmarkte) wird vorläufig doch nicht im EU-Parlament abgestimmt. Wie am Montagabend bekannt wurde, haben die Abgeordneten mit großer Mehrheit beschlossen, den Pro-Gentechnik-Initiativantrag des finnischen Abgeordenten Virrankoski nicht auf die Tagesordnung zu setzen und an den Agrarausschuss zurückzuweisen. Die heftigen Proteste der vergangenen Wochen und Monate dürften wesentlich dazu beigetragen haben. Jetzt geht alles von vorne los: Virrankoski muss den Text ändern oder neu schreiben, dann wird er den Mitgliedern des Agrarausschusses vorgelegt, die schlussendlich darüber abstimmen. Stimmt die Mehrheit dafür, geht der Bericht wieder ins EU-Parlament zur Abstimmung. Ende Jänner hatte der Agrarausschuss das Papier noch mit knapper Mehrheit angenommen. Eine Mehrheit dagegen ist beim nächsten Anlauf möglich aber nicht unbedingt zu erwarten, da im Agrarausschuss viele Gentechnik-Befürworter sitzen. Die zweite Möglichkeit wäre, dass Virrankoski das Papier ganz zurückzieht.
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