"Es lebe der Sport!" ... das riefen die Spieler des FC Start vor Anpfiff. Das hört sich erstmal nicht außergewöhnlich an. Doch dazu gehörte schon einiges an Mut. Dies ist nur eine kurze Episode von einem der legendären Fußballspiele der Sportgeschichte.
Es war ein ungleiches Fußballspiel der Mannschaft von Zwangsarbeitern aus der Brotfabrik gegen eine Auswahl der Wehrmacht unter besonderen Umständen. Nach Beginn der Operation Barbarossa am 22. Juni 1941 gab es zahlreiche Kriegsverbrechen der Faschisten in der Region um Kiew. Am häufigsten wird das Massaker von Babyn Yar mit über 33.000 jüdischen Opfern erwähnt. Einige Monate später sollte im Sommer 1942 wieder etwas Ruhe einkehren in Kiew. Doch die Fußball-Liga entwickelte sich zu einem Drama um Leben und Tod. Der Traum vom unpolitischen Fußballspiel wurde zum Alptraum für die Faschisten.
Die Auseinandersetzung mit den Ereignissen geschah bzw. geschieht auf unterschiedlichste Art und Weise: Filme, Bücher, Zeitungsartikel, ein Denkmal, historische Gutachten, Erzählungen, staatsanwaltliche Ermittlungen, Äußerungen von zahlreichen Expertinnen und Experten.
Seit 1942 sind vier verschiedene Versionen dazu entstanden.
Genau siebzig Jahre nach dem legendären Spiel und einige Wochen nach dem Finale der Europameisterschaft in der gleichen Stadt ist der richtige Zeitpunkt den Mythos aufleben zu lassen.
Die dritte Halbzeit beginnt am 9. August um 19:30 Uhr in Stuttgart im
Linken Zentrum Lilo Herrmann. Es geht dabei natürlich nicht um das, was der letzte Satz vermuten lässt, sondern um einen Film mit diesem Titel und das genannte Fußballspiel.
Fußball: der allgemeine Kultus der Moderne saugte natürlich die übergroße Mehrheit aller Gläubigen ab. Der andersorientierten Restgruppierung servierte ARD eine fromme Legende. GOTTES MÄCHTIGE DIENERIN. Zweiteilig. Stundenlang.
Das wäre ja weiter nicht aufsehenerregend: Jedem Bedürfnis sein gesundheitlich unbedenklicher Schuss Opium. Nur dass dabei die gewöhnliche allen zugängliche Geschichte der Verklärungssucht geopfert wurde.
Dass die Revolution 1918 als abgefeimtes Bubenstück gegen die Rechte der katholischen Kirche erkannt und angeklagt wurde, ist für solche Verkündigungen selbstverständlich und soll keine besonderen Seelenkrämpfe hervorrufen. Nur dass der ab der Monarchenzeit Bayern mitregierende Kardinal Faulhaber zum weltoffenen Friedensfreund und Erzdemokraten zurechtgeschminkt wurde, war zu forciert. Wie es mit diesem Kirchenfürsten wirklich stand, hat im Jahr 1929 Feuchtwanger in seinem Roman "ERFOLG" ohne Namensnennung ausführlich aufgezeichnet. In unseren Tagen hat das unter dem Pseudonym Corell ein Historiker vorbildlich und unwiderlegbar nachvollzogen.
Papst ohne Heiligenschein? Papst ohne Heiligenschein? Joseph Ratzinger in seiner Zeit und Geschichte
von Richard Corell, Ronald Koch, Hubertus Mynarek und Hans Heinz Holz von Zambon (Broschiert - September 2006, Besprochen bei kritisch-lesen.de)
Entsprechend dann die Darstellung des Abschlusses des Konkordatsvertrags zwischen dem Vatikan und dem Neuen Deutschen Reich von 1933. Kein Wort von der kirchlich mehr oder weniger erzwungenen Selbstaufgabe der immer noch mächtigen katholischen Zentrumspartei. Keine Zweifel zulässig über die Unterstützung eines in ganz Europa mit Recht damals schon verdächtigen Systems von staatlichem Unrecht und offiziell gebilligter Unterdrückungsgewalt.Wichtig im Film nur, dass eine einfache Pfarrköchin und Klosterfrau sich so weit ein-und emporgearbeitet hatte, dass sie Anmerkungen in den Text des KONKORDATS schmuggeln konnte, die die Aufmerksamkeit des amtierenden Papstes Pius XI erregten.
Und so ging es weiter. Dass der neue Papst Pius XII - PACELLI - nicht einmal so weit gehen wollte im Protest gegen die Verbrechen des Faschismus wie sein Vorgänger, wird nur in kläglichen Lamentationen vorgeführt. Angeblich - wenn man dem Film folgen wollte - sind alle Verbrechen der NAZIS direkte Folge der Warnungen von Seiten der Kirche. Kein Zweifel daran möglich.
Das Ganze ein religiös untermalter Fall extremer Cheferotik. Die Gott ergebene Dienerin,die allenfalls Anfälle von Hochmut in sich zu bekämpfen hat - der Chef, der sogar die Treueste der Treuen von sich stoßen muss, damit kein böser Verdacht die gottvertraute Innerlichkeit störe.
Wie gesagt: nichts gegen solche Traumgewährungen des öffentlich verpflichteten Mediums. Nur alles gegen Umschreibungen der bekannten Geschichte zur Erzeugung frommer Wallungen. So scheut der Film am Ende nicht davor zurück, statt aller sonst amtierenden Kardinäle und Würdenträger die treue Schwester allein am Totenbett des Papstes zu zeigen, wie sie ihm die rituelle Frage dreimal stellt: "Piccolomoni,schläfst Du nur?" - Als keine Antwort erfolgt, und der Tod damit gesichert ist, zieht sie - gerade sie - ihm den heiligen Ring der Papsteswürde von der schlaffen Hand.
Zur schmallippigen Ehrung der katholischen Kirche sei schließlich gesagt: Solche Formverstöße lagen ihr bei aller Verehrung individueller Hingabe zeitlebens fern. Wie die gegenwärtige Behandlung von Frauen in den heiligen Reihen jeden Tag nachweist.