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Stuttgart: Matinee zum 110. Geburtstag von Gerda Taro

Im Spanischen Bürgerkrieg revolutioniert die Fotografin Gerda Taro zusammen mit Robert Capa die Kriegsfotografie und verändert die Sicht auf den Krieg für immer.

Als erste Frau der Welt fotografiert die junge Jüdin aus Nazideutschland direkt im Gefecht. Der Kampf gegen den Faschismus, dessen lebensbedrohliche Ideologie sie bereits am eigenen Leib erfahren hat, ist ihr ein existentielles Anliegen. Diese Nähe zum Geschehen setzt neue Maßstäbe für die fotografische Kriegsberichterstattung und kostet die Stuttgarterin das Leben.

Am 1. August 1910, vor 110 Jahren, war Gerda Taro in Stuttgart zur Welt gekommen. Nach einer Flugblattaktion gegen Hitler und ihrer Verhaftung in Leipzig floh sie 1933 nach Paris, wo sie den Fotografen Robert Capa kennenlernte und zu fotografieren begann. Der Spanische Bürgerkrieg bedeutete für das junge Fotografenpaar einen dramatischen Wendepunkt.

Samstag, 1. August 2020,
11:00 Uhr,
Gerda-Taro-Platz
Stuttgart

Mit Exilforscherin und Taro–Biografin Irme Schaber, dem Autor und Kolumnisten Joe Bauer und der Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Christel Köhle–Hezinger
Grußwort: Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle
Musikalische Begleitung: Hörmal Vokal

Livestream + Aufzeichnung
wir wollen auf dem Platz die geltenden Bestimmungen zum Infektionsschutz einhalten. Für alle, die nicht vor Ort dabei sein können, wird die Taro–Matinee am 1. August ab 11 Uhr live gestreamt und aufgezeichnet. Zu sehen hier ohne Anmeldung.

Rezension: "Das Mädchen mit der Leica" von Helena Janeczek

Gerda Taro im Juli 1937. Foto: Wikimedia
Ein Roman über das Leben von Gerda Taro war überfällig, ist das Leben dieser lang Vergessenen doch prallvoll und von hoher Geschwindigkeit.

Ein Roman ist eine Fiktion, Gerda Taro hat aber ein reales Leben gelebt.
Wie löst der Roman dieses Problem ?

Er beschreibt ihr Leben aus dem Blickwinkel der Erinnerungen dreier Weggefährten, die ihr nahestanden:
Willy Chardack, Ruth Cerf und Georg Kuritzkes –“ allesamt aus ihrem Leipziger Freundeskreis, antifaschistisch gesinnt, teils im Widerstand gegen die Nazidiktatur aktiv und alle emigrierten nach Paris.

Diese Herangehensweise ist auf den ersten Blick bestechend, ermöglicht sie doch verschiedene Facetten ihrer Persönlichkeit zu beleuchten.
Dieser hoffnungsvolle Ansatz geht aber im Roman immer mehr verloren.
Der Leser erwartet eben diese verschiedenen Facetten ihrer Persönlichkeit, in allen Betrachtungen schleicht sich aber eine gewisse Eindimensionalität ein:
Gerda Taro ist immer charmant, schlagfertig, emanzipiert, wirkt auf Männer etc.

Das ist sicher alles richtig, der Einfluss der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen ihrer Zeit auf ihre Persönlichkeit gerät darüber aber immer mehr zur Nebensächlichkeit.

Das ist umso erstaunlicher, war die Zeit ihrer kurzen Lebensspanne doch voll von politischen und gesellschaftlichen Ausbrüchen, Polarisierungen, großen Massenbewegungen, denen Gerda Taro keineswegs passiv gegenüber stand.
Vielmehr ergriff sie entschlossen Partei im Kampf gegen den Nazifaschismus, für die französische Volksfront, für das republikanische Spanien.

Die Autorin kann das natürlich nicht ignorieren, aber man merkt an vielen Stellen einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Unwillen, diese Seite von Gerda Taro zur Kenntnis zu nehmen.

Es gibt mehrere Stellen, an denen dieser Unwillen zum Ausdruck kommt.

Gerda Taro war im März 1933 im antifaschistischen Widerstand in Leipzig aktiv, genau wie ihre Brüder, die spektakuläre Flugblattaktionen durchführten.
Nach einer dieser Aktionen führte die SA Massenverhaftungen durch, und weil sie Gerdas Brüder nicht antraf, wurde kurzerhand Gerda mitgenommen.
In der Gemeinschaftszelle der Frauenabteilung des Leipziger Frauengefängnisses avancierte sie schnell zum Liebling der Gefangenengruppe.
Eines Nachts hörten die Frauen die Schreie der Gefolterten aus der Männerabteilung. Gerda betätigte daraufhin einen Klingelknopf in ihrer Zelle als Form des Protestes, die Klingel schrillte durch das Haus.

„Kaum zu glauben, dass es sich tatsächlich so zugetragen hatte, doch die Schilderungen einer Leipziger Mitgefangenen und all jener, die Gerda in Spanien kennengelernt hatten, bestätigen dies.“ heißt es im Roman dazu ( S. 148).
Unausgesprochen steht im Raum „aber so war sie doch eigentlich gar nicht ..“

Robert Capa, Mai 1936. Foto: Gerda Taro Quelle: WikiMedia
Diese „Entpolitisierung“ der Gerda Taro und ihres Partners Robert Capa nimmt z.T. groteske Züge an:

Ausgehend von einem faschistischen Putschversuch entwickelte sich 1936 in der französischen Arbeiterklasse eine mächtige Einheitsbewegung, die im Wahlsieg der Volksfront (einem Zusammenschluss verschiedener linker Parteien) ihren parlamentarischen Ausdruck fand.
In der Folge breitete sich eine Streikwelle in Frankreich aus, die in zahlreichen Betriebsbesetzungen gipfelte.
Nicht nur die Renault-Arbeiter besetzten „ihre“ Fabriken, sondern z.B. auch die Verkäuferinnen des großen Kaufhauses Galeries Lafayette ihre Arbeitsstelle.
„Robert Capa und Gerda Taro waren keine distanzierten Beobachter. Sie teilten die Hoffnung auf einen Wahlsieg der Front Populaire, und sie waren bewegt von den imposanten Arbeiteraufmärschen in den Pariser Strassen (...) Sie verstanden sich als Teil dieser antifaschistischen Bewegung.“ (Irme Schaber: Gerta Taro –“ Fotoreporterin im Spanischen Bürgerkrieg, 1994, S.94).
Am 1.Mai 1936 z.B. postierte sich Capa mitten auf der Strasse, um den endlosen Demonstrationszug zu fotografieren.

Im Roman dagegen ist das bestimmende Thema von Capas und Taros Teilnahme an der Mai-Demonstration, dass sie ihre Künstler-Pseudonyme (Capa hieß eigentlich Andre Friedmann, Taro Gerta Pohorylle) dem Freundeskreis präsentieren.(S.122/123).

Die Maidemontration („rote Prozession“ S.122) gerät zum belanglosen Hintergrundrauschen.

Republikanische Milizionärin bei Schießübungen. Foto: Gerda Taro 1936, Quelle: WikiMedia
Als Ende Mai die Betriebsbesetzungen begannen, fuhr Capa nach Renault-Billancourt, machte Bilder von der besetzten Fabrik und der ersten Nacht, die die Streikenden neben ihren Maschinen verbrachten.
„Auch Gerta Taro dürfte sich, angesteckt von der fröhlichen Stimmung und den Hoffnungen der Streikenden, in Produktionshallen und Maschinenräumen umgesehen haben.“(Irme Schaber,1994, S.95)

Im Roman aber hat sie in der Zeit eine Abtreibung und der Generalstreik spielt nur insofern eine Rolle, dass die Flics (französische Polizisten) mit dem Generalstreik beschäftigt waren und sie sich gleich ein Taxi gönnen konnte, nicht wie das letzte Mal (S.151).
Und Capa „ (...) wird heilfroh gewesen sein, dass er sich unter die Arbeiter mischen konnte, die sich im Renault-Werk verschanzt hatten und die streikenden Verkäuferinnen der Galeries Lafayette fotografieren durfte, statt sich mit weiblichen Körperstellen befassen zu müssen, die er unter diesen Umständen noch nie berührt hatte.“(S.152)

Diese Unterstellung wird nicht weniger gehässig dadurch, dass die Autorin sie Ruth Cerf, Gerdas bester Freundin in den Mund legt.

Ob Gerda Taro überhaupt eine Abtreibung –“ oder gar zwei, wie angedeutet wird –“ hatte, ist fraglich.

Die Autorin hat dabei eine Unschärfe von Gerdas Biographin Irme Schaber genutzt.
Wird in der Biographie von 1994 noch von dem allgemeinen Problem der Abtreibungen im exilantischen Milieu gesprochen (Irme Schaber,1994,S.89) ist in der Biographie von 2013 aus Taros Abtreibung eine Tatsache geworden (Irme Schaber: Gerda Taro- Fotoreporterin –“ Mit Robert Capa im Spanischen Bürgerkrieg, 2013, S.88).

Ausweislich der Anmerkungen zumindest, hat sich die Quellenlage aber nicht verändert.


Die Persönlichkeit des Individuums als Ensemble gesellschaftlicher Verhältnisse, als Ergebnis des „Spannungsfelds zwischen eigener Erfahrung und Öffentlichkeit“ (Irme Schaber, 2013, S. 10) zu gestalten gelingt dem Roman nur sehr unvollständig.

Schade.

Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Berlin Verlag (2. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3827013984
ISBN-13: 978-3827013989
Originaltitel: La ragazza con la Leica

Leserinformation:
Die historisch fiktive Reportage zeichnet wesentliche Stationen ihres Lebenswegs nach:
Gerda Taro - eine Stuttgarterin im Spanischen Bürgerkrieg. Teil 1, Teil 2 und Teil 3

Gerda Taro nach 1937 zum zweiten Mal ums Leben gekommen - in Leipzig 2016

Zum Angriff auf die Tafeln zur Erinnerung an Leben und Werk der jüdischen Fotografin Gerda Taro erklären die „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939 e.V. (KFSR):

Die Mitglieder und Sympathisanten des Vereins "Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1926-1939 e.V. (KFSR)“ sind bestürzt und schockiert über die öffentliche Schändung und „bewusste Ausstreichung des Andenkens an eine jüdische Fotografin“, an Gerda Taro, und verurteilen diesen antisemitischen und antirepublikanischen Akt auf das Entschiedenste!

Gerda Taro berichtete während des Spanischen Krieges 1936-1939 von der Aragon-Front und von der Zaragosa-Offensive, von den Kämpfen bei Córdoba und Toledo. Sie fotografierte beim II. Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur im Juli 1937 in Valencia Schriftsteller wie Anna Seghers, Martin Andersen Nexö, Alexej Tolstoi oder Erich Weinert. Von dort aus ging sie unmittelbar an die Zentralfront, um den Kampf um Brunete zu dokumentieren.

Gerda Taro wurde von einem republikanischen Panzer, einem T-26 sowjetischer Bauart, überrollt. Den Panzer steuerte Aníbal Gonzáles aus Albacete. Dieser schien nichts von dem tragischen Unfall gemerkt zu haben, denn gleich darauf überholte ihn ein anderer T-26, dessen Fahrer Fernando Plaza ihm dann zurief: „Te has cargado a la francesa!“ („Du hast die Französin überfahren!“).

Experten, auch Historiker, die im KFSR 1936-1939 e.V. organisiert sind, recherchierten viele Dokumente. Die Sache trug sich während der Schlacht um Brunete zu und verlief wohl so: Deutsche Flugzeuge, Henkel 111-Bomber, Jäger Me-109B1 und Junkers-52 der „Jagdstaffeln“ der faschistischen Legion Condor bombardierten und beschossen unaufhörlich die zurückflutenden Republikaner. General Walter (Karol Waclaw á¹ wierczewski), der Kommandeur der 35. Division der Spanischen Volksarmee versuchte, die fliehenden Soldaten aufzuhalten. Panzer und LKW´s transportierten die Verwundeten in Richtung El Escorial ab, auch der Dienstwagen von General Walter, ein Chevrolet Matford, gesteuert von dem Tschechen Josef Edenkoffer war voll mit Verwundeten. Gerda, die auch aus der Frontlinie wollte, konnte nur noch auf dem Trittbrett mitfahren. Das war am 25. Juli 1937 gegen 18:30 Uhr.

Die deutschen und italienischen Bomber kamen wieder und als besagter Panzer den PWK überholte, kam der PKW wegen der Explosion einer Bombe ins Schleudern, wurde von dem Panzer gestreift und Gerda Taro stürzte während des Fotografierens vom Trittbrett - gerade vor den Panzer. Der überrollte mit seinen 9,6 Tonnen ihren Unterkörper bis zur Hüfte. Sie wurde sofort geborgen und ins britische Feldhospital der 35. Division in El Escorial gebracht. Trotz Bluttransfusionen und Operationen verstarb Gerda Taro am Morgen des 26. Juli 1937.

Zwei Tage später wurde sie in Valencia aufgebahrt und in einem offiziellen Trauerakt aus Spanien verabschiedet. Man überführte ihren Leichnam nach Paris, wo am 1. August 1937 eine überwältigende
Trauerfeier unter Teilnahme zahlreicher Emigranten, Künstler und Intellektueller stattfand. Die Beisetzung erfolge auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise.

Die ehemaligen Angehörigen des Tschapajew-Bataillons, die sich noch lange mit Begeisterung an ihren Besuch bei ihnen an der Córdoba-Front erinnerten, und die nach der Auflösung der XIII. Internationalen Brigade der XI. Internationalen Brigade angehörten, verteilten einen Flugzettel über ihren Tod.

Quelle: Dr. Werner Abel, Privatarchiv


Für uns ist Gerda Taro in Leipzig zum 2. Mal ums Leben gekommen. Als Jüdin musste sie Deutschland verlassen, deutsche Flugzeuge waren der Hauptgrund für ihren Tod. Es ist ein kaum zu überbietendes barbarisches Denken von Deutschen, nun auch noch das Andenken an sie in dieser Art zu besudeln.

Mit Sympathie und in Solidarität sind wir mit den Organisatoren der Ausstellung, den vielen vor allem Leipziger Teilnehmerinnen an der Crowdfunding-Kampagne und bei den Kuratoren und wünschen uns nichts sehnlicher, als dass sie die Kraft und Mittel aufbringen und die Ausstellung neu installiert wird.

Mitglieder des Vereins „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939 e.V. (KFSR)
Berlin, 24. August 2016

Stuttgart: Einweihung Gerda Taro Platz

Gerda Taro im Juli 1937. Foto: Wikimedia
OB Kuhn und Bezirksvorsteherin Kienzle (beide Grüne) weihen am 18.11.2014 um 14 Uhr den neugestalteten Gerda Taro Platz mit einer Baumpflanzung ein. Gerda Taro war zusammen mit ihrem Partner Robert Capa Fotoreporterin im Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite des spanischen Volkes und hat ihre Jugend in Stuttgart verbracht. Zum Leben und Schaffen von Gerda Taro siehe auch die Beiträge:

Gerda Taro - eine Stuttgarterin im Spanischen Bürgerkrieg: Teil 1, Teil 2 und Teil 3

Zum Glück spricht noch Irme Schaber, ihre Biografin, die sich seit den 1990ziger Jahren mit Gerda Taro beschäftigt und mehrere Bücher dazu geschrieben hat.

Trotzdem sollten wir Gerda mit Kuhn und Kienzle nicht allein lassen.

Deshalb: Wer Zeit hat, der komme!

Einweihung Gerda Taro Platz am 18.11.2014 in Stuttgart. (Danneckerstr.1, Ecke Alexanderstr./ Hohenheimerstr.)

Im Anschluß an die Einweihung findet in der Galerie AK2 (Ecke Alexanderstr. / Lorenzstaffel 8, ca.200 Meter vom Taro Platz entfernt) noch eine Veranstaltung mit Bildern, Filmen und Texten zu Gerda Taro statt.

Gerda Taro - eine Stuttgarterin im Spanischen Bürgerkrieg. Teil 3

Republikanische Milizionärin bei Schießübungen. Foto: Gerda Taro 1936, Quelle: WikiMedia
Vor hundert Jahren, am 1.August 1910, wurde Gerda Taro in Stuttgart geboren. Der nachfolgende Teil 2 der historisch-fiktiven Reportage zeichnet wichtige Stationen ihres Lebenswegs nach unter Verwendung von Motiven aus den Arbeiten von Irme Schaber, Gustav Regler, Juan Eduardo Zuniga, George Orwell, Friedrich Schlotterbeck, Gabriel Garcia Narezo und anderen. Teil 1 erschien am 5. August, darin wurde ihr Lebensweg von ihrer Geburt am 1. August 1910 in Stuttgart bis zum 5. August 1936, ihrer gemeinsamen Ankunft mit Robert Capa in Barcelona behandelt. Teil 2 erschien am 7. August. Darin wurde ihr Lebensweg beginnend mit ihrer und Robert Capa's Ankunft in Barcelona dargestellt.

4. Station: Madrid, März 1939

Miguel verbrennt alle Schriftstücke, die „gefährlich“ werden könnten, wenn die Franco –“ Faschisten sie bei ihm fänden: politische Ausweise, Passierscheine, Kontrollblätter, lauter Papiere, die zu Asche werden, in der ein Zeitabschnitt endet. Die Verteidigung von Madrid ist zusammengebrochen, der Einmarsch der Franco –“ Truppen nur noch eine Frage vo wenigen Tagen, vielleicht nur Stunden.

In seiner Brieftasche findet er ein Photo, er erinnert sich nicht, wer es ihm gegeben hatte, es ist im Kleinformat 6x9 mit abgestoßenen Rändern doch die Frau ist gut zu erkennen. Er erinnert sich an die Gruppe von Ausländern, die in der Eingangshalle des Hotels Florida versammelt waren, an die Frau, die sich aus der Gruppe an ihn wandte und um einen Bleistift bat und dabei die Hand ausstreckte, als wäre sie sich sicher, dass er ihn ihr geben würde, und als sie ihn nahm, nickte sie zum Dank mit dem Kopf. Sie war blond und trug das Haar kurz.

Er erinnert sich, dass sie eine Kamera dabei hatte. Einmal sah er, wie sie diese aus dem Lederfutteral zog, den Deckel öffnete, eine Filmrolle einlegte und den Auslöser betätigte, während sie mit der Hand das Objektiv abdeckte, und das alles ganz schnell. Er sah die schlanken Finger, die sich mit der Geschicklichkeit bewegten, die er tausendmal an Händen von Frauen beobachtet hatte, die nähten; bei den Frauen war das Nähen Tradition, etwas vom Laden und Benutzen eines Fotoapparats sehr Verschiedenes. Er erinnert sich an die Diskussion mit einem Journalisten von Ahora, der in unsicherem Französisch behauptete, dass die Fotografie als Dokument etwas Ärmliches sei, da sie nur einen Augenblick einer unermesslichen Wirklichkeit wiedergebe, die sich immerzu verändere.

Mit energischem Tonfall widersprach sie, dass das Fotografieren nicht ein rein mechanischer Akt sei; es brauche ein ausgebildetes Bewusstsein, um das auszuwählen, was man einfangen müsse, und dass das Geschehene nach Jahren des Vergessens nur noch eine unscharfe Erinnerung sei, aber eines Tages diese Fotografien dazu dienen müssten, die Rohheit und die Grausamkeit dieser blutigen Jahre zu verurteilen.

Diese unerwarteten Erinnerungen waren so klar, dass Miguel einige Minuten inne hielt und in der Konzentration auf jene Szenen zu Boden blickte. Ja, sie hieß Gerda, ihr Name war Gerda Taro.
Wie aus einem Traum erwachend, wendet sich Miguel an einen seiner Kameraden: „Hör mal, erinnerst du dich an eine ausländische  Fotografin, die in den Kampfzonen war?“
„Eine Frau, eine Fotografin?“
„Sie war an verschiedenen Frontabschnitten, glaube ich.
„An den Fronten? Ja, eine Gerda, die Deutsche war, ich glaube, sie war in Brunete, und dort wurde sie getötet.“
„Sie wurde getötet?“
„Ja, während eines Luftangriffs der Legion Condor, wenn es die ist, die du meinst.“
„Sie ist während der Offensive bei Brunete gestorben?“

Er wandte den Blick ab und ließ ihn umherschweifen, als suche er etwas, um seine Müdigkeit und seine Überraschung über die vernommene Nachricht zu lindern, aber um ihn war nur feuchte Kälte.

Und Miguel begann seinen Weg durch die Ruinen von Madrid.

Epilog

Aber Miguels Weg und der seiner Kameraden führt immer weiter:

Paris, 24. August 1944
Guadalajara, Brunete, Madrid, Teruel, Ebro, Guernica, Santander, Belchite - so lauten die Aufschriften auf den Seitenwänden der gepanzerten Kettenfahrzeuge, die als erste nach Paris eindringen, um die Stadt zu befreien. Es sind die Namen der großen Schlachten des spanischen Bürgerkriegs. Amado Granell, Bamba, Martin Bernal, Fabregas, Montoyo, Moreno heißen die Männer, die in diesen Fahrzeugen sitzen - es sind Spanienkämpfer, jetzt Angehörige der neunten Kompanie der zweiten französischen Panzerdivision, der "Nueve", der spanischen Kompanie.

Nimes, 24. August 1944

An der Spitze der Parade aus Anlass der Befreiung Nimes marschieren deutsche und österreichische Antifaschisten, ehemals Kämpfer der Internationalen Brigaden in Spanien, heute Mitglieder der Brigaden "Montaigne" und "Bir-Hakeim" der französischen Partisanenbewegung, dem Maquis.
Otto Kühne ist ihr Kommandant. Von Mai 1937 bis August 1938 kämpfte er in Spanien in den Reihen der XI. Internationalen Brigade als Brigadekommisar. Seit 1943 helfen die ehemaligen Spanienkämpfer bei der Ausbildung von Sabotagetrupps der französischen Widerstandsbewegung. 1944 sind bis zu 200 000 Widerstandskämpfer im Rücken der deutschen Wehrmacht aktiv, Otto Kühne kommandiert eine Gruppe von 2700 Kämpfern. Um ihren Mut zu würdigen, marschieren sie an der Spitze der Parade. Otto Kühne wird erster Stadtkommandant von Nimes.

Mailand, 24.April 1945
Seit dem frühen Morgen führt Giovanni Pesce seine Gruppo d`azione patriottica (Patriotische Aktionsgruppe) zum Kampf gegen die faschistischen Besatzer. Giovannis Familie emigrierte vor Jahren nach Frankreich, er arbeitete schon als Junge im Bergwerk. Als er gerade 17 Jahre alt war,brach der spanische Bürgerkrieg aus. Er wechselte über die Grenze und schloss sich den Internationalen Brigaden an. In der Garibaldi-Brigade kämpfte er drei Jahre auf der Seite der Republik. 1940 kehrte er nach Italien zurück.

Nach den Aktionen der GAP-Einheiten beginnt am 25.April der Generalstreik in Mailand, in den folgenden Tagen kommen in Lastwagen die Partisanen aus den Bergen. Als die amerikanischen Truppen am 29.4. die Stadt erreichen, ist Mailand schon in den Händen der Partisanen.

Athen, 30. / 31. Mai 1941
In der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1941 klettern Manolis Glezos und Apostopolos Santas, zwei Studenten, auf die Akropolis und reißen die Hakenkreuzfahne herunter. Diese Aktion wird zum Symbol der griechischen Verweigerung  der Unterwerfung. Im September 1941 wird die Nationale Befreiungsfront EAM gegründet und deren bewaffneter Arm ELAS. 1942 meldet die Wehrmacht, die ELAS habe an der einzigen Eisenbahnverbindung von Thessaloniki nach Athen 170 Sprengungen vorgenommen. Über diese Verbindung läuft 80 Prozent des Nachschubs für das Afrikakorps Erwin Rommels.

Ende 1942 kündigt die Besatzungsmacht die Zwangsverpflichtung zum Arbeitsdienst in Deutschland an. Von 24. Februar bis 5. März 1943 beteiligen sich zehntausende an Streiks und Demonstrationen und die Besatzer werden gezwungen die Zwangsverpflichtung rückgängig zu machen - ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der deutschen Besatzung während des 2. Weltkriegs. Am 12. Juni 1943 streiken in Athen die Straßenbahnfahrer. Der Streik wird von den Faschisten niedergeschlagen und 50 Straßenbahner zum Tode verurteilt. Darauf tritt am 25. Juni ganz Athen in den Generalstreik, die Straßenbahner werden nicht hingerichtet. Ende 1944 ist die ELAS  eine der kampfstärksten Partisanenarmeen des 2. Weltkriegs. Unter ihnen griechische Spanienkämpfer aus der 15. Internationalen Brigade, dem Dimitrov-Bataillon.

Am 2. November 1944 befreit die ELAS Griechenland.

22. Juni 1941
Im Wald von Brezovica in der Nähe der kroatischen Stadt Sisak wird die erste Partisaneneinheit Jugoslawiens gegründet. Innerhalb weniger Jahre entsteht daraus die jugoslawische Volksbefreiungsarmee mit 400 000 aktiven Partisanen. Befehligt werden  die vier Abteilungen dieser Armee von Spanienkämpfern. Ihr Oberkommandierender ist Josip Broz - bekannt als Tito - Organisator der "Geheimen Eisenbahn", durch die osteuropäische Freiwillige für die Internationalen Brigaden von Paris aus illegal nach Spanien geschleust wurden und zeitweilig Kommandeur des Dimitrov-Bataillons der 15. Internationalen Brigade.
Am 20. Oktober 1944 befreien die Partisanen, zusammen mit der Roten Armee, Belgrad. 

Miguel und seine Kameraden hatten nie aufgehört zu kämpfen, sie brachten ihre politischen und militärischen Erfahrungen aus Spanien in die Widerstandsbewegungen der jeweiligen Länder ein und trugen so dazu bei, dass letztlich der Faschismus in Europa zerschlagen werden konnte.

Gerda Taro - eine Stuttgarterin im Spanischen Bürgerkrieg. Teil 2

Robert Capa, Mai 1936. Foto: Gerda Taro Quelle: WikiMedia
Vor hundert Jahren, am 1.August 1910, wurde Gerda Taro in Stuttgart geboren. Der nachfolgende Teil 2 der historisch-fiktiven Reportage zeichnet wichtige Stationen ihres Lebenswegs nach unter Verwendung von Motiven aus den Arbeiten von Irme Schaber, Gustav Regler, Juan Eduardo Zuniga, George Orwell, Friedrich Schlotterbeck, Gabriel Garcia Narezo und anderen. Teil 1 erschien am 5. August, darin wurde ihr Lebensweg von ihrer Geburt am 1. August 1910 in Stuttgart bis zum 5. August 1936, ihrer gemeinsamen Ankunft mit Robert Capa in Barcelona behandelt.

Spanien, 1936.

Am 16. Februar 1936 ging die Volksfront, ein Zusammenschluss linker und liberaler Parteien, als Sieger aus den Wahlen zur Cortes, dem spanischen Parlament, hervor.

Die Begeisterung über den Sieg der Volksfront kannte vielerorts keine Grenzen,Gefängnisse wurden geöffnet und die politischen Gefangenen befreit, Bauern besetzten Ländereien der Großgrundbesitzer und begannen das Land zu bebauen –“ so wurden Forderungen der Volksfront unmittelbar in der Praxis verwirklicht.

Die unheilige Allianz aus Großgrundbesitz und Kapital, Generälen und Falange –“ Faschisten, katholischem Klerus und Königstreuen war nicht gewillt, dieser Entwicklung tatenlos zu zu sehen.

„Wenn die Rechte die Wahlen gewinnt, wird sie die Diktatur „legal“ einführen, verliert sie, so wird sie zu den Waffen greifen“
prophezeite zutreffend Buenaventura Durruti , der Führer der spanischen Anarchisten.

Der spanische Bürgerkrieg sollte zum Prolog des 2.Weltkriegs werden, zum vorweggenommenen Kampf zwischen dem europäischen Faschismus und den Kräften der Demokratie, des Fortschritts und des Sozialismus:

„Das große Ringen zweier nicht miteinander zu vereinbarenden Kulturen, Liebe kämpft gegen Hass, Frieden gegen Krieg, die Bruderschaft Christi gegen die Tyrannei der Kirche“ ( Radio Madrid am 8. November 1936 )

1.Station: Barcelona

Am 18.Juli 1936 um 4.30 Uhr morgens verläßt das Militär in Barcelona die Kasernen, um die strategischen Punkte der Stadt zu besetzen. Der Putsch gegen die Republik hat begonnen. Kurz danach beginnen die Fabriksirenen zu heulen. Die Textilarbeiter der Firma La Espana Industrial, die Metallarbeiter von Escorsa und Siemens, Maurer und Gerber, Schlachthofarbeiter und Müllfahrer, Tagelöhner und dazwischen ein paar Sänger vom Clave –“ Chor  und auch ein paar Revolverhelden aus Pueblo Seco: Sie kommen alle.

Die Mechaniker des Hispano –“ Suiza Werks, die Facharbeiter der Maschinenfabrik El Maquinista vereinigen sich mit Handlangern und Arbeitslosen und dringen gegen die Kaserne und das Arsenal von San Andres vor. Nicht zu vergessen die von der Gießerei Girona, die von den Elektrizitätswerken und von den Papierfabriken, die sich mit den Leuten von Barceloneta verbinden, den Fischern, den Schauerleuten, den Metallern von den Vulkanwerken, den Eisenbahnern von der Nordbahn und den Zigeunern von Somorostro.

Alle haben die Sirene gehört.

Das zornige Blei aus ihren Gewehren - verkündet das Recht der geknechteten Bewohner Barcelonas auf Leben. Sie haben ihr Leben in der Hand, sie führen es, spüren es, wissen, warum sie leben...an diesem sonnendurchfluteten Morgen. Ein Schauer des Triumphs läuft durch die Stadt, immer mehr Automobile und Lastwagen fahren umher, besetzt mit Arbeitern und Arbeiterinnen, Soldaten mit einer oder beiden Fäusten in der Luft, alle kreischen. Keine Straßenbahnen –“ kein Strom –“ kein Benzin, die Cafes geschlossen, auf der Plaza de Cataluna liegen tote Pferde. Aber die Luft ist erfüllt von Jubel. Überall fahren Krankenwagen, das einzige Glockenläuten der Stadt an diesem Tag.

Die Kämpfe waren vorüber, durch die Straßen hallten keine Schüsse mehr, auf den Barrikaden spielten Kinder.

In den beiden größten Städten Spaniens, in Madrid und Barcelona, hatte das Volk triumphiert: so beschreibt Robert Capa die Situation, als Gerda Taro und er am 5. August 1936 Barcelona erreichten. Auf der Rambla, der Prachtstraße Barcelonas angekommen, breitet sich schlagartig die Revolution vor ihren Augen aus. Die bewaffneten Arbeiter sitzen auf Bänken oder spazieren die Ramblas entlang, das Gewehr über der rechten Schulter und oft ihr Mädchen im linken Arm. Man hat das Gefühl, plötzlich in einer Ära der Gleichheit und Freiheit aufgetaucht zu sein. Menschliche Wesen versuchen, sich wie menschliche Wesen zu benehmen und nicht wie ein Rädchen in der kapitalistischen Maschine.

2.Station: Guadalajara, März 1937.

Gerda Taro erlebt den Einsatz der XII. Internationalen Brigade bei Guadalajara. Die Internationalen Brigaden wurden gebildet aus Freiwilligen, die aus aller Herren Länder dem spanischen Volk zu Hilfe geeilt waren, viele davon direkt aus den faschistischen Gefängnissen und KZs, der Illegalität, dem Exil.

Die Putschisten setzen erstmals 30.000 reguläre italienische Soldaten ein, um im inzwischen vierten Anlauf Madrid einzunehmen. Bei einem verlassenen Schloß, dem Ibarra-Palast, liegen sich Mussolinis Italiener und die antifaschistischen Italiener des Bataillons Garibaldi gegenüber: Italiener schießen auf Italiener –“ in Spanien.

Über dem Gefechtslärm erhebt sich plötzlich eine Stimme:

„Italiani, frateli nostri!
Kehrt in eure Häuser zurück, eure Frauen und Kinder warten auf euch.
Italiani, frateli nostri!
Sie sagten euch, dass ihr nach Abessinien gingt, und sie schleppten euch nach Spanien. Sie sagten euch, dass ihr zur Arbeit kämt, und ihr kommt zum Verbluten. Sie versprechen euch Land, und sie geben euch den Tod.“

Allmählich erstirbt das Gewehrfeuer, die faschistischen Offiziere brüllen:
„Schießt, ihr Hunde!“

Aber auch wenn die Soldaten wieder schossen, war die Stimme doch da, sie war in allen Büschen und durch keine Salve zum Schweigen zu bringen, als öffneten die Bäume den Mund; sie war da wie das Konzert der Grillen im provencalischen Sommer, ungebunden an den Raum und überall wie die schwarze Flut der Nacht:

„Italiani, frateli nostri!
Hört auf, die Schlächter unsrer spanischen Brüder zu sein, die für die gerechte Sache der Freiheit ihres Landes und ihres Volkes kämpfen.
Verlasst die Reihen ihrer Feinde!
Kommt herüber auf unsere Seite, ihr werdet wie Brüder empfangen werden !“


Das war nicht die kreischende, leere Stimme des Duce im Radio, und doch war es eine italienische Stimme, sie sprach mit Festigkeit und mit Güte zugleich; das war ernst gemeint, denn es kam gleichzeitig mit den Schüssen; und die Schüsse würden nur aufhören, wenn man auf diese Stimme hörte.

In derselben Nacht floh der feindliche Kommandant mit allen Offizieren, die Parteifaschisten waren, aus der Stellung im Schloßgebäude. Zurück blieben nur einige Berufsoffiziere des italienischen Heeres und die Sergeanten als Aufpasser und Antreiber der einfachen Soldaten. Von denen machten sich in dieser Nacht etliche in die andere Richtung auf den Weg und desertierten zu ihren italienischen Brüdern vom Bataillon Garibaldi.  Militärisch geschlagen und demoralisiert wurde der Rückzug der Mussolini –“ Truppen bald zu einer wilden Flucht –“ der Duce tobte.

Die französische Zeitschrift „Regards“ gestaltete unter dem Titel „Bilder eines Sieges“ eine ganze Seite mit Gerda Taros Aufnahmen von Guadalajara.

3. Station: Valencia und Madrid, Juli 1937.


Gerta Taro fotografiert die Teilnehmer des II. Internationalen Schriftstellerkongresses zur Verteidigung der Kultur, der in Valencia und Madrid stattfindet. Darunter befinden sich u.a.:
Rafael Alberti, Jose Bergamin, Antonio Machado und Miguel Hernandez aus Spanien - Ernest Hemingway, Malcolm Cowley, Louise Thompson, Pablo Neruda, Octavio Paz vom amerikanischen Kontinent -aus der Sowjetunion Alexis Tolstoi, Ilja Ehrenburg, Alexander Fadejew, Michail Koltzow - Sylvia Townsend Warner, Valentine Ackland, Stephen Spender  aus England - die Franzosen Andre Malraux, Julien Benda, Claude Aveline, Jean Richard Bloch hatten keine Ausreisegenehmigung von Frankreich bekommen und waren von Malraux über Schmugglerpfade nach Spanien geschleust worden. Aus Deutschland sind anwesend Willi Bredel, Egon Erwin Kisch, Hans Marchwitza, Berthold Brecht hat eine Grußadresse gesandt,Erich Weinert  und Ludwig Renn.

Ludwig Renn ist in Spanien nicht in erster Linie als Schriftsteller, sondern als Offizier der republikanischen Volksarmee, er appelliert an den Kongress:

„Wir Schriftsteller an der Front haben die Feder aus der Hand gelegt. Denn     wir wollen nicht mehr Geschichte schreiben, sondern Geschichte machen. Wer von Ihnen hier im Saal wünscht meine Feder zu nehmen, der Bruder meiner Gedanken zu sein, hier biete ich die Feder als ein Geschenk an, das kein Vergnügen ist, sondern eine große Pflicht. Und der Name dieser Pflicht: Alles gegen den Faschismus ! (...) Alles für die Ideen, die dem Krieg feindlich sind ! Kriegsfeindlich, das sagen wir, Männer des Krieges, wir Soldaten ! Denn der Krieg, in dem wir mithelfen, ist uns keine Freude, kein Selbstzweck, sondern etwas das überwunden werden muss! Kämpft, darum bitte ich euch, für diese Ideen! Kämpft mit der Feder und dem Wort, wie es jedem liegt! Aber kämpft!“

Seine Rede wird dadurch unterbrochen, dass eine wichtige Nachricht bekannt gegeben werden soll. Alle horchen auf:

„Der Generalstab der Armee des Zentrums gibt bekannt, dass heute eine Offensive nordwestlich Madrid begonnen hat. Die Anfangserfolge sind bedeutend. Der Division Lister ist es gelungen, bis Brunete vorzudringen und es einzunehmen.“

Brunete liegt viele Kilometer hinter der faschistischen Front.

Gerda Taro - eine Stuttgarterin im Spanischen Bürgerkrieg. Teil 1

Gerda Taro im Juli 1937. Foto: Wikimedia
Vor hundert Jahren, am 1.August 1910, wurde Gerda Taro in Stuttgart geboren. Die nachfolgende historisch-fiktive Reportage zeichnet wichtige Stationen ihres Lebenswegs nach unter Verwendung von Motiven aus den Arbeiten von Irme Schaber, Gustav Regler, Juan Eduardo Zuniga, George Orwell, Friedrich Schlotterbeck, Gabriel Garcia Narezo und anderen.

Gerda Taro: Die Stuttgarter Jahre

Eintrag auf dem Stuttgarter Standesamt vom 5. August 1910, vorgenommen durch die Hebamme Maria Bucher:

"Am 1.August 1910 wurde nachmittags um zwölfeinhalb Uhr ein Mädchen geboren. Das Kind hat seinen Namen noch nicht erhalten."


Vier Wochen später:

"Gerta soll sie heißen."


Gerta Pohorylle, Kind des jüdischen Kaufmanns Heinrich Pohorylle und seiner Frau Gisela, beide aus Galizien, wird in unruhigen Zeiten geboren. An ihrem vierten Geburtstag, am 1. August 1914 beginnt der erste Weltkrieg. Die Familie lebt im Hinterhaus Alexanderstr. 170 a, der Vater betreibt eine Eierhandlung am Marienplatz. 1917 wird Gerta in die Königin-Charlotte Realschule, die erste städtische höhere Mädchenschule, eingeschult. Sie macht erste Erfahrungen mit Antisemitismus, spaltet ihr familiäres Leben ab vom öffentlichen. Gerda ist eine gute Schülerin. Aber wenn sie zu spät zum Unterricht erscheint, präsentiert sie den Lehrern selbstgefertigte Entschuldigungsschreiben - mit gefälschter Unterschrift und der doppeldeutigen Formulierung "Meine Tochter Gerda leidet unter Schwindel".

Nach einem einjährigen Aufenthalt in einem Schweizer Mädchenpensionat besucht sie ab 1928 die höhere Handelsschule in der Rotebühlstr. Gerda geniesst die sogenannten "Goldenen Zwanziger Jahre". Sie spielt Tennis auf der Waldau, geht zu den Spielen der Stuttgarter Kickers, tanzt im Excelsior, einer Tanzbar im Friedrichsbau, und im Kunstgebäude. Kleider,Schmuck, Kosmetik, Tanzen und Schallplatten sind ihre Leidenschaft.

Mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise nehmen die "Goldenen Zwanziger" ein jähes Ende: Millionen werden arbeitslos, Massenelend breitet sich aus.

Fikive Begegnung in Leipzig. Gerda Taro trifft Friedrich Schlotterbeck.

Anfang August 1929 zieht die Familie nach Leipzig. Gerda bekommt Kontakt zu sozialistischen und kommunistischen Kreisen. Einer ihrer vielen Verehrer - Georg Kuritzkes - beeinflusst sie nachhaltig. Gerda, die sich nie für Politik interessiert hatte, wird ein politischer Mensch. Die immer härter werdenden Auseinandersetzungen - Streiks, Erwerbslosendemonstrationen, die von der Polizei auseinander geknüppelt werden und das Erstarken der Nazis - bilden dafür den Nährboden.

Georg Kuritzkes ist Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands Deutschlands - kurz KJVD. Dieser veranstaltet an Ostern 1930 seinen Reichsjugendtag in Leipzig.

Für den Abend nach der großen Abschlusskundgebung auf dem Augustusplatz vor dem neuen Theater haben sich Georg und Gerda in einer Arbeiterkneipe im Leipziger Norden mit Friedrich Schlotterbeck verabredet. Schlotterbeck, mit Jahrgang 1909 nur wenig älter als Gerda, kommt aus ihrer Heimatstadt Stuttgart. Dort ist er Sekretär des KJVD Württemberg.

Gerda, die an der Kundgebung nicht teilgenommen hat, bestürmt ihn mit Fragen:
" Frieder, was war los auf dem Augustusplatz? Stimmt es, dass die Polizei geschossen hat ?"
Schlotterbeck:
"Ja, no paß amol uff, die Sach war so: Thälmann sprach. An den Masten vor dem Theater glitten rote Fahnen hoch. Grund für die Polizei, aus dem Grimmaischen Steinweg auf den großen Platz zu stürmen. Dort stand die illegale Jungfront. Zwei Polizeioffiziere entsicherten die Pistolen. Schüsse peitschten  über den Platz. Thälmann horchte auf, sprach weiter, beschwörend, die unruhig gewordenen Jugendlichen festhaltend. Am Grimmaischen Steinweg lagen Tote und Verwundete. Anschließend demonstrierten wir durch unbekannte Straßen. Die Polizei umlauerte uns,stürzte sich prügelnd und tretend in unsere Schlussreihen. Auf dem Bürgersteig lag ein umgestürzter Kübelwagen."

Die Toten waren die Berliner Jungarbeiter Otto Dyba und Gustav Zahnke. Zahnke wurde trotz seiner schweren Schussverletzung zunächst ins Leipziger Polizeipräsidium verfrachtet und erst später in ein Krankenhaus, dort erlag er am 25. April 1930 seinen Verletzungen.

Während sich Georg und Gerda, aufgewühlt durch das Gehörte, auf dem Heimweg machen , besteigt Schlotterbeck mit seinen Jungkommunisten die LKWs, die sich auf den langen Rückweg nach Stuttgart machen. Unter geschickter Umgehung zahlreicher Polizeikontrollen erreichen sie schließlich den Stuttgarter Marktplatz, wo Schlotterbeck vor einer schon seit Stunden wartenden Menschenmenge über die Leipziger Ereignisse berichtet. Am anderen Morgen wird er auf der Straße verhaftet.

Drei Jahre später, am 19. März 1933, wird auch Gerda verhaftet.

Gerda im Widerstand


30. Januar 1933: Hitler wird Reichskanzler.
Als am 27. Februar der Reichstag brennt, wird das von den Nazis als Vorwand genutzt, um die antifaschistische Opposition mit einer riesigen Verhaftungs- und Repressionswelle zu überziehen.
Allein in Preußen werden innerhalb von zwei Wochen mehr als zehntausend Personen verhaftet.

Georg Kuritzkes erinnert sich:
"Unter dieser Angst begann eine neue Situation. In der Situation musste man politisch aktiv werden, zeigen, daß man da war. Und da ist der Sas, dieser Musiklehrer, mit ihr - sind überall in den Dörfern um Leipzig herum, auf dem Motorrad gefahren und haben geheim gedruckte Manifeste gegen die Nazis verteilt und an die Wände geklebt."

Der Widerstand in Sachsen entwickelt sich - nach Berlin - zum zweitgrößten in Deutschland. Die Leipziger Jugendlichen melden sich  mit couragierten und ideenreichen Aktionen zu Wort.
Unter ihnen sind auch Gerdas Brüder, Oskar und Karl: "Vom Dach des Kaufhauses, in dem sie arbeiteten, ließen sie Flugblätter auf die Straße wedeln. Das war im März 1933, die ganze Stadt sprach davon. Sofort verdächtigte  die Polizei die Pohorylle-Brüder, die konnten jedoch untertauchen", berichtet Georg Kuritzkes.

Bei der Hausdurchsuchung am Abend des 18. März verhaftet die SA deshalb an ihrer statt kurzer Hand Gerda. Sie spielt bei den Verhören die an Politik völlig uninteressierte, ahnungslose, charmante junge Dame. Daß Gerda aber nicht nur das "kleine, hübsche Ding" ist, beobachtet ihre Mitgefangene Herta H., als sie eines Nachts schreckliche Schreie aus der Männerabteilung hören:

"Wir sitzen im Dunkeln aufgerichtet auf unseren Matrazen, lautlos, ganz wach und mit klopfendem Herzen: Da unten prügelt die Gestapo unsere Kameraden.`Klingeln wir` sagte Gerta. An der Tür ist eine Klingel , die wir nicht benutzen dürfen. Sie klingt schrill durch das ganze Haus. Wir klingeln Sturm, bis sich Gepolter und Schimpfen unsrer Tür nähert."  Ihr Protest war im ganzen Haus zu hören.

Nach siebzehn Tagen Untersuchungshaft wird Gerda entlassen, sie hat niemanden belastet oder gefährdet.

Gerda im Exil.

Als Gerda im Spätherbst 1933 in der französischen Hauptstadt ankommt, ist Paris, neben der Cote d`Azur, bereits eines der kulturellen und politischen Zentren der deutschen Emigration. Für Gerda, die sich erst als Sekretärin,später mit wechselnden Gelegenheitsarbeiten mehr schlecht als recht durchschlägt, spielt sich ein wichtiger Teil ihres Lebens in den Pariser Cafes ab: Hier treffen sich die Emigranten, hier wird kommuniziert und diskutiert.

Im September 1934 lernt Gerda den ungarischen Fotografen Andre Friedmann kennen und wird bald darauf seine Schülerin in der Fotografie. Aus der Arbeitsbeziehung wird eine intensive Liebesbeziehung, die zwar im Lauf der Zeit durch andere Beziehungen von Gerda unterbrochen wird. Aber die Bindung zueinander bleibt immer bestehen. Für Friedmann ist Gerda die Liebe seines Lebens.

Ihre Arbeitstage sind lang und hart. Die Zeitungsredaktionen zahlen oft erst nach Wochen. Filme und Fotomaterial sind vorzufinanzieren. Irgendwann zu dieser Zeit nehmen die beiden andere Namen an: Aus Andre Friedmann wird so Robert Capa - und aus Gerta Pohorylle Gerda Taro.

Am 5. August 1936 kommen Gerda Taro und Robert Capa in Barcelona an.

Was mir heute wichtig erscheint #185

Bildungsstreik: Mehrere tausend Menschen waren gestern in Frankfurt/Main lautstark und geschlossen trotz massiven Polizeiaufgebots und ständiger Provokationen bei der bundesweiten Demo „Die Uni gehört allen! - Solidarisch für freie Bildung und ein selbstbestimmtes Leben“ unterwegs. Die Demo wurde im Vorfeld von den Veranstalter_innen als Versuch bezeichnet, verschiedene soziale Kämpfe und Proteste, die sich gegen die Unterwerfung unter Verwertungslogik, Ausgrenzung und Repression richten, gemeinsam auf die Straße zu bringen. "Hoch aus den Kissen, Schavan! Der Bildungsstreik ist lang schon wach..." bei StattWeb

Dienstbeflissen: Dienst ist Dienst. Oder: Der deutsche Untertan ist bei der Eisenbahn

Auswertung: Das Bundesministerium des Innern informiert: Bericht zur Auswertung der Sicherheitsmaßahmen zum NATO-Gipfel im April 2009

Rollenspiele: "(...) Das Oberverwaltungsgericht hingegen sagt: Blockadetraining (im öffentlichen Raum) nein; aber Rollenspiele und öffentliches Probesitzen ja und gibt der Stadt damit zum größten Teil Unrecht. Beim Blockadetraining könne es zu Nötigung kommen behauptet das OVG; Blockaden generell sind jedoch nicht strafbar. (...)" Dresden1302 via Woschod. Am Tag der Machtübertragung an die Nazis vor 87 Jahren fand in Dresden ein öffentliches Blockadetraining statt. Vor der Synagoge trafen sich 150 Menschen und haben erfolgreich für eine Blockade gegen den Naziaufmarsch am 13. Februar geübt.

Ausgehebelt: Nicht nur in Bayern, Baden - Württemberg, Niedersachsen und Sachsen geht es um das Recht auf Versammlungsfreiheit, in Wien wurde in Zusammenhang mit dem rechten bis rechtsextremen Burschenschafterball in der Hofburg nach einer Pressemitteilung des NoWKR Bündnisses die Demonstrationsfreiheit mit brutaler Polizeigewalt ausgehebelt. Georg Prack zieht eine kleine Bilanz.

Eröffnung: "Gerda Taro ist noch für manche Überraschung gut" so zitiert die Stuttgarter Zeitung die Taro Biografin Imre Schaber anlässlich der Eröffnung der Ausstellung über deren Werk. Öffnungszeiten bis 16. Mai, Di und Do bis So 10 bis 18 Uhr, Mi und Fr 10 bis 21 Uhr, Stuttgarter Kunstmuseum

Rechtswidrig: Obwohl die Personenkontrollen von Moschee-Besuchern rechtswidrig sind, will der Innenminister Niedersachsens daran festhalten. "Dies sei wegen der islamischen Bedrohung notwendig."

Behindert: "der wiederaufbau in verzug, der zugang limitiert, das gebiet eine militärzone und arbeitslosigkeit weit verbreitet: mehr als zwei jahre nach ende der kämpfe präsentiert sich das palästinensische flüchtlingslager nahr al-bared im libanon nicht als jenes vorbild, zu welchem die libanesische regierung es zu machen versprach. (...)" [weiterlesen]

Einreiseverbot: Gabriel Kuhn hat mehrere Bücher über die Linke in den USA in Vergangenheit und Gegenwart im Unrast-Verlag und im US-amerikanischen pm-Verlag übersetzt und veröffentlicht. Doch eine für den März bis Mai 2010 terminierte Lesereise in den USA konnte Kuhn nicht antreten. Ein Hinweis bei telepolis

Zensurprozess: Gegen die Herausgeberin von "Scharf Links", Edith Bartelmus-Scholich,  existiert ein Strafbefehl über 12000 Euro. Sie hat dagegen Widerspruch eingelegt und ihr Prozess beginnt am 16. Februar 2010 vor dem Amtsgericht Krefeld.

Gerda Taro - Krieg im Fokus

Bewaffnete der Republikanischen Truppen beim Waffentraining Foto: Gerda Taro, Quelle: WikiMedia
Eine sehr empfehlenswerte Ausstellung zur Arbeit von Gerda Taro, Lebensgefährtin und Kollegin von Robert Capa, findet vom 30. Januar bis 16. Mai 2010 in Stuttgart statt. Begleitend dazu gibt es in Kooperation mit Stuttgarter Kulturinstitutionen ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Vorträgen Führungen und Lesungen. Aus dem Einladungstext:

"Lange stand sie im Schatten ihres Kollegen und Lebensgefährten Robert Capa. Heute gilt Gerda Taro als Pionierin der Kriegsfotografie. Die Jüdin Gerda Taro, 1910 in Stuttgart geboren, war vor der existenziellen Bedrohung durch die Nationalsozialisten nach Paris geflohen. Zusammen mit Capa bricht sie 1936 nach Spanien auf, um über den Kampf der Republikaner gegen Francos Faschisten zu berichten. Auf der Suche nach authentischen Bildern entstanden Aufnahmen, die das Leid, aber auch das Leben der spanischen Bevölkerung in und mit dem Krieg aus beeindruckender Nahsicht dokumentieren und insofern einen neuen Weg in der Kriegsberichterstattung beschreiten. Gerda Taro starb als erste weibliche Kriegsfotografin 1937 durch einen Unfall während eines Rückzugsgefechtes in der Nähe von Brunete.
Im Jahr ihres 100. Geburtstages zeigt das Kunstmuseum Stuttgart als einzige Station in Deutschland die vom ICP New York zusammen mit der Taro-Biografin Irme Schaber konzipierte Retrospektive. Sie umfasst 85 Exponate und begleitende Materialien."

(Via Kunstmuseum Stuttgart)

Programmpunkte zum Werk von Gerda Taro, das nicht nur im Rückblick, sondern gerade auch angesichts der heutigen politischen Entwicklung von brandaktueller Bedeutung ist:

• Dienstag, 9. Februar, 19:30 Uhr, Max-Bense-Saal: "Von Stuttgart nach Madrid." Eine Hommage zum 100. Geburtstag der Fotografin Gerda Taro Vortrag mit Bildern von Irme Schaber (Eintritt 5 € / 3 €)

• Donnerstag, 11. Februar, 18 Uhr, Vortragsraum: "Die bewaffnete Kamera. Krieg und Fotografie" Vortrag von Dr. Anton Holzer, freiberuflicher Fotohistoriker und Herausgeber der Zeitschrift –ºFotogeschichte–¹. Veranstalter: Bibliothek für Zeitgeschichte in Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg (Eintritt frei)

• Donnerstag, 18. Februar 19 Uhr: Filmvorführung, 20 Uhr: "Freiheit fällt nicht vom Himmel" Lesung und Gespräch mit Irme Schaber, Joe Bauer u.a. Veranstalter: Literaturhaus Stuttgart In Zusammenarbeit mit dem Forum jüdischer Bildung und Kultur e. V. (Eintritt 8 € / 6 €)

• Dienstag, 23. Februar, 18 Uhr, Vortragsraum: "Gerda Taro" Vortrag von Irme Schaber, freiberufliche Kulturwissenschaftlerin und Ausstellungskuratorin. Veranstalter: Württembergische Bibliotheksgesellschaft e. V. in Zusammenarbeit mit dem Forum jüdischer Bildung und Kultur e. V. (Eintritt 3 € / 1,50 €)

• Freitag, 26. März, 18 Uhr / Mittwoch 28. April, 18 Uhr: "Gerda Taro. Zwischen Vergessen und Erinnerung" Ein Gang durch die Ausstellung mit der Taro-Biografin Irme Schaber Freitag,

Quelle und weiterführende Literatur:
Flyer zur Veranstaltungsreihe
Anton Holzer: Die Frau in Robert Capas Schatten

Spanien im Herzen

Zum Thema spanische Revolution verweise ich auf eine Veranstaltung im abz:

"Aus aller Welt kamen Menschen um die Spanische Republik zu verteidigen. Darunter war auch die Stuttgarter Fotografin Gerda Taro. In ihren mit Robert Capa in den Jahren 1936/37 entstandenen Fotoreportagen ist der spanische Bürgerkrieg dokumentiert. 1937 wurde sie während eines Luftangriffs der deutschen Legion Condor getötet."

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