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Fotoausstellung: Gezi Park Proteste 2013

Das Foto zeigt Demonstrant:*innen rund um einen Kreis aus Kerzen
Foto: © Leonard Rokita via Umbruch Bildarchiv
Eine Ausstellung im Café der Regenbogenfabrik zeigt dokumentarische Momentaufnahmen von den Gezi-Park-Protesten in Istanbul im Sommer 2013, fotografiert von Leonard Rokita.

Zu einigen Bildern der Ausstellung

Die Proteste offenbarten eine weit verbreitete Unzufriedenheit mit der türkischen Regierung, ausgelöst durch Pläne, den Park im Herzen Istanbuls abzureißen. Die Bürger protestierten nicht nur für den Erhalt der Umwelt, sondern auch gegen die Aushöhlung demokratischer Werte und der Meinungsfreiheit.

Die ausgewählten Bilder fangen die Intensität und Leidenschaft des Protests ein, der zu einem symbolischen Höhepunkt des Widerstands in der Türkei wurde. Sie zeugen von der kreativen Selbstorganisation der Demonstranten im Gezi-Park, von behelfsmäßigen Zeltlagern über improvisierte Kunstinstallationen bis hin zu cleveren Protestformen, die es so in Deutschland noch nicht gegeben hat. Humorvolle Formen des Protests, die Jung und Alt gemeinsam agieren ließen. Sie erzählen die Geschichte von Menschen, die – oft zum ersten Mal in ihrem Leben – für ihre Überzeugungen einstehen und zeigen, wie der öffentliche Raum in Istanbul und darüber hinaus zu einer Arena des Widerstands für breite Teile der türkischen Gesellschaft geworden ist.

Die Ausstellung zeigt die Vergangenheit, – sie blickt zehn Jahre zurück auf einen historischen Moment für die Türkei, als für viele die Hoffnung auf einen grundlegenden Wandel in der politischen Landschaft und der Gesellschaft nicht größer hätte sein können.

Heute hat sich die politische Landschaft der Türkei erheblich verändert. Die Herrschaft von Präsident Erdoğan hat die Macht gefestigt und das politische System des Landes verändert. Gegen Andersdenkende wird hart vorgegangen, was sich auf die Medienfreiheit und die Menschenrechte auswirkt.

Die Fotografien laden uns ein, mit Abstand zurückzublicken und erinnern uns an die Kraft der Gemeinschaft, die sich gegen Unterdrückung erhebt, und an die Bedeutung des Widerstands als Ausdruck demokratischer Beteiligung.

Die Ausstellung läuft noch bis Ende Januar 2023 im Café der Regenbogenfabrik, Lausitzer Strasse 22, 10999 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag (12-18 Uhr) Mittwoch (15-21 Uhr) Donnerstag (12-18 Uhr) und Freitags (15-21 Uhr)

Eine Nachricht von EZLN-Subcomandante Marcos an den Gezi Widerstand

By (Jose Villa) at VillaPhotography (Own work) [CC-BY-SA-3.0 or GFDL], via Wikimedia Commons

An alle Bürger der Welt, Brüder, Schwestern, Frauen, Männer, Obdachlose, arme Menschen!

Sie wollten wissen, wie viele Menschen die Zapatisten sind und wir zeigten ihnen, es gibt Hunderte von Tausenden, die für ihre Rechte und Freiheiten kämpfen. Nun heute hören wir, dass im anatolischen Land, dem Land der Türken, Kurden, Tscherkessen, Armenier, der Lasen, und vielen mehr, als ich aufzählen kann, Tausende von maskierten Menschen, die in Würde leben wollen, nach Freiheit rufen. Wie die kurdischen FreundInnen, die schon lange einen ehrenhaften Kampf kämpfen.

Wir wussten, dass wir nicht allein waren, es gab Millionen von uns da draußen, und wir waren nicht allein, als wir begannen zu kämpfen. Heute sehen wir, dass wir immer mehr werden. Wir hören, dass die Menschen in der Türkei “Ya Basta!” herausschreien und wir sehen sie in einem Aufruhr, um ihre Würde gegen die unterdrückende Politik der türkischen Regierung zu verteidigen. Das große Istanbul, Hauptstadt der Meister im Laufe der Geschichte, ist heute die Hauptstadt des Aufruhrs, und es wurde zur Stimme der Unterdrückten. Wir sehen, dass die Straßen des großen Istanbul jetzt die Straßen der Hauptstadt von Frauen, Kindern, Männern, Homosexuellen, Kurden, Armeniern, Christen und Muslimen sind. Diejenigen, die seit Jahrzehnten von ihrer Regierung gedemütigt worden sind, unterdrückt und ignoriert sagen jetzt: “Wir sind hier.”

Wir sind begeistert!

Wir haben noch nie eine neue Regierung oder einen neuen Premierminister haben wollen. Wir baten um Respekt. Wir wollten, dass die Regierung unsere Forderungen nach Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit respektiert. Die Menschen in der Türkei leisten jetzt seit Tagen Widerstand und sie wollen das gleiche: Dass die aktuelle Regierung und alle Regierungen die der aktuellen folgen werden, die Forderungen nach Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit respektieren. Und wenn Sie das nicht tun, werden wir, die Eigentümer der Rechte und Freiheiten, gegen sie aufstehen und auf den Straßen kämpfen, bis sie uns zu respektieren lernen. Wir wollen nicht zu viel, wir möchten nur, dass Sie unsere Rechte respektieren. Weil wir wissen, wie wir leben wollen, wissen wir genau, wie wir regieren müssen und wie wir regiert werden wollen. Wir wollen uns selbst regieren und über uns selbst entscheiden!

Wir grüßen die Menschen in der Türkei, die für ein würdevolles Leben kämpfen, und wir wollen ihnen sagen, dass uns das Feuer unseres Aufstands in Chiapas erwärmt hat. Solidarität mit all denen, die die Geschichte von der Vergangenheit in die Zukunft transportieren und sich in der Gegenwart bewegen.

 

Ya Basta! Viva Zapatista!!
Tüm Dünya Vatandaslarina,

Kardesler, Kadinlar, Erkekler, Evsizler, Yoksullar.

Zapatalar kaç kisidir diye sormuslardi bizlere ve biz, haklari, özgürlükleri, kendi gelecekleri için mücadele verilen her yerde yüz binler oldugumuzu söylemistik. Simdi bugün, buradan binlerce kilometre öteden duyuyoruz ki Anadolu topraklarinda, Türklerin, Kürtlerin, Ermenilerin, Lazlarin, Çerkezlerin ve sayamadigim diger halklarin anayurdunda onurlu yasamak isteyen yüzleri maskeli yüz binler sokaklarda özgürlük diye haykiriyor. Yillardir Kürt kardeslerinin onurlu bir yasam mücadelesinde oldugu gibi. Mücadeleye basladigimiz günden bu yana, yalniz olmadigimizi, milyonlar oldugumuzu ve her gün çogaldigimizi biliyorduk. Bugün bir toprak daha çogaldigimizi görüyoruz. Hükümetlerinin on yillardir süren baskici yönetimine karsi onurlarini savunmak için Türkiye halklarinin sokaklarda isyanda oldugunu, Ya Basta! diye haykirdigini isitiyoruz. Tarih boyunca efendilerin baskenti olmus büyük Istanbul bugün isyanin baskentine dönüsmekte, ezilenlerin sesine ortak olmakta. Büyük Istanbul'un sokaklari bugün kadinlarin, çocuklarin, erkeklerin, escinsellerin, Kürtlerin, Ermenilerin, Hiristiyanlarin, Müslümanlarin baskentine dönüstügünü; on yillardir kendi hükümetlerince asagilananlarin, bastirilanlarin, yok sayilanlarin bugün artik buradayim dedigini görüyoruz. Heyecan duyuyoruz!
Istegimiz hiçbir zaman yeni bir iktidar, yeni bir yönetim, yeni bir hükümet, yeni bir baskan olmadi. Sadece saygi bekledik. Özgürlük, demokrasi ve adalet istegimize saygi göstermesini bekledik hükümetlerden. Türkiye halki da günlerdir süren direnisinde aynisini istiyor ve talep ediyor: Su an iktidardaki hükümetten baslamak üzere, iktidara gelecek tüm hükümetlerden sadece özgürlük, demokrasi ve adalet istegine saygi! Ve ekliyor: Bunu göstermediginiz takdirde, haklarin ve özgürlüklerin sahibi olan bizler, size karsi her zaman direnecegiz, saygili olmayi ögreninceye kadar sokaklarda savasacagiz. Yeni bir sey, fazla bir sey degil sadece haklarimiza saygi duymanizi bekliyoruz. Çünkü bizler nasil yasamak istedigimizi biliyor, nasil yönetmek ve yönetilmek istedigimizi çok iyi biliyoruz. Kendimizi yönetmek ve hakkimizda kendimiz karar vermek istiyoruz.
Ve bizler buradan, onurlu bir yasam için mücadele eden Türkiye halklarina dostça selamlarimizi iletiyor ve isyanin atesinin Chiapas'i isittigini belirtmek istiyoruz. Tarihi geçmisten ve gelecekten kurtarip simdiye tasiyanlarla dayanismayla.

Lakandon Ormanlari



Via Solikomitee Wuppertal, 17. Juni 2013

Mehr Information:

www.chiapas98.de (Inforportal zu aktuellen Dingen rund um die Zapatista)
www.ezln.org.mx (offizielle Seite der EZLN)

OccupyGezi: Solidemonstration für die Menschen in Istanbul und der Türkei in Stuttgart

Am heutigen Samstag soll es in Stuttgart um 18 Uhr eine Solidaritätsdemonstration für die Menschen in Istanbul und der Türkei geben. Beginn ist die Lautenschlagerstraße. Das Offene Treffen gegen Krieg und Militarisierung Stuttgart (OTKM) schreibt zu den Geschehnissen:

Seit Donnerstag demonstrieren Hunderttausende in Istanbul gegen den vonseiten der türkischen Regierung geplanten Umbau des Gezi – Parkes, einem Park am Taksim Platz. Dieser Park ist für Istanbuler Verhältnisse einer der letzten großen Grünflächen und soll nun für einen neuen Einkaufszentrum, eine Moschee und ein militärisches Museum verschwinden.
Der friedliche Protest von UmweltschützerInnen wurde in den frühen Morgenstunden des vergangenen Donnerstags durch eine mächtige Polizeigewalt gestört und versucht zu beenden. Der Plan jedoch die protestierenden Menschen durch Einschüchterung zu vertreiben ging nicht auf, stattdessen solidarisierten sich hunderttausende IstanbulerInnen und stürmten Richtung Taksim und Gezi Park. Selbst berühmte SchauspielerInnen, SängerInnen und DichterInnen kamen zu den Protesten dazu. Viele schlugen ihre Zelte auf und hielten nachts Wache. Am Freitagmorgen wiederholten sich dieselben Szenen der Polizeigewalt, die immer umfangreicher und brutaler wurde. Nicht nur Wasserwerfer und Tränengas wurden zur Hilfe gezogen, sondern auch die Zelte der DemonstrantInnen angezündet und die Polizei setzte sehr schnell Gummigeschosse und auch echte Munition ein. Tränengas wurde von Helikoptern auf die Menschen geschüttet. Trotz des unverhältnismäßigen Polizeiaufgebots schafften die Menschen es, die Polizei vom Taksim Platz zu vertreiben. Die Solidaritätsaktionen fanden nicht nur allein in Istanbul statt, sondern schwappten auf die ganze Türkei über. In kürzester Zeit wurden auch in großen Städten wie Ankara und Izmir Proteste organisiert. Auch hier war die Antwort der Polizeikräfte dieselbe wie in Istanbul. Zwischenzeitlich finden in über 50 Städten Proteste statt, die stets von einer schweren Polizeigewalt und Repression überschattet werden.

Die Bilanz der seit Donnerstag anhaltenden Proteste ist so genau nicht zu bestimmen. Die Regierung gibt keine Zahlen raus und gegen die Presse wurde ein Verbot der Berichterstattung erhängt. Immer mehr JournalistInnen geben ihren Beruf auf, da ihre Berichte von vor Ort der Proteste zensiert oder nicht ausgestrahlt werden. Ungefähr jedoch weiß man, dass es zwischenzeitlich über 2000 Verletzte mit Schwerverletzten, die in Todesgefahr schweben, über 1000 Festnahmen und zwei bestätigte Tote gibt. Ein 20 jähriger Mann wurde in Istanbul während einer Demonstration von einem Auto erfasst und erlag seinen Verletzungen, während ein anderer in Ankara durch einen gezielten Kopfschuss der Polizei ermordet wurde. Von weiteren Toten ist jedoch die Rede.

Der Taksim Platz in Istanbul ist ein zentraler Ort mit großer Einkaufsstraße – auch sehr beliebt für TouristInnen. Gleichzeitig ist dieser Ort auch ein zentraler Platz für Versammlungen, Demonstrationen und Protestaktionen, in dieser Rolle ist er aufgrund von historischen Geschehnissen sogar von großer Bedeutung. So wurden beispielsweise 34 Menschen am 1. Mai 1977 während der Proteste zum internationalen Tag der ArbeiterInnenklasse durch ein vonseiten der Polizei eröffnetes Feuer ermordet und über 136 Menschen verletzt. Auch an den darauf folgenden Jahren kam es immer wieder zu Angriffen vonseiten der Staatsgewalt – immer wieder kam es zu verletzten mit z.T. schwerwiegenden Folgen für die Leben der Betroffenen. Auch dieses Jahr am 1. Mai kam es erneut zu sehr schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und DemonstrantInnen. Bereits Tage im Vorfeld hatte die Polizei den DemonstrantInnen das Betreten des Taksim Platzes verboten, am Tag selber hat die Regierung allen öffentlichen Verkehrsmitteln Richtung Taksim ein Fahrverbot erteilt und auch die Überfahrt mit dem Schiff von Asien nach Europa wurde untersagt. Die DemonstrantInnen, die mit der Unterstützung der Gewerkschaften und fortschrittlichen Organisationen beschlossen hatten, den 1. Mai auf dem Taksim Platz zu begehen, waren den ganzen Tag über Wasserwerfern, gewalttätigen Polizisten, Pfefferspray und Gummigeschossen ausgesetzt. Mit dem 1. Mai nahm diese Situation jedoch kein Ende. Als am 6. Mai tausende Menschen den durch den türkischen Staat 1972 erhängten Revolutionären Deniz Gezmis, Yusuf Aslan und Hüseyin Inan auf dem Taksim Platz gedenken wollten, wurden sie erneut vonseiten der Polizei mit derselben Brutalität und Gewalt in Empfang genommen wie bereits am 1. Mai. Dieselbe Kulisse wiederholte sich auch bei den Gedenkfeierlichkeiten für den am 18. Mai 1973 ermordeten Kommunisten Ibrahim Kaypakkaya.

Die Polizeigewalt und die vonseiten der Regierung gefahrene Politik, die nun seit vergangenen Donnerstag anhält, reiht sich ein in den seit Monaten andauernden Versuch, den Menschen in Istanbul ihren historischen Platz zu nehmen. Der Umbau des Parkes soll dazu führen, dass Großveranstaltungen wie solche am 1. Mai und wichtige Demonstrationen und Kundgebungen nicht mehr an diesem zentralen Ort stattfinden, an dem sich auch immer viele TouristInnen aufhalten, sondern abseits und ohne die Möglichkeit Hunderttausende zu versammeln. Längst haben die DemonstrantInnen davon abgesehen allein ihren Park in Schutz zu nehmen. Sie haben begriffen, dass es um weit aus mehr als nur einen Park geht. Die Forderung die AKP Regierung und der Ministerpräsident Erdogan sollten zurücktreten, sind eine der wichtigsten Forderungen der Proteste geworden. Häufig sind Parolen wie „Schulter an Schulter gegen Faschismus“ und „Es lebe die Solidarität der Bevölkerung“ zu hören.

Dass gerade diese Situation der Regierung und den Polizeikräften nicht gefällt ist verständlich und daher fahren sie ihre Geschütze gegen die Bevölkerung umso härter auf. Gerade abends und nachts, wenn auch die arbeitenden Menschen zu den DemonstrantInnen dazu stoßen, sind die Auseinandersetzungen mit der Polizei am schwersten. In den nächsten Tagen scheinen die Proteste vorerst nicht abzuschwellen, im Gegenteil die Gewerkschaft KESK hat angekündigt Streiks, die für einen späteren Zeitpunkt gedacht waren, vorzuziehen, um die Proteste zu unterstützen.

Kommt zur Solidaritätsdemo am 08. Juni, Beginn: 18:00 in der Lautenschlagerstraße !!!

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