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"... könnte man fast sagen, dass Hitze und Dürre in Südeuropa unsere verdiente Strafe für so viel Hybris sind."

Boden eines ausgetrockneten Sees
Foto: Stefan Kühn, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
„ (...) Die Klimakatastrophe wartet auf niemanden und kennt keine Grenzen. So gesehen könnte man diese Hitze und Dürre in Südeuropa - immer öfter ist das Wort "Wüstenbildung" zu hören - fast als unsere verdiente Strafe für so viel Hybris bezeichnen. Wir stehen da und schütteln Faschisten die Hand, um afrikanische Flüchtlinge aufzuhalten, während sich das eigentliche Problem längst in unser eigenes Territorium eingeschlichen hat. Ich frage mich ernsthaft, wann die Freizügigkeit der Menschen innerhalb der EU ein Thema sein wird. Derzeit sind es noch die wenigen Glücklichen - ich kenne persönlich einige davon -, die in Portugal oder Spanien leben und jeden Sommer vorübergehend in die Niederlande oder Belgien zurückkehren, weil es dort einfach nicht mehr geht, so heiß ist es. Das sind Luxusmigranten, mit Geld, sie kaufen ihr Rückflugticket selbst, aus freien Stücken. Für den Moment. Bald, es ist eine Frage von Jahren, höchstens Jahrzehnten, wird sich so mancher Portugiese, Spanier oder Italiener nach Norden orientieren. Ich frage mich, wen wir dann in der südeuropäischen Wüste abladen werden, wo wir den Zaun errichten werden. Irgendwo vor den Pyrenäen und Alpen vielleicht? (...)“

Ivo Victoria in De Morgen

Offener Brief an die Bundesregierung

Logo des 42. ÜWI Teams
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Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz,
sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung,

wir, das Überwinterungsteam der Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis möchten uns mit einem offenen Brief an Sie wenden. Wir leben ein Jahr lang im „ewigen Eis“, tausende Kilometer von jeglicher Zivilisation entfernt, um die deutsche Forschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts in der Antarktis zu betreiben. Aus der Ferne verfolgen wir die Entwicklungen der deutschen Politik und Gesellschaft. Wir sind beunruhigt von der mangelnden Orientierung der deutschen Klimapolitik an wissenschaftlichen Erkenntnissen und möchten Sie mit diesem Brief auffordern, die Klimaziele von Paris einzuhalten, sowie das lückenhaft überarbeitete Klimaschutzgesetz (KSG)1 ein weiteres Mal grundlegend zu verbessern, sodass damit auch die vorherig genannten Ziele, global fair und gesellschaftlich gerecht2, erreicht werden können.

Im vorherigen Jahr gab es durch das „Klima-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichts und der darauffolgenden, zügigen Nachbesserung des KSG, sowie der Regierungsbildung unter Teilnahme der Bündnis90/Die Grünen Hoffnung auf eine maßgebliche Verbesserung der klimaschädlichen Politik der vorhergehenden Legislaturperioden. Doch seit Ihrer Wahl zur neuen Regierung vor über einem Jahr ist die Bilanz ihrer Klimapolitik durchwachsen. Erfreulich haben wir wahrgenommen, dass die Ausbauziele für Windenergie und Photovoltaik erhöht und die Hürden für Bürgerenergieinitiativen verringert wurden, erneuerbare Energien nun im überragenden öffentlichen Interesse stehen und der Ausstieg Deutschlands aus dem Energiecharta-Vertrag in die Wege geleitet wurde3. Nun brauchen wir denselben Mut, um ähnlich weitreichende Maßnahmen im Verkehrs-, Industrie- und Gebäudesektor einzuleiten. Denn der Energiesektor ist lediglich für etwa ein Drittel der deutschen CO2 Emissionen verantwortlich4. Und die Nachbesserungen durch die Sofortprogramme für die Sektoren Gebäude und Verkehr lassen weiterhin große Lücken offen5.

Auch die Wiederinbetriebnahme schon abgeschalteter Stein- und sogar Braunkohlekraftwerke6 oder der Bau von Flüssiggas-Terminals7, stehen in krassem Kontrast zu den deutschen und internationalen Klimazielen und zementiert Deutschlands Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Unseres Erachtens nach ist es sehr wichtig, energietechnisch unabhängig vom EU Ausland zu sein, was sich derzeit leider in tragischer Weise bestätigt. Doch diese Krise kann als Chance genutzt werden, um erneuerbare Energien, CO2-neutralen Verkehr und eine emissionsarme Industrie massiv zu fördern und auszubauen und nicht auf extrem umweltschädliche Technologien des vorherigen Jahrhunderts zurückzugreifen. Oder auf weitere politisch prekäre Abhängigkeiten zu setzten8 und dadurch die fossilen Energiekonzerne abermals und ungerechtfertigterweise mit Milliarden an Steuergeldern zu belohnen9. Im Falle einer Wiederinbetriebnahme von Kohlekraftwerken oder Reservekapazitätserhöhung durch diese, müssen die dadurch entstandene CO2 Emissionen an anderer Stelle eingespart werden. Denn was für das Klima zählt, ist die Netto-Emission in CO2 Äquivalenten, egal auf welchen Gründen diese Mehremissionen basieren. Schon das Erreichen der Klimaziele allein birgt eine große Herausforderung für Deutschland, sodass zusätzliche Emissionen, seien sie auch nur übergangsweise, zu vermeiden sind. Erschwerend kommt die mangelnde Ausrichtung Ihres Koalitionsvertrags an den Emissionszielen des KSG oder gar den Pariser Klimazielen hinzu10. Durch die im Koalitionsvertrag erwähnten Maßnahmen werden voraussichtlich der Verkehrssektor, der Industriesektor sowie der Gebäudesektor die Emissionsziele des KSG verfehlen und lediglich der Energiesektor die Emissionsziele erreichen11. Wobei hierfür der Kohleausstieg schnellstmöglich durchgeführt und die Erneuerbaren jetzt massiv ausgebaut werden müssen.

Nach der in den Medien viel zitierten McKinsey Studie „Net-Zero Deutschland“12 müsste Deutschland 40 Milliarden Euro jährlich (etwa 1 % des Bruttoinlandsprodukts) aufbringen, um das Ziel des KSG, die Klimaneutralität im Jahr 2045, zu erreichen. Selbstverständlich ist eine Voraussetzung hierfür, dass klimaschädliche Subventionen wie z.B. die Energiesteuerentlastungen für Dieselkraftstoff, Kerosin und Kohle abgeschafft werden. Laut einer Studie des Umweltbundesamt hat der Staat bspw. im Jahr 2018 65,4 Mrd. Euro für umweltschädliche Subventionen ausgegeben13. Würde diese Summe stattdessen jährlich sinnvoll in den Ausbau der Erneuerbaren, Förderung von Elektromobilität, öffentlichen Verkehrsmitteln, Stromnetz, Wärmepumpen, sowie Energiespeicher investiert werden, könnte Deutschland die eigenen Klimaziele sogar übertreffen! Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit ist die Internalisierung externer Effekte, sodass den Verursachern von Umweltschäden diese auch angelastet und sie nicht wie bisher der Allgemeinheit aufgebürdet werden. So erhielten Unternehmen starke Anreize, Investitionen klimaschonend zu tätigen. Und die dadurch eingenommenen Steuern in Höhe vieler Milliarden Euro könnten zusätzlich für die Transformation Deutschlands zur Klimaneutralität eingesetzt werden14.
Doch im Gegensatz zur häufig in Politik und Medien verbreiteten Meinung, die Klimaschutzmaßnahmen seien teuer, kommt die McKinsey Studie zur Schlussfolgerung, dass eine erfolgreiche Transformation Deutschlands zur Klimaneutralität über den kompletten Zeitraum gesamtgesellschaftlich kostenneutral sein kann. Des Weiteren kann die deutsche Wirtschaft von einer solchen Transformation profitieren. So kommen mehrere Studien im Auftrag der Kreditanstalt für Wiederaufbau zu dem Ergebnis, dass diese Transformation sich positiv auf das Bruttoinlandsprodukt sowie die Beschäftigungszahl auswirkt, unsere Wirtschaft von politisch prekären Energieabhängigkeiten befreit und Deutschland einen starken technologischen Vorteil aufbauen kann, der im internationalen Wettbewerb genutzt werden kann15. Ohne eine Transformation der deutschen Wirtschaft wird Deutschlands erneuerbare Energien Branche weiterhin weit abgeschlagen im internationalen Vergleich liegen16, das Wirtschaftswachstum wird sinken17, durch den Klimawandel bedingte Migration zunehmen18 und zusätzlich wird einer der wichtigsten Exportmärkte Deutschlands, Kraftfahrzeuge mit Verbrennermotoren, aufgrund von fehlender Nachfrage zukunftsgerichteter Länder, einbrechen19.

Die globale Vorbildrolle Deutschlands als eine der führenden Wirtschaftsnationen ist nicht zu unterschätzen. Wenn wir versäumen, zielführende und global faire Klimapolitik zu betreiben, laufen wir Gefahr, dass es uns einige andere Nationen gleichtun. Hierdurch riskieren wir eine zunehmend gefährliche Erderwärmung mit destruktiven Konsequenzen, nicht nur für natürlich Ökosysteme, sondern auch für unsere Gesellschaft20.

Das gesellschaftliche Interesse an einer Transformation Deutschlands hin zur Klimaneutralität ist so hoch wie nie zuvor. Eine klare Mehrheit der deutschen Bevölkerung wünscht sich ambitioniertere Schritte der Politik21, zahlreiche Unternehmen stecken sich selbstgewählte Klimaschutzziele22 und das Erreichen der Klimaneutralität Deutschlands ist technisch sowie ökonomisch möglich23! Daher fordern wir Sie aus der Ferne auf, nutzen Sie jetzt dieses positive Momentum, um Deutschland umzugestalten und „ohne Wenn und Aber“24 in Richtung Klimaneutralität zu lenken, damit unser Land die Pariser Klimaziele erreichen kann. Es ist eine einmalige Chance und Sie sind womöglich die letzte Regierung der es ökonomisch möglich sein wird, diese Aufgabe zu meistern. Die Zukunft unserer Gesellschaft liegt in Ihren Händen. Handeln Sie jetzt!

Hochachtungsvoll,

Hannes Keck, Alicia Rohnacher, Dr. Markus Schulze, Benita Wagner, Dr. Aurelia Hölzer, Michael Trautmann, Katrin Wiggins und Werner Hofmann.

Quelle, hier das PDF Original mit den Fußnoten

Doku: Kampf ums Klima

Rekordhitze, Waldbrände und Überschwemmungen - die Folgen des Klimawandels sind längst spürbar. Doch während Wissenschaftler:innen immer lauter Alarm schlagen, kommt die Energiewende in Deutschland praktisch nicht voran.

Glitzer im Kohlestaub. Vom Kampf um Klimagerechtigkeit und Autonomie

Buchcover: Glitzer im Kohlestaub Vom Kampf um Klimagerechtigkeit und AutonomieZucker im Tank (Hg.)
Glitzer im Kohlestaub
Vom Kampf um Klimagerechtigkeit und Autonomie

ISBN 978-3-86241-487-1 | erschienen 06/2022 | 416 Seiten | Paperback | lieferbar | 19,80 €
Mit zahlreichen Fotos

Zum Buch

In mehr als 60 Beiträgen beschreiben Aktivist*innen aus unterschiedlichen Spektren die Aktionen der Klimagerechtigkeitsbewegung. Sie legen ihre politischen Überlegungen dar und geben einen durchaus selbstkritischen Einblick in das Zusammenleben in Klimacamps, besetzten Dörfern und Wäldern.

Die Aktivist*innen wissen, dass weder der von der Politik eingeschlagene Weg noch das vorgelegte Tempo geeignet sind, die sich vollziehende Klimakatastrophe mit all ihren »Nebenwirkungen« wie bspw. dem Artensterben, den weltweiten Hungerkatastrophen und Kriegen zu verhindern. Deshalb besetzen sie Wälder wie den Hambacher oder Dannenröder Forst, setzen sich auf Tagebaubagger in der Lausitz oder in Garzweiler, blockieren Zufahrtsgleise zu Kohlekraftwerken, kämpfen um den Erhalt von Dörfern wie Lützerath, springen vor Kreuzfahrtschiffen ins Wasser, um sie am Auslaufen zu hindern, oder sabotieren Maschinen und anderes Gerät, das für den Ablauf des zerstörerischen Geschäfts nötig ist.

Sie wissen, dass ihre Kämpfe soziale Kämpfe sein müssen. Denn nur in einer radikal anderen Form des weltweiten Zusammenlebens und Zusammenwirtschaftens sind der Erhalt bzw. die Herstellung einer für die absolute Mehrzahl der Menschen lebenswerten Gegenwart und Zukunft möglich. Deshalb stellen sie sich gegen die weltweiten Ausbeutungsverhältnisse und tragen ihre Wut und ihren Protest auch dort auf die Straße, wo es nicht unmittelbar um Kohlekraftwerke, industrialisierte Landwirtschaft oder andere lebenszerstörende Wirtschaftsbereiche geht. Im Bewusstsein, dass es in diesen Zeiten wortwörtlich um alles geht.

Europas Klima im Jahr 2050

Interessante Datenaufbereitung, leider erweckt der Kommentar an der einen oder anderen Stelle den Eindruck, es würde etwas wirkunksvolles gegen die drohende Klimakatastrophe unternommen. Und vor allem, daß die in ein paar Jahrzehnten vorbei sei. Also so nach 2050. Welche sozialen Veränderungen diese Entwicklung eruptiv begleiten werden, wird praktisch ausgeblendet.

Ich prognostiziere, daß der 26. Teil von Mad Max vermutlich in der Steppe um Berlin herum gedreht werden kann. Ohne Kulissen. Aber hey: Dafür können dann überall wirkungsvolle Sonnenkollektoren aufgebaut werden. Nur die Freizeitindustrie in den Höhenlagen wird sich ein klein wenig vom Skifahren weg- und zu anderen Formen des Tourismus umorientieren müssen.

Aber 2050 leben die Leute, die diesen Unsinn verzapft haben, vermutlich schon nicht mehr. Oder woanders, in angenehmen Halbhöhenlagen.

Kleiner Vorgeschmack: 62°

Die derzeitige extreme Hitzewelle in Pakistan und Indien, wie sie am 29. April 2022, dem am vierten sehr heißen Tag, von Copernicus Sentinel3 beobachtet wurde. Die am 29. April erfasste  LST (Landoberflächentemperatur, nicht Luft!)  zeigt einen Höchstwert von über 62°C/143°F.
Grafik: ADAM
Die derzeitige extreme Hitzewelle in Pakistan und Indien, wie sie am gestrigen 29. April 2022, dem vierten sehr heißen Tag, von Copernicus Sentinel3 beobachtet wurde. Die am 29. April erfasste LST (Landoberflächentemperatur, nicht Luft!) zeigt einen Höchstwert von über 62°C/143°F. Lücken aufgrund von Wolken/Schnee/Fehlende Daten.

Noch Fragen?

Quelle: ADAMexplorer / Sentinel-3 Data Viewer / ADAMplatform via twitter

GKN - Arbeitskämpfe und Klimabewegung in Italien - 30.000 Menschen bei Demo am 26.3.2022 in Florenz

Von der Fabrik bis zur Schule - ein Kampf Foto: © catwithanicecamera via Umbruch Bildarchiv
Von der Fabrik bis zur Schule - ein Kampf
Foto: © catwithanicecamera via Umbruch Bildarchiv
Der Autozulieferer GKN will das Florentiner Werk schließen - die gekündigten Arbeiter*innen organisieren sich.

Zu den Fotos beim Umbruch Bildarchiv

Über 30.000 Menschen aus ganz Italien demonstrierten am 26. März 2022 in Florenz in Solidarität mit den Fabrikarbeiter*innen von GKN. Der Autozulieferer-Konzern will das Florentiner Werk schließen, um Kosten zu sparen. Ihre Kündigung erhielten 422 Arbeiter*innen im Juli 2021 per Email. Die Demo fand Unterstützung aus vielfältigen Bewegungen –“ Arbeiter*innen und Gewerkschafter*innen , Schüler*innen und Student*innen, Fridays vor Future, Aktivist*innen aus linken sozialen Zentren und anderen sozialen Organisationen demonstrierten mit Transparenten und Bengalos durch Florenz.

„Wir wollen alle Delokalisierungen abwehren, die Lohnfrage, die Lebenshaltungskosten und Rechnungen, die Arbeitszeitverkürzung bei gleichem Lohn, die Abschaffung der prekären Beschäftigung wieder in den Mittelpunkt stellen und einen öffentlichen Pol für nachhaltige Mobilität einfordern. Und wir wollen die Situation der Arbeiter in diesen Monaten wieder in den Mittelpunkt rücken, egal ob sie im öffentlichen oder privaten Sektor, in der Industrie oder im Bildungswesen, im Verkehrswesen, im Gesundheitswesen, in der Unterhaltungsbranche, im Informationssektor, als Festangestellte, als Prekäre, als Vertragsarbeiter, als Selbstständige oder als Migranten tätig sind.“ (Demoaufruf der GKN Fabrikarbeiter*innen)

422 Arbeiter von GKN Driveline erhielten am 9. Juli 2021 eine E-Mail von dem multinationalen Konzern mit Sitz in London. Der hatte beschlossen, sie zu entlassen und das Werk ohne vorherige Absprache mit den Gewerkschaften zu schließen. Die Fabrik sollte nach Osteuropa verlegt werden, um Arbeitskosten zu sparen und die Gewinne der Aktionäre zu steigern. Die Reaktion erfolgte schnell. Innerhalb weniger Stunden riefen die Arbeiter eine permanente Blockade vor dem GKN-Hauptsitz aus. Sie wurde ermöglicht auch dank der Unterstützung, die von Anfang an von Kolleg*innen und Menschen aus der lokalen Politik gezeigt wurde. Drei Tage später hatte der Bürgermeister von Campi Bisenzo die Zufahrt für schwere Fahrzeuge zum Werk verboten, um zu verhindern, das die Fabrik demontiert werden kann. Unterstützung kam bald auch aus ganz Italien.

Auf einer ersten Großdemonstration am 18. September 2021 zogen mehr als 20.000 Menschen durch die Straßen von Florenz und forderten von der Regierung mehr sozialen Schutz und eine Garantie für nicht prekäre Arbeitsplätze. Im Dezember stellten die Arbeiter*innen ein eigenes Konzept vor, wie die Fabrik, die bisher Ersatzteile für Autos hergestellt hatte, zu einer ökologischen Produktion in kommunaler Hand umgewandelt werden könnte.

Die GKN ist die effektivste und politisch am besten organisierte Gruppierung im gegenwärtigen Arbeiterkampf in Italien, da sie in der Lage war, viele verschiedene Realitäten unter demselben Slogan „Insorgiamo“ (Lasst uns aufstehen) zu vereinen. Durch ihren radikalen Kampf und die Kritik an der neoliberalen Arbeitsinfrastruktur haben diese Arbeiter*innen eine kollektive Bewegung aufgebaut. Ihre Delegation war mehrere Monate unterwegs, um sich mit anderen Organisationen und Gruppen aus dem ganzen Land am 25. März am weltweiten Klimastreik (Fridays for Future) zu beteiligen und die Demo am 26. März zu organisieren. Fridays for Future und GKN kommen unter dem Dach –šPeople not Profit–˜ zusammen, um deutlich zu machen, dass der Klimanotstand das Ergebnis jahrhundertelanger Unterdrückung durch Kolonialismus und Kapitalismus ist. Es bleibt spannend, wie sich die Arbeitskämpfe in Italien weiter entwickeln und ob die Arbeiter*innen von GKN ihre Idee einer kommunal verwalteten und ökologischen Fabrik durchsetzen können.

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Ozean: Forscher vermessen „Todeszonen“ - Erster 3D-Atlas der größten Sauerstoff-Minimum-Zonen im Meer

Sauerstoff-Minimum-Zonen (Todeszonen) im Pazifik © Jarek Kwiecinski und Andrew Babbin, Massachusetts Institute of Technology (MIT)
Sauerstoff-Minimum-Zonen (Todeszonen) im Pazifik
© Jarek Kwiecinski und Andrew Babbin, Massachusetts Institute of Technology (MIT)
Unsichtbar, aber lebensfeindlich: Forscher haben erstmals die beiden größten „Todeszonen“ der Ozeane präzise und dreidimensional vermessen. Der neue Atlas zeigt die Ausdehnung, Tiefe und innere Struktur dieser sauerstoffarmen Gebiete und erlaubt so Rückschlüsse auf Ursachen und Entwicklung. Die beiden Sauerstoff-Minimum-Zonen umfassen 1,8 Millionen und 600.000 Kubikkilometer Meerwasser und reichen von der Westküste Mittel- und Südamerikas weit in den Pazifik hinaus.

Die Ozeane werden nicht nur wärmer und saurer, sie verlieren auch zusehends an Sauerstoff. Die durch den Klimawandel stärker werdende Schichtung des Meerwassers hemmt den Gasaustausch und lässt den Sauerstoff am Meeresgrund, aber auch in mittleren Wassertiefen immer knapper werden. Dadurch wachsen in fast allen Meeren die „Todeszonen“ –“ Gebiete, in denen das Wasser so sauerstoffarm ist, dass dort kaum mehr Leben existiert. Solche Zonen gibt es unter anderem im Schwarzen Meer, vor der US-Golfküste und auch in der Ostsee.

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O-Ton der Forschergruppe: "Sauerstoffmangelgebiete (Oxygen Deficient Zones, ODZ) sind wichtige biogeochemische Provinzen der Weltmeere, in denen die Konzentration an gelöstem Sauerstoff auf nanomolare Werte abfällt. Trotz ihrer Begrenztheit sind diese Regionen für die Rolle des Ozeans bei der Regulierung des Erdklimas durch die Wechselwirkungen zwischen dem marinen Stickstoffkreislauf und dem Kohlenstoffkreislauf unverhältnismäßig wichtig. Darüber hinaus wird sich die räumliche Ausdehnung der sauerstoffarmen Regionen des Ozeans infolge der Erwärmung des Ozeans, der zunehmenden Schichtung und der Veränderungen der Zirkulation und Produktivität voraussichtlich verändern. Die Ausdehnung der modernen sauerstoffarmen Zonen ist jedoch aufgrund des Mangels an direkten Probenahmen und der Fehler, die bei der Verarbeitung und Rasterung der spärlichen Messungen auftreten, nur unzureichend geklärt. Hier verfolgen wir einen neuartigen Ansatz, um die horizontale und vertikale Ausdehnung der beiden großen ODZ des östlichen tropischen Pazifiks zu kartieren, und zwar durch die Analyse von Elektrodensensoren mit metergenauer Auflösung, die sowohl von Schiffsabwürfen als auch von Argo-Profilen stammen, anstatt von diskretisierten Flaschenmessungen. Das daraus resultierende dreidimensionale Datenprodukt basiert auf einem Kompendium von fast 15 Millionen Messungen, die über drei Jahrzehnte hinweg durchgeführt wurden, und liefert die genauen Positionen des sauerstoffarmen Wassers, wodurch die dreidimensionalen Strukturen der ODZs aufgeklärt werden. Es kann von Forschern zur Validierung von Modellen, zur Planung von Kreuzfahrten und als Vergleich für künftige Veränderungen genutzt werden. Die mit diesem hochauflösenden Atlas durchgeführten Berechnungen liefern auch die Volumina, die Schichten mit maximaler Flächenausdehnung und andere beschreibende Statistiken für die beiden pazifischen ODZs. Schließlich zeigt der Atlas feinräumige Merkmale von Intrusionen sauerstoffhaltiger Wassermassen und regionale Unterschiede in diesen anoxischen Zonen auf."

Quelle: A High-Resolution Atlas of the Eastern Tropical Pacific Oxygen Deficient Zones.

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