Das ursprüngliche Wandbild entstand in Eigeninitiative der damaligen BewohnerIinnen. Aus Protest gegen ihren drohenden Rausschmiss und Abriss des Hauses malten sie es am 1. Mai 1975 in nur wenigen Stunden – tagsüber und illegal – mit Pinseln und Farbrollen an Malerstangen aus ihren Fenstern heraus.
Die Leute aus der Waldemarstraße 81 waren im Kiez gut vernetzt und haben sich mit anderen von Verdrängung betroffenen Menschen solidarisiert und sie unterstützt. Unter anderem boten sie eine Mietrechtsberatung im Haus an. Um die Verwurzelung im Kiez darzustellen, entschieden sie sich für einen Baum als Motiv, in dessen Mitte ein weißes Banner gespannt ist: „Wir bleiben drin!“ Was sich bewahrheiten sollte: Das Hausprojekt besteht immer noch. Mittlerweile ist es Teil der Luisenstadt-Genossenschaft. Dadurch sind die BewohnerIinnen langfristig vor unbezahlbaren Mieten und Verdrängung geschützt.
Aufgrund einer notwendigen Renovierung der Fassade verschwand das alte Bild unter neuem Putz. Die Idee zur Neugestaltung des Wandbildes entwickelte das ehemalige Pappsatt-Kollektiv gemeinsam mit den jetzigen Bewohnerinnen. Die Streetart-AktivistInnen hatten bereits einige stadtpolitische Fassadenbilder in Kooperation mit Hausprojekten wie z.B. der Brunnenstr. 183 oder der Manteuffelstr. 39 umgesetzt. Das Motiv des Baumes sollte beibehalten und mit den gleichen Flächen übertragen werden, die bei der ersten Bemalung damals mit Armen und Pinseln aus den Fenstern erreicht werden konnten. Aus „Wir bleiben drin“ wurde „Wir bleiben alle“, ergänzt von typischen Berliner Großstadttieren wie z.B. der Kotti-Taube, dem Waschbären und dem Pinguin, die gemeinsam im Baum herumklettern.
Angesichts des Mietenwahnsinns weltweit ist das Wandbild auch nach über 40 Jahren brandaktuell, genauso wie die Forderung, die dort nun gut sichtbar in 10 verschiedenen Sprachen zu lesen ist: „Die Häuser denen, die drin wohnen“.
Zu den Fotos beim Umbruch Bildarchiv
Kontakt zu Ex-Pappsatt: pappsatt@riseup.net
Links:
Entries tagged as mietenbremse
berlin 1. FC St. Pauli 1. mai 1968 8.mai aachen abschiebung abschiebungen abtreibung adolf hitler afd afghaistaneinsatz afghanistan afghanistandemo afrika Agenten agit ahmadinedschad ahvaz aim aktion aktionärsversammlung aktionskonferenz aktionstag al qaida albert camus alexis grigoropoulos algerien altersarmut amoklauf amsterdam anarchie anarchismus Anarchosyndikalismus Andrej andrej h. andrej holm Android angela merkel antideutsche Antifa antifaschismus antikriegstag Antimilitarismus Antirassismus Antirepression kunst agenten autismus banksy brasilien demosanitäter dresden el salvador film fotografie gentrifizierung hamburg heidelberg jack london kandel kolumbien kreuzberg kuba michael csaszkóczy milaneo misogynie psychologie rasssismus rote flora schanze sexismus silvio meier staatstrojaner streetart stuttgart stuttgart 21 umbruch bildarchiv umwelt usa venezuela mietenwahnsinn squat wohnungsnot Afghanistan asylrecht bekleben verboten Bundeswehr deine mutter esslingen Genua Griechenland Hundstage iran Krise Merkwürdiges & Witziges Polizei Streik Weltmeisterschaft afrin allgemeinverfügung alternative antirepression antisemitismus antiziganismus apabiz arbeiterfotografie asyl aufstand Ausstellungen und Messen autofocus azadi §129 §129a barrikaden Berlin big brother black lives matter blockaden Bloggereien blogparade bonn burak bektaş cafe filou canon castor cemal kemal altun ceta corona coronakrise coronaleugner coronapandemie coronavirus coronazis datteln
#MietenWahnsinn: Richtig deckeln, dann enteignen - Rote Karte für Spekulation
Zur Bilderserie beim Umbruch Bildarchiv