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200. Todestag: The Masque of Anarchy - Percy Bysshe Shelley

Percy Bysshe Shelley
Gemälde von Amelia Curran, 1819
Heute vor 200 Jahren ertrank der britische Dichter und Atheist Percy Bysshe Shelley. Der mit Mary Wollstonecraft Godwin, Tochter der Frauenrechtlerin Mary Wollstonecraft und des Philosophen William Godwin und spätere Autorin des bekannten Romans Frankenstein verheiratete Shelley hatte stets ein kritisches Auge auf die sozio-ökonomischen Umstände des frühindustriellen England und die damit verbundenen politischen Unruhen: 1819 etwa kam es bei einem Aufstand von Arbeitern der baumwollverarbeitenden Industrie in Manchester zu einer blutigen Niederwerfung der Protestbewegung, die als Peterloo-Massaker für Aufsehen sorgte. Shelley verfasste daraufhin in direkter Bezugnahme auf den Vorfall das politisch radikale Gedicht The Masque of Anarchy. A Poem. Der erst zehn Jahre nach seinem Tode veröffentlichte Text konnte zu seinen Lebzeiten auf Grund der politischen Lage zu dem Zeitpunkt nicht erscheinen. Shelley beeinflußte nicht nur den später entstandenen Marxismus sondern über Walter Benjamin auch die kritische Therorie.

Eine Vorbemerkung zum Text, den ich in der Originalfassung hier schon mal gebloggt hatte: Der Bezug auf die Anarchie als Abwesenheit von Herrschaft ist umgangssprachlich und war damals wie heute irreführend. Korrekt wäre "Anomie (griechisch: Kompositum aus α privativum zur Verneinung und der Endung -nomie von νόμος, „Ordnung, Gesetz“). Diese bezeichnet in der Soziologie einen Zustand fehlender oder schwacher sozialer Normen, Regeln und Ordnung. Vor allem in England war der Begriff ursprünglich ein theologischer Ausdruck für das Brechen religiöser Gesetze." (Wikipedia) Ich habe den Text so belassen, wie Shelley ihn benannte und wie er 1844 von Julius Seybt im großen und ganzen schlüssig übersetzt wurde. Abweichend von Seybt habe ich die Namen der damaligen Verantwortlichen, sofern von Shelley erwähnt, jedoch ausgeschrieben. Die oben genannte damalige Zensur oder diplomatische Rücksichtnahme gelten nicht mehr. Die Grammatik wurde ebenso wie die damalige Rechtschreibung übernommen. Der Poesie wegen.

Die Maske der Anarchie

Als in Italien ich lag im Schlaf
Mein Ohr ein Ruf vom Meer her traf
Er führt mich mit gewaltiger Hand
Zu wandeln in der Dichtung Land.

Den Mond sa ich vorübergehen
Wie Castlereagh war er anzusehen
Gar sanf schaut er, doch heimlich grimm
Bluthunde, sieben, folgen ihm.

Fett sind Alle; sicherlich
Konnten Sie wohl mästen sich,
Denn er wirft aus weitem Kleide
Menschenherzen hin zur Beute.

Dann sah ich den Trug vorüberziehn,
Wie Lord Eldon in Hermelin.
Seine großen Thränen werden
In Mühlsteinen auf der Erden.

Die Kindlein, welche zwischen seinen
Füßen spielen, denn es scheinen
Gleich Demanten jene Thränen,
Daß sie hastig danach jagen
Wird damit das Hirn zerschlagen.

In der Bibel Licht gehüllt,
Doch mit Finsternis erfüllt.
Sidmouth gleich, kam die Heuchelei
Auf einem Krokodil herbei.

Des Verderbens mancherlei
In dem Zuge kam vorbei;
Doch gehüllt in Prunk und Staat
Wie Bischof, Spione, Advokat.

Zuletzt die Anarchie, sie sitzt
Auf weißem Rosse, blutbespritzt;
Ich Angesicht, ihre Lippe bleich,
Dem Tod, den St. Johann sah, gleich.

Eine Krone ihre Stirn umspannt,
Ein Zepter glänzt in ihrer Hand,
Auf der Stirne steht: "Ich bin Euch,
Gott, König und Gesetz zugleich!"

Schnell und stattlich war der Schritt,
Mit dem sie über England ritt
Und wie die Meng' auf ihrem Pfad
Zu einer Blutespfütze trat.

Rundum ihrer Söldner Heere
Von ihren Tritten bebt die Erde.
Ein Jeder schwang ein blutiges Schwert,
Für der Herrin Dienst bewehrt.

Und in stolzen Siegesprunken
Ziehen sie durch England, trunken,
Also ob sie in Rauschbethörung
Von dem Weine der Zerstörung.

Von Meer zu Meer, durch Stadt und Feld
Anarchie die Siegs'zug hält.
Ihre Spur sind Blut und Leichen,
Bis sie Londons Stad erreichen.

Jeder Bürger schreckbefangen
Fühlt sein Herz in Graus erbangen
Als mit Donneruf empfangen
Wird des Siegeszuges Nahen.

Denn es naht der Söldner Meute
Im goldnen und blutigen Kleide,
Alle singend jubeltönig:
"Du bist Gott, Gesetzt und König!"

"Oh, wie lange harren wir,
Mächtige, auf Dein Panier!
Leer die Beutel, die Schwerter kalt,
Gib Ruhm, Blut, Gold uns tausendfalt!"

Advokaten und Pfaffen beugen
Zur Erde nieder die Stirnen, die bleichen
Leis tönt's wie heuchlerisch Gebet:
"In ihr Gesetz und Herrin seht!"

Und laut rief es tausendtönig:
"Du bist Herr, Gesetz und König!
Anarchie, Dir huldigen wir,
heilig sei Dein Ruhm hinfür!"

Und Anarchie, ein Knochenmann ,
Knixt und grinsed Jeden an,
Als hätte, seinen Erzieher zu lohnen,
Das Volk gezahlt zehn Millionen.

Denn als König auf dem Throne
Sitzet er in jeder Nacht;
Sein ist Zepter, Kugel, Krone,
Sein des goldnen Kleides Pracht.

Seinen Sklaven er gedeut,
Einzunehmen Bank und Tower heut,
Und er selbst gedenkt zu seinem
Perlamente hinzueilen.

Eine Irre da vorüberrannte -
Hoffnung sie ihren Namen nannte -
Der mehr sie wie Verzweiflung schaut
Und durch die Lüfte rief sie laut:

"Mein Vater, die Zeit, war alt und schwach
Vom Harren auf einen besseren Tag;
Sieh, gichtisch ihm die Hand erhebt,
Zum Kind ist er zurückgelebt.

Geboren ward ihm Kind nach Kind.
Ihren Staub verwehte längst der Wind.
Ich allein bin jetzt noch hier -
Wehe mir, ach, Wehe mir!"

Sie wirft sich vor die Rosse hin,
Und harret mit gedultigem Sinn
Und ruhigem Auge auf denm Zug
Von Anarchie und Mord und Trug.

Da setiegt vor ihr ein Nebelsflor,
Ein Glanz ein Lich, Ein Bild empor -
Zart erst, wie den feuchten Gründen
Nebelschleier sich entwinden.

Bis, wie der Sturm aus Wolken ballt
Manch thurmgekrönte Riesengestalt,
Deren Augen Blitze senden,
Deren Lippen Donner spenden:

Ein Wesen und vorüberschreitet
Den Leib in glänzend Erz gekleidet;
Seine Schwingen, weiß und rein
Glänzen, gleich sonnigen Regens Schein.

Auf dem Helme strahlet fern
Ein Stern, hell wie der Morgenstern,
Und wie Purpurthau hernieder
Fällt der Lichtglanz durch's Gefieder.

Leise wie der Lenzes Wind
Eilt es hin, und so geschwind,
Daß sie wußten, es sei nah -
Und schauten, und nur Luft war da.

Wie Blumen, vom Fuße des Mais erwacht,
Wie Sterne, entschüttelt dem Haar der Nacht,
Wie von Windesruf geweckte Wogen,
Gedanken sprießen, wo sie gezogen.

Und vom Staub empor die Schaar
Schaut: - die Hoffnung, hehr und klar,
Eine Maid, sie schreitet muthig
über Leichen, starr und blutig.

Auf der Erde, Staub wie sie,
Lag mißgestalt die Anarchie:
Des Todes Roß vorüberschoß
Und zermalmt die Assasinen;
Die sich drängten, ihr zu dienen.

Ein blendend Licht- und Wolkenspiel,
Einn stachelnd und süß Gefühl
Durchdringt sie, bis ein Ruf ertönt
Der Alle mit Freud' und Bangen durchdröhnt.

Als hätt' das eigne Vaterland,
Ob solcher Schmach in Zorn entbrannt,
Auf der Stirn ihr Blut gefühlt,
Und, vom Mutterschmerz durchwühlt,

Aus jedem Tropfen, das vergossen
Von seiner Söhne Blut, entsprossen
Ließ ein gewaltig Sturmeswort,
Als ob sein Herz rief fort und fort:

"Erben ewigen Ruhmes, Britten,
Die namenlosen Kämpf gerstritten.
Mächtiger Mutter Schooß entsproßt
Ihr und einer andern Trost!!

"Auf, wie audem Schlaf der Leu!
Schüttelt ab der Tyrannei
Joch, wie leichten Morgenthau,
Das wie Schlummer auf euch fiel!
Sie sind wenige, ihr seid Viel'!

"Was ist Freiheit? Ja ihr wißt
Nur zu gut, was Knechtschaft ist,
Denn auf eures Namens Schall
Reimt das Wort als Wiederhall.

"Mühn sich heißt's um so viel Geld,
Daß das Leben grad aushält
In dem Körper, drin zu wohnen
Um der Tyrannei zu frohnen.

"Als ihr für sie nur wär't
Webstuhl, Spaten, Pflug und Schwert;
Euer Leib als Schild müßt' dienen,
Euer Werk zur Nahrung ihnen.

"Wenn die Winterstürme wehen
Eure Kinder siechen sehen,
Sehn der Mutter Todesnoth -
Während ich spreche, sind sie todt!

"Hungern heißt's nach solcher Spende,
Wie des Reichen voller Hände
Der Meute bieten, die sich satt
Vor seinem Auf' geschwelgt schon hat.

"Erlauben heißt's dem Goldesschemen
Tausenmal mehr noch zu nehmen,
Als was was sein Leib in längstverrolten
Knechtschaftsjahren hat gegolten.

"Bankpapier, die nachgelognen
Rechte, die ihr, die Betrognen,
Habet an des Reichtums Werth,
Das die Erde euch bescheert.

"Knechtisch heißt's im Geist sich beugen,
Selbst das Wollen nicht sein eigen
Nennen mehr - die That nur Wählen,
Welche Andre euch befehlen.

"Und zuletzt, wenn eure Klagen
Schüchtern nur zu lispeln wagen,
Des Herrschers Söldnerschaaren treten
Seh'n auf eu'r Geschlecht und euch: -
Blut deckt das Gras, dem Thaue gleich!

"Dann heißt's, auf in Rache lodern
Und mit heißer Gier zu fordern,
Blut um Blut und Schlag um Schlag!
Thut nicht so am Rachetag!

"Vögel in dem Neste rasten,
Wenn vom Zug sie heimwärts hasten;
Wild in schattiger Waldeschlucht
Schutz vor Schnee und Sturmwind sucht.

"Obdach hat so Ochs wie Pferd,
Wenn es heim vom Pfluge kehrt
Selbst der Hund zum warmen Haus'
Fliehet vor des Wetters Graus.

"Schwein und Esel finden Streu
Und zur Nahrung Mast und Heu;
Alles, Alles findet Obdach,
Alle Wesen nur nicht eines,
Du, o Britte Du hast keines!

"Das ist Knechtschaft. Nimmer würde
Tragen solchen Joches Bürde
Wilder oder Wildes Thier,
Wie's auf dem Nacken lastet Dir.

"Was bist Du, Freiheit? Könnt' der Knecht
Aus lebendigem Grab sein Recht
Fordern, flöhe der Tyrann
Wie ein Bild des Traumes dann.

"Du bist nicht, wie Lug verkündet
Ein Schattenbild, das halb verschwindet,
Ein Trugbild und ein leerer Schall,
Des Ruhmes bloßer Wiederhall.

"Du bist, wenn zur trauten Hütte
Der Arbeitsmann lenkt seine Schritte
Müde von des Tages Qual,
Ihm das karge Abendmahl.

"Du bist, was Speise, Feu'r und Kleid
Dem jochbedrückten Volk verleiht -
Nein, in freien Länderrn kann
Solche Noth nie sein, wie jetzt
In England meinem Blick entsetzt.

"Dem Reichen bist ein Zügel Du,
Und machst, wenn er mit stolzer Ruh
Tritt des Armen Nacken nieder
Daß er tritt auf eine Viper.

"Du bist Recht - denn nie für Schätze
Bietest feil Du die Gesetze,
Wie in England - Arm und Reich
Ist vor Deinem Auge gleich.

"Weisheit bist Du - Freie wähnen
Nummer, daß Gott ewig denen
Zürne, die nicht das verehren,
Was der Priester Sprüche lehren.

"Friede bist Du - Deine Hände
Böten nie so blutige Spende
Dem Altar des Krieges dar,
wie die, die gegen Gallien Alle
Finden sich zu Deinem Falle.

"Ward auch Englands Fleich und Blut
Ausgegossen eine Fluth -
Freiheit, matter ward Dein Glanz
Doch verlöschest Du nicht ganz!

"Liebe bist Du - Demuthsvoll
Brachten wird der Erfurcht Zoll
Reiche, wie die, welche nach
Christus seligem Reiche trachten,
All ihr Geld und Gut verachten.

"O, schaff ihr Gold in Waffen um,
Und führe Krieg zu Deinem Ruhm
Mit Gold und Streit und Trug, die ihnen
Als Bronnen ihrer Herrschaft dienen.

"Wissenschaft und Dichtkunst sind
Leuchten Dir; Durch sie gewinnt
Selbst der Ärmste so viel Glück,
Daß er flucht nicht dem Geschick.

"Geist, Sanftmuth und Seelenruh,
Jeder Seelenreiz bist Du:
Thaten laß, nicht Wortgetöse
Künden Deine hohe Schöne!

"Auf unabsehbaren Plan
Möge jeder wackre Mann,
Jeder Freie dann erscheinen
Um zum Tagen sich zu einen.

"Über euch des Himmels Blau,
Unter Euch die grüne Au;
Alles, was unwandelbar
Sei Zeug' an diesem Festaltar.

"Von Englands letzten Gränzen eilt,
Die ihr in Stadt und Dorf verweilt,
Wo ihr lebt und Seufzer weiht
Eurem nur, und andrer Leid.

"Aus Arbeitshaus und aus Verließen
Wo der Darbenden Thränen fließen,
Wo den auferstandnen Leichen
Weiber, Kinder, Männer gleichen.

"Von den Orten, wo der Streit
Niederer Sorgen sich erneut
Tag für Tag, und bittre Schmerzen
Zeuget in der Menschen Herzen.

"Endlich aus des Reichen Halle
Wo mit dumpfem, trüben Schalle
Schmerzensrufe wiedertönen,
Wie des Windes fernes Stöhnen.

"Wo in Kerkern voller Prangen,
Für die, die vor Müh'n erbangen
Karge Thränen niederthauen,
Daß erblassen, die es schauen.

"Ihr, die stumme Thräne zollt
Eurem Schmerze, daß für Gold
Und für Blut von Hand zu Hand
Feil ist Euer Vaterland.

"Alle laßt zusammenkommen
Und sprecht aus, wie nie vernommen
Vorher ward, mit lautem Ruf
Daß ihr frei, wie Gott Euch schuf.

"Laßt eu're einfach kräftig Wort
Schützen euch, wie Schildes Hort,
Laßt es scharf sein, wie ein Schwert,
Daß ihr gen Tyrannen kehrt.

"Lasset um euch des Tyrannen
Bunte, stahlbewehrte Mannen
Tosen, wie des Meeres Wogen
Die den Uferdamm durchbrochen.

"Laßt die nahn mit Donnerdröhnen
Die Geschütze, bis zu stöhnen
Scheint die Luft von der Geschosse
Prasseln und dem Huf der Rosse.

"Lasst die Bajonette blitzen
Gierig, ihre scharfen Spitzen
In der Brüder Blut zu tauchen -
Sie glühn, wie hungergrimme Augen.

"Laßt die Schwerter um Euch Schwirren,
Kometen, die am Himmel irren,
Gierig, zu löschen ihre Gluth
In einem Meer von Thränen und Blut.

"Stehet ruhig, Kampfgenossen,
Wie ein Wald, stumm und geschlossen.
Verschränkt die Arme, das Aug' voll Trutz,
Das sind Eure Waffen zu Whr und Schutz.

"Entsetzen, das mit schnellrer Hast
Eilt, als Kriegsrosse, laßt
Durch eure muthige Phalanx gehen -
Ein Schatten, ungefürchtet, ungesehen.

"Laßt, was Britten gilt als Recht,
Ob es gut sei oder schlecht,
Schiedsmann eures Kampfes sein -
Eures Kampfes, her und rein.

"Englands alte Rechte, deren
Häupter wurden grau mit Ehren -
Kinder weisheitsvoller Zeit; -
Deren herer Ruf vor Allen,
Freiheit, Dich muß wiederhallen.

"Wer zuerst verletzen sollte
Solchen heiligen Kampf's Herolde,
Auf sein Haupt das Blut dann lasse -
Möget schuldlos sein ihr Alle.

"Und wenn's die Tyrannen wagen
Laßt sie kommen, laßt sie schlagen,
Laßt sie morden für und für;
Was sie thun, duldet ihr.

"Die Arme verschränkt, das Aug' voll Ruh,
Es schauet ihrem Morden zu,
Mit keinem Staunen, wenig Zagen,
Bis ihr Schwert sich müd geschlagen.

"Und sie werden schmachbeklommen
Kehren wo sie hergekommen;
Aus dem Blut, daß sie vergossen,
Wird das Roth der Scham ersprossen.

"Jedes Weib wird auf sie deuten,
Wie sie schnell vorüberschreiten;
Und sie wagen kaum zu grüßen
Die sie Freunde voreinst hießen.

"Und die Tapfern und die Treuen
Jener Krieger zu den Freien
Werden treten, vor der Schmach
Zitternd, die dem Mord folgt nach.

"Und der blutige Völkermord
Wird wie ein Prophetenwort
Rufen auf gen Himmel dann,
laut, ein donnernder Vulkan.

"Und dies Wort zur Losung sei
Zu dem Sturz der Tyrannei;
In den Herzen aller Brüder
Hall' es wieder - wieder - weider:

"Auf, wie aus dem Schlaf der Leu,
Schüttelt ab der Tyrannei
Joch wie leichten Morgenthau,
Das im Schlummer auf euch fiel:
Sie sind Wenige, Ihr seid Viel'!

Quellen:
Eigene Übersetzung
de.wikipedia.org
en.wikipedia.org
libcom.org





The Masque of Anarchy - Percy Bysshe Shelley

Percy Bysshe Shelley
Gemälde von Amelia Curran, 1819
Heute vor 196 Jahren ertrank der britische Dichter und Atheist Percy Bysshe Shelley. Der mit Mary Wollstonecraft Godwin, Tochter der Frauenrechtlerin Mary Wollstonecraft und des Philosophen William Godwin und spätere Autorin des bekannten Romans Frankenstein verheiratete Shelley hatte stets ein kritisches Auge auf die sozio-ökonomischen Umstände des frühindustriellen England und die damit verbundenen politischen Unruhen: 1819 etwa kam es bei einem Aufstand von Arbeitern der baumwollverarbeitenden Industrie in Manchester zu einer blutigen Niederwerfung der Protestbewegung, die als Peterloo-Massaker für Aufsehen sorgte. Shelley verfasste daraufhin in direkter Bezugnahme auf den Vorfall das politisch radikale Gedicht The Masque of Anarchy. A Poem. Der erst zehn Jahre nach seinem Tode veröffentlichte Text konnte zu seinen Lebzeiten auf Grund der politischen Lage zu dem Zeitpunkt nicht erscheinen. Shelley beeinflußte nicht nur den später entstandenen Marxismus sondern über Walter Benjamin auch die kritische Therorie.



As I lay asleep in Italy
There came a voice from over the Sea,
And with great power it forth led me
To walk in the visions of Poesy.

I met Murder on the way—
He had a mask like Castlereagh—
Very smooth he looked, yet grim ;
Seven blood-hounds followed him :

All were fat ; and well they might
Be in admirable plight,
For one by one, and two by two,
He tossed them human hearts to chew
Which from his wide cloak he drew.

Next came Fraud, and he had on,
Like Lord Eldon, an ermined gown ;
His big tears, for he wept well,
Turned to mill-stones as they fell.

And the little children, who
Round his feet played to and fro,
Thinking every tear a gem,
Had their brains knocked out by them.

Clothed with the Bible, as with light,
And the shadows of the night,
Like Sidmouth, next, Hypocrisy
On a crocodile rode by.

And many more Destructions played
In this ghastly masquerade,
All disguised, even to the eyes,
Like Bishops, lawyers, peers, and spies.

Last came Anarchy : he rode
On a white horse, splashed with blood ;
He was pale even to the lips,
Like Death in the Apocalypse.

And he wore a kingly crown ;
And in his grasp a sceptre shone ;
On his brow this mark I saw—
‘I AM GOD, AND KING, AND LAW!’

With a pace stately and fast,
Over English land he passed,
Trampling to a mire of blood
The adoring multitude.

And with a mighty troop around
With their trampling shook the ground,
Waving each a bloody sword,
For the service of their Lord.

And with glorious triumph they
Rode through England proud and gay,
Drunk as with intoxication
Of the wine of desolation.

O’er fields and towns, from sea to sea,
Passed the Pageant swift and free,
Tearing up, and trampling down ;
Till they came to London town.

And each dweller, panic-stricken,
Felt his heart with terror sicken
Hearing the tempestuous cry
Of the triumph of Anarchy.

For from pomp to meet him came,
Clothed in arms like blood and flame,
The hired murderers, who did sing
‘Thou art God, and Law, and King.

‘We have waited weak and lone
For thy coming, Mighty One!
Our purses are empty, our swords are cold,
Give us glory, and blood, and gold.’

Lawyers and priests a motley crowd,
To the earth their pale brows bowed ;
Like a bad prayer not over loud,
Whispering—‘Thou art Law and God.’—

Then all cried with one accord,
‘Thou art King, and God, and Lord ;
Anarchy, to thee we bow,
Be thy name made holy now!’

And Anarchy, the Skeleton,
Bowed and grinned to every one,
As well as if his education
Had cost ten millions to the nation.

For he knew the Palaces
Of our Kings were rightly his ;
His the sceptre, crown, and globe,
And the gold-inwoven robe.

So he sent his slaves before
To seize upon the Bank and Tower,
And was proceeding with intent
To meet his pensioned Parliament

When one fled past, a maniac maid,
And her name was Hope, she said :
But she looked more like Despair,
And she cried out in the air :

‘My father Time is weak and gray
With waiting for a better day ;
See how idiot-like he stands,
Fumbling with his palsied hands!

‘He has had child after child,
And the dust of death is piled
Over every one but me—
Misery, oh, Misery!’

Then she lay down in the street,
Right before the horses feet,
Expecting, with a patient eye,
Murder, Fraud, and Anarchy.

When between her and her foes
A mist, a light, an image rose.
Small at first, and weak, and frail
Like the vapour of a vale :

Till as clouds grow on the blast,
Like tower-crowned giants striding fast,
And glare with lightnings as they fly,
And speak in thunder to the sky.

It grew—a Shape arrayed in mail
Brighter than the viper’s scale,
And upborne on wings whose grain
Was as the light of sunny rain.

On its helm, seen far away,
A planet, like the Morning’s, lay ;
And those plumes its light rained through
Like a shower of crimson dew.

With step as soft as wind it passed
O’er the heads of men—so fast
That they knew the presence there,
And looked,—but all was empty air.

As flowers beneath May’s footstep waken,
As stars from Night’s loose hair are shaken,
As waves arise when loud winds call,
Thoughts sprung where’er that step did fall.

And the prostrate multitude
Looked—and ankle-deep in blood,
Hope, that maiden most serene,
Was walking with a quiet mien :

And Anarchy, the ghastly birth,
Lay dead earth upon the earth ;
The Horse of Death tameless as wind
Fled, and with his hoofs did grind
To dust the murderers thronged behind.

A rushing light of clouds and splendour,
A sense awakening and yet tender
Was heard and felt—and at its close
These words of joy and fear arose

As if their own indignant Earth
Which gave the sons of England birth
Had felt their blood upon her brow,
And shuddering with a mother’s throe

Had turned every drop of blood
By which her face had been bedewed
To an accent unwithstood,—
As if her heart cried out aloud :

‘Men of England, heirs of Glory,
Heroes of unwritten story,
Nurslings of one mighty Mother,
Hopes of her, and one another ;

‘Rise like Lions after slumber
In unvanquishable number.
Shake your chains to earth like dew
Which in sleep had fallen on you—
Ye are many—they are few.

‘What is Freedom?—ye can tell
That which slavery is, too well—
For its very name has grown
To an echo of your own.

‘’Tis to work and have such pay
As just keeps life from day to day
In your limbs, as in a cell
For the tyrants’ use to dwell,

‘So that ye for them are made
Loom, and plough, and sword, and spade,
With or without your own will bent
To their defence and nourishment.

‘’Tis to see your children weak
With their mothers pine and peak,
When the winter winds are bleak,—
They are dying whilst I speak.

‘’Tis to hunger for such diet
As the rich man in his riot
Casts to the fat dogs that lie
Surfeiting beneath his eye ;

‘’Tis to let the Ghost of Gold
Take from Toil a thousandfold
More than e’er its substance could
In the tyrannies of old.

‘Paper coin—that forgery
Of the title-deeds, which ye
Hold to something from the worth
Of the inheritance of Earth.

‘’Tis to be a slave in soul
And to hold no strong control
Over your own wills, but be
All that others make of ye.

‘And at length when ye complain
With a murmur weak and vain
’Tis to see the Tyrant’s crew
Ride over your wives and you—
Blood is on the grass like dew.

‘Then it is to feel revenge
Fiercely thirsting to exchange
Blood for blood—and wrong for wrong—
Do not thus when ye are strong.

‘Birds find rest, in narrow nest
When weary of their wingèd quest ;
Beasts find fare, in woody lair
When storm and snow are in the air.

‘Horses, oxen, have a home,
When from daily toil they come ;
Household dogs, when the wind roars,
Find a home within warm doors.’

‘Asses, swine, have litter spread
And with fitting food are fed ;
All things have a home but one—
Thou, Oh, Englishman, hast none !

‘This is Slavery—savage men,
Or wild beasts within a den
Would endure not as ye do—
But such ills they never knew.

‘What art thou, Freedom ? O ! could slaves
Answer from their living graves
This demand—tyrants would flee
Like a dream’s imagery :

‘Thou are not, as impostors say,
A shadow soon to pass away,
A superstition, and a name
Echoing from the cave of Fame.

‘For the labourer thou art bread,
And a comely table spread
From his daily labour come
In a neat and happy home.

‘Thou art clothes, and fire, and food
For the trampled multitude—
No—in countries that are free
Such starvation cannot be
As in England now we see.

‘To the rich thou art a check,
When his foot is on the neck
Of his victim, thou dost make
That he treads upon a snake.

‘Thou art Justice—ne’er for gold
May thy righteous laws be sold
As laws are in England—thou
Shield’st alike both high and low.

‘Thou art Wisdom—Freemen never
Dream that God will damn for ever
All who think those things untrue
Of which Priests make such ado.

‘Thou art Peace—never by thee
Would blood and treasure wasted be
As tyrants wasted them, when all
Leagued to quench thy flame in Gaul.

‘What if English toil and blood
Was poured forth, even as a flood ?
It availed, Oh, Liberty.
To dim, but not extinguish thee.

‘Thou art Love—the rich have kissed
Thy feet, and like him following Christ,
Give their substance to the free
And through the rough world follow thee,

‘Or turn their wealth to arms, and make
War for thy belovèd sake
On wealth, and war, and fraud—whence they
Drew the power which is their prey.

‘Science, Poetry, and Thought
Are thy lamps ; they make the lot
Of the dwellers in a cot
So serene, they curse it not.

‘Spirit, Patience, Gentleness,
All that can adorn and bless
Art thou—let deeds, not words, express
Thine exceeding loveliness.

‘Let a great Assembly be
Of the fearless and the free
On some spot of English ground
Where the plains stretch wide around.

‘Let the blue sky overhead,
The green earth on which ye tread,
All that must eternal be
Witness the solemnity.

‘From the corners uttermost
Of the bounds of English coast ;
From every hut, village, and town
Where those who live and suffer moan
For others’ misery or their own,

‘From the workhouse and the prison
Where pale as corpses newly risen,
Women, children, young and old
Groan for pain, and weep for cold—

‘From the haunts of daily life
Where is waged the daily strife
With common wants and common cares
Which sows the human heart with tares—

‘Lastly from the palaces
Where the murmur of distress
Echoes, like the distant sound
Of a wind alive around

‘Those prison halls of wealth and fashion.
Where some few feel such compassion
For those who groan, and toil, and wail
As must make their brethren pale—

‘Ye who suffer woes untold,
Or to feel, or to behold
Your lost country bought and sold
With a price of blood and gold—

‘Let a vast assembly be,
And with great solemnity
Declare with measured words that ye
Are, as God has made ye, free—

‘Be your strong and simple words
Keen to wound as sharpened swords,
And wide as targes let them be,
With their shade to cover ye.

‘Let the tyrants pour around
With a quick and startling sound,
Like the loosening of a sea,
Troops of armed emblazonry.

‘Let the charged artillery drive
Till the dead air seems alive
With the clash of clanging wheels,
And the tramp of horses’ heels.

‘Let the fixèd bayonet
Gleam with sharp desire to wet
Its bright point in English blood
Looking keen as one for food.

‘Let the horsemen’s scimitars
Wheel and flash, like sphereless stars
Thirsting to eclipse their burning
In a sea of death and mourning.

‘Stand ye calm and resolute,
Like a forest close and mute,
With folded arms and looks which are
Weapons of unvanquished war,

‘And let Panic, who outspeeds
The career of armèd steeds
Pass, a disregarded shade
Through your phalanx undismayed.

‘Let the laws of your own land,
Good or ill, between ye stand
Hand to hand, and foot to foot,
Arbiters of the dispute,

‘The old laws of England—they
Whose reverend heads with age are gray,
Children of a wiser day ;
And whose solemn voice must be
Thine own echo—Liberty !

‘On those who first should violate
Such sacred heralds in their state
Rest the blood that must ensue,
And it will not rest on you.

‘And if then the tyrants dare
Let them ride among you there,
Slash, and stab, and maim, and hew, —
What they like, that let them do.

‘With folded arms and steady eyes,
And little fear, and less surprise,
Look upon them as they slay
Till their rage has died away.’

‘Then they will return with shame
To the place from which they came,
And the blood thus shed will speak
In hot blushes on their cheek.

‘Every woman in the land
Will point at them as they stand—
They will hardly dare to greet
Their acquaintance in the street.

‘And the bold, true warriors
Who have hugged Danger in wars
Will turn to those who would be free,
Ashamed of such base company.

‘And that slaughter to the Nation
Shall steam up like inspiration,
Eloquent, oracular ;
A volcano heard afar.

‘And these words shall then become
Like Oppression’s thundered doom
Ringing through each heart and brain.
Heard again—again—again—

‘Rise like Lions after slumber
In unvanquishable number—
Shake your chains to earth like dew
Which in sleep had fallen on you—
Ye are many—they are few.’


Quellen:
Eigene Übersetzung
de.wikipedia.org
en.wikipedia.org
libcom.org

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