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140 Jahre Karl Liebknecht - Trotz alledem

Karl Liebknecht als Redner bei einer Revolutionskundgebung im Dezember 1918 im Berliner Tiergarten
Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-P046271 / Weinrother, Carl / CC-BY-SA
Nach "So lange Leben in mir ist" vom 13.08. folgt heute der 2. Teil der DEFA Biografie über das Leben Karl Liebknechts: "Trotz alledem".

"Nach mehreren Jahren kommt Karl Liebknecht am 23. Oktober 1918 aus dem Gefängnis frei. Der Erste Weltkrieg ist fast am Ende und Liebknecht weiß, dass es im Arbeitervolk gährt. Auch Friedrich Ebert ahnt, dass eine Revolution kommen wird und will die Abdankung des Kaisers durchsetzen, um die Massen zu beruhigen. Der jedoch weigert sich zunächst.

Liebknecht weiß vom Kieler Matrosenaufstand und drängt darauf, die Revolution reichsweit auszurufen, doch sind die Arbeiter in Berlin der Meinung, noch nicht für die Revolution bereit zu sein. Auch Liebknechts Redegefechte mit Ebert und Scheidemann lassen die Massen schwanken, so weigert sich Liebknecht mit den Kriegsbefürwortern nun an einer Seite zu stehen. Auch die Familie Schreiner ist gespalten: Stellt sich Vater Schreiner auf die Seite der kaiserlichen Truppen, kämpfen Milda, Käthe und Kulle Schreiner an der Seite Liebknechts. Als der Aufstand der Kieler Matrosen auf das Reich übergreift, stellt sich Liebknecht an ihre Spitze und ruft am 9. November 1918 in Berlin die „Freie Sozialistische Republik Deutschland“ aus. Die Aufständischen besetzen das Berliner Schloss, der Kaiser flieht.

Der Sieg der Revolution währt jedoch nicht lange. Mit Eberts Wissen werden Vorbereitungen für einen Angriff auf die Aufständischen vorbereitet. Am 24. Dezember, als zahlreiche Arbeiter bei ihren Familien sind, wird das Berliner Schloss vom kaiserlichen Militär eingenommen. Öffentlich wird zum Mord Liebknechts aufgerufen, der sich im Untergrund versteckt. Es kommt zur Jagd auf Kommunisten und zu öffentlichen Erschießungen. Mitte Januar 1919 verkündet die Zeitung der Spartakisten, Die Rote Fahne, die Ermordung von Liebknecht und Rosa Luxemburg. In Berlin versammelt sich ein Trauerzug, der beiden Ermordeten trotz Bedrohung durch das Militär die letzte Ehre erweist. (...)" (Wikipedia)


Der Film wird hier gezeigt.

140. Geburtstag Karl Liebknechts - So lange Leben in mir ist

Karl Liebknecht, ca. 1911
Heute vor 140 Jahren wurde der spätere Revolutionär Karl Liebknecht geboren. Der Film "Karl Liebknecht - So lange Leben in mir ist" ist eine DEFA Biografie von Günter Reisch aus dem Jahr 1965. Er befasst sich mit dem Leben Karl Liebknechts in den Jahren 1914 bis 1916. Wikipedia schreibt dazu:

"Berlin im Jahr 1914. Karl Liebknecht erhält von einem Genossen endlich die Papiere, die nachweisen, dass in Deutschland heimlich auf den Krieg hingearbeitet wird. Falsche Aussagen in französischen Zeitungen zur Waffenstärke der französischen Armee werden lanciert und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach hofiert. Gerade noch von Liebknecht scharf angegriffen, wird Krupp umgehend vom Kaiser geehrt. Wenig später, Liebknecht befindet sich gerade auf der Hochzeit der Arbeiter Käthe und Paul Schreiner, erfährt er, dass der österreichische Thronfolger in Sarajewo erschossen wurde. Er ahnt, dass Deutschland die Chance nutzen wird, um einen Krieg zu beginnen. Die nötigen Mittel müssen jedoch noch bewilligt werden. Bei einer ersten Plenarsitzung stimmt Liebknecht aufgrund des Fraktionszwangs noch für die Bewilligung der Mittel. Bei der späteren Reichstagssitzung ist er der einzige, der dagegen stimmt. Fortan gilt er als „Undeutscher“ und Vaterlandsverräter. Er wird als Schipper an die Front beordert, wo er 1915 sein Manifest Der Hauptfeind steht im eigenen Land! niederschreibt, das durch seinen Frontkameraden Waldemar Lehmann zu Käthe Schreiner gelangt, die es öffentlich macht. Paul Schreiner wurde eingezogen und ist im Krieg gefallen, sodass Käthe ihr neugeborenes Kind nun allein großziehen muss.

Auf Fronturlaub zurück in der Heimat trifft Liebknecht 1916 mit der aus der Haft entlassenen Rosa Luxemburg zusammen. Beide planen, sich von der SPD loszusagen. Sie gründen den Spartakusbund. In Jena leitet Liebknecht illegal eine Gruppe Jugendlicher zur Vorbereitung der Großdemonstration am 1. Mai an. Diese findet in Berlin statt. Arbeiter aus ganz Deutschland versammeln sich in der Großstadt und obwohl Liebknecht weiß, dass er, wenn er auf der Demonstration als Redner auftritt, verhaftet wird, spricht er zur Menge. Er wird abgeführt. Auch vor Gericht –“ die Verhandlung findet nach kurzer Zeit unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt –“ bleibt Liebknecht seiner Haltung treu. Während draußen die Massen für Liebknecht demonstrieren, wird er abgeführt. (...)"


Den Film gibt es hier zu sehen.

Demos in Athen: Angriff aus dem Nullpunkt

Es mag gerade ein Jahrhundert her sein, da berichtete eine Frau von einem südöstlich gelegenen Land, dass die dortige Regierung der Deutschen Bank - und indirekt damit dem Deutschen Reich - die größte Hafenverwaltung abgetreten hatte mit Übereignung aller Gebühren und Einkünfte. Dass die dortige Regierung weiterhin - vor- und hilfsfinanziert durch die Deutsche Bank - dieser den Bau weitreichender Bahnanlagen übertragen hatte. Zur Vorfinanzierung war für jeden ausgebauten Kilometer eine Garantiesumme aus einheimischen Steuern vereinbart worden- so dass die weitgehend agrarisch arbeitenden Steuerzahlenden zwar immer ärmer wurden, für die Vorfinanzierer aber keinerlei Risiko erwuchs. Nicht unerwähnt ließ die Korrespondentin auch den zurückhaltenden Beifall der SPD im Reichstag, die zwar den aus Preußen importierten Kommiss-Ton beklagte - aber unsere Wirtschaft, schließlich, immerhin, der diente das, letzten Endes....

Ohne weitere Scham und Zurückhaltung nannte die Korrespondentin das Ensemble von Vorgehensweisen und Strategien "Imperialismus". (Rosa Luxemburg: Juniusbriefe. Kapitel IV: Die Türkei)

Damit erregte sie zur Zeit der Veröffentlichung noch das geringste Aufsehen. Bei uns daheim stand ein in den zwanziger oder dreißiger Jahren herausgekommener Band der Propyläen-Weltgeschichte mit dem Titel "Zeit des Imperialismus". Ohne jeden Anflug von Tadel - es sollte sich um eine längstüberwundene abgebüßte - als Verirrung eingesehene - Epoche handeln.

Hundert Jahre nach der Erstveröffentlichung wirkt der Bericht allerdings wieder unangenehm aktuell. Er stammte damals von Rosa Luxemburg, die vorsichtshalber das Pseudonym "Junius" wählte. Der erwähnte - dort lang zitierte SPD-Mann hieß David.

Was damals Türkei, heißt heute Griechenland. Wenn erst dort endlich der Hafen und sämtlicher sonstige Besitz verkauft sein wird und die meisten Banken ihre faulen Kredite abgestoßen haben, wird wohl endlich zum "haircut" geschritten- und das zeternde Volk seinem Schicksal überlassen. Alles wie damals - nur dabei von "Imperialismus" zu reden gilt inzwischen als schamlos. Arbeiten beim Häuten und Schinden Griechenlands nicht ausschließlich alle erzdemokratischen Mächte zusammen? Die nur ein einziges Ziel haben: Helfen - wo es geht.

Die Gegenwehr wirkt auf den ersten Blick hilflos. Wie in Ägypten oder Spanien sammeln sich Tag für Tag Leute vor dem Parlament, besetzen den Platz. Sammeln sich in zwar lauter, aber zunächst vorschlagloser Präsenz. Und wollen sich einfach nicht vertreiben lassen.

Die schlauesten Zeitungsschreiber und Fernsehjournalisten, die uns davon berichten, erwähnen unweigerlich, dass die versammelten Massen nur die Unzufriedenheit gemeinsam haben. Die Wut gegen das Hinuntergetreten werden. Sie haben keine Vorschläge. Nicht die berühmte "Alternative", deren Fehlen auch unsere Bundeskanzlerin so bedeutungsvoll feststellte. Sie haben nichts. Nichts - als das Dagegen-Sein.

Und das soll reichen? Höhnischer Chor aus "Zeit" -"Welt" und "Frankfurter Rundschau"! Antwort: Es reicht als immer noch stumme Drohung, als potentielle Gewalt der Auflehnung. Sagen wir es geradeheraus: Auch der Zerstörung.
Hinzu kommt offenbar - wie vor ein paar Jahren in Argentinien - die Entwicklung einfacher Tausch-Formen, die zwar niemals endgültig aus der Geldwirtschaft heraushelfen werden, die aber für eine Zeit des Übergangs dazu beitragen können, die Erpressung der Gläubiger ins Leere laufen zu lassen. Hinzu kommen - dazu gibt es einige Berichte - Abwanderungen ins verlassene Land, in leerstehende Bauernhöfe.

Darin steckt Drohung. Drohung gegenüber den ausbeutungswilligen Banken und Großfirmen, die sich die Beute verteilen wollen. Was nützt ein Flughafen, aus dem nur noch wenige abfliegen? Was der Besitz einer Bahn, die sich niemand mehr leisten kann?

Durch langes Training haben wir uns angewöhnt, im Grunde nur den Ausstand der produktiven Arbeiter als wirkungsvolles Kampfmittel anzusehen. Streiks - und möglicherweise Generalstreik. Das Instrument hat in Ländern wie Griechenland immer noch Stoßkraft. Für sich allein aber nicht genug. Einmal weil es offenbar nur noch wenig Betriebe gibt, deren Stillstand schmerzliche Verluste für die Inhaber bedeuten könnte. Dann aber - und vor allem - weil Arbeit sich inzwischen weltweit so sehr aus den Hallen der Fabrik entfernt hat, ins Freie getreten ist, dass auf jeden Fall andere Mittel nötig werden, um den ausbeutenden und zusammenfassenden Organisatoren der Arbeit das Handwerk zu legen. Die nötigen Vermittlungsfäden zu zerschneiden.

Es mag gut sein, dass der derzeitige Amtsinhaber der Staatsgeschäfte Papandreou heute abend seine Vertrauensfrage noch einmal gewinnt. Und damit - für seine Auftraggeber in Brüssel und Berlin - die Vollmacht, Staatsausgaben und Verkäufe ganz ohne weitere Mitwirkung des Parlaments zu bestimmen. Das alles wird ihm und seinen Hintermännern aber nichts nützen, wenn ihnen der Ausbeutungsapparat - genauer: die staatliche Armierung desselben - unter den Händen zerbröselt. Noch eine Militärdiktatur nach derjenigen der siebziger Jahre? Die wird nicht einmal den schwachen Rückhalt von damals mehr bekommen können von USA und ihren Hilfskräften!

Erst dann werden sich neue Zusammenschlüsse bilden können.

Zugegeben: Ein wenig schlottert doch jede und jeder, wenn von Angriffen auf Amtsgebäude und Luxus-Geschäfte berichtet wird, wie sie - im Rahmen der Gesamtabwehr - unbestreitbar immer vorkommen und offenbar von breiten Massen toleriert werden.

Man erblickt nur das Zerstörende bei solchen Aktivitäten! Es war wohl Bakunin, der lange vor Schumpeter den Begriff der "schöpferischen Zerstörung" entwickelte. Bakunin freilich vor dem westlich orientierten Wirtschaftstheoretiker - im umfassenden Doppelsinn des Gedankens: wenn es nämlich "schöpferische Zerstörung" gibt, gibt es dann nicht auch "zerstörendes Schaffen"? Niederreißen, um Raum zu schaffen für etwas, das den handelnden Massen sich erst im eigenen Fortschreiten, Weitermachen erschließen wird.

Insofern: Solidarität mit allen Teilen der sich erhebenden griechischen Massen - vor und nach den Schlichen eines Papandreou!

Was mir heute wichtig erscheint #244

Interesse: Das US-Justizministerium hat Twitter aufgefordert, Informationen über die Accounts von Brigitta Jonsdottir, Mitglied des isländischen Parlaments, Julian Assange, Bradley Manning, Rop Gonggrijp, außerdem für jeden Account, der zu Wikileaks gehört oder damit assoziiert wird, sowie dem Account  von Jacob Appelbaum herauszugeben. Die Staatsanwaltschaft will Informationen über Mail-Adressen, Konten, Verbindungsdaten, IP-Adressen und mehr ab November 2009. annalist: US-Justiz holt die Netze ein. Annika Kremer / gulli.com: Das Dokument, in dem das US-Justizministerium den Microblogging-Dienst zur Herausgabe der Daten einiger WikiLeaks-Unterstützer auffordert, ist mittlerweile im Internet verfügbar. Autonome Antifa Freiburg: Twitter deine Daten

Gedenken: In Berlin haben zehntausende Menschen an die Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts vor 92 Jahren erinnert. Die beiden Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands waren von Freikorpssoldaten getötet worden.

Kontaktpflege: Am 28. Januar findet wieder der Ball des Wiener Korporations Ring (WKR) in der Wiener Hofburg statt. Bei diesem Ball handelt es sich nicht um eine harmlose Tanzveranstaltung von Burschenschaften, sondern um ein wichtiges Event der extremen Rechten. Ein Abend, an dem sich „national-freiheitliche“, deutschnationale und offen rechtsradikal an einem der repräsentativsten Orte in Wien selbst feiern und ihre Kontakte mit VertreterInnen der europäischen Rechten pflegen. Mehr Informationen, auch zu den Gegenaktivitäten

Perspektive: Ein Bericht vom Roten Blog über die Diskussionsveranstaltung „Wo bitte geht–™s zum Kommunismus? Linker Reformismus oder revolutionäre Strategie –“ Wege aus dem Kapitalismus“ bei der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz 2011 in Berlin.

Grundtorheit: Angesichts der gegenwärtigen Diskussion Hetze über das schlimme K-Wort hier ein Hinweis auf einen kurzen Gastbeitrag bei redblog. Der Schockwellenreiter hat auch noch einen Beitrag des "Tagesspiegels" dazu herausgesucht.

Heuchelei: Wenn es eines gibt, dessen Aufrichtigkeit zu glauben schwerfällt, denn ist es dieser vom Nachtwächter gefundene feine Segenswunsch...

Volksmusik: "Wir sehen uns als Band, und als Arbeitsplattform für Musik und Protest. Wir haben ein Fanzine und internationale Kon­takte mit Leuten, die in ihren Fanzines ähnli­che Themen wie wir aufgreifen: z.B revolu­tionären Nationalismus, bewaffneten Kampf, Rassismus usw. und beteiligen uns an Demonstrationen. Wir haben ein eigenes Plattenlabel, das Musik mit Texten auf euskera herausgibt. Um zu zeigen, daß das Euskera und die baskische Kultur lebendig sind." Interview der arranca! mit Fermin Muguruza von der baskischen Band Negu Gorriak

Ausgezählt: Die NPD-Sachsen möchte im Rahmen des Zensus 2011 Nazis als InterviewerInnen los schicken um Antifas auszuspionieren. Zusätzlich möchte die NPD die Daten später für nationaldemokratische Markt- und Wahlforschung verwenden.

Unkontrolliert:
"Die EU finanziert die Entwicklung von Überwachungs- und Kontrolltechnologien mit 1,4 Milliarden Euro, darunter das berüchtigte Projekt INDECT („Intelligentes Informationssystem zur Unterstützung von Überwachung, Suche und Entdeckung für die Sicherheit von Bürgern in städtischer Umgebung“). Mit EU-Mitteln entwickelt werden selbst Technologien, deren Einsatz illegal wäre. In welche Projekte Gelder fließen, entscheiden Beamte und Industrievertreter im Wesentlichen alleine. 2011 soll das EU-Parlament zum achten Mal Milliarden für diese Art von „Sicherheitsforschung“ abnicken. Doch diesmal schlägt ein Bericht des Europäischen Parlaments vom 15.10.2010 Alarm." (weiter auf daten-speicherung.de)

Prozessbeginn: Am Donnerstag den 13.Januar 2011 beginnt vor dem Stuttgarter Landgericht der Prozess gegen einen Teil der inhaftierten kurdischen Jugendlichen. Das Stuttgarter Solikomitee bestehend aus verschiedenen linken Organisationen aus Stuttgart und Umgebung ruft hierfür zu einer Prozessdelegation und einer Kundgebung aus Solidarität mit der kurdischen Jugendlichen, insbesondere der Kurdischen Jugend Stuttgart auf.

Faktenlage: Schon im Dezember 2010 hat eine Studiengruppe an der Berliner Humboldt-Universität die statistischen Grundlagen des Bestsellers von Thilo Sarrazin, »Deutschland schafft sich ab«, einer für den Autor überaus peinlichen Kritik unterzogen –“ Naika Foroutan (Hrg.), "Sarrazins Thesen auf dem Prüfstand". Zum Dossier und weiteren Materialien (via syndikalismus.tk)

Fortsetzung: Die Bahn setzt die vorbereitenden Bauarbeiten am Projekt „Stuttgart 21“ am kommenden Montag fort. den Bericht der Stuttgarter Zeitung via beiabrissaufstand.de. Passend dazu gibt es am morgigen Montag ab 18:00 wieder die Montagsdemo des Aktionsbündnisses auf dem Arnulf-Klett-Platz (direkt vor dem Hauptbahnhof)

Gegen die Herrschaft des Kapitals

LLL Demo 2009
Das zweite Wochenende im Januar nutzen linke Gruppen unterschiedlichster Strömungen traditionell um an die 1919 von reaktionären Freikorpssoldaten mit Rückendeckung der SPD ermordeten RevolutionärInnen und GründerInnen der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu Gedenken. Am 8.1.2011 findet in der Berliner Urania die 16. Internationale Rosa Luxemburg Konferenz statt. Am Abend findet dann im Astra Kulturhaus in Berlin-Friedrichshain die legendäre Vorabendparty zur LL-Demo statt. Am Sonntag, 9.1.2011 findet dann die LL-Demo in Berlin statt [Aufruf].

Samstag | 8.1.2011 | LL-Party | 22 Uhr | Astra Kulturhaus | Berlin-Friedrichshain, Revaler Str. 99
Sonntag | 9.1.2011 | LL-Demo | 10 Uhr | Frankfurter Tor | Berlin Weiter Lesen

Aus aktuellem Anlass: Ein Ordnungsruf.

Rosa Luxemburg
"Eure Ordnung ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon rasselnd wieder in die Höh–™ richten und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden: Ich war, ich bin, ich werde sein!"

Rosa Luxemburg aus: "Die Ordnung herrscht in Berlin", erschienen in "Die Rote Fahne", Nr. 14 vom 14. Januar 1919

Aufrufe zur Teilnahme an der Demonstration im Rahmen der Liebknecht-Luxemburg-Ehrung

Kommenden Sonntag, den 10. Januar 2010 findet in Berlin die größte europäische Manifestation für den Sozialimus in Gedenken an die vor 91 Jahren ermordeten Revolutionäre Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg statt. Ab 10.00 Uhr wird vom U-Bhf. Frankfurter Tor zur Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde demonstriert.

Zu den Feierlichkeiten und der Demonstration gibt es verschiedene Aufrufe:

Zur Bilderserie Lenin Liebknecht Luxemburg Demonstration 2009: Fronttransparent

Über den vor 95 Jahren vom deutschen Imperialismus entfesselten I. Weltkrieg, den zu kreditieren Karl Liebknecht sich am 02. Dezember 1914 als einziger Reichstagsabgeordneter verweigerte, schrieb Rosa Luxemburg 1916 in der "Juniusbroschüre": "Der Krieg ist ein methodisches, organisiertes, riesenhaftes Morden. Zum systematischen Morden muss aber bei normal veranlagten Menschen erst der entsprechende Rausch erzeugt werden. Dies ist seit jeher die wohlbegründete Methode der Kriegsführenden. Der Bestialität der Praxis muss die Bestialität der Gedanken und der Gesinnung entsprechen, diese muss jene vorbereiten und begleiten". Luxemburg sprach von Hetzblättern, "die Berg und Tal zusammenbringen, Krieg mit ´Humanität´, Morden mit Bruderliebe, Bewilligung von Mitteln zum Kriege mit sozialistischer Völkerverbrüderung vermählen wollen."

Für die Konsequenz ihres Handelns und die unbestechliche Klarheit ihres Denkens wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht vor 91 Jahren von der Reaktion ermordet. So wie sie wehren wir uns heute gegen jene, die uns weismachen wollen, Krieg und Menschenrechte, Morden und Brüderlichkeit, Kriegsetats und "internationale Staatengemeinschaft" gehörten zusammen. Luxemburg und Liebknecht ehrend demonstrieren wir gegen imperialistische Kriege. Wir fordern den sofortigen Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Wir demonstrieren gegen jegliche direkte und indirekte Kriegsbeteiligung Deutschlands, gegen alle aggressiven Bestrebungen der EU und der NATO, gegen horrende Rüstungsausgaben und mörderische Rüstungsexporte. Unsere Sympathie gilt allen Bestrebungen, den US-amerikanischen Hegemonieanspruch einzudämmen. Voller Hoffnung blicken wir auf die revolutionären Bewegungen Lateinamerikas und wir verabscheuen die honduranischen Putschisten. Der MAS-Regierung Evo Morales gilt unsere Solidarität ebenso wie den Fortschrittskräften Venezuelas und dem sozialistischen Kuba. Unsere ausdrückliche Solidarität gehört dem palästinensischen Volk und der israelischen Friedensbewegung. Wir wenden uns gegen alle neokolonialistischen Machenschaften, gegen die hemmungslose Ausbeutung insbesondere des afrikanischen Kontinents.

Gerade in Anbetracht der seit 1945 größten Weltwirtschafts- und Finanzkrise demonstrieren wir gegen rapide wachsende Arbeitslosigkeit, den grassierenden Sozialabbau und die damit einhergehende Entwürdigung von Millionen Menschen. Wir stellen uns gegen die unverschämten Beschränkungen bürgerlicher Freiheitsrechte unter der Flagge der Terrorbekämpfung. Wir wehren uns gegen die stetig aggressiver agierenden Nazis und demonstrieren gegen Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Nationalismus. Dem Antifaschismus, der internationalen Solidarität und dem Humanismus fühlen wir uns unbedingt verpflichtet.

Wir - Linke unterschiedlicher Strömungen - werden am 10. Januar 2010 friedlich unsere Standpunkte und Forderungen bekunden. Wir rufen zu einem breiten Bündnis auf.
(LL-Demo.de)

Zur Bilderserie Lenin Liebknecht Luxemburg Demonstration 2009: Antifaschistischer Block

DIE MAUERN DES KAPITALISMUS EINREISSEN!


Bereits am 9. November 2009 wurde –“ medial groß aufbereitet und ohne an Pathos zu sparen –“ das 20-jährige Jubiläum des Mauerfalls gefeiert. Um Bilder leerer Straßen zu vermeiden, waren größtenteils TouristInnen und zum Teil auch herangekarrte PolizeischülerInnen bei den Berliner Festlichkeiten präsent. Doch auch an der Bevölkerung sind all die Fernseh-Sendungen und Zeitungsartikel wohl kaum spurlos vorbeigegangen. Die „großen Emotionen“, der „Aufbruchgedanke“ und die damit verbundenen Hoffnungen vom Herbst 1989 sollten noch einmal reaktiviert werden. In den nächsten Monaten werden die staatlich verordneten Festlichkeiten weitergehen. Stehen doch nun die Jubiläen der ersten „freien Wahlen“ in der DDR im März, der Währungsunion im Juli und nicht zuletzt das der Wiedervereinigung im Oktober ins Haus, die vor allem in Berlin zelebriert werden sollen.


Wie sieht–™s aus im Osten?
Fahren wir mit der Regionalbahn mal aus Berlin heraus, sehen wir nicht nur „blühende Landschaften“, die 1989/90 anlässlich des Anschlusses der DDR an die BRD versprochen wurden. Dass es anders kam, war zwar voraussehbar, aber ebenso schmerzhaft für viele Menschen. Ein erheblicher Teil der ehemaligen Betriebe in der DDR waren unter kapitalistischer Konkurrenz entweder zum Arbeitsplatzabbau gezwungen oder mussten schlichtweg schließen. Eine Arbeitslosigkeit von bis zu 25 Prozent in einigen Regionen war und ist die Folge. Abgesehen von einigen ökonomisch erfolgreichen Städten und touristisch erschlossenen Regionen lässt der wirtschaftliche Durchbruch in den „neuen“ Bundesländern weiterhin auf sich warten. Doch eine kritische Reflexion über die Glücksversprechen des Kapitalismus bleibt in der öffentlichen Meinung Randthema. Stattdessen überfluten uns Geschichten über Stasi, Mauerschützen und heroische MontagsdemonstrantInnen. Der Kalte Krieg wird vom politischen Establishment propagandistisch fortgesetzt, da auch 20 Jahre nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus die Idee gesellschaftlicher Gegenentwürfe zum kapitalistischen Alltagsbetrieb ausgemerzt werden soll.

An der Kampagne gegen die DDR werden wir uns nicht beteiligen. Im Gegenteil: Den allgemeinen nationalen Siegesfeiern setzen wir eine unmissverständliche antikapitalistische Perspektive entgegen, die eine grundlegende Kritik an Nation und Staat mit einschließt. Die DDR ist für uns ein, wenn auch gescheiterter, Versuch einer Alternative zu den kapitalistischen Produktionsmechanismen. Die Diskussion innerhalb linker Zusammenhänge über eine Bewertung der DDR und die Suche nach den Gründen ihres Scheiterns ist zu begrüßen. Doch unabhängig von den Gründen des Scheiterns der DDR ist bei allen Überlegungen mit einzubeziehen, dass die DDR allein durch ihre bloße Existenz einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die sozialen Verhältnisse der BRD hatte.


Durch den Monsun
Augenscheinlich ist die Wirtschaftskrise nun wirklich in Deutschland angekommen. Zwar wird in den Medien häufig verkündet, die Talsohle sei durchschritten und nun erhole sich die Wirtschaft wieder. Doch Gleichzeitig schaffen es Schlagzeilen über Arbeitsplatzverluste, gerade bei Opel und nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Insolvenz des traditionsreichen Quelle-Konzerns, weiterhin auf die Titelseiten der großen Zeitungen. In diesem scheinbaren Widerspruch steckt viel eher ein kausaler Zusammenhang: Gerade wegen Lohnsenkungen und Betriebsschließungen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es nach einer relativ kurzen Unterbrechung mit dem Wirtschaftsstandort zunächst wieder aufwärts geht.

VertreterInnen der reformistischen Linken und der Gewerkschaften machen häufig die schwache Binnennachfrage als Ursache der Krise aus. Den einzelnen Unternehmen wird vorgeworfen, nicht das gesamtwirtschaftliche Interesse im Auge zu haben und von Profitgier getrieben zu sein. Stattdessen sollten sie lieber höhere Löhne zahlen, um Krisen zu vermeiden. Die Ursache der Krise liegt jedoch in der Tatsache, dass im Kapitalismus die Produktion schneller zunimmt als die Ausdehnung der Märkte. Das kommt daher, dass jedes Unternehmen unabhängig vom Rest für einen anonymen Markt produziert. Erst im Nachhinein stellt sich heraus, ob bzw. in welchem Umfang die Produktion mit der Nachfrage im Einklang stand. Jedes Unternehmen steht in Konkurrenz zum anderen und muss möglichst viel Profit machen, denn das ist das alleinige Ziel kapitalistischer Produktion. Dabei wird versucht, immer produktiver zu werden, also immer mehr Waren mit weniger Kosten zu produzieren.

Die Lohnabhängigen sind in der kapitalistischen Produktion nichts weiter als ein Teil der Kosten, die so gering wie möglich ausfallen sollen. Dadurch ist der Konsum breiter Bevölkerungsteile begrenzt. Ökonomische Krisen sind innerhalb des Kapitalismus ein zwangsläufiges Resultat seiner inneren Entwicklung, um Überkapazitäten, also die Überproduktion von Waren und Kapital zu beseitigen. Eine Steigerung der Kaufkraft kann diesen Widerspruch nicht lösen, sondern höchstens den Ausbruch der Krise verzögern. Solange die bestehenden Eigentumsverhältnisse und die Produktion im Sinne einer Profitmaximierung nicht beseitigt sind und durch eine Produktion, die auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet ist, ersetzt werden, sind Armut und Krisen nicht zu überwinden.


Deutschland feiert sich
Als Folge der Krise sind viele Branchen von der sowohl national als auch global nachlassenden Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen betroffen. Gleichzeitig haben erhebliche Teile der Bevölkerung Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes bzw. anhaltendem Nicht-Erwerb und einem damit verbundenen sozialen Abstieg. Diese Ängste versuchen zahlreiche PolitikerInnen in standortnationalistische Bahnen zu lenken. Jede Person solle zurückstecken und sich anstrengen, um „unser Land“, also den Wirtschaftsstandort, wieder auf Vordermann zu bringen. Die Menschen sollen „zusammenrücken“ und mehr „Eigenverantwortung“ für sich und für Deutschland übernehmen.

Durch solche Parolen werden einerseits die im Inneren vorhandenen Klassenwidersprüche zwischen ArbeitgeberInnen und Lohnabhängigen durch ein ideelles „Wir“ verwischt. Dieses „Wir“ wird auch durch teilweise rassistisch aufgeladene Feindbilder gefestigt. Parallel dazu werden staatliche Präventions- und Repressionsmaßnahmen ausgebaut. Da „innere und äußere Sicherheit nicht mehr zu trennen (sind)“ (so der ehemalige Innen- und heutige Finanzminister Schäuble) werden ökonomisch und geopolitisch motivierte Kriege mit „Terrorbekämpfung“ legitimiert. Die Regierung betont immer wieder, dass die Bevölkerung ihr, sehr euphemistisch formuliert, „freundliches Desinteresse“ (Bundespräsident Köhler) gegenüber den deutschen Auslandseinsatzeinsätzen der Bundeswehr zu Gunsten einer stärkeren Identifikation mit der Nation aufgeben solle. Die Ablenkung der Angst vor sozialem Abstieg und ihre Projektion auf islamistische TerroristInnen sind auch eine politisch erwünschte Folge dieser Propaganda. Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines terroristischen Anschlags werden zu können, wird dabei in geradezu absurdem Maße übertrieben.

Außerdem wird bei diesem Prozess im Innern Konkurrenz nach außen, also zu den anderen Nationalstaaten, forciert. So sehr dieser Wettstreit zwischen den Standorten real stattfindet, ist ein Sieg des Standortes nicht automatisch ein Gewinn für die abhängig Beschäftigten. Es passiert nun umso häufiger, dass Lohnabhängige durch Überstunden, Kurzarbeit und/oder Lohnverzicht einem Konzern dabei helfen, das wirtschaftliche Überleben zu sichern. Dass die Arbeitenden häufig daraufhin trotzdem den Arbeitsplatz verlieren, ist nur ein zwangsläufiges Resultat des Wettbewerbs.

Nicht zuletzt um dem nicht wirklich identitätsstiftenden Zwangskollektiv Nationalökonomie einen vor allem emotional ansprechenderen Anstrich zu geben, sind die Jahre 2009/10 mit einigen nationalen Festlichkeiten geschmückt. Nach den Feierlichkeiten am 23. Mai 2009 um das Jubiläum des Grundgesetzes im Speziellen und die bürgerliche Demokratie im Allgemeinen, kam man im Herbst 2009 sowohl in der Politik als auch in der Kultur um diverse Festlichkeiten um den zwanzigjährigen Mauerfall nur schwer herum. Neben all der Lobhudelei um das vermeintlich weltoffene Deutschland, das aus seiner Geschichte gelernt habe, erklingen nur die höchsten Töne über die Errungenschaften der parlamentarischen Demokratie und die soziale Marktwirtschaft. Letztere wird als großartiger Kompromiss zwischen dem „brutalen anglo-amerikanischen Turbokapitalismus“ und dem „unproduktiven diktatorischen Kommunismus“ gefeiert. Die soziale Marktwirtschaft habe sich empirisch als beste Wirtschaftsform erwiesen und sei somit verdienter Sieger der Geschichte, wird behauptet.


Alle gegen alle?
Es ist ein historischer Fortschritt, dass wir nicht mehr als Leibeigene auf Feldern arbeiten müssen. Als rechtlich freie Individuen jedoch sind wir in den meisten Fällen auch frei von Produktionsmitteln und somit immer den Zwängen der ökonomischen Freiheit unterworfen. Wir sind darauf angewiesen, unsere Arbeitskraft als Ware zu verkaufen. Ein großer Teil der Lohnabhängigen ist im Kapitalismus überflüssig und muss sich mit Hartz IV über Wasser halten. Gleichzeitig besteht der Zwang, jeden noch so miesen Job anzunehmen. Reicht es uns nicht, mit 359 Euro im Monat am physischen Existenzminimum zu leben und gleichzeitig jeden noch so unwürdigen Ein-Euro-Job anzunehmen, müssen wir unser Leben auf die Marktmechanismen einstellen, um noch „Käufer“ für unsere Arbeitskraft zu finden. An diesem entscheidenden Punkt sind unserer Freiheit also Grenzen gesetzt. Bei vielen Menschen führt das in das Call-Center, die Zeitarbeit oder sonstige prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Ein auch nur halbwegs selbstbestimmtes Leben ist abgesehen von den bescheidenen Gehältern und Löhnen bei solch unsicheren Zukunftsaussichten und Planungsmöglichkeiten unmöglich. Der Unterordnung unter das ökonomische Prinzip, die inzwischen eher einer Zurichtung gleicht, müssen im Notfall alle persönlichen Interessen und sozialen Beziehungen zum Opfer fallen. Flexibilität und die Inkaufnahme von niedrigen Löhnen sind zu den Grundausstattungen im Kampf um Arbeitsplätze geworden.

Allein die vielfach verbreitete Botschaft „Kampf um Arbeitsplätze“ zeigt, dass wir in der Konkurrenz als freie Individuen existieren, sei es im Kampf um Studien- oder Arbeitsplätze. Diese Konkurrenz bedarf gar keiner groß angelegten propagandistischen Untermalung, sie ist von großen Teilen der Bevölkerung schon verinnerlicht worden. Der Leistungsdruck kommt nicht nur von dem oder der ChefIn, ProfessorIn oder LehrerIn, sondern wird auch häufig von den Erwerbslosen, ArbeiterInnen, Angestellten, Selbstständigen, StudentInnen und SchülerInnen selbst reproduziert. Aus schlicht materiellen Gründen durchzieht das Leistungsprinzip einen Großteil der Gesellschaft. Jede/r hat dabei Angst, irgendetwas zu verlieren, weshalb immer das Bestreben zu erkennen ist, sich gegenüber anderen zu behaupten.


Geschichte wird gemacht!
Doch es gibt auch punktuell Momente, in denen die Lohnabhängigen ihre Vereinzelung überwinden und sich gemeinsam gegen die Angriffe der Unternehmen auf ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zur Wehr setzen. Zwar wissen wir, dass Lohnkämpfe nur dem Zweck dienen, den Wert der verkauften Arbeitskraft neu zu bestimmen und sich deshalb bei Arbeitskämpfen zumeist innerhalb der kapitalistischen Produktionsverhältnisse bewegt wird. Doch es zählt nicht so sehr das jeweilige unmittelbare Ergebnis, das im Kapitalismus sowieso nur vorübergehend sein kann. Sondern es zählt vielmehr die durch einen Kampf oftmals stärker werdende Organisierung der Lohnabhängigen und die Entwicklung von politischem Bewusstsein, das auch in zielgerichtete Aktionen münden kann. Hier müssen linke Kräfte ansetzen, die Lohnabhängigen unterstützen und antikapitalistische Positionen in die Kämpfe hineintragen. Denn will die radikale Linke an gesellschaftlichem Einfluss gewinnen, ist sie weniger auf die materielle Verelendung breiter Bevölkerungsschichten denn auf ein politisches Bewusstsein angewiesen. Dieses muss die Infragestellung des kapitalistischen Systems einschließen.

Die Wirtschaftskrise, ihre Folgen und die politischen Reaktionen darauf haben viele Menschen in ihrem ohnehin strapazierten Gerechtigkeitsempfinden empfindlich gestört. Der Stimmengewinn der Partei DIE LINKE und die Erosion der parteiförmigen Sozialdemokratie bei der letzten Bundestagswahl sind dafür ein Ausdruck. Doch die niedrige Wahlbeteiligung, der schwarz-gelbe Wahlsieg und das Ausbleiben sozialer Unruhen zeigen auch, dass eine diffuse Unzufriedenheit mit den Auswüchsen des Kapitalismus zu Resignation, konservativer Meinungsbildung und einem gestiegenen Verlangen nach einem paternalistischen Staat führen kann –“ aber nur bedingt antikapitalistisches oder gar emanzipatorisches Denken und Handeln nach sich zieht. Nicht zuletzt deshalb verfallen wir nicht in eine allzu große Euphorie, dass das Ende des Kapitalismus in den nächsten Jahren anstehen wird. Schließlich bedarf es dafür auch einer breiten Bereitschaft, den Laden aus den Angeln zu heben.

Daraus abzuleiten, diese Gesellschaft mit Reformen ins Positive zu verändern, ist jedoch auch keine Alternative. Unter bürgerlichen Politik- und kapitalistischen Wirtschaftsverhältnissen werden linke Überlegungen und Vorstellungen heute produktiver als je zuvor ins System integriert und verlieren so immer mehr ihren antagonistischen und oft auch emanzipatorischen Gehalt. Oft genug fungieren sie als „Teil des gesamten Falschen“. Auch von der Staatsfixierung einiger Linker ist wenig zu halten. Denn in der kapitalistischen Ökonomie sind Staat und Kapital keine Gegenspieler, sondern einzig Spieler und Schiedsrichter. Unter diesen Umständen halten wir es auch nach über 90 Jahren noch mit Rosa Luxemburg: „Die Revolution ist großartig, alles andere ist Quark!“

Die linke, revolutionäre Bewegung ist momentan schwach und zersplittert. Um wieder ein gesellschaftlich relevanter Faktor zu werden, bedarf es einer stärkeren Organisierung und der Entwicklung kontinuierlicher Praxis in sozialen Kämpfen. Statt einer reinen Selbstbeschäftigung wollen wir uns gesellschaftlichen Auseinandersetzungen zuwenden und unsere Kritik formulieren. Der Kommunismus ist für uns Ausgangspunkt für eine mit der kapitalistischen Produktion und Reproduktion nicht vereinbaren Kritik. Wir beziehen uns dabei insbesondere auf Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg als VerfechterInnen der kommunistischen Idee. Ihnen wird am 10. Januar 2009 bei der traditionellen LL-Demonstration gedacht. Im Sinne dieser Idee wollen wir weiterhin unsere radikale Kritik in die Widersprüche der Gesellschaft hineintragen. Das alljährliche Gedenken soll für uns der Auftakt für das Jahr 2010 sein, in dem hoffentlich viele erfolgreiche Aktionen und Interventionen der radikalen Linke folgen werden. Es gab kein Ende der Geschichte, denn Geschichte wird gemacht!

Vorwärts immer! Rückwärts nimmer!
Für die klassenlose Gesellschaft!


(ARAB und ALB)

Weitere Termine im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten:

XIV. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz „Um uns selber müssen wir uns selber kümmern!“
Samstag, 09. Januar 2009 // ab 10 Uhr // Urania (U-Bhf. Wittenbergplatz)
Mehr Infos zu Vorträgen und Podiumsdiskussion: www.rosa-luxemburg-konferenz.de



LL Party am Vorabend
presented by ARAB und ALB
Samstag, 09. Januar 2009 // ab 21 Uhr // Kulturkaufhaus KATO (U-Bhf. Schlesisches Tor)

Lesung: Briefe von Rosa Luxemburg

Die alte Spinnerei
Galerie
Am Mittwoch, dem 2. Dezember findet um 20.00 Uhr in den Räumen des Vereins Kultur am Rande, in der Spinnerei in Esslingen eine Lesung mit Musik statt. Marla liest aus Briefen von Rosa Luxemburg, die sie aus dem Gefängnis an Sophie Liebknecht geschrieben hatte, sehr berührende, schöne Briefe, die zeigen, was für ein tiefes und emotionales Innenleben Rosa Luxemburg hatte –“ weit das übersteigend, was über sie als Politikerin bekannt ist.

Dazu Chansons verschiedenster Art und Romaliedern am Akkordeon.

Lesung und Musik: Marla

Ort: Spinnerei, Maille 3 (Eingang KOKI)
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