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Solidaritätserklärung mit den AktivistInnen von NO TAV

Am vergangenen Montag, 27.02.2012, räumte die italienische Polizei in den frühen Morgenstunden die Mahnwache an der Baustelle Clarea der Protestbewegung NO TAV, die seit über 22 Jahren gegen eine Hochgeschwindigkeitsstrecke im Susatal in Norditalien Widerstand leistet.

Durch das Susatal ist die Hochgeschwindigkeitsstrecke Lyon-Turin geplant. Sie ist Teil der Südalpen-Magistrale des TIN (Trans Europäisches Netz) und hat ein Investitionsvolumen von ca.20 Milliarden Euro.

Die bereits bestehende Strecke soll dabei nicht mehr genutzt werden und eine völlig neue Trasse entstehen. Zur Realisierung der Hochgeschwindigkeitsstrecke sollen Tunnel u.a. durch asbest- und uranhaltiges Gestein gebohrt werden und der Aushub im Tal verbleiben. Die Natur- und Kulturlandschaft des Susatal wäre damit unwiderbringlich zerstört. Zudem wird es bei diesem unnützen Grossprojekt zu großflächigen Versiegelungen kommen.

Bei diesem Projekt wurden ebenfalls die Fahrgastzahlen und Streckenauslastungen künstlich in die Höhe getrieben und schöngerechnet. Die Bevölkerung wurde nie in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Bei Demonstrationen gegen die Hochgeschwindigkeitsstrecke kam es bereits im Dezember 2005 in Venaus und Juli 2011 an der Clarea und Chiomonte zu massiven Polizeieinsätzen mit viel Gewalt, Tränengas und sogar CS-Gas Einsätzen gegen die Bevölkerung.

Auch wird die Widerstandsbewegung von NO TAV mit einer Kriminalisierungskampagne überzogen und erst im Januar 2012 wurden landesweit 32 NO TAV Aktivisten verhaftet und unter Hausarrest gestellt.

Die Presse wird auch hier als Instrument zur Einschüchterung und Abschreckung eingesetzt und die NO TAV Bewegung pauschal verunglimft und denonziert. Erst letzte Woche war in der Zeitung "La Stampa" zu lesen, dass die Bewegung im "Visier der Polizeibehörden steht, da sie zum Habitat für Neoterroristen geworden ist ". Auch sollen Wasserwerfer mit Reizmittelzusätzen zum Einsatz kommen gegen den "Black Block der anarcho- antagonistischen Szene, die zum Töten bereit sei".

Wir verurteilen den Polizeieinsatz aufs schärfste und drücken den Aktivistinnen und Aktivisten von NO TAV unsere Solidarität aus. Unser besonderes Mitgefühl und Genesungswünsche gelten dem schwerverletzten Aktivisten Luca Abbà, der bei einem Fluchtkletterversuch an eine Stromleitung gelangte und aufgrund seiner schweren Verbrennungen in ein künstliches Koma versetzt werden musste.

Wie in Stuttgart dient auch dieses Projekt im Susatal nicht den Nutzern der Eisenbahn, sondern allein den Macht- und Kapitalinteressen Einzelner aus der Finanz- und Bauwirtschaft. Die Interessen der dort lebenden Bevölkerung werden wie in Stuttgart auch bei diesem unnützen Großprojekt übergangen und Alternativen wurden bewusst ignoriert. Die Baustelle wurde bereits zur "Nationalen Baustelle" erklärt, was zur Folge hat, dass sie offiziell militärisch gesichert und bewacht wird. Auch im Susatal wird die Polizei und sogar das Militär dazu benutzt ein unnützes Großprojekt zu sichern, anstatt dass sie die Bevölkerung vor den Spekulanten und Umweltzerstörer schützt.

Wir möchten den Aktivisten im Susatal signalisieren, dass sie nicht alleine im Kampf gegen Korruption, Machtmissbrauch und verbrecherischen Kapitalinteressen sind und sind mit ihnen auch in diesen schweren Stunden solidarisch.

Wir fordern die Verantwortlichen in Italien und anderswo auf, alle Bautätigkeiten im Zusammenhang mit der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke im Susatal und anderswo umgehend und endgültig einzustellen und die Polizeieinsätze sofort zu stoppen.

A SARA DURA („es wird hart“)

Wenn Du mit den Menschen im Susatal solidarisch sein möchtest, kannst Du diese Erklärung unterschreiben. Wir werden diese an die MitstreiterInnen gegen unnütze Großprojekte ins Susatal weitergeben.

Via Arbeitskreis “Stuttgart 21 ist überall –“ S21 international–


Siehe auch unsere weiteren Beiträge zum Val di Susa:

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Solidarität mit den Aktivisten von NO TAV!

Proteste gegen den TAV im Val di Susa am 6. November 2005
Foto: Ocelon1444 / wikipedia.it
Lizenz: GNU Free Documentation License, Version 1.2
Vergangenen Samstag fand im Val di Susa eine Solidaritätsdemonstration mit ca. 50 000 Menschen statt. AktivistInnen aus ganz Italien nahmen teil, ebenso wie Delegationen aus Griechenland und aus Stuttgart. Auf der Hauptkundgebung in Susa hielt die Stuttgarter Delegation einen Redebeitrag. Gestern vormittag konten sich die Stuttgarter AktivistInnen an der Mahnwache Clarea über die aktuelle Situation ein Bild machen, die Angespanntheit war bereits deutlich sprübar. Auf dem Plenum der italienischen AktivistInnen, kristallisierte sich heraus, dass der Polizeieinsatz auf diese Nacht vorgezogen würde. Bei diesem wurde der NoTAV Aktivist Luca Abbà schwer verletzt. Abbàs Zustand ist offenbar ernst, er liegt auf der Intensivstation des CTO Krankenhaus in Turin, wo er in ein künstliches Koma versetzt wurde.

Zu den Ereigissen im Susatal erhielten wir folgende Erklärung:

"wir aus Stuttgart erklären uns mit der NO TAV-Bewegung aus dem Susatal/Italien solidarisch und verurteilen auf schärfste die heutigen gewaltsamen Übergriffe seitens der Polizei.

In den frühen Morgenstunden wurde das Gebiet um die Mahnwache Clarea am Bauzaun mit einem Grossaufgebot der Polizei gewaltsam geräumt. Die Vorfälle beklagen bereits einen schwerverletzen Aktivisten, der mit schwersten Verbrennungen in eine Turiner Klinik eingeflogen wurde.

Seit 22 Jahren kämpfen die Einwohner des Susatal im Piemont gegen die Hochgeschwindigkeitsstrecke Lyon - Turin. Die Südalpen- Magistrale ist Bestandteil des TIN (Trans Europäische Netz) und hat ein Investitionsvolumen von ca. 20 Milliarden Euro.

Die bereits vorhandene Verbindung soll dabei nicht mehr genutzt werden, sondern eine völlig neue Trasse entstehen.

Zur Realisierung der Hochgeschwindigkeitsstrecke sollen Tunnel durch asbest - und urangestein gebohrt werden. Die Natur- und Kulturlandschaft des Susatal wäre unwiderbringlich zerstört. Ebenfalls wird es bei diesem unnützen Grossprojekt zu grossflächigen Versiegelungen kommen.

Fahrgastzahlen und Streckenauslastungen wurden künstlich hoch- und schöngeredet.

Die Bevölkerung im Susatal wurde nie in die Entscheidungsprozesse eingebunden, ebenso wurde alternative Vorschläge nie in Betracht gezogen.

Die Erschliessung und Ausweitung des Baugeländes am Tunnelmund der Clarea seitens der Projektbetreiber führten heute ab 7 Uhr zu den schweren Ausschreitungen um das Gebiet um die Clarea.

Der schwerverletzte Aktivist Luca Abba wurde mittlerweile aufgrund seiner schweren Verbrennungen in ein künstliches Koma versetzt. Er stürzte aus ca 10 Meter von einem Masten ab nachdem er dort bei einen Fluchtkletterversuch vor der Polizei mit einer Hochspannungsleitung in Kontakt kam.

Auch heute kam es wiederholt zum Einsatz von Tränengas gegen die Aktivisten von NO TAV.

Sie haben sich aus dem Gebiet um die Clarea zurückgezogen und besetzen zur Stunde die Landstrassen und Autobahn in ihrem Tal und treffen sich ab 18 Uhr zu einem offenem Plenum in Bussoleno.

Bereits ab heute Abend 17 Uhr wird in allen italienischen Grosstädten zu Solidaritätsdemonstrationen aufgerufen.

Bei unserer Montagsdemonstration in Stuttgart werden wir heute Abend auf die aktuellen Ereignisse im Susatal eingehen und unseren Protestmarsch solidarisch für die NO TAV Bewegung nutzen.

Wir fordern Baustopp in Stuttgart und im Susatal.

a sara dura"


Die 113. Montagsdemo findet heute um 18 Uhr auf der Schillerstraße vor dem Hauptbahnhof statt.


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Val di Susa: Rede von Stuttgarter AktivistInnen

Zwischen Turin und Lyon soll für 20 Milliarden Euro eine Hochgeschwindigkeitsstrecke gebaut und in die Alpen hinein geschlagen werden, obwohl die bestehende Bahnstrecke überhaupt nicht ausgelastet ist. Was in Stuttgart der Gipskeuper, ist im Val di Susa asbest- und uranhaltiges Gestein, das durch den Tunnelbau freigesetzt würde.

Seit 20 Jahren protestieren die BewohnerInnen dort und leisten Widerstand. Am heutigen Samstag findet eine von Bussoleno nach Susa führende Grossdemonstration gegen die Kriminalisierung der Widerstandsbewegung von NO TAV statt. Mit dabei sind mehrere AktivistInnen der Stuttgarter S21 Bewegung und überbringen Solidaritätsgrüsse aus Stuttgart. Am 26.01.2012 hat die italienische Polizei landesweit 32 Verhaftungen vorgenommen und weitere Ermittlungsverfahren u.a. wegen Körperverletzung und Widerstand gegen die öffentliche Ordnung eingeleitet. Die AktivistInnen der NO TAV Bewegung werden zu den Vorkommnissen vom 03.08.2011 in Chiomante als Kriminelle entdeckt, sowie als Extremisten verunglimpft, ohne einen Bezug auf eine kriminelle Tat.

Sämtlichen Beschwerden und Einsprüche seitens der NO TAV Bewegung ihrerseits gegen den Einsatz vom 03.08.2011 an die Justiz prallen an den Institutionen ab, es werden ausweichende Antworten gegeben und Anhörungen auf unbestimmte Zeit verschoben.

Die von den AktivistInnen heute gehaltene Rede:

"Hallo liebe Aktivistinnen und Aktivisten von NO TAV
Wir sind für Euch den langen Weg aus Stuttgart gekommen um Euch unsere Solidarität gegen die Kriminalisierung der NO TAV Bewegung zu überbringen. Es ist auch für uns nicht hinnehmbar, dass Aktivisten einer Bürgerbewegung die sich für ihr Land, für ihre Kultur, für ihre Natur und ihre Zukunft einsetzen inhaftiert und unter Hausarrest gestellt werden.

Es ist nicht hinnehmbar, dass eine Bewegung kriminalisiert wird, und gleichzeitig die Justiz auf dem Auge der Projektbetreiber blind ist.

Es ist nicht hinnehmbar, dass illegale Baustellen gegen die Interessen der Bevölkerungen geschützt werden.

Es ist nicht hinnehmbar, dass die Konzerne und Parlamente freie Berichterstattungen einschränken und behindern.

Wir sind empört, dass die Regierungen, unter Verweis auf leere Kassen und Staatsverschuldung diese unnützen Grossprojekte weiter vorantreiben.

Wir sind empört, dass die Bürgerinteressen und Bürgerrechte den Spekulanten aus Finanz- und Bauwirtschaft untergeordnet werden.

Wir verurteilen die Verfolgung von NO-TAV Aktivisten und fordern die sofortige Einstellung aller Verfahren.

Auch wir in Stuttgart erleben fast täglich die Kriminalisierung unserer Bewegung. Bei uns gibt es mittlerweile mehr als 4500 Verfahren gegen uns, gleichzeitig werden Strafverfahren gegen Verantwortliche der Polizeigewalt vom 30.09.2010 aus dem Stuttgarter Schlossgarten verschleppt und eingestellt.

Wir erleben auch wie die Pressefreiheit eingeschränkt wird und wir eigene Medien aufbauen mussten um unsere Themen zu transportieren.

Bei den jüngsten Ereignissen in Stuttgart, mit dem Beginn des Abrisses des Südflügels von unserem Bahnhof vor 1 Monat, wie auch der Schlossgartenräumung vor 10 Tagen gab es sogenannte “inbeded Journalists“, das heisst eine von Regierung und Polizei handvoll ausgelesene Anzahl an Journalisten durften dann in Polizeibegleitung “freie Pressearbeit– ausführen, andere Journalisten wurden nicht zugelassen.

Das Gebiet um unseren Bahnhof und um unseren Schlossgarten herum wurde mit Polizei-Überwachungskameras übersäät um jeden Schritt von uns genauestens zu beobachten.

In der Nacht vom 14. auf 15.2.2012 sind wir der Parkräumung durch die Polizei mit einer Besetzung von 2.000 Aktivisten zuvor gekommen. Die Polizei hat 12 Stunden gebraucht, um den Platz zu räumen. Danach wurden unsere wunderschönen bis zu 200 Jahre alten Parkbäume abgeholzt und geschreddert.

Aber sie bekommen uns in Stuttgart und Euch im Susatal und alle anderen Bürgerbewegungen nicht klein.

Am Samstag nach der Abholzung des Schlossgartens hat es wieder eine Demonstration von 5.000 gegeben unter dem Motto "Ihr macht alles kaputt - uns nicht". Und bei der Montagsdemo diese Woche sind wieder 4.000 auf die Straße gegangen.

Und Eure heutige Demo zeigt, auch im Susatal geht der Widerstand weiter.

Wir fordern Baustopp in Stuttgart und im Susatal

Wir kämpfen weiter für unsere Rechte, für die Umwelt, für unsere Kultur.

Wir legen unsere Zukunft und unsere Umwelt in die eigenen Hände.

Wir stärken uns untereinander und stützen uns durch Solidarität, durch Vernetzung in Italien, in Deutschland und in ganz Europa.

Immer mehr Menschen sind Teil dieser Bewegungen in ganz Europa und wir in Stuttgart sagen immer : "Ihr kriegt uns nicht los - wir Euch schon."

Liebe Grüsse aus Stuttgart, a sara düra und OBEN BLEIBEN!"


Infos unter stuttgart21international.wordpress.com

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Stuttgart 21: Solidaritätsbotschaft der NO-TAV-Bewegung aus dem Susatal

Proteste gegen den TAV im Val di Susa am 6. November 2005
Foto: Ocelon1444 / wikipedia.it
Lizenz: GNU Free Documentation License, Version 1.2
Zwischen Turin und Lyon soll für 20 Milliarden Euro eine Hochgeschwindigkeitsstrecke gebaut und in die Alpen hinein geschlagen werden, obwohl die bestehende Bahnstrecke überhaupt nicht ausgelastet ist. Was in Stuttgart der Gipskeuper, ist im Val di Susa asbest- und uranhaltiges Gestein, das durch den Tunnelbau freigesetzt würde.

Seit 20 Jahren protestieren die BewohnerInnen dort und leisten Widerstand. Heute wurde eine Solidaritätsbotschaft aus dem Val di Susa mit der Protestbewegung gegen Stuttgart 21 bekannt:

Liebe Stuttgarter Freunde,

Wir verfolgen mit Interesse und Besorgnis die letzten Ereignisse um den Stuttgarter Bahnhof. Wie auch hier im Susatal, wird in Stuttgart das Bürgerrecht mit Füssen getreten, um die Interessen von einigen wenigen Finanz- und Wirtschaftsspekulanten durchzusetzen. Wie auch im Susatal, verlieren Bürger und Umwelt, wo die Lobby verdient.

Haltet euren Kopf hoch, eine verlorene Schlacht ist noch lange kein verlorener Krieg. Unser gemeinsamer Kampf  gegen den Missbrauch unserer Rechte und gegen die Nötigung unserer Ideen von Seiten der Medien, Politik und Banken wird weitergehen. Immer mehr Menschen nehmen daran teil und lassen sich diese Bevormundung nicht mehr gefallen! Wir nehmen unsere Zukunft und die unserer Umwelt in unsere eigenen Hände.

Um das zu bekräftigen treffen wir uns Anfang März in Florenz und im Juli in der Bretagne zum 2. internationalen Forum gegen unnütze Grossprojekte. Wir haben klein angefangen aber jetzt rollt die Lawine und ihr Tosen wird immer lauter, in Deutschland, in Europa und auf der ganzen Welt.

In diesem Sinne Oben bleiben und “a sarà düra”!

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Val di Susa: Videobotschaft des Widerstandes

Hier wurde bereits mehrfach über die Situation im italienischen Susatal berichtet1. Seit 20 Jahren protestieren die BewohnerInnen dort gegen ein Hochgeschwindigkeitsnetz, das zwischen Turin und Lyon für 20 Milliarden Euro gebaut werden soll. Von Juni an wurde der Protest der Bevölkerung gegen das Projekt brutal angegriffen. Die Protestbewegung lässt sich jedoch nicht einschüchtern. An dem traditionellen Friedensmarsch von Perugia nach Assisi waren unter den zehntausenden Teilnehmern viele No Tav Fahnen zu sehen. Aus dem Val di Susa richtet sich ein Video an die EU Kommission und an das Europaparlament, wo am 19. Oktober eine Anhörung stattfindet:



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Der europäische Widerstand gegen überflüssige Großprojekte und für die Rückgabe der Entscheidung an die betroffenen Bürger

Proteste gegen den TAV im Val di Susa am 6. November 2005
Foto: Ocelon1444 / wikipedia.it
Lizenz: GNU Free Documentation License, Version 1.2
Angesichts der wachsenden Zahl großer Infrastrukturprojekte in Europa organisierte die italienische NoTAV-bewegung vom 26. bis zum 30. August in Venaus und Busseleno (Susatal) das erste Forum gegen überflüssige Großprojekte.
300 Teilnehmer aus Italien, Deutschland, Frankreich, Spanien und Irland diskutierten über 10 große europäische Projekte. Sie stellten fest, dass in all diesen Ländern ohne Abstimmung mit der Bevölkerung Hochgeschwindigkeitstrassen und Infrastrukturen für Züge, Autobahnen, Flughäfen, Ölbohrinseln und Gaspipelines geplant werden. Sie dienen in erster Linie den Interessen von wenigen Banken und privaten Großbetrieben sowie Politikern. Auf dem Rücken der Bevölkerung werden Milliarden Euros dafür ausgegeben, anstatt sie für nützliche Investitionen zu verwenden. Oft wird die Umwelt verwüstet, werden Kulturlandschaften unwiederbringlich zerstört, ohne dass die betroffene Bevölkerung irgendeinen Nutzen davon hat.

Die Bürger sind gewillt sich einzubringen und alternative Lösungen zu schaffen, aber dieses demokratische Recht wird ihnen nicht zugestanden. Sie schließen sich in Oppositionsbewegungen zusammen, im Susatal, in Asti, Turin, Genua, in Niederfriaul und in Umbrien, in den Abruzzen und den Marken, so auch in Stuttgart, im Baskenland, in Mayo (Irland) und in Barcelona. Häufig werden ihre Demonstrationen und Widerstandsaktionen kriminalisiert (Tränengas und physische Gewalt gegen die Gegner, Verhaftungen, Serienprozesse usw.), um sie einzuschüchtern und in der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Aber sie geben nicht auf.

Am Schluss dieses Treffens fassten die Teilnehmer eine Reihe von Beschlüssen, um sich gemeinsame Mittel und Instrumente zu schaffen (Internet-Seite, Videos) und ihre Aktionen zu bündeln, u. a. durch weitere, alljährlich stattfindende Foren, z.B. mit der Perspektive der Teilnahme am Weltsozialforum 2013 in Tunis. So wurden Grundlagen gelegt für einen zweiten europäischen Tag gegen überflüssige Großprojekte (Demonstration und zeitgleiche Aktionen in verschiedenen Ländern und Regionen). Es sollen Solidaritätsaktionen stattfinden, um bei lokalen Ereignissen eine europäische Dimension herzustellen. Für November wurde die Beteiligung in Paris an der Demonstration der Flughafengegner von Notre-Dame-des-Landes (Nantes) angekündigt. 

Die Beteiligten des Forums bekräftigten ihren Willen, in die soziale Bewegung, in die Umweltbewegung und in die politische Auseinandersetzung auf  internationaler Ebene eine neue Kategorie einzuführen: Die Kategorie der überflüssigen Großprojekte.

Quelle: Presseerklärung Venaus, Susatal, den 29.8.2011


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Gebirgsjäger im Val di Susa

Hier wurde bereits mehrfach über die Situation im italienischen Susatal berichtet1. Seit 20 Jahren protestieren die BewohnerInnen dort gegen ein Hochgeschwindigkeitsnetz, das zwischen Turin und Lyon für 20 Milliarden Euro gebaut werden soll. Inzwischen sind im Val di Susa 120 Gebirgsjäger des 3. Bataillons Susa stationiert. Letzter Einsatzort: Kabul. Das ist an Symbolik nicht mehr zu überbieten...





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Fahrt ins Val di Susa

Proteste gegen den TAV im Val di Susa am 6. November 2005
Foto: Ocelon1444 / wikipedia.it
Lizenz: GNU Free Documentation License, Version 1.2
Vom 26.-30. August 2011 besteht die Möglichkeit, ins Susa-Tal zum Forum gegen unnütze Grossprojekte und eine tragbare Zukunft zu fahren. Ziel der Reise ist es, Zeugnisse von gelebtem Widerstand und gelebter Demokratie - unter Teilnahme der europäischen und außereuropäischen Protestbewegungen und der örtlichen Bevölkerung zu erfahren, sich kennenlernen, zu diskutieren, von den Erfahrungen Anderer lernen.

Das Forum bietet Raum für Diskussionen und Erfahrungsaustausch für Bürgervereinigungen und -initiativen, die ihr Lebensumfeld und ihre Zukunft gegen unnütze und/oder schädliche Großprojekte verteidigen, im Bewusstsein, dass Umwelt und Gesundheit nicht Objekt von Tausch und Verhandlungen sein dürfen.

Heute beweisen diese Menschen, die ihre Zukunft in die eigene Hand nehmen, sich selbst organisieren und nicht vertreten lassen, dass ihr Widerstand erfolgreich sein kann und daraus die Hoffnung auf eine bessere und gerechtere Welt entstehen kann. Dieses erste Treffen des thematischen Forums möchte das riesige Thema –šunnütze Großprojekte–˜ in einem ganz bestimmten Rahmen behandeln: dem der Infrastrukturen für den Güter- und Personentransport, hauptsächlich im Schienenverkehr.

Programmüberblick:

26.08.2011 - Ankunft der Teilnehmer

27.08.2011 - Am ersten Tag wird den verschiedenen Gruppierungen ausgiebig Möglichkeit geboten sich vorzustellen, die eigenen Anliegen vorzubringen, die Geschichte und die Strukturierung ihrer Bewegung zu erläutern, die –šgegnerische–˜ Seite zu analysieren und ihre Zukunftsperspektiven und -erwartungen darzulegen. Es soll über die Übereinstimmungen und Schnittstellen zwischen den einzelnen Bürgerinitiativen diskutiert werden, aber auch über unterschiedliche Erfahrungen und Sichtweisen.

28.08.2011 - Der zweite Tag soll der Debatte über alternative Lebenskonzepte und Projekte gewidmet werden, um positiven Konzepten eine Zukunftsvision zu verleihen. Wir werden versuchen, eine Basis für ein konkretes, solidarisches, internationales Netzwerk zu gründen. Es werden Plattformen zum Austausch von Informationen/Ideen und der Terminkalender für künftige Treffen und gemeinsame Veranstaltungen und Demos festgelegt.

29.08.2011 - Am dritten Tag können die Teilnehmer das Susatal näher kennen lernen –“ von seiner kritischen, vor allem aber von seiner schönen Seite, mit seinen Kulturstätten und seiner Landschaft. In entspannter Atmosphäre wird eine individuelle Annäherung und ein weiterer Gedankenaustausch noch leichter von statten gehen.

Infoveranstaltungen:

• Sonntag, 24.07. Infostand beim Konzert im Schlossgarten
• Montag, 25.07. Infostand auf der Montagsdemo
• Dienstag, 26.07. Infoabend ab 18 Uhr im Parkschützer-Büro Urbanstrasse 49a
• Mittwoch, 27.07. Infoveranstaltung und Vortrag ab 20 Uhr in der Manufaktur Schorndorf

Kontakt : s21.international@unser-park.de

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Zusammengestellt aus Beiträgen von Gudrun und Julia von bei-abriss-aufstand

Ora e sempre NO TAV!

Das Susatal, fotografiert von der Abtei St. Michael aus
 Foto: Fotogian on it.wikipedia
Lizenz: Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported
Sabine Bade und Wolfram Mikuteit haben in ihrem Blog einen sehr lesenswerten und mit Fotos illustrierten Beitrag zu den Protesten im Val di Susa - dem Susatal verfasst: "(...) In der Nacht zum 27.Juni 2011 rückten ca. 2.000 aus allen Landesteilen zusammengezogene Ordnungskräfte vor, gingen mit Wasserwerfern und Tränengas gehen die Besetzer der Maddalena vor und „zerstreuten“ die Demonstranten.

Am Morgen danach gingen die immer selben Fotos von Steinewerfern einerseits, verletzten Einsatzkräften andererseits durch die Medien –“ auch in Deutschland. Wir lasen die Sonderausgabe der Ortspresse „La Valsusa“ und kamen zu deutlich anderen Einschätzungen. Am nächsten Tag nahmen wir an einer spontan angesetzten Fiaccolata teil, einem Fackelzug durch Susa. Ein aus unserer Perspektive nicht endenwollender Protestzug wand sich, Volksfeststimmung verbreitend, durch die Stadt, allen voran wieder Bürgermeister und Vertreter der Comunità Montana. Später hörten wir, dass sich dazu über 15.000 Menschen aus dem ganzen Tal zusammengefunden hatten. Müssen wir noch extra betonen, dass es sich um eine ausgesprochen friedliche Veranstaltung handelte? (...)"


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Zusammenstösse nach Grossdemonstration gegen den TAV im Val di Susa

Seit 20 Jahren protestieren die BewohnerInnen in der Region des in Norditalien gelegenen Val di Susa gegen ein Hochgeschwindigkeitsnetz, das zwischen Turin und Lyon für 20 Milliarden Euro gebaut werden soll. Die Strecke soll das Tal durchqueren, dabei würde unter anderem uranhaltiges Gestein beim Bau freigelegt. Nur einer der Gründe für die zähe Protestbewegung.

Im Anschluss an die Grossdemonstration, die sich gegen den TAV und die brutale Räumung am Montag letzter Woche richtete, kam es gestern zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei. Dabei  sind laut Medienberichten 45 Polizisten verletzt worden. Mindestens fünf Personen wurden festgenommen. Die Polizei hatte unter anderem Gummigeschosse im Einsatz. Offenbar wurde ein junger Mann ernsthaft durch eines der Geschosse verletzt, das ihn im Gesicht traf.

Zu den Ereignissen erreichte uns eine Mail und der Hinweis auf ein paar Videos zum gestrigen Tag:

"Liebe Freunde,
obwohl ich alles noch ein wenig verdauen muss, hier ein erster Bericht von unserer Grossdemo gestern. Aus ganz Italien waren Dutzende von Bussen angereist, die Züge waren so voll, dass nach den ersten Haltestellen keiner mehr einsteigen konnte (natürlich gab es weder zusätzliche Waggons noch Sonderzüge..), die Autos parkten über Kilometer entlang der Hauptstrasse.

Die Demo hatte mehrere Arme, dh, ein Zug kam von Chiomonte und zweiteilte sich dann in Richtung Ramats (Berge) und Stromwerk  (Tal), ein anderer startete in Giaglione und ist über Pfade durch den Wald bis zu unserem Mahnwachenhäuschen vorgedrungen. Natürlich waren unter den über 50.000 nicht nur Steinewerfer, wie das in der Presse immer so gerne gezeigt wird. Es waren da auch solche wie ich, oder M., die gestern ihre Dosis Tränengas abbekommen haben, weil sie bis zum Ende dabei sein wollten, zumindest als Zeugen der Staatsgewalt gegen das Volk. Das Gas, das von der ital. Polizei benutzt wird, ist CS-Gas und von der Genfer Konvention verboten. Es brennt ziemlich in den Augen und in den Atemwegen und wurde gestern in grosser Menge auch auf die friedlichen Demonstranten, die einfach daneben standen, abgeschossen; in manchen Momenten sah man nichts vor lauter Nebel, wie in Vietnam unter Napalm (Vergleich einer Freundin). Mal schossen sie auf der einen, mal auf der anderen Seite der Maddalena und häufig auf beiden. Es gab natürlich genug Verletzte, offensichtlich auf beiden Seiten, wohl überwiegend Prellungen und Verbrennungen.

Die Maddalena ist belagert worden, es war uns von vornerein klar gewesen, dass wir gegen Tränengas nichts ausrichten können, von Rückeroberung also keine Rede, wir waren viele, sehr viele und wir geben uns nicht geschlagen.

A sarà düra (etwa: Wir machen's euch sauschwer!)
S."













Nach der der Demonstration versuchen einige Aktivisten einen Zugang zur Baustelle zu bekommen. Die Polizei reagierte mit Tränengas:



Siehe auch IndyMedia Italien, sowie die - italienischsprachige - Chronik des Sonntags. Siehe auch: "Aus für Hochgeschwindigkeitszüge", Beitrag von von Ralf Streck vom 01.07.2011 bei telepolis.
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