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Vom Säen und Ernten. Ejército Zapatista de Liberación Nacional – EZLN Kommuniqué vom 16. Oktober 2023

Mitglieder der EZLN in Chiapas / Symbolbild: desinformémonos
Mitglieder der EZLN in Chiapas / Symbolbild: desinformémonos
Vor fast 15 Jahren wurde in unseren Worten vor diesem Alptraum gewarnt. Es war während eines Semillero [einem Saatfeld, einem Seminar] – und es war durch die Stimme des verstorbenen SupMarcos, dass wir sprachen. Los dann:

Vom Säen und Ernten (Januar 2009)

Vielleicht hat das, was ich sagen werde, nichts mit dem zentralen Thema dieser Arbeitsgruppe zu tun, vielleicht aber doch.

Vor zwei Tagen, als unsere Worte sich auf die Gewalt bezogen, erklärte die unsägliche Condoleezza Rice, Funktionärin der nordamerikanischen Regierung, das was in Gaza geschehe, sei die Schuld der Palästinenser – wegen ihres gewalttätigen Wesens.

Die unterirdischen Flüsse, die die Welt durchlaufen, können die Geographie wechseln, jedoch lassen sie denselben Gesang erklingen.

Und was wir jetzt hören, ist der Gesang von Krieg und Mühsal.

Nicht weit von hier, in einem Ort, der Gaza genannt wird, in Palästina, im Mittlerer Osten, hier um die Ecke, setzt eine stark bewaffnete und ausgebildete Armee – die Armee der Regierung Israels – ihren Vormarsch des Todes und der Zerstörung fort.

Die Schritten, die bisher erfolgt sind, sind die eines militärisch-klassischen Krieges der Eroberung: zuerst eine intensive und massive Bombardierung, um die militärischen »neuralgischen« (so lautet es in den militärischen Handbüchern) Punkte zu zerstören und die Befestigungsanlagen des Widerstands »aufzuweichen«. Danach folgt die eiserne Kontrolle über jegliche Information: Alles, was gehört und gesehen wird »in der Welt außerhalb« – das heißt, außerhalb des Schauplatzes der Operationen – muss unter militärischen Kriterien ausgewählt werden. Darauf folgt das intensive Feuer der Artillerie gegen die feindliche Infanterie, um das Vorrücken der Truppen hin zu ihren neuen Stellungen zu decken. Danach wird es die Einkreisung und die Belagerung geben, um die feindliche Garnison zu schwächen. Dann kommt der Sturm-Angriff, der die Stellungen erobern soll, indem der Feind vernichtet wird; daraufhin erfolgt »die Säuberung« der möglichen »Nester des Widerstandes«.

Schritt für Schritt folgen die eindringenden militärischen Kräfte dem militärischen Handbuch des modernen Krieges, mit einigen Variationen und Ergänzungen.

Wir verstehen von alldem nicht viel, und sicherlich gibt es Spezialisten des sogenannten »Konflikts im Mittleren Osten« – aus diesem Winkel hier müssen wir jedoch etwas dazu sagen: Nach den Fotos der Nachrichtenagenturen sind die von der Luftwaffe der Regierung Israels zerstörten »neuralgischen« Punkte Wohnhäuser, Hütten, zivile Gebäude. Wir haben zwischen all dem Zerstörten keinen Bunker, keine Kaserne, keine Geschützbatterien gesehen. Somit denken wir, entschuldigt unsere Unwissenheit, dass die Bordschützen der Flugzeuge schlecht zielen oder dass in Gaza diese militärischen »neuralgischen« Punkte nicht existieren.

Wir haben nicht die Ehre, Palästina zu kennen, wir nehmen jedoch an, dass in diesen Häusern, Hütten und Gebäuden Leute gelebt haben: Männer, Frauen, Kinder, Alte – und keine Soldaten.

Wir haben auch keine Befestigungsanlagen des Widerstands gesehen – nur Trümmer und Schutt. Wir haben, ja, die bisher vergeblichen Bemühungen der Informationssperre gesehen und die verschiedenen Regierungen der Welt, zweifelnd ob sie den Dummen spielen sollen oder der Invasion applaudieren – und eine UNO, welche, seit langem unnütz, lauwarme Pressebulletins
herausbringt.

Jedoch wartet. Es ist uns gerade eingefallen: Vielleicht sind diese Männer, Frauen, Kinder und Alten für die Regierung Israels feindliche Soldaten – und als solche stellen die Häuser, Hütten, Gebäude, die sie bewohnen, Kasernen dar, die zerstört werden müssen.

Das Artilleriefeuer, das heute in der Morgendämmerung über Gaza niederging, diente also sicherlich dazu, den Vormarsch der Bodentruppen der Armee Israels vor diesen Männern, Frauen, Kindern und Alten zu schützen.

Und die feindliche Garnison, die sie mit der Einkreisung und Belagerung rund um Gaza schwächen möchten, bedeutet nichts als anderes als die palästinensische Bevölkerung, die dort lebt. Und dass der Angriff versuchen wird, diese Bevölkerung zu vernichten. Und dass jeder Mann, jede Frau, jedes Kind oder jeder alte Mensch – der*die es geschafft hat, diesem vorhersehbar blutigen Angriff zu entkommen oder sich zu verbergen – danach »gejagt« wird, damit die Säuberung vollständig ist und der militärische Befehlshaber der Operation seinen Vorgesetzten melden kann: »Wir haben die Mission erfüllt.«

Entschuldigt noch einmal unsere Unwissenheit, vielleicht ist das, was wir sagen, in der Tat nicht der Fall oder die Sache, je nach dem. Und anstatt das Verbrechen, das gerade geschieht, zurückzuweisen und zu verurteilen – als Indígenas und Krieger, die wir sind – sollten wir diskutieren und Position beziehen innerhalb der Diskussion, ob »Zionismus«, ob »Antisemitismus« – oder dass am Anfang die Bomben der Hamas waren.

Vielleicht ist unser Denken sehr simpel, und es fehlen uns die bei Analysen so notwendigen Nuancierungen und Randbemerkungen – denn für uns Frauen, Männer, Zapatistas, gibt es in Gaza eine professionelle Armee, die eine wehrlos Bevölkerung ermordet.

Wer von unten und von links könnte weiterhin schweigen?

Nutzt es, etwas zu sagen? Halten unsere Schreie irgendeine Bombe auf? Unser Wort, rettet es irgendeinem palästinensischen Kind das Leben?

Wir denken, ja, es ist nützlich – dass wir zwar vielleicht keine Bombe aufhalten oder unser Wort sich nicht in ein Schutzschild verwandelt, welches verhindert, dass eine Kugel des Kalibers 5.56 mm oder 9 mm – mit den am Boden des Geschosses eingravierten Buchstaben »IMI« (»Israelische-Militär-Industrie«) – in die Brust eines Jungen oder eines Mädchens eindringt – aber wir denken, ja, es ist nützlich, weil vielleicht unser Wort es erreicht, dass Andere in Mexiko und in der Welt sich versammeln – und vielleicht verwandelt es sich zuerst in ein Raunen, Flüstern und dann in einen Schrei, den sie in Gaza hören.

Wir wissen nicht, ob Ihr es wisst – wir jedoch – Männer, Frauen, Zapatistas der EZLN – wissen, wie wichtig es ist, in Mitten von Zerstörung und Tod, einige Worte der Ermutigung zu hören.

Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ja, es ist so: Die Worte von weit entfernt schaffen es vielleicht nicht, eine Bombe aufzuhalten – jedoch sind sie so, als öffne sich ein Spalt im dunklen Raum des Todes und ein kleines Licht dringt ein.

Ansonsten wird passieren, was passieren wird: Die Regierung Israels wird erklären, sie hat dem Terrorismus eine schweren Schlag versetzt, sie wird ihrer Bevölkerung das Ausmaß des Massakers verbergen, die großen Waffenproduzenten werden eine ökonomische Atempause erhalten, um der Krise zu trotzen und die »weltweite öffentliche Meinung« – dieses gefügige und immerzu gefällige Wesen – wird wieder wegschauen.

Jedoch nicht nur. Es wird auch geschehen, dass der palästinensische Pueblo widerstehen und überleben wird und fortfährt zu kämpfen, und er wird für seine Sache weiterhin die Sympathie von unten erhalten.

Und vielleicht überleben ja auch ein Junge oder ein Mädchen von Gaza. Vielleicht wachsen sie heran, und mit ihnen der Mut, die Empörung, die Wut. Vielleicht machen sie sich zu Soldaten und Milizionären einiger Gruppen, die in Palästina kämpfen. Vielleicht stellen sie sich kämpfend [dem Staat] Israel entgegen. Vielleicht mit einem Gewehr schießend. Vielleicht mit einem Dynamit-Gürtel
um die Hüften sich selbst opfernd.

Dann werden sie dort oben über das gewalttätige Wesen der Palästinenser schreiben, werden Erklärungen herausgeben, die diese Gewalt verdammen und es wird erneut diskutiert: ob Zionismus, ob Antisemitismus.

Und somit wird keine*r fragen, wer das gesät hat, was geerntet wird.

Für die Männer, Frauen, Kinder und Alten des Ejército Zapatista de Liberación Nacional – EZLN.

Subcomandante Insurgente Marcos.
Mexiko, 4. Januar 2009.


Diejenigen, die damals vor fast 15 Jahren Kinder waren, und überlebt haben, nun …

Es gibt welche, die für das, was gesät wurde und heute geerntet wird, verantwortlich sind – und es gibt eine*n, welche*r ungestraft die Aussaat, das Säen wiederholt.

Diejenigen, die noch vor wenigen Monaten die Invasion der Ukraine durch Putins Russland mit dem Hinweis auf »das Recht, sich gegen eine potenzielle Bedrohung zu verteidigen« gerechtfertigt und verteidigt haben, müssen nun jonglieren (oder auf Vergessen setzen), um dieses Argument angesichts Israels für nichtig zu erklären. Wie auch vice versa, umgekehrt.

Heute gibt es in Palästina und Israel – und überall auf der Welt – Kinder und Jugendliche, die das am Lernen sind, was die Terrorismen lehren: Es gibt weder Begrenzungen noch Regeln, weder Gesetze noch Beschämen.

Keinerlei Verantwortungen, keinerlei Haftung.

Weder Hamas noch Netanyahu. Der Pueblo Israels wird weiterleben. Der Pueblo Palästinas wird weiterleben. Sie müssen sich nur eine Möglichkeit geben und darauf hartnäckig bestehen. Indessen wird jeder Krieg weiterhin nur das Vorspiel des folgenden Krieges sein: noch grausamer, zerstörerischer und unmenschlicher.

Aus den Bergen des Südosten Mexikos.

Subcomandante Insurgente Moisés.
Mexiko, Oktober 2023.
übersetzt von lisa colectivo malíntzin.

Quelle: https://enlacezapatista.ezln.org.mx/2023/10/16/de-siembras-y-cosechas/

Blogkino: Die Reise für das Leben - 28 Jahre nach dem zapatistischen Aufstand (2021)

Heute zeigen wir im Blogkino mit Filmen zum Thema Ⓐnarchismus den Vortrag "Die Reise für das Leben - 28 Jahre nach dem zapatistischen Aufstand". In dem Vortrag ging es um die Gründe für den Aufstand, wie dieser ablief, welche Errungenschaften dieser mit sich brachte und wie die aktuelle Lage vor Ort ist.

Crowdfunding für den neuen Soli-Sampler: Lucha Amada 3 - A Luta Continua

Zum 20. Geburtstag von Lucha Amada stellen wir einen ganz besonderen Soli-Sampler zusammen. dafür brauchen wir eure Unterstützung. Diese Compilation ist der dritte Teil unserer Lucha Amada Sampler-Reihe und heisst dementsprechend „Lucha Amada 3 –“ A Luta Continua“. Die Erlöse spenden wir je zur Hälfte an die Zapatist@s in Chiapas, Mexico und an JINWAR, einem feministischen Projekt im Herzen von Rojava in West Kurdistan/Nord-Syrien.


Blogkino: Lak tatucho‘b yi‘k‘oty lak chuchu‘ tyi finca - Los Abuelos y La Abuela en Las Fincas - Die Großväter und die Großmutter auf den Fincas (2019)

Heute zeigen wir im Blogkino mit Filmen zum Thema Ⓐnarchismus den Film Lak tatucho–˜b yi–˜k–˜oty lak chuchu–˜ tyi finca –“ Los Abuelos y La Abuela en Las Fincas –“ Die Großväter und die Großmutter auf den Fincas. In diesem Dokumentarfilm der Tercios Compas, Zona Norte –“ einem Kollektiv der zapatistischen »Medien-Agentur« –“ erzählen die zapatistischen Großeltern, wie ihr miserables Leben auf den Fincas, dem Großgrundbesitz, vor dem zapatistischen Aufstand von 1994 aussah –“ und warum es notwendig ist, den Kampf in der Aktualität weiterzuführen und niemals nachzulassen ...

Este documental está producido por los Tercios Compas, Zona Norte (Zapatista de Chiapas, México). Aquí hablan los abuelos y la abuela zapatista sobre cómo fue su vida en las fincas antes del alzamiento zapatista en 1994, cómo se explotaron, cómo tuvieron que sufrir.

L@s abuelit@s nos dicen claramente: Hay que seguir con la lucha –“ siempre y todavía –“ contra la explotación de la gente en todo el mundo.

Chiapas 2019, Produktion: Tercios Compas. Zona Norte, Color, 12 min., Ch–™ol mit span.–“dt. UT

Quelle: Tercios Compas Zona Norte

weiterführender Link:

http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2018/08/20/300-primera-parte-una-finca-un-mundo-una-guerra-pocas-probabilidades-subcomandante-insurgente-moises-supgaleano/

Via tresgatas.blackblogs.org

Blogkino: Mujeres Que Luchan: Marichuy - Frauen, die kämpfen: Marichuy (2018)

In der kleinen Film-Reihe »Frauen, die kämpfen« des chiapanekischen freien Medien-Kollektivs Koman Ilel (»Kollektiver Blick«) wird uns hier in Gesprächs- und Filmausschnitten María de Jesús Patricio Martínez –“ Marichuy vorgestellt. Als Sprecherin des Congreso Nacional Indígena (CNI) und des Indigenen Regierungsrates (CIG) in Mexiko forderte sie 2017/ 2018 als unabhängige und kollektive Präsidentschaftskandidatin des CNI das gesamte mexikanische Establishment heraus.

Este documental nos presenta a la vocera del Congreso Nacional Indígena (CNI) –“ María de Jesús Patricio Martínez, Marichuy –“ una mujer indígena y médica tradicional quién desafió –“ con los pueblos originarios de México –“ a la clase política con su lucha por una organización desde abajo y de la izquierda y con su candidatura independiente por la presidencia de México en el año 2018.

Chiapas 2018, Produktion: Koman Ilel, 8 min., Color, Spanisch mit dt. UT

Quelle: Koman Ilel

https://www.youtube.com/watch?v=DHIUPS9CNf8

Via tresgatas.blackblogs.org

Sammlung zapatistischer Filme mit deutschen Untertiteln

Im Blog tresgatas.blackblogs.org werden vom gleichnamigen Produktionskollektiv aktuelle zapatistische Filme übersetzt und untertitelt in deutsch zur Verfügung gestellt. Das Kollektiv schreibt dazu:

"(...) Es sprechen die Compañeras, die Compañeros der Unterstützungsbasis des EZLN, wie sie ihre Autonomie aufbauen. Es erzählen die Compañeras Zapatistas in zwei Beiträgen, wie ihre Situation als Frauen vor dem zapatistischen Aufstand von 1994 aussah –“ und wie sie jetzt ist. Der SupGaleano übt dabei die notwendige Selbstkritik der zapatistischen Compañeros. Ja, und die zapatistischen Abuelit@s, die Alten, sprechen von ihrer Ausbeutung auf den Fincas –“ und warum es notwendig ist, im gegenwärtigen Kampf nicht nachzulassen. Last but not least wird hier eines der wenigen Interviews mit dem SupMoy, dem Sprecher des EZLN, dokumentiert –“ sowie ein weiterer Beitrag der Comisión Sexta des EZLN, in dem sie schildern, wie sie sich organisiert haben, um den Kampf der Migrant*innen in den USA zu unterstützen.

Vier kleine Filme zur Geschichte des Congreso Nacional Indígena (CNI), zu seiner Sprecherin María de Jesús Patricio Martínez, Marichuy –“ und über die beiden »Internationalen Treffen der Frauen, die kämpfen« 2018 und 2019 in Tierra Zapatista –“ geben Euch weitere notwendige Informationen und kleine Eindrücke von zapatistischer Organisierung und die der Pueblos originarios in Mexiko. (...)"

Wir hoffen ebenfalls auf Verbreitung positiver gesellschaftlicher Perspektiven und zeigen die Filme in den kommenden Wochen im Rahmen unserer Reihe von Dokumentationen zum Thema Ⓐnarchismus im Blogkino - wie immer Dienstags ab 20:15.

Was mir heute wichtig erscheint #321

Unerträglich: "Ein Hamburger filmt, wie ein älterer Mann am Hamburger Hauptbahnhof von Sicherheitsmitarbeitern der Deutschen Bahn abgedrängt wird. Breitbeinig und über ihm aufragend zwingen sie ihn, das Gebäude zu verlassen. So etwas will sich eine Gruppe engagierter Hamburger nicht gefallen lassen. Zuletzt am Samstag demonstrierten 200 Personen gegen die Vertreibungspraxis." Beitrag beim Hamburger Strassenmagazin Hinz & Kunzt.

Beziehungskiste: 50 Jahre Elysée-Vertrage und die "Legende von der 'Versöhnung'" im Beitrag "Versöhnung und Kollaboration" bei german-foreigpolicy - Informationen zur deutschen Außenpolitik.

Führungsposition: Deutschland ist Weltmeister. Im Lohndumping. Und im Niedriglohnsektor in Westeuropa führend. Siehe dazu das Netzwerkinfo der Gewerkschaftslinken zu den Tarifrunden 2013 sowie die Infos der Hans-Böckler Stiftung: WSI [Powerpoint-Datei - 2.2 MB] und die WSI [PDF-Datei - 1 MB].

Auftritt: "Die Öffentlichkeit staunte nicht schlecht: Am 21. Dezember 2012 – dem Tag, der von den Mainstreammedien fälschlicherweise als von den Maya prophezeiter »Weltuntergang« seit Monaten kommerziell ausgeschlachtet worden war – besetzten rund 40000 Zapatistas friedlich die Hauptplätze der fünf Städte San Cristóbal, Ocosingo, Altamirano, Las Margaritas und Palenque im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas." Ausführlicher Artikel von Luz Kerkeling bei der jungen Welt.

Zeitfrage: "Nach Ansicht von Eugene Kaspersky ist es nur eine Frage der Zeit, wann ein Staat Opfer einer ernsten Cyber-Attacke wird, die kritische Infrastrukturen zerstört. Auf der DLD-Konferenz in München erzählte Kaspersky von seinem düsteren Zukunftszenario im Gefolge von Stuxnet und Roter Oktober.(...)" weiter bei heise online.

Existenzberechtigung: "Die Genfer Abrüstungskonferenz tagt wieder. Am Montag begann die diesjährige Sitzungsperiode. Die 65 Delegationen im Ratssaal des Palastes der Nationen sehen sich jedoch im Vergleich zu vergangenen Jahren einer neuen Situation gegenüber." Beitrag von Wolfgang Kötter beim Lebenshaus Alb.

Rechtswidrig: Beim LKA Thüringen verschwand auf unerklärliche Weise Toilettenpapier. Die Suche nach dem Dieb mittels versteckter Kamera war illegal und hat nun Folgen.

Jahrestag: Am 27. Januar wird weltweit der Befreiung des faschistischen Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee 1945 gedacht. In diesem Jahr erinnert die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten an ein weiteres Datum: Am 2. Februar 2013 jährt sich zum 70. Mal der welthistorische Sieg der Roten Armee bei Stalingrad. An diesem Tag kapitulierten die deutsche 6. Armee unter Generalfeldmarschall Paulus und ihre Verbündeten vor den Verbänden der 62. und 64. Roten Armee unter General Schukow. Dieser Sieg war ohne Zweifel die militärische Wende im Zweiten Weltkrieg. Die Erklärung im Wortlaut bei der VVN-BdA Esslingen.

Konditionierung: "(...) Rassisten haben mit anderen Gewalttätern gemeinsam, dass sie sich zuerst als Opfer konstruieren bevor sie menschenfeindlich und brutal vorgehen. Das lässt sich in der aktuellen Presselandschaft gerade gut nachvollziehen. Allenorten wird das Recht auf sprachliche Gewalt so aufgeregt verteidigt als seien weiße Deutsche Opfer von Völkermord, Unterdrückung und anhaltender Entmenschlichungstraditionen. (,,,)" Beitrag von Noah Sow zur aktuellen N-Wort Debatte: Stimmen der Vernunft…

Erweiterung: Neben dem traditionellen "Aktionsbündnis gegen die NATO-Sicherheitskonferenz" treten inzwischen auch andere Bündnisse und eigenständige Blöcke in den Vordergrund. "SiKo": Fliehkräfte im Aktionbündnis?

Inszenierung: Am 19. Dezember 2012 schloss sich die Bundespolizei am Frankfurter Flughafen der sogenannten Initiative „Respekt! Kein Platz für Rassismus“ an. Dazu wurde mit viel Tamtam und Medienzirkus am Gebäude der Bundespolizei am Frankfurter Flughafen, einem der bedeutendsten Dreh- und Angelpunkte in der innereuropäischen Abschottungs- und Asylpolitik symbolisch ein Blechschild der fragwürdigen Initiative aufgehängt. Die Bundespolizei schmückt sich seit dem mit dem Label „antirassistisch“. Allerdings waren auch kritische Stimmen zu vernehmen. Beitrag bei IndyMedia.

Erniedrigung: "(...) Unter dem Label „Perspektive 50plus“ starten allerorts Jobcenter zweifelhafte Aktionen, um angeblich älteren Hartz IV Beziehern eine (Re-)Integration auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen. So werden beispielsweise Erwerbslose in Berlin zu speziellen Bauchtanz-Kursen eingeladen, in Brandenburg mit Schrittzählern ausgestattet oder in Nienburg zu sogenannten Rauchentwöhungskursen verdonnert. Nicht selten werden derlei Einladungen auch gleich mit Androhungen von Sanktionen verschickt. (...)" Weiterlesen bei gegen-hartz.de. (via synsikalismus)

Was mir heute wichtig erscheint #319

Lebenszeichen: Während weltweit esoterischem Unfug zum 21.12.2012 nachgehangen wurde, landeten die Zapatistas am ersten Tag im neuen Zyklus der Mayas einen Überaschungscoup "(...) Nach einer ungewöhnlich kalten und regnerischen Nacht näherten sich im Morgengrauen tausende Indigene den Städten Ocosingo, Comitán, Las Margaritas, Altamirano, Palenque und San Cristóbal de Las Casas. Viele von diesen vorwiegend jungen Frauen und Männern waren die ganze Nacht unterwegs. Allein aus La Garrucha, einem der fünf Versammlungsorte der Bewegung, marschierten 6.000 Zapatistas über sechs Stunden nach Ocosingo. Nach Berichten der mexikanischen Presse sollen insgesamt mehr als 20.000 Zapatisten an den Märschen beteiligt sein. Der Großaufmarsch der unbewaffneten aber vermummten Mitglieder der Maya-Ethnie überrascht die mexikanische Öffentlichkeit, da die EZLN durch ihr langes Schweigen aus der Medienlandschaft verschwunden war. (...)" Quelle: amerika21.de, siehe auch die Ergänzungen auf linksunten, Videos und Beiträge bei chiapas.eu sowie das Communique von Subcomandante Marcos.

Igitt: Steinbrück hatte vor ein paar Tagen Hausbesuche angekündigt. Dauni hat sich überlegt, wie das aussehen könnte.

Vervollständigt: Der Verlag Olga Benario und Herbert Baum haben die Werke von Marx und Engels („MEW“) nun digitalisiert als PDF-Dateien vorgelegt. Bei neoprene wird in einem Kommentar darauf hingewiesen, dass für kopierfähige und quellenkorrete Zitate "man immer erst bei Marxist.org oder bei MLWerke.de nachschauen" sollte. (via entdinglichung.)

Shoppingunlust: Regelmäßig erschrecken Meldungen und Bilder von Katastrophen in Bekleidungsfabriken wie kürzlich in der Nähe von Dhaka, um genau so schnell wieder in Vergessenheit zu geraten. Fast 700 Menschen sind in den vergangenen Jahren bei Fabrikbränden allein in Pakistan und Bangladesch ums Leben gekommen. Bei Konsumpf ist ein Beitrag veröffentlicht, der sich damit beschäftigt, warum sich an diesen bekannten Zuständen praktisch nichts ändert. Zu ergänzen ist, dass die Kritik an den Discountern auch immer mit der Kritik an der sozialen Frage verbunden sein muss. Neben der Entfremdung vom Produkt und seiner Herstellung ist es für viele KundInnen auch soziale Not, die zum Kaufen bei Discountern zwingt. Angesagt ist neben dem Aufdecken der Zustände die Solidarisierung mit den Protesten für bessere Arbeitsbedingungen und verschärfte Sicherheitsmaßnahmen in den Herstellerländern.

Rechtfertigung: Die "FAZ" über „Zero Dark Thirty“, Kathryn Bigelows für 4 golden Globes und den Oscar nominierten Film über die Jagd auf Usama Bin Ladin, der mit einer 45 minütigen Folterszene - inclusive Waterboarding - beginnt und mit dessen Ermordung endet. Die Botschaft des CIA Propaganda Streifens: Folter war nötig um Usama Bin Ladin zu finden. Ob das den Filmemachern oder dem Publikum gefällt oder nicht. Der Zweck heiligt eben die Mittel.

Grüngürtel: Zur Demonstration "There is no Alternative. Kapitalismus überwinden", zu dem unter anderem das anarchistische Netzwerk Süd aufgerufen hatte gab es bereits im Vorfeld eine Diskussion, die das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit auf eine Stufe mit der Freiheit einzukaufen stellte. "Das Demonstrationsrecht sei ein hohes Gut, sagt Stadtsprecher Schuhmann. Aber auch das Recht vieler anderer Menschen, am Samstag in der Innenstadt einzukaufen, sei von Bedeutung, genauso wie etwa die öffentliche Sicherheit. Hier müsse die Stadt abwägen." ("Mannheimer Morgen") Was bei der Demo stattfand, schildern verschiedene Berichte. Eingekauft werden durfte, wer demonstrieren wollte konnte das nicht so einfach. Obligatorisch: Ein Bombenfund. "Der Tag begann schon mit einer skurillen Meldung. Ein allein gelassenes Päckchen am Bahnhofsvorplatz. Ein möglicher Bombenfund am Demostartpunkt der “There-is-no-Alternative–-Demo, die für 15 Uhr angesetzt war. Noch war ich ja in Stuttgart und konnte mir überlegen, ob ich nach Mannheim fahre oder ob die Bombe die AnarchistInnen zum umdisponieren zwingen würde." Weiterlesen im Poesiealbum. Siehe auch: "von helis, der polizei und vernetzten menschen"

Relaunch: Die InfoOffensive gegen Stuttgart 21 hat eine neue Webseite zum Rosensteinpark.

Archiviert: Mehr als 200 Archive in der Bundesrepublik archivieren soziale Bewegungsgeschichte. Wir haben einige selbstorganisierte Archive zu ihrer Arbeit befragt. Alle von ihnen verstehen sich als politische Akteur_innen. Der Großteil ihrer Arbeit läuft selbstorganisiert und ohne Bezahlung. Die arranca! über "Unabhängige Archive und Bewegungsgeschichtsschreibung".

Prozesskostenhilfe: "Ein Gesetzesentwurf des FDP-geführten Justizministeriums sieht vor, den Zugang zur Beratungs- und Prozesskostenhilfe für Menschen mit geringem Einkommen einzuschränken. Die von der Bundesregierung überarbeitete Fassung liegt mittlerweile im Bundesrat und im Bundestag vor. (...)" Mehr darüber bei telepolis.

Revision: "Der Prozeß um den Feuertod von Oury Jalloh im Polizeirevier Dessau geht in eine neue Runde. Nach der Staatsanwaltschaft haben zu Wochenbeginn auch Verteidigung und Nebenklage Revision eingelegt. Die Magdeburger Strafkammer hatte den früheren Dienstgruppenleiter Andreas Schubert wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 10800 Euro verurteilt. Schubert habe den Flüchtling zu Unrecht und ohne einen Richter anzurufen eingesperrt, trotz eines Blutalkoholwertes von drei Promille nicht genügend überwacht und den Feueralarm ignoriert. Das Gericht war weiter von der unbewiesenen Theorie ausgegangen, Jalloh habe das Feuer, gefesselt an Händen und Füßen und auf einer feuerfesten Matratze liegend, selbst gezündet. (...)" Mehr im junge Welt Artikel: "Verteidigung sieht Opfer als Täter". Hinweis: Am 7.1.2013, dem 8 Todestag von Oury Jallo, findet in Dessau eine Demonstration statt.

Aufarbeitung: In Empörung über den Umgang der Stuttgarter Justiz mit den Kriegsverbrechen von Sant’ Anna di Stazzema ergriffen "Die AnStifter" und die "Initiative 10. Mai" die Initiative zu einer Fahrt in das italienische Dorf zur Überbringung einer Spende sowie einer Unterschriftenliste, um so die Solidarität mit den Menschen dort zum Ausdruck zu bringen. Im Blog zu dieser Fahrt ist inzischen neben anderem Material der Bericht der Deutsch-Italienischen Historikerkommission, der am 19.12.2012 erschien, verlinkt. Siehe auch: “Brutale Stille". Am 6. Januar 2013 soll es von 15 bis 17:30 Uhr im Bischof-Moser-Haus, Wagnerstrae 45, 70182 Stuttgart ein Nachtreffen geben, bei dem über die Fortführung der Solidaritätskampagne beraten wird.

Freilassung: Die politische Aktivistin Aurore Martin aus dem Nordbaskenland wurde gegen Zahlung einer Kaution aus dem Madrider Gefängnis Soto del Real entlassen. Die Batasuna Politikerin wird wegen ihrer legalen politischen Arbeit im französischen Teil des Baskenlands von Spanien als Terroristin verfolgt und wurde per internationalem Haftbefehl gesucht. Mehr bei den Freunden des Baskenlandes.

Jahresrückblick: Radikale Straßenparolen und braune Ideologie zwischen Buchdeckeln: 2012 in Baden-Württemberg

kritisch-lesen.de Nr. 13 - Feministische Praxen

Foto: © Jörg Möller
Für kritisch-lesen.de beginnt das neue Jahr mit Redaktionszuwachs: Sebastian Kalicha und Ulrich Peters haben bereits in der Vergangenheit als Mitglieder des Autorinnen- und Sympathisantinnen-Kreises (ASK) die Redaktion punktuell als Rezensenten und in der Konzeption von Ausgaben bereichert, nun verstärken sie als feste Redaktionsmitglieder das Kollektiv.

Nach der Femme-Ausgabe vom Juni und der Ausgabe zu Entwicklungen feministischer Politiken vom Juli, verfolgt die erste Ausgabe des neuen Jahres zum dritten Mal eine explizit feministische Fragestellung. Dabei stehen feministische Strategien und Praxen in Feldern wie Sprache, Musik/Popkultur oder Frauengeschichtsschreibung im Vordergrund ebenso wie die Frage danach, wie feministische Theorie verschiedene Praxisfelder besser einbeziehen kann.

Ganz klar für eine weitergehende Beschäftigung mit Feminismus spricht sich Andrea Strübe in ihrer Rezension zu dem vom Herausgeberinnenkollektiv Affront veröffentlichten Buch Darum Feminismus! aus. Darin macht sie nicht nur die Notwendigkeit einer Kritik deutlich, die die gesellschaftlichen Verhältnisse adressiert, sondern auch einer, welche die eigene Verstricktheit in ebendiese Verhältnisse reflektiert. Als eine wichtige feministische Strategie kann die bewusste Verwendung von Sprache verstanden werden, insofern auch der Sprech- ein Handlungsakt ist, der diskriminierendes Denken (re)produziert. Dies analysiert der vom AK Feministische Sprachpraxis herausgegebene Band Feminismus schreiben lernen, den Peps Perdu genauer unter die Lupe genommen hat. In seiner Lektüre des 1984 erschienen Werkes Die Mystifikation des Sexuellen, in der Volkmar Sigusch die Verwobenheit von Geschlecht und Sexualität mit der kapitalistischen Produktionsweise analysiert, sieht Heinz-Jürgen Voß Anschlussmöglichkeiten für aktuelle (queer)feministische Praxen und Debatten. Martin Brandt unterstreicht anschließend in der Rezension Vom Erbe der Frauenbewegung die Schwierigkeit, auf die die Autorinnen Anne Lenz und Laura Paetau in ihrer Studie “Feminismen und ,Neue Politische Generation‘” stoßen – nämlich die aktuelle Feminist_in kohärent zu beschreiben. Sebastian Friedrich freut sich in seiner Rezension Sichtbar revolutionär nicht nur über neue Wandmotive, die der Band „Revolutionäre Frauen. Biografien und Stencils“ des Queen of the Neighbourhood Collective neben den entsprechenden Kurzbiografien gleich mitliefert. „Revolution Girl Style Now!” lautete hingegen eine der Parolen der feministischen Riot Grrrl Bewegung, die in dem Buch Riot Grrrl Revisited dokumentiert ist. Rezensent Ulrich Peters empfiehlt die Lektüre zur Vergegenwärtigung von Einfluss und Vermächtnis von Riot Grrrl.

Drei weitere Besprechungen widmen sich aktuellen Erscheinungen aus verschiedenen Themenbereichen. Mit Zapatismus in der Sprechblase beschäftigt sich die Besprechung von Kleine Geschichte des Zapatismus von Sebastian Kalicha, der dem Comic eine vielfältige und weitreichende Auseinandersetzung mit der Bewegung bescheinigt. Der in der deutschsprachigen Literatur eher unterbelichteten Rolle Frankreichs in postkolonialen afrikanischen Staaten geht die Publikation „Frankreich in Afrika“ nach. Stärken und Schwächen des Buches beleuchtet Ismail Küpeli in seiner Besprechung Das postkoloniale Afrika im Netz der Abhängigkeiten. Obgleich Sebastian Kalicha es in seiner Rezension zum Anti-Sarrazin von Sascha Stanicic begrüßt, dass eine weitere Kritik an der „Sarrazindebatte“ auf den Markt gekommen ist, erkennt er darin eher ein trotzkistisches Positionspaper denn eine sachlich-kritische Analyse der Thematik.

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