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»KZ-Außenlager, Zwangsarbeit und Widerstand im Hamburger Hafen« - Eine alternative Hafenrundfahrt in Hamburg

Durch einen Zeitungsartikel sind wir auf die alternative Hafenrundfahrt zum Thema »KZ-Außenlager, Zwangsarbeit und Widerstand im Hamburger Hafen« aufmerksam geworden. An einem der wenigen schönen Augusttage in diesem Jahr haben wir uns auf den Weg gemacht, um mit ungefähr 20 weiteren Interessierten diese 2 stündige Tour mitzumachen. Angesichts der Menschenmassen, die sich tagtäglich am Hafen entlangbewegen und hunderter weiterer Rundfahrten, die täglich stattfinden, wäre dieser wichtigen Veranstaltung doch mehr Zulauf zu wünschen, zumal sie sowohl preislich wie auch von der Dauer her ebenfalls interessant ist. Leider findet diese Fahrt auf der Elbe zu den ehemaligen Konzentrationslagern und Stätten des antifaschistischen Kampfes der Hafenarbeiter im Hamburger Hafen und zur ehemals geplanten "Führerstadt" entlang der Hafenkante nicht oft statt.


Bilderserie: »KZ-Außenlager, Zwangsarbeit und Widerstand im Hamburger Hafen«

Lagerhaus "G" - als Frauenkonzentrationslager eine Außenstelle von Neuengamme

Wir hatten diese Tour in Verbindung mit dem Besuch in der KZ Gedenkstätte Neuengamme geplant. Die Zusammenhang zwischen Neuengamme und der Hafenrundfahrt besteht auch darin, daß für die Monumentalarchitektur der "Führerstadt" am Elbufer die Häftlinge im KZ Neuengamme die Ziegel brennen mussten.

Wie auch der Besuch in Neuengamme ist diese Tour eine sehr empfehlenswerte Möglichkeit, hinter die Kullissen zu schauen und sich lebendig mit der Geschichte zu befassen. Was Interessierte erwartet, schildert der folgende Artikelauszug, illustriert mit Bildern der Fotoserie“Hafenrundfahrt im Hamburger Hafen auf den Spuren des antifaschistischen Widerstandes gegen den Hitlerfaschismus”:

Sonntagmorgen in Hamburg. Der Bus findet mit Mühe einen Platz. Fischmarkt ist, und die Touristen sind in Kolonnen angereist. Das Wetter ist schön, und entsprechend groß ist das Gewühle. Ausrufer preisen ihre prächtigen Schiffe zur großen Hafenrundfahrt an. Unser Ziel ist eine etwa abseits liegende, auf den ersten Blick nicht allzuviel Vertrauen einflößende Barkasse. Der Kapitän macht zur Begrüßung die obligatorischen Späße: »Ich muß Sie ordnungsgemäß belehren. Das hier ist der Rettungsring. Da lassen Sie mal die Finger von. Das ist meiner. Von wegen – der Kapitän geht als letzter von Bord...«.


Bilderserie: »KZ-Außenlager, Zwangsarbeit und Widerstand im Hamburger Hafen«

Mit Booten wie diesem wird die Rundfahrt durchgeführt

Dann ist Schluß mit lustig. Michael Grill übernimmt das Mikrofon. Er ist Mitglied eines Netzwerkes von Hamburger Historikern, Pädagogen, Autoren und Touristikern namens »Spurensuchen Geschichte – Kultur – Kommunikation«. Deren alternative Hafenrundfahrt zum Thema »KZ-Außenlager, Zwangsarbeit und Widerstand im Hamburger Hafen« ist ein Projekt, an dem auch der Landesjugendring beteiligt ist. Es hat einen festen Platz im umfangreichen Programm der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.


Bilderserie: »KZ-Außenlager, Zwangsarbeit und Widerstand im Hamburger Hafen«


Eben so sehr, wie sich die Barkasse von den Schiffen der kommerziellen Hafenrundfahrten unterscheidet, verläuft auch deren Route abseits des Touristenrummels. Sie führt vorbei an stillgelegten Docks und Speichergebäuden.


Bilderserie: »KZ-Außenlager, Zwangsarbeit und Widerstand im Hamburger Hafen«: Das "Francoufer"

Michael Grill erzählt vom »Francoufer«. Von hier aus legten die Schiffe ab, die aus dem faschistischen Deutschland Soldaten und Rüstungsgüter für die Franco-Putschisten nach Spanien brachten. Hamburger Hafenarbeiter machten viele Waffen unbrauchbar und verzögerten Transporte. Vorbei geht es am Speicher G am Dessauer Ufer, wo sich ein Frauenaußenlager des KZ Neuengamme befand. Ein Wandbild erinnert an die Leiden der 1 500 Frauen, Jüdinnen, die in Auschwitz für den Arbeitseinsatz an der Elbe selektiert wurden. Von Juli bis September 1944 litten sie hier. Ihnen folgten 2 000 Männer. Insgesamt waren über 500 000 Zwangsarbeiter zwischen 1940 und 1945 in Hamburg eingesetzt.


Bilderserie: »KZ-Außenlager, Zwangsarbeit und Widerstand im Hamburger Hafen«

In Höhe der Ellerholzschleuse hatte die Gestapo ein »Arbeitserziehungslager« eingerichtet, in dem 1 500 »auffällig« gewordene Häftlinge »sonderbehandelt« wurden.

Unser Begleiter erzählt von der Rüschhalbinsel in Finkenwerder. Das dortige Außenlager mit 600 Häftlingen sei speziell für die Deutsche Werft eingerichtet worden.


Bilderserie: »KZ-Außenlager, Zwangsarbeit und Widerstand im Hamburger Hafen«

»Blohm und Voss« Dock 11

Auch »Blohm und Voss« unterhielt für seine U-Boot-Produktion ein eigenes KZ mit 500 Häftlingen. Eine Tafel, die daran erinnerte, ist vor vier Jahren verschwunden und wurde nicht wieder ersetzt. Berüchtigt als »Knochenmühle« war die Vulkan Werft. Hier, weiß Michael Grill, war die mit 300 Mitglieder größte Hamburger Widerstandsgruppe »Bästlein-Jacob-Abshagen« besonders aktiv bei der Sabotage der Produktion und der solidarischen Hilfe für die KZ-Häftlinge.



"Junge Welt", 12.11.2005 (Onlineabo): "Braune Schatten.
Vergangenheitsbewältigung nach BRD-Art. Notizen von einer Hafenrundfahrt, dem Besuch an Hamburgs »furchtbarstem Ort« und einer Schule, die zur Mordstätte wurde" von Hans Daniel

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Kommentare

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michael am :

sich lebendig mit der geschichte zu befassen ist, wie ich finde, eine sehr wichtige sache. leider schaut es in österreich (wo ich herkomme) damit noch viel schlechter aus...

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