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Club Voltaire Frankfurt: Anmerkungen zu einer offensichtlichen Verirrung

Thomas Trueten hat hier seine Auffassung von den Wallungen dargelegt, die in und um den Club Voltaire in Frankfurt entstanden sind anlässlich eines geplanten Auftritts von "Arbeiterphotographie" und anderen.

Dass ich bei Trueten und seinem Blog "www.trueten.de" nie die einschlägigen Verfehlungen und Verirrungen vorgefunden habe, die ihm die Kritiker vorwerfen, muss ich nicht eigens betonen: Wir hätten sonst nie die Idee gehabt, mit ihm zusammenzuarbeiten.

Außerdem genießt Trueten und sein Blog den besten Ruf in traditionell antifaschistischen Kreisen, so zum Beispiel bei VVN/BdA. Ich erinnere mich, mit Leuten aus der Führung von ARBEITERPHOTOGRAPHIE in Berlin im Januar 2006 auf Einladung der VVN an einer Kulturdiskussion teilgenommen zu haben.

Ich habe die Hälfte aller Argumente gegen die geplante Veranstaltung nicht verstanden. Sie scheinen alle nach dem Schema zu verlaufen: A hat B rezensiert, B hat Anschauungen über den Hochhaussturz in NY - hierbei hat er C s Erklärungsversuche gebilligt. Dieser C hat einmal in Verlag D veröffentlicht usw. Es ist klar, dass sich darüber eine ganze Berührungsverbots- und Kontakt-Schuld-Kriminalistik ergibt. Ohne jede Bedeutung für die ursprünglich zur Diskussion stehende Sache.

Inbesondere die Diskussion über den Begriff "Verschwörung" führt notwendig in die Irre. Es ist beim Vorhandensein riesiger Konzerne staatlicher und nichtstaatlicher Art offenbar unsinnig, Verabredungen zu leugnen. Ohne Verabredung keine Zusammenarbeit. Wer will, kann solche Verabredungen auch "Verschwörung" nennen, in dem Augenblick, wo sie handlungsführend sind.

Solche Verabredungen als an sich unmöglich hinzustellen, könnte auch einem Antideutschen mit Restvernunft nicht einfallen. Es wird den selben Personen nicht gefallen, wenn sie mit der Nase darauf gestoßen werden, dass gerade das erzbürgerliche Organ SPIEGEL genau wie sie den Ausdruck "Verschwörungstheorie" als Unwahrheitsbeweis ohne weitere Kausalitätsvermutungen verwendet.

Die Kritiker von ARBEITERPHOTOGRAPHIE gehen noch weiter und schließen unerbittlich: Goebbels unterstellte den Juden Verfügungsgewalt über die ganze Welt - per Verschwörung. Wer also heute noch von Verschwörung spricht, gibt Goebbels tendenziell recht. Er darf nicht reden.

Das Absurde der ganzen Denkweise zeigt sich vor allem in der Heranziehung von Voltaire als Schutzpatron. Zugegebenermaßen musste Voltaire die längste Zeit seines Lebens mit Leuten reden, die partout nicht seiner Meinung waren. Von daher seine Forderung, mit allen zu reden. Aus der Defensive heraus. Wenn ich mich nicht völlig täusche, geschah die Gründung des Club Voltaire genau aus dem Bewußtsein heraus, wie einst Voltaire aus der Defensive agieren zu müssen. Das Grundprinzip wie damals: Man muss mit jedem reden können. (Mit jeder natürlich auch)

Dann musste sich aus der historischen Herleitung ergeben: Ich bin dann bereit, mit jedem zu reden, wenn ich sicher sein kann, in ein Diskussionsforum einzutreten, in dem jeder ausreden kann. In dem gesichert ist, dass die Gegenrede gehört wird. In dem ich nicht von Brüllchören am Reden gehindert werde.

Im letzten Fall ist klar: Mit denen reden ist überflüssig, nervenschädigend und auch zu verhindern.

In keinem Fall ist nach dieser altertümlichen Denkweise das Verbot einer Veranstaltung zu billigen, bevor man überhaupt die angekündigten Aussagen gehört hat.

Soweit ich die Gegenreden gegen die Veranstaltung lesen konnte, gehen diese genau umgekehrt vor.

Sie wissen im Voraus: Verschwörungstheorien sind potentiell faschistisch. Als solche deshalb aus dem Bereich der hörenswerten Veranstaltungen zu streichen.

Eine solche Denkweise stellt diejenige Voltaires auf den Kopf. Voltaire stand wesentlich Diskutanten gegenüber, die mit Leibniz etwa die vorzügliche Verfassung der geschaffenen Welt als Voraussetzung dafür auffasste, dass einer mitdiskutieren dürfe. Postum haben deshalb die Kritiker der Veranstaltung der "ARBEITERPHOTOGRAPHIE" und ihrer Ausstellung den Namenspatron des Vereins zum Schweigen verurteilt.

PS: Vielleicht böte eine Umtaufe eine Lösung des Problems. Wäre es weniger anstößig, wenn nach dem Satz: "Du bist Volk. Ich bin Volker" der Verein "Club Volker" genannt würde?

Nachtrag:

Bei allen vorgebrachten und berechtigten Einwänden gegen die Argumentation gerade Waibels, aber auch der anderen Veranstaltungsfeinde, stimmt es traurig und ratlos, dass nach so langen Jahren jetzt anhand von Meinungsverschiedenheiten plötzlich ein Redeverbot entwickelt werden soll.

Es hat in den langen Jahren der Existenz des "CLUB" doch weißgott wieviel Streitigkeiten gegeben, ohne dass zugleich oder nachher gefordert worden wäre, der oder die anstößige Rednerin hätte nie eingeladen werden dürfen und ab jetzt Hausverbot. Ich erinnere mich an eine überfüllte Veranstaltung -wohl während des Libanonkriegs- in welcher zu einem Boykott israelischer Waren aufgefordert wurde. Erbitterte Diskussionen bis auf die Straße hinaus - aber nirgends ein Ruf nach Hausverbot.

Woher ist nun auf einmal die Lust am Unerbittlichen gekommen? An der Messerschärfe?

Ich jedenfalls kann den Unterschied zwischen den Meinungsverschiedenheiten von damals und heute nicht erkennen.

Quelle: Stellungnahme Trueten und verschiedene Gegenpositionen in indymedia und anderswo

Fritz Güde, StattWeb

Siehe die bisherigen Beiträge zum Thema:

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Kommentare

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Daniel Weigelt am :

Also "Volker" geht ja schonmal gar nicht, denn das enthält das böse Wort "Volk", was einen faschistisch-völkischen Bezug enthält und damit per se antisemitisch ist. Außer wenn es um das israelische Volk geht, die ja genauso wenig Volk wie Staat sind sondern sich nur als solches tarnen müssen um in der antisemitischen Welt der Völker und Staaten überleben zu können.

Wer Spuren von Ironie oder Wahnsinn in dieser Aussage findet, hat diese zu Recht gefunden. ;)

Es ist schon unglaublich, welchen Ehrgeiz manche Menschen an den Tag legen, um anderen Menschen Antisemitismus unterstellen zu können. Die Beschreibung von "Berührungsverbots- und Kontakt-Schuld-Kriminalistik" trifft es sehr gut. Rätselhaft wird wohl bleiben, was in den Köpfen dieser Menschen vorgeht.

Ich wünsche Euch viel Erfolg bei der Veranstaltung. Gebt den antideutschen Faschisten keinen Fußbreit nach!

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