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Wer zu spät kommt...

... den straft bekanntlich das Leben. Die heutige Onlineausgabe der taz arbeitet einige ökonomische Gründe für die "hektischen Aktivitäten der Koalitionäre" im Vorfeld des EU Lateinamerika Gipfels heraus:

Längst muss etwa der Mercosur, der südamerikanische Binnenmarkt, nicht mehr abwarten, ob nach Jahren des Hinhaltens doch noch ein Abkommen mit der EU zustande kommt. Inzwischen hat China die einst der EU zugedachte Rolle einer Alternative zu den USA übernommen und übererfüllt. Ansätze wie der der Kanzlerin, wie zu Zeiten des Kalten Krieges die Beziehungen nach politischer Sympathie zu formen, dürften den Einfluss Deutschlands in Lateinamerika weiter schwinden lassen.

Da verwundert der entrüstete Ton anläßlich der Kritik von Venezuelas Präsident Chávez an Bundeskanzlerin Merkel, diese "entstamme der gleichen Rechten, die auch Adolf Hitler und den Faschismus hervorgebracht habe" nicht, denn:
So schrill der Ton, so berechtigt ist Chávez Vorwurf, die Kanzlerin versuche, die lateinamerikanischen Staaten auseinanderzudividieren und Venezuela an den Pranger zu stellen. So hat Merkel am Wochenende gegenüber der dpa gesagt, Chávez spreche nicht für Lateinamerika, im Übrigen sei der "linke Populismus" nicht zukunftsweisend: "Ich glaube nach unseren Erfahrungen nicht daran, dass Staatswirtschaften auf die drängenden Probleme bessere und nachhaltige Antworten geben."

Welche Erfahrungen?

Update:
• Redglobe: Chávez verbittet sich Einmischung von Kanzlerin Merkel
• StattWeb: Was hat Chavez wirklich gesagt- und was davon passiert die deutschen Medien-Filter?

كسكسي!

Wie gestern angekündigt, habe ich heute كسكسي gekocht. كسكسي ist ja eigentlich eine "Sättigungsbeilage", wie bei uns Nudeln oder Kartoffeln usw. Daher sind natürlich die Variationen und Geschmäcker unendlich, man kann beinahe jedes Gemüse mit und ohne Fleisch usw. verwenden. Verzichten sollte man auf keinen Fall auf 2 entscheidende Dinge:

• Viel erstklassiges Olivenöl.
Schärfe. Und zwar richtige.

Wer das nicht ab kann, sollte es bleiben lassen. Hier gibt es leider nur schwarz oder weiß.

Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, und zwar die süßen Varianten mit Beilagen wie Rosinen und Mandeln und mehr. Derlei Experimenten wenden wir uns später mal zu. Ich habe heute mal mein Gemüsefach geplündert und dabei kam was für 4 Personen heraus:

كسكسي für 4 Personen (1 Tasse pP.)
3 ordentliche Karotten
2 - 3 Paprika
3 Tomaten
2 mittlere Zuchinni
Kichererbsen (habe ich vergessen, einzuweichen, geht auch ohne Ketzerei)
2 - 3 Zwiebeln
4-5 Zehen Knoblauch
1 Tasse Olivenöl
2 Esslöffel spanischen Pfeffer
Für die Fleischfresser:
2 Hühnerbrüste
Vegan: Seitan Medaillons, oder grobe Sojaschnitzel. (Letztere vor der Verarbeitung in Gemüsebrühe einweichen)
Salz

Dazu: Mehrere Flaschen Rotwein, ich empfehle einen tunesischen Cabernet.

Vorbereitung:
Fleisch säubern, in Streifen schneiden, salzen, mit 1 Esslöffel spanischem Pfeffer einreiben, anschließend mit einem ordentlichem Schluck Olivenöl vermengen und ab in den Kühlschrank. (Vegan: Ebenso mit Seitan / Soja)



Jetzt das ganze Gemüse vorbereiten, odentlich putzen: Karotten schälen, Reste an die Haustiere oder eine Gemüsebrühe daraus kochen, mit der später beispielsweise die Soße aufgegossen werden kann.



Paprika putzen, Kerngehäuse entfernen.



Ebenso bei den Tomaten den Stielansatz entfernen ...



... und bei den Zuchinni Spitze und Strunk abschneiden.

Zwiebeln schälen und achteln.



Knoblauchzehen mit der Handfläche auf der Tischplatte leicht zusammendrücken, am Ansatz die Schale abschneiden und dann abziehen. In papierdünne Scheiben schneiden und salzen.



So, nun bauen wir mal die Soße zusammen:

Einen großen Topf nehmen, den Boden mit ordentlich Olivenöl bedecken und erhitzen. (Öl ist ein entscheidender Geschmacksträger!) Die negativen Eigenschaften kann man anschließend oder im Vorfeld mit mehreren Schnäpsen beseitigen.



Beherzt das Fleisch (Seitan o.ä.) in das siedende Öl geben und anbraten.



Nach und nach das Gemüse entsprechend der Garzeiten dazugeben. In meinem Fall habe ich erst die geachtelten Zwiebeln in den Topf gegeben, anschließend die Karotten und den Paprika. Umrühren, Deckel schließen.

So nach ungefähr 5 Minuten, die nur ein Mal zum Umrühren genutzt wurden (Eventuell auch einen Schnaps, wegen dem Öl) das restliche Gemüse, Zuchinni, Tomaten in den Topf geben. Jetzt auch den Knoblauch dazugeben (damit die lieben KollegInnen morgen auch was davon haben).



Den 2. (für Scharfesser gerne auch mehr) Esslöffel spanischen Pfeffer und etwas Salz (ca. 1 Teelöffel) dazugeben. Umrühren. (Vorsichtig und immer so, daß kein Gemüse zerdrückt wird!) Mit heißem Wasser bzw. Brühe aufgießen. (4 Personen ca. 1 Liter)

Nun den Deckel drauf und weitere 10 Minuten ordentlich köcheln lassen.



In der Zeit Teller warmstellen, einen Schnaps trinken und nun nach Anleitung um das كسكسي kümmern.

Ich bin da eher faul und undogmatisch und verwende Instant كسكسي. Der Vorteil ist die schnelle und unkoplizierte Zubereitung, so braucht man beispielsweise keine Dämpfeinsätze, braucht sich keine Gedanken um die Portionen für weitere Gäste, die vom Duft der Soße aus Nah und fern angezogen werden und sich dazugesellen wollen machen.



Pro Person 1 Tasse Wasser erhitzen, kochend vom Herd nehmen, salzen, ein Schuß Olivenöl dazugeben, كسكسي einstreuen, mit dem Schneebesen umrühren, Deckel drauf.

In den 5 Minuten, bis das كسكسي fertig ist kann man die Soße abschmecken, den Tisch decken, und die zuvor warmgestellten Teller aus dem Ofen holen.

Es gibt Leute, die كسكسي gerne traditionell essen. Dazu wird mit dem كسكسي auf einer großen angewärmten Platte ein Kranz gemacht und innen die Soße hineingegeben. Jeder MitesserIn bedient sich da dann nach Appetit.

Ich hasse Traditionen. Aber ein bisschen Stil muss sein: Wenn der كسكسي fertig ist (zuvor ein wenig Butter (Vegan: Nix) dazugeben, mit einer Gabel auflockern) nehme ich ein den Portitionen entsprechendes Schälchen und stürze dies auf den Teller der MitesserInnen.



Wenn sie dann entgeistert gucken trinke ich einen Schnaps kann sich doch jeder selbst an der Soße bedienen.



Inspiriert für diese und andere von mir gekochten كسكسي Varianten, die auch für größere Gelage geeignet sind, wurde ich durch einen leider vergriffenen Klassiker der Kollektivküche, Peter Fischer's bei Wagenbach erschienenes: "Schlaraffenland - nimms in die Hand! Kochbuch für Gesellschaften, Kooperativen, Wohngemeinschaften, Kollektive und andere Menschhaufen sowie isolierte Fresser" (19. bis 27. tausend von 1975)

Venezuela: Gewerkschaftsbewegung am Scheideweg?

Der 1. Mai war der bisherige Höhepunkt: Eine Million Arbeiter demonstrierten mit dem revolutionären Gewerkschaftsverband UNT. Leider war das der 1. Mai 2005.
Nachdem der UNT-Kongress 2006 sich nicht einmal auf ein Wahlverfahren einigen konnte kann man heute faktisch sagen, die UNT auf nationaler Basis ist inexistent, der Verband besteht aus regionalen Zusammenschlüssen. Vor einem Hintergrund, der von folgenden Tatsachen geprägt ist: Der gewerkschaftliche Organisationsgrad beträgt 20% - derjenigen, die formell beschäftigt sind, was knapp die Hälfte aller arbeitenden Menschen in Venezuela sind (mit anderen Worten beträgt der Organisationgrad etwa 10%); im Zuge der politischen Entwicklung - und ganz offensichtlich mit einer neuen Welle nach der Verstaatlichung von SIDOR (wo die Gewerkschaft ja ausnahmsweise auch die von zahllosen Subunternehmen Beschäftigten organisierte) - haben sich in einer enormen Reihe von Betrieben mehr oder weniger spontan gewerkschaftliche AktivistInnenkreise gebildet, deren Aktivität durch die neue Gesetzgebung geschützt ist; und die UNT in einem ziemlich fruchtlosen Strömungskampf befangen, kann auf diese Entwicklung kaum antworten, was andere Kräfte zu nutzen suchen.
Höchste Zeit im ganz engen Sinne des Wortes, die UNT qua Reform wiederzubeleben meinen Kiraz Janicke und Federico Fuentes in dem am 29. April 2008 bei Venezuelaanalysis publizierten Beitrag "Venezuela's Labor Movement at the Crossroads"

Via LabourNet
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