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Anne Will: Frikadellenschänderin im letzten Augenblick vor Kündigung bewahrt

Der erste Satz Anne Wills: Minuten vor Beginn der Sendung wurde die Sekretärin, die sich an einer Gastfrikadelle vergangen hatte, vor der Kündigungsanlage gerettet. Keusch ließ der Arbeitgeber melden, er habe sich juristisch nicht ausreichend orientiert. In Wirklichkeit ist in all diesen Fällen die gegenwärtige Rechtslage eindeutig: Wer klaut, und wäre es nur ein Pfennig, hat nicht einfach geklaut, sondern "das Vertrauensverhältnis verletzt zwischen sich und dem Arbeitgeber"- und das ist unsühnbar und auf jeden Fall mit sofortiger Kündigung zu bestrafen -auch ohne vorherige Abmahnung.

Däubler-Gmelin erklärte den Sachverhalt richtig. Zugleich monierte sie, dass das Prinzip der Verhältnismäßigkeit nicht gewahrt worden sei. Daneben einige mehr hausfrauliche Vermutungen: Ging es in der Firma so kärglich zu, dass pro Gast nur eine einzige Frikadelle vorgesehen war. (Erst durch plötzlich festgestellten Mangel soll die betreffende Sekretärin erwischt worden sein). Andere Quellen suggerierten, der Chef der gereifteren bulettenfrohen Sekretärin hätte einfach eine Jüngere gewollt, und die vorhandene ohne großes Aufsehen und große Kosten abzuservieren gewünscht.

Ein Vertreter der Firma, die die bekannte Emmely wegen der zwei geklauten Coupons gekündigt hatte, bezog genau die andere Position: das Gesetz hätte ihm keine Wahl gelassen. Ihn geradezu geknechtet, sofort das Fallbeil heruntersausen zu lassen. Was man eben so sagt, wenn man von Will verhört wird, der Tag lang und man endlich wieder zu seinesgleichen zurück möchte.

Was leider niemand sagte: Es liegt hier ein unverzeihlicher Fehler der Gesetzgebung vor. Die Mehrheit des Bundestags hätte seit Jahren in das Gesetz den Begriff der Verhältnismäßigkeit aus dem Strafrecht einfügen können. Hat es aber nicht getan. Weder in der Diskussion noch sonstwo wurde klar, dass es sich bei all den Prozessen um Kündigung wegen Bagatellfällen nicht um strafrechtliche, sondern um arbeitsrechtliche Verfahren handelt. Im Strafrecht ist der Begriff des Mundraubs allbekannt. Ins Arbeitsrecht hatten schon in den Zeiten der Nazirechtsprechung sich Kategorien eingeschlichen, wie "Bestriebsgemeinschaft", früher "Gefolgschaftstreue", die alle auf die angeblich personale Beziehung zwischen Herr und Knecht/ Magd den größten Wert legten.

Nichts wäre dringlicher, als in einer der ersten Sitzungswochen einen Antrag zu stellen, Begriffe wie "Geringfügigkeit" und "Bagatellfall" auch ins Arbeitsrecht einzuführen. Nebst begrifflicher Reinigung des ganzen Arbeitsrechts. Was soll die personale Bindung eines Manns, der aus dem Abfall ein altes Fahrrad fischt, an einen Konzernchef, der vom Vorhandensein dieses Manns in der Regel keine Ahnung hat?

Zuerst erschienen bei StattWeb

Stuttgart: Mumia Abu-Jamal ist Thema der öffentlichen Mitgliederversammlung der VVN/BdA

Der linke schwarze Journalist Mumia Abu-Jamal und ehemalige Aktivist der "Black Panther Party" sitzt fast sein halbes Leben in den USA im Gefängnis, davon über 26 Jahre in der Todeszelle.
Am kommenden Montag, den 12.10., lädt die VVN/BdA Stuttgart zu ihrer öffentlichen Mitgliederversammlung ein (auch Nichtmitglieder sind herzlich eingeladen).

Schwerpunkt der Versammlung ist ein Bericht über die aktuelle Entwicklung im Verfahren gegen Mumia Abu-JamaL. Der Referent Paul Bauer, Bundessprecher der VVN/BdA, wird auch über den aktuellen Stand der Solidaritätsbewegung für Mumia berichten. Mumia Abu-Jamal ist Ehrenmitglied der VVN/BdA.

Mo. 12.10. 20.00 Uhr Altes Feuerwehrhaus, 1. Stock


Mumia Abu-Jamal wurde am 24. April 1954 unter dem Namen Wesley Cook in Philadelphia geboren. Er wuchs in den „Projects“, städtischen Wohnbausiedlungen für Schwarze, Arme und sozial Benachteiligte auf und wurde bereits früh mit dem Rassismus der US-amerikanischen Gesellschaft konfrontiert. Anfang 1969 gehörte er zu den Mitgründern der Black Panther Party in Philadelphia. Nach seiner Schul- und Collegezeit arbeitete Mumia Abu-Jamal bis zu seiner Verhaftung und Mordanklage im Dezember 1981 als progressiver Radiojournalist und berichtete über Themen wie Wohnungsnot, Polizeibrutalität und den fortgesetzten Krieg der Stadt Philadelphia gegen die radikalökologische Organisation MOVE.

Er ist seit Mai 1983 in den Todestrakten des Bundesstaates Pennsylvania inhaftiert und kämpft bis heute für die Aufhebung seines Urteils, einen neuen Prozess und seine Freilassung. Er hat seine journalistische Tätigkeit auch im Gefängnis fortgesetzt und ist Verfasser mehrerer Bücher und vieler Hunderter Kolumnen zu historischen und aktuellen Fragen. Er ist verheiratet mit Wadiya Jamal und hat zwei Söhne, eine Tochter und mehrere Enkel.

Sofortige Freiheit für Mumia Abu-Jamal!

Weitere Informationen:
  • Wikipedia Eintrag
  • Mumia.de eine umfassende deutschsprachige Solidaritätsseite
  • Freedom Now! ist das Online-Bulletins des internationalen Verteidigungskomitees, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Eintreten für die Abschaffung der Todesstrafe in einen erweiterten Zusammenhang zu stellen.
  • Die Mumia Abu-Jamal HörbuchGruppe bietet neben aktuellen Rundbriefen zahlreiche weitere Informationen.

Wir empfehlen für Interessierte das Buch von Michael Schiffmann: "Wettlauf gegen den Tod"

Stuttgart: "Zur Theorie und Praxis der Todesstrafe in den USA - Gerechtigkeit oder Ideologie der Auslöschung?"

Um den Internationalen Tag gegen die Todesstrafe wird es auf der Abendveranstaltung am 10. Oktober 2009 um 20.00 Uhr gehen: Prof. Dr. Rick Halperin, angereist aus Dallas, Texas, wird einen Vortrag halten zum Thema "Zur Theorie und Praxis der Todesstrafe in den USA –“ Gerechtigkeit oder Ideologie der Auslöschung?". Ort der Veranstaltung ist das Haus der Diakonie, Büchsenstraße 34/36, 70174 Stuttgart, (S- und U-Bahn Haltestelle S-Stadtmitte).

Wenn Prof. Dr. Halperin nicht gerade eine Geschichtsvorlesung an der Southern Methodist University in Dallas hält, kämpft er unermüdlich gegen die Todesstrafe. Er zählt zu den bekanntesten Gegnern der Todesstrafe in den USA und riskierte für sein Engagement oftmals Karriere und eigene Sicherheit. Seit 30 Jahren ist er Mitglied von Amnesty International und war viele Jahre im Vorstand deren US-Sektion.

Seit der Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 in den meisten Bundesstaaten der USA setzt sich Rick Halperin für die Umkehr dieses Beschlusses ein. Er war Direktor und Gründer der TCADP (Texas Coalition to Abolish the Death Penalty) und hat noch weitere Organisationen gegen die Todesstrafe mitbegründet. In seinem Vortrag wird er auch über seine persönlichen Erfahrungen erzählen: von seinem Kontakt zu Todeszelleninsassen und selbst beigewohnten Hinrichtungen.

Den Vortrag dolmetschen wird Sumit Batthacharya, Sprecher der Amnesty International Ländergruppe USA. Beide werden nach dem Vortrag ebenfalls für Fragen und Diskussion zur Vorfügung stehen.

Mehr Informationen: www.amnesty-stuttgart.de

42. Todestag Che Guevaras

Heute bekam der Oberbefehlshaber der CIA den Friedensnobelpreis zugesprochen. Am selben Tag, vor 42 Jahren, um 13:10 Uhr, wurde der Revolutionär Ernesto Rafael Guevara de la Serna, genannt Che Guevara im Auftrag der CIA ermordet. Er verkörperte wie kaum ein anderer den Internationalisten und Revolutionär. „Der neue Mensch wird sich von seiner Vergangenheit befreien“.
Dieser neue Mensch war für ihn Ausgangspunkt und Ziel der Revolution. An der Seite von Fidel Castro Ruz siegte er in Kuba gegen das Batista-Regime, kämpfte in Afrika und Lateinamerika für die Befreiung der Unterdrückten. 40 Jahre nach seiner Ermordung gehören sein lebendiges Beispiel und seine Motive nicht der Vergangenheit an sondern einer optimistischen Zukunft, für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung.

Che Guevara`s Leben, Teil 1:


Che Guevara`s Leben, Teil 2:


Che Guevara`s Lebenslauf:


Hasta Siempre - Boikot:

Anspieltipp. Das Video gibt es bei Youtube

Frankfurt: Zur Komplettierung der Information die Darstellung des Voltaire-Konflikts aus der Sicht des zurückgetretenen Vorsitzenden

Zu den Vorgängen um die Veranstaltung der Kölner Arbeiterfotografie die Darstellung des Voltaire - Konflikts aus der Sicht des ehemaligen Vorsitzenden, via StattWeb:

Persönliche Erklärung

Vorsitzender des Club Voltaire tritt aus Protest zurück

Es ist ungewöhnlich, dass der Vorsitzende des Trägervereins eines politisch-kulturellen Zentrums zu Protesten gegen eine Veranstaltung im eigenen Haus aufruft. Aber ich hätte mich geschämt, wenn ich zu dem, was am Freitag den 9.10.2009 im Club Voltaire in Frankfurt am Main geplant ist, einfach geschwiegen hätte. Antisemitismus und Verschwörungstheorien dürfen keinen Platz in einem linken Zentrum haben. Gerade im Club Voltaire, der immer auch ein Ort einer linken jüdischen Kultur war, darf so etwas nicht stattfinden, schon gar nicht ohne deutliche Proteste.

Auf der Veranstaltung „–˜Die Bandbreite–™ und 'Medien zwischen Realität und Scheinwelt'“ am 9.Oktober 2009 soll die Musikgruppe „Die Bandbreite“ als Opfer einer von den Medien inszenierten Zensurkampagne dargestellt werden. Die Presse hatte zuvor mehrfach kritisch und in der Sache richtig über deren umstrittene Aussagen und Auftritte im Umfeld von rechtsesoterischen Verschwörungstheoretikern berichtet. Weiter soll die These propagiert werden, dass die Terroranschläge vom 11. September 2001 von den USA bzw. Israel „selbst gemacht“ wurden. Die Gesamtkonzeption der Veranstaltung lässt eine kritische Diskussion der kruden Verschwörungsthesen kaum zu. Der Club Voltaire ist Mitveranstalter und ist daher auch grundsätzlich für die Inhalte der Veranstaltung mitverantwortlich.

Der Hauptveranstalter, die Gruppe „Arbeiterfotografie“, ist eine traditionsreiche linke Organisation und die meisten Mitglieder sind ehrliche, engagierte linke Künstler und Journalisten. Aber dennoch hat sich offenbar im derzeitigen Bundesvorstand der Organisation eine antisemitische und reaktionäre Tendenz durchgesetzt. Die Homepage der Bundesorganisation wurde zu einem regelrechten Propagandaorgan gegen Israel, gegen den „Zionismus“ und für das Regime der Islamischen Republik Iran umfunktioniert. Dazu kommt die Propagierung von bösartigen Verschwörungstheorien, die vielfach aus rechten Quellen stammen. Selbst der verstorbene österreichische Rechtsaußen Jörg Haider wird politisch gerechtfertigt und als Mordopfer des Mossad dargestellt. Mit den eigentlichen Inhalten von „Arbeiterfotografie“ hat dies nichts mehr zu tun.

Mehrere Besucher und Freunde des Clubs haben in den letzten Wochen versucht den Vorstand zu überzeugen, die Veranstaltung abzusagen oder grundlegend umzugestalten. Die Mindestforderung war dabei, den Auftritt der Band abzusagen und stattdessen die Diskussion für Kritiker zu öffnen. Alle diese Einwände gegen die Veranstaltung wurden jedoch niemals ernsthaft geprüft. Stattdessen wurden die Kritiker als „Antideutsche“ diffamiert, die angeblich zu einer Diskussion sowieso nicht bereit seien.

Ich selbst sehe mich nun massiven Beschimpfungen ausgesetzt. Im Internet werde ich als Mitglied einer –šIsrael Lobby–™ etikettiert und mir SA-Methoden unterstellt, weil ich gemeinsam mit anderen zu friedlichen Protesten aufrufe. In der Sache sehe ich mich dadurch bestätigt, rufe aber zur Besonnenheit auf. Ich hoffe, dass die Proteste und mein Rücktritt dazu beitragen, dass die Mitglieder von Club Voltaire und –šArbeiterfotografie–™ eine klare Trennungslinie zu den fragwürdigen Inhalten und Personen aus der Verschwörungstheoretikerszene ziehen.

Quelle: per Kontakt 9.10.09
AutorIn: Andreas Waibel, bisher Vorsitzender des Club Voltaire


Siehe die bisherigen Beiträge zum Thema:

Presserklärung des Bundesverbandes Arbeiterfotografie

Gefunden via StattWeb - eine Erklärung des Bundesverbandes Arbeiterfotografie:

"Zermalmt das Niederträchtige!"

Der Bundesverband Arbeiterfotografie sieht sich derzeit in Zusammenhang mit einer Veranstaltung im Club Voltaire einer üblen, hinterhältigen Diffamierungskampagne ausgesetzt, die wesentlich vom Vorsitzenden des Club Voltaire in Frankfurt in Zusammenspiel mit Gruppierungen aus dem Spektrum der so genannten Antideutschen ausgelöst worden ist.


Zunächst einmal ist festzustellen: es handelt sich um eine gemeinsame Veranstaltung von Club Voltaire und Arbeiterfotografie. Meinungsverschiedenheiten wären also zwischen diesen beiden Partnern auszutragen. Stattdessen wird hinter unserem Rücken gegen die Akteure (Die Bandbreite und Elias Davidsson) und die mitveranstaltende Arbeiterfotografie operiert. Es war der 31.3.2009, als wir in die Programmgruppe gekommen sind und uns Interesse an gemeinsamen Aktivitäten bekundet wurde. Nachdem wir die Veranstaltung konkret abgestimmt haben, werden wir einen langen Zeitraum in dem Glauben gelassen, die Veranstaltung würde wie geplant durchgeführt werden können. Wir treffen alle Vorbereitungen inklusive Öffentlichkeitsarbeit. Es entstehen Druckkosten für Flyer. Es entstehen Kosten für die Verteilung der Flyer im Stadtgebiet. Es werden Hotelbuchungen vorgenommen, Honorarvereinbarungen getroffen, Ausstellungstechnik beschafft etc.

Anfang September wird infolge eines anonymen Hinweises die Gruppe –˜Die Bandbreite–™ unter Beschuß genommen, ohne daß wir oder die –˜Bandbreite–™ in die Auseinandersetzung einbezogen würden. Diese Auseinandersetzung endet mit der Entscheidung, die Veranstaltung werde wie geplant durchgeführt. Erst in diesem Moment erhalten wir davon Kenntnis, daß es die Auseinandersetzung und eine Korrespondenz in diesem Zusammenhang gegeben hat, und wir erfahren, dass insbesondere Andreas Waibel darin mit übelsten Diffamierungen operiert, uns z.B. unterstellt, wir würden “antisemitische Verschwörungstheorien– verbreiten und offen sein “für rechtes Gedankengut bis hin zur Holocaust-Leugnung–. Andreas Waibel beschwert sich, daß uns die Korrespondenz zugeht. Das war am 21.9.2009, etwa 2 1/2 Wochen vor der Veranstaltung. Dann ist erst einmal wieder Ruhe.

Erst am 28.9.2009, etwa 1 1/2 Wochen vor der Veranstaltung, erhalten wir Kenntnis von einem Brief, den Andreas Waibel in die Öffentlichkeit gegeben hat, der wiederum üble, rufschädigende Unterstellungen und Halbwahrheiten enthält. Selbst dieser öffentliche Brief wird uns nicht zugestellt. Wir stoßen zufällig auf ihn. Er ist auf verschiedenen websites veröffentlicht und fordert im Grunde dazu auf - wenn nicht im Vorfeld entschieden wird, die Veranstaltung zu streichen - die Veranstaltung zu sprengen.

Am 29.9.2009 erfahren wir infolge zahlreicher Telefonate, daß ein weiteres Schreiben existiert, das Andreas Waibel an Mitglieder des Club Voltaire und verschiedene außenstehende Gruppen geschickt hat, und erhalten es von einem Außenstehenden. In diesem Schreiben wird uns in bösartiger Weise unterstellt, wir würden mit einem Verlag kooperieren, der als –˜faschistisch–™ bezeichnet wird. Auch dieses Schreiben wird hinter unserem Rücken in Umlauf gebracht.

Das alles sind Methoden der Denunziation, des Rufmords und der Verleumdung, die darauf hindeuten, daß es darum geht, uns massiv zu schaden. In keinem Fall sind das Methoden, bei denen wir auch nur im entferntesten daran gedacht hätten, daß sie in einer der Aufklärung verpflichteten Organisation wie dem Club Voltaire, denkbar wären.

Wir sind zutiefst schockiert.

Es geht offensichtlich nicht um sachliche Auseinandersetzung, sondern um Diskreditierung. Alles kann zum Thema kontroverser Diskussionen gemacht werden.

Aber von vornherein Gedanken in einen Zusammenhang zu bringen, der so nicht besteht, und sie diffamierend mit abfälligen Vokabeln zu belegen, um zu verhindern, daß sie in eine sachliche Debatte einfließen, ist eine Methode, die der Idee der Aufklärung diametral entgegensteht. Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren: das ist Unterdrückung aufklärerischer Gedanken und damit das Ende der Grundidee des Club Voltaire.

Nachfolgend Erwiderungen zu einigen der Unterstellungen und Falschbehauptungen in den von Andreas Waibel verfaßten bzw. verbreiteten Schreiben:

Es wird behauptet, wir würden –˜Verschwörungstheorien–™ zum Terroranschlag vom 11. September 2001 propagieren. Mit dieser Formulierung werden Betrachtungen und Informationen diskreditiert und gebrandmarkt, die der Frage nachgehen, wer tatsächlich für das Verbrechen verantwortlich ist. Das Wort –˜Verschwörungstheorie–™ dient einzig und allein dazu, einen Themenkomplex zum Tabu zu erklären, mit dem man sich nicht befassen darf. Das dient nicht der Aufklärung sondern den Interessen der Mächte, die aus dem Verbrechen vom 11. September profitieren, indem sie Kriege führen, die ohne den 11. September nicht so ohne weiteres vermittelbar gewesen wären, und deckt die bisher nicht bekannten Täter. Ob und wenn ja, welche Geheimdienste daran beteiligt waren, wissen wir nicht. Aber es muß erlaubt sein, Hinweisen und Indizien nachzugehen, die darauf hindeuten, daß der 11. September eine False-Flag-Operation gewesen ist.

Es wird behauptet, wir würden Verschwörungstheorien gegen den Volksaufstand im Iran verbreiten, das Regime von Ahmadinedschad verteidigen, den iranischen Präsidenten preisen und dessen Verbrechen leugnen.

Dabei handelt es sich um ein Konglomerat von Unterstellung und Verunglimpfung. Nicht zufällig wird der Begriff –˜leugnen–™ in Zusammenhang mit Verbrechen gebraucht, um damit so etwas wie Holocaust-Leugnung zu suggerieren. Es geht uns nicht um die Verteidigung eines Regimes und auch nicht um die Preisung des iranischen Präsidenten. Diese Formulierungen sind bewußt gewählt, um das Aufdecken der Feindbild-Propaganda verächtlich zu machen. Dem iranischen Präsidenten werden im Rahmen dieser Propaganda durch Verfälschung wieder und wieder Äußerungen unterstellt (Mainstream-Medien wie DPA und ZDF haben dies im ganz entscheidenden Fall der Zitatverfälschung –˜Israel von der Landkarte tilgen–™ öffentlich eingestanden). Dem Iran wird unterstellt, er entwickle Atomwaffen, obwohl das nicht verifizierbar ist. Dem Iran wird unterstellt, die Präsidentschaftswahlen vom Juni 2009 gefälscht zu haben, obwohl es auch dafür keine Beweise gibt. Und es wird unterstellt, der Iran sei für den Tod des Mädchens Neda verantwortlich, obwohl auch das nicht als erwiesen gelten kann. Es ist für uns nicht akzeptabel, wenn derartige Erkenntnisse verunglimpft werden sollen. Es muß gestattet sein, sich mit den Methoden der Feindbild-Generierung zu befassen. Wer das verhindern will, leistet einem Krieg Vorschub, der Millionen Tote kosten kann.

Es wird behauptet, wir würden Hand in Hand mit Verschwörungstheoretikern aus dem Umfeld der so genannten –˜Infokrieger–™ arbeiten und gemeinsam mit ihnen Veranstaltungen organisieren. Das ist eine Behauptung, die in keiner Weise nachvollziehbar ist. Wir kennen keine –˜Infokrieger–™. Und es bleibt vollkommen unklar, was mit deren Umfeld gemeint ist.

Darüber aber werden wir in diffamierender Weise in Verbindung gebracht mit –˜Verschwörungstheorien zum Zweiten Weltkrieg–™, die diese Leute propagieren würden.

Was das für Überlegungen sind, die als Verschwörungstheorien bezeichnet werden, ist nicht klar. Ob sie gerechtfertigt sind oder verurteilt werden sollten, damit auch nicht. Hier wird auf hinterhältige Weise eine Verbindung konstruiert, um uns in die –˜rechte–™ Ecke zu stellen.

Abschließend wird in dem Schreiben an die Mitglieder und Freunde des Club Voltaireund Antifaschisten gefordert: “Keinen Fußbreit für Antisemitismus und Reaktion!

Verteidigt den Club Voltaire als Ort der Aufklärung und des Antifaschismus!–

Diese Forderung ist der Gipfel an Unterstellung. Natürlich ist die Forderung richtig. Aber es wird in demagogischer Weise suggeriert, als verfolge die Arbeiterfotografie andere Ziele. Wir sind keine Antisemiten. Wir sind keine Reaktionäre. Wir stehen ganz selbstverständlich auf der Seite von Aufklärung und Antifaschismus.

In dem Text –˜Bundesverband Arbeiterfotografie und der Kopp-Verlag–™ wird behauptet, wir würden mit dem Kopp-Verlag kooperieren. Das ist eindeutig falsch. Wir kennen von den Betreibern dieses Verlags niemanden. Kontakte haben wir ausnahmslos mit dem Journalisten und Grimme-Preisträger Gerhard Wisnewski, der seit kurzem auch im Kopp-Verlag veröffentlicht und dessen Arbeiten wir schon seit langem verfolgen und dessen sonstige von uns rezensierte Bücher allesamt im Knaur-Verlag erschienen sind und weiterhin erscheinen.

Ausschließlich ihm haben wir die Verwendung von Bildern im web gestattet, nicht irgendwelchen Betreibern des Verlags. Unsere Rezension über das im Kopp-Verlag erschienene Buch über Jörg Haider ist nicht durchweg zustimmend. Diese Behauptung ist eindeutig falsch. Es gibt Betrachtungen von Gerhard Wisnewski, denen wir zustimmen, und solche, denen wir nicht zustimmen. Es ist absolut unlauter zu unterstellen, wir würden generell Publikationen des Kopp-Verlages empfehlen. Mit

anderen Büchern des Verlages haben wir uns nicht befaßt.

Wahrgenommen haben wir, daß auch der Islam-Hetze betreibende Udo Ulfkotte zu den Buchautoren des Verlages gehört. Der hat aber auch im Heyne- und Eichborn-Verlag veröffentlicht. Dort ist das Ulfkotte-Buch –˜Der Krieg in unseren Städten. Wie radikale Islamisten Deutschland unterwandern–™ erschienen, aber auch die Buchreihe –˜Wem gehört die Republik–™ über die Eigentumsverhältnisse in Deutschland. Müssen wir diese Buchreihe jetzt aus unserem Bücherregal entfernen und wegwerfen? Das ist doch absurd. Natürlich verurteilen wir die Islam-Hetze von Ulfkotte. Deshalb sind doch aber die anderen Bücher, die bei Eichborn erschienen sind, nicht diskreditiert. In fast jedem Buchverlag dürften sich Bücher finden, die wir verurteilen, weil sie z.B. kriegsverherrlichend sind. Daraus abzuleiten, daß alle anderen Veröffentlichungen in dem gleichen Verlag nicht betrachtet werden dürfen, ist eine Forderung, die unzumutbar und unsinnig ist.

Es gibt auf unserer website ein Zitat, das aus einem Text von F. William Engdahl stammt. Dazu ist die Quelle angegeben. Das ist ein Artikel, der auf der website des Kopp-Verlages erschienen ist. Das ist eine von mehreren Positionen zur so genannten Finanzkrise. Ausdrücklich steht im Fuß der Seite mit dem Engdahl-Zitat der Satz “wer hier Sichtweisen findet, die er/sie für unzutreffend hält, setze dem andere Betrachtungen entgegen–. Wir fordern also zu einer Diskussion auf.

Es ist eine bösartige Unterstellung, wir hätten die “Verharmlosung des Waffen-SS Fans Haider... übernommen–. Wir analysieren, inwieweit die gegen Haider erhobenen Vorwürfe zutreffen und kommen zu dem Ergebnis, dass die Vorwürfe (teilweise) nicht gerechtfertigt sind. Es geht z.B. darum herauszufinden, was Jörg Haider von anderen –˜rechten–™ Politikern unterscheidet, die bei weitem nicht so ins Schußfeld geraten sind wie Jörg Haider. Was ist beispielsweise der wesentliche Unterschied zwischen Jörg Haider und Roland Koch? Und es geht um die Frage, inwieweit das entstandene Jörg-Haider - Feindbild nachvollziehbar ist und wo nicht, und inwieweit es befördert wurde, weil er Störfaktor imperialistischer Interessen ist. Es muß gestattet sein, sich mit dem Tod eines Politikers, dessen Auffassungen und dem Verhalten anderer ihm gegenüber zu befassen, unabhängig davon, wo er politisch gestanden hat. Wenn wir herausfinden, daß bestimmte Vorwürfe nicht zutreffen, ist es infam zu behaupten, wir würden den “Waffen-SS Fan Haider– verharmlosen, und dabei gleichzeitig noch zu suggerieren, wir würden Freunde der Waffen-SS sein. Wir haben bislang nicht herausfinden können, was und in welchem Zusammenhang Jörg Haider tatsächlich über die Waffen-SS gesprochen hat. Aber wir haben festgestellt, daß andere Zitate aus dem Zusammenhang gerissen worden sind und damit die Aussage manipuliert worden ist.

Es wird behauptet, auf unserer website seien Verschwörungstheorien zum 11.September, Hass auf Israel, Rechtfertigung des Regimes der Islamischen Republik und verschwörungstheoretische Erklärungen der Finanzkrise zu finden und es gebe dabei eine Nähe zu Faschisten.

Das ist eine Behauptung, die eindeutig zu weit geht und für die wir eine Entschuldigung fordern müssen. Uns in die Nähe von Faschisten zu rücken, ist eindeutig der Versuch des Rufmords. Das ist eine Methode, die an die Machenschaften erinnert, wie sie im Church-Report beschrieben sind und in den USA die Zerstörung kritischen Potentials in der Gesellschaft zum Ziel hatten (siehe dazu auch den Artikel –˜Mord-Report–™ von Horst Schäfer in –˜Ossietzky–™). Zudem ist es nach unseren Erkenntnissen bewußte Strategie, Gedanken, die für die herrschenden Kreise gefährlich werden können, dadurch zu diskreditieren, indem man sie von –˜rechten–™ Gruppierungen und Personen aufgreifen läßt. Nicht umsonst sind –˜rechte–™ Kreise von Geheimdiensten durchsetzt. Das gilt es zu durchschauen und aufzuklären. Zu den Themenfeldern 11. September und Iran haben wir bereits oben Stellung bezogen. Die Frage zu stellen, ob es Kräfte gegeben haben kann, die zur Auslösung der so genannten Finanzkrise bewußt beigetragen haben, kann nicht verboten sein. Kritik an der Politik Israels ist nicht gleichzusetzen mit Hass.

Uns Hass zu unterstellen, ist diffamierend. Das können wir nicht unwidersprochen hinnehmen. Das geht eindeutig zu weit.

Abschließend ein kleiner Auszug aus dem Spektrum unserer Arbeit:

Teilnahme an:

• Kulturprogramm der photokina (2006, 2008)

• –˜Open Space–™ der freien Kunstszene auf der Art Cologne (2009)

• Kirchentage (Berlin, Köln, Bremen)

• UZ-Pressefeste

• Internationale Photoszene Köln seit 1989 (immer mit dem Ziel, sozialkritische Themen in die Kunstszene einzubringen)

Beteiligung an

• Gewerkschafts-, Initiativen-, Obdachlosenzeitungen

• Publikationen der Friedensbewegung, antifaschistischer und kirchlicher Organisationen

Ausstellungen:

• über die NS-Vergangenheit von Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft (im Begleitprogramm der Wehrmachtsausstellung in Köln und Osnabrück)

• Gegen den braunen Strom - über Widerstand gegen den Faschismus (zusammen mit dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln)

• über von Abschiebung bedrohte Kurden (in verschiedenen Städten)

• Die untergetauchte Kamera - Deutsche Besatzung Amsterdams 1940-1945 (in der Galerie Arbeiterfotografie in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Fotoarchiv)

• Wohnen in Deutschland (in der Frankfurter Katharinenkirche)

• 68er-Köpfe (in Köln und Berlin im Rahmen der Linken Medienakademie LIMA) Vorträge

• ev. Akademie

• Rheinische Arbeitsgemeinschaft für Fotografie

• Linke Medienakademie Berlin Kooperationen mit

• NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Ausstellung und Katalog)

• Schriftstellerverband

• Bayer Koordination

• Kein Mensch ist illegal

• Werner Rügemer, Maria Mies, Gunter Demnig, Martin Kessler und vielen, vielen anderen

• FotokünstlerInnen aus Deutschland, Italien, Frankreich, Kolumbien, USA, Israel, Schweiz, Belgien, Guinea Bissau ... Veranstaltungen

• Diskussion in der ver.di-Mediengalerie Berlin: „Rettet den Reichtum“ mit Werner Rügemer, Peter Wahl, Ellen Diederich

• Kongresse und Symposien zur Engagierten Fotografie (2000 in Köln, 2007 in Erfurt anläßlich 80 Jahre Arbeiterfotografie, mehrfach im Rahmen der Internationalen Fototage Herten,...)

Publikationen:

• Gegen den braunen Strom (Portraits und Interviews mit Kölner Widerstandskämpfern)

• SoZ-Sonderdruck zur Protestveranstaltung gegen die –˜Bürgerbewegung Pro Köln–™

• 2009: Flyer zum Aufruf an deutsche PolitikerInnen, sich zu den Mittenwald-Protesten zu positionieren

• Bildgestaltung des Materialheftes der ökumenischen Friedensdekade 2008

• Panzerknacker-Film für attac

• Galerie-Künstler-Sonderdrucke

• Fotopostkarten

Dokumentationen:

• zahlreiche Reportagen sozialer Proteste

• zahlreiche Reportagen von Anti-Nazikundgebungen

• Arbeitskampf (AEG, Panasonic, Gate Gourmet, Deutsche Bahn und viele andere Fälle)

• Proteste gegen den Soldatengottesdienst im Kölner Dom

• G8-Gipfel in Genua

• G8-Gipfel in Heiligendamm

• Aktionen zum vom Internationalen Gerichtshof geächteten Mauerbau in Palästina

• Stop the Wall (mit Felicia Langer, Moshe Zuckerman, ...)

• Zug der Erinnerung

• Proteste gegen die Atomrüstung (gemeinsam mit dem Hibakusha Kazuo Soda, Büchel,...)

• Weltweite Proteste gegen den Irak-Krieg 2003

Themen (außer den oben bereits genannten)

• Flucht, Vertreibung (Kurden, Roma), Migration, Antikrieg, Häuserkampf (z.B. Barmer Viertel), ZwangsarbeiterInnen, Abschiebeknast,...

Sonstiges

• Arbeiterfotografie ist eine anerkannte Projekteinrichtung der freien Kunstszene Köln

• Unterstützung und Förderung teils mit öffentlichen Mitteln

• Gabriele Senft (Die Brücke von Varvarin) ist Ehrenmitglied des Bundesverbands

“Bis heute ist die Arbeiterfotografie den Grundsätzen ihres Schöpfers Willi Münzenberg treu geblieben: Nämlich eine Gegenöffentlichkeit zur bürgerlichen Bild- und Pressewelt und damit Möglichkeiten zu neuen Gedanken- und Erfahrungswelten zu schaffen.–

(Andreas Bausewein, Oberbürgermeister der Stadt Erfurt, 2007)



Arbeiterfotografie - Forum für Engagierte Fotografie

Merheimer Str. 107

D-50733 Köln

Tel: 0221/727 999

Fax: 0221/732 55 88

eMail: arbeiterfotografie@t-online.de

Web: www.arbeiterfotografie.com

Quelle: Erklärung vom 01.10.2009
AutorIn: Bundesvorstand Arbeiterfotografie




Siehe die bisherigen Beiträge zum Thema:

Club Voltaire Frankfurt: Anmerkungen zu einer offensichtlichen Verirrung

Thomas Trueten hat hier seine Auffassung von den Wallungen dargelegt, die in und um den Club Voltaire in Frankfurt entstanden sind anlässlich eines geplanten Auftritts von "Arbeiterphotographie" und anderen.

Dass ich bei Trueten und seinem Blog "www.trueten.de" nie die einschlägigen Verfehlungen und Verirrungen vorgefunden habe, die ihm die Kritiker vorwerfen, muss ich nicht eigens betonen: Wir hätten sonst nie die Idee gehabt, mit ihm zusammenzuarbeiten.

Außerdem genießt Trueten und sein Blog den besten Ruf in traditionell antifaschistischen Kreisen, so zum Beispiel bei VVN/BdA. Ich erinnere mich, mit Leuten aus der Führung von ARBEITERPHOTOGRAPHIE in Berlin im Januar 2006 auf Einladung der VVN an einer Kulturdiskussion teilgenommen zu haben.

Ich habe die Hälfte aller Argumente gegen die geplante Veranstaltung nicht verstanden. Sie scheinen alle nach dem Schema zu verlaufen: A hat B rezensiert, B hat Anschauungen über den Hochhaussturz in NY - hierbei hat er C s Erklärungsversuche gebilligt. Dieser C hat einmal in Verlag D veröffentlicht usw. Es ist klar, dass sich darüber eine ganze Berührungsverbots- und Kontakt-Schuld-Kriminalistik ergibt. Ohne jede Bedeutung für die ursprünglich zur Diskussion stehende Sache.

Inbesondere die Diskussion über den Begriff "Verschwörung" führt notwendig in die Irre. Es ist beim Vorhandensein riesiger Konzerne staatlicher und nichtstaatlicher Art offenbar unsinnig, Verabredungen zu leugnen. Ohne Verabredung keine Zusammenarbeit. Wer will, kann solche Verabredungen auch "Verschwörung" nennen, in dem Augenblick, wo sie handlungsführend sind.

Solche Verabredungen als an sich unmöglich hinzustellen, könnte auch einem Antideutschen mit Restvernunft nicht einfallen. Es wird den selben Personen nicht gefallen, wenn sie mit der Nase darauf gestoßen werden, dass gerade das erzbürgerliche Organ SPIEGEL genau wie sie den Ausdruck "Verschwörungstheorie" als Unwahrheitsbeweis ohne weitere Kausalitätsvermutungen verwendet.

Die Kritiker von ARBEITERPHOTOGRAPHIE gehen noch weiter und schließen unerbittlich: Goebbels unterstellte den Juden Verfügungsgewalt über die ganze Welt - per Verschwörung. Wer also heute noch von Verschwörung spricht, gibt Goebbels tendenziell recht. Er darf nicht reden.

Das Absurde der ganzen Denkweise zeigt sich vor allem in der Heranziehung von Voltaire als Schutzpatron. Zugegebenermaßen musste Voltaire die längste Zeit seines Lebens mit Leuten reden, die partout nicht seiner Meinung waren. Von daher seine Forderung, mit allen zu reden. Aus der Defensive heraus. Wenn ich mich nicht völlig täusche, geschah die Gründung des Club Voltaire genau aus dem Bewußtsein heraus, wie einst Voltaire aus der Defensive agieren zu müssen. Das Grundprinzip wie damals: Man muss mit jedem reden können. (Mit jeder natürlich auch)

Dann musste sich aus der historischen Herleitung ergeben: Ich bin dann bereit, mit jedem zu reden, wenn ich sicher sein kann, in ein Diskussionsforum einzutreten, in dem jeder ausreden kann. In dem gesichert ist, dass die Gegenrede gehört wird. In dem ich nicht von Brüllchören am Reden gehindert werde.

Im letzten Fall ist klar: Mit denen reden ist überflüssig, nervenschädigend und auch zu verhindern.

In keinem Fall ist nach dieser altertümlichen Denkweise das Verbot einer Veranstaltung zu billigen, bevor man überhaupt die angekündigten Aussagen gehört hat.

Soweit ich die Gegenreden gegen die Veranstaltung lesen konnte, gehen diese genau umgekehrt vor.

Sie wissen im Voraus: Verschwörungstheorien sind potentiell faschistisch. Als solche deshalb aus dem Bereich der hörenswerten Veranstaltungen zu streichen.

Eine solche Denkweise stellt diejenige Voltaires auf den Kopf. Voltaire stand wesentlich Diskutanten gegenüber, die mit Leibniz etwa die vorzügliche Verfassung der geschaffenen Welt als Voraussetzung dafür auffasste, dass einer mitdiskutieren dürfe. Postum haben deshalb die Kritiker der Veranstaltung der "ARBEITERPHOTOGRAPHIE" und ihrer Ausstellung den Namenspatron des Vereins zum Schweigen verurteilt.

PS: Vielleicht böte eine Umtaufe eine Lösung des Problems. Wäre es weniger anstößig, wenn nach dem Satz: "Du bist Volk. Ich bin Volker" der Verein "Club Volker" genannt würde?

Nachtrag:

Bei allen vorgebrachten und berechtigten Einwänden gegen die Argumentation gerade Waibels, aber auch der anderen Veranstaltungsfeinde, stimmt es traurig und ratlos, dass nach so langen Jahren jetzt anhand von Meinungsverschiedenheiten plötzlich ein Redeverbot entwickelt werden soll.

Es hat in den langen Jahren der Existenz des "CLUB" doch weißgott wieviel Streitigkeiten gegeben, ohne dass zugleich oder nachher gefordert worden wäre, der oder die anstößige Rednerin hätte nie eingeladen werden dürfen und ab jetzt Hausverbot. Ich erinnere mich an eine überfüllte Veranstaltung -wohl während des Libanonkriegs- in welcher zu einem Boykott israelischer Waren aufgefordert wurde. Erbitterte Diskussionen bis auf die Straße hinaus - aber nirgends ein Ruf nach Hausverbot.

Woher ist nun auf einmal die Lust am Unerbittlichen gekommen? An der Messerschärfe?

Ich jedenfalls kann den Unterschied zwischen den Meinungsverschiedenheiten von damals und heute nicht erkennen.

Quelle: Stellungnahme Trueten und verschiedene Gegenpositionen in indymedia und anderswo

Fritz Güde, StattWeb

Siehe die bisherigen Beiträge zum Thema:

Baskische Impressionen, Teil 5: Ein vorläufiger Schluss

Die bisher (siehe unten) geschilderten Eindrücke sind das eher zufällige Ergebnis eines dreiwöchigen Aufenthalts im Baskenland. In ihrer Zufälligkeit innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums sagen sie etwas aus über das Ausmass der Repression, die Systematik der Repression geht aber viel tiefer:
  • Alle linken baskischen Parteien samt ihrer Zeitungen, sowie die meisten Gefangenenhilfsorganisationen sind im spanischen Baskenland verboten.
  • Eine legale politische Möglichkeit, sich für das Selbstbestimmungsrecht der Basken einzusetzen, gibt es nicht mehr.
  • Baskische politische Gefangene (inzwischen mehr als zu Francos Zeiten) werden systematisch gefoltert. Dazu werden sie per Gesetz in den ersten fünf Tagen ihrer Haft einer Totalisolation unterzogen: kein Kontakt mit ihrer Familie, kein Kontakt mit einem Anwalt ihres Vertrauens, kein Kontakt mit einem Arzt (!). Die Verhörräume werden nicht mit Kameras überwacht.
  • Es ist sogar verboten, Bilder der politischen Gefangenen öffentlich (z.B. in einer Kneipe) zu zeigen etc., etc.
Diese Praktiken werden in schöner Regelmäßigkeit von der UN - Menschenrechtskommission, dem UN - Kommitee gegen Folter und amnesty international angeprangert. Die Reaktion der EU und ihrer Mitgliedsstaaten ist beredtes Schweigen, das einem immer im Hinterkopf dröhnen sollte, wenn die Menschenrechtsfrage einmal mehr instrumentalisiert wird, um über wirtschaftliche und politische Sanktionen machtpolitische und ökonomische Interessen der EU in irgendeinem Teil der Welt durchzusetzen.

(Zur weiteren Beschäftigung mit der Situation im Baskenland empfehlen wir das Buch "Das Baskenland" von Ingo Niebel, im Internet "info-baskenland" und für des Spanischen Mächtige die Zeitung "Gara.net")

Der Bruder von Jon Anza, sowie Angehörige weiterer Opfer der Todeschwadronen verlangten gestern auf einer Pressekonferenz eine klare Stellungnahme der Politik. Sie hätten Informationen, nach denen "bestimmte Kreise der politischen Klasse im voraus Bescheid wussten" (über die Verhaftung Jon Anzas).

Am 12. Oktober finden im Baskenland vier Protestkundgebungen zu Jon Anza statt. Der 12. Oktober ist der Festtag der Guardia Civil.

Zu diesem Thema:

Frankfurt: "antideutsche" Laufburschen der imperialen Rechten hetzen gegen Antifaschisten

Kommenden Freitag, den 09.10.2009 lädt der linke Traditions-Club "Voltaire" in Frankfurt/Main zur Ausstellungseröffnung „Licht und Schatten des Alltags“ der Gruppe "Arbeiterfotografie" und einem Gesprächsabend zum Thema „Medien zwischen Realität und Scheinwelt“ ein. Die Arbeiterfotografie - deren Mitglied ich bin - beschränkt sich in ihrer Arbeit nicht nur auf das Fotografieren und den Aufbau fortschrittlicher, linker Medienkultur sondern setzt sich auch mit den bürgerlichen Medien auseinander. Ein Schwerpunkt ist dabei die kritische Auseinandersetzung mit der westlichen Kriegspropaganda gegen den Iran. In der Frage des Irans konzentriert sich am meisten die gegenwärtige, aktuelle Kriegsgefahr. Dass die Arbeiterfotografie dabei unter anderem nachgewiesen hat, dass der iranische Präsident Ahmadinedschad nie zur Vernichtung Israels aufgerufen hat, zwang beispielsweise die ARD, dpa und die "Bundeszentrale für politische Bildung" zum Widerruf entsprechender Falschmeldungen.

Gleichzeitig rief das sog. "antideutsche" Kräfte auf den Plan. Diese lassen - unter dem Deckmantel des angeblichen Kampfes gegen den Antisemitismus - keine Gelegenheit aus, einen solidarischen und gemeinsamen Kampf um Befreiung in den Ländern des Nahen Ostens zu spalten. Unter dem Vorwand einer - tatsächlich notwendigen - Kritik an der iranischen Politik machen sie damit als 5. Kolonne der Kriegstreiber gemeinsame Sache mit der reaktionären und imperialistischen US Politik. Diese will aus strategischen Gründen die Widersprüche im Nahen Osten in Spannung halten und stellt sich im Namen des "Kampfes gegen den Terror" gegen eine solidarische Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung in diesen Ländern. Dass sich die "Antideutschen" damit objektiv in eine Querfront mit reaktionären Kräften stellen, interessiert sie nicht.

Von der Hetzkampagne aktuell betroffen sind die Polit-Rap Gruppe "Die Bandbreite" - deren politische Meinung ich persönlich auch verkürzt und zuwenig auf das kapitalistische System bezogen finde - und der jüdische Musiker und Menschenrechtler Elias Davidson, der als Demokrat und Antizionist ein besonderes Hassobjekt für den Zionismus und die Rechte darstellt.

Zu befürchten ist, dass die "antideutschen" Laufburschen der neuen Rechten versuchen werden, die Veranstaltung zu stören. Dazu verbreiten sie im Internet einen Aufruf, in welchem aufgefordert wird: „Kommt am Freitag um 18 Uhr zur friedlichen Blockade des Club Voltaire!“

Zu diesen Vorgängen eine Stellungnahme des "Club Voltaire":
Stellungnahme
„je ne suis pas d'accord avec ce que vous dires, mais je ne me batterai jusqu'au bout pour que vous puissies le dire“
„Ich bin zwar nicht einverstanden, mit dem was sie sagen, aber ich werde bis zum äussersten kämpfen, dass Sie es sagen dürfen“

Voltaire


Aus rational nicht nachvollziehbaren Gründen hat sich gegen eine Veranstaltung des Club Voltaire am Freitag, den 09. Oktober, eine Frontstellung von einer Reihe - vor allem jüngerer - Leute in Szene gesetzt.

Von diesen Akteuren werden die Gruppe „Arbeiterfotografie“ und die Rap-Musikgruppe „Die Bandbreite“ die am Freitag im Club Voltaire zur Eröffnung einer Foto-Ausstellung auftreten sollen, beschuldigt, in ihren Publikationen und (Lied-)Texten u. a. rassistische (antisemitische) und nationalistische (faschistische) Ideologie zu transportieren.

Die so Beschuldigten, die in ihrer z. T. Jahrzehnte währenden, vor allem fotografischer Medienarbeit, sich zur bundesrepublikanischen Linken zählen und entsprechend auftreten, sehen sich durch die Gegner ihres Auftritts im Club Voltaire denunziert und dem Rufmord ausgesetzt.

Die Programm-Gruppe des Club Voltaire die die Veranstaltung bereits Anfang April 09 mit der federführenden Gruppe „Arbeiterfotografie“ verabredet hat, erfuhr in den nachfolgenden Monaten nichts von einer fundamentalen Aversion gegen diese Veranstaltung. Erst vor ca. drei Wochen brach –“ vor allem über Internet /Email - ein Sturm der Entrüstung (mit weitgehend gleichlautenden Beschuldigungen) gegen das Vorhaben und seine Beteiligten über die Träger des Club Voltaire herein.

Wir - der Vorstand und die Programmgruppe - haben darauf hin die uns zugänglichen Darstellungen und Wertungen der beiden Auftrittsgruppen geprüft, fanden aber keine Texte und Wertungen, die die Angriffe gegen die Beschuldigten bestätigt oder gerechtfertigt hätten. Der einzige, der dies anders sieht ist der Vorsitzende, Andreas Waibel.

Um die Autonomie und die inzwischen 46-jährige Geschichte und die damit verbundene Tradition des Club Voltaire, vor allem bei der Umsetzung der von ihm allein zu verantworteten Veranstaltungsthemen zu wahren und fortzuführen, haben wir die Veranstaltung am kommenden Freitag nicht abgesagt.

Der Club Voltaire braucht sich nicht gegenüber derartigen Angriffen und Unterstellungen –“ von wem sie auch immer kommen –“ zu legitimieren. Der Club Voltaire ist und bleibt ein offenes und freies Forum für linke Gesellschaftskritik und Emanzipation, in all seinen öffentlichen und immer einsehbaren Positionen und Veranstaltungsfolgen. Diese richten sich vorzüglich gegen jegliche Art von Rassismus, Nationalismus, Militarisierung und gegen die Verletzungen von Grund- und Menschenrechten, gleich wo sie stattfinden oder mit welchen auch ideologischen Begründungen sie stattfinden.

Der Club Voltaire ist auch durch Drohungen nicht einzuschüchtern und er ist und bleibt resistent gegen ideologische Beschlag welcher Art auch immer.

Heiner Halberstadt
(1962 Mitgründer des Club Voltaire und bis heute Mitglied des Vorstandes)

Zum Club Voltaire:
Der CV ist u. a. kooperatives Mitglied der „Arbeiterwohlfahrt, er ist als gemeinnützig anerkannt und er erhält für sein öffentliches Wirken finanzielle Zuschüsse der Stadt Frankfurt a. Main.
Nachfolgend werden aus einer alphabethischen Liste- die allerdings unvollständig ist, hier einige Gäste des C.V. genannt, die an Veranstaltungen des Hauses mitwirkten.
Wolfgang Abendroth; Johannas Agnoli; Elmar Altvater; Günter Amend: Carl Amery; Rudolf Augstein: Uri Avneri; Joan Baez; Egon Bahr; Rudolf Bahro; Fritz Bauer; Volker Braun; Harry Buckwitz; Daniel Cohn-Bendit, Franz-Josef Degenhardt; Jutta Ditfurth; Rudi Dutschke; Erhard Eppler; Helga Einsele; Angela Davis; Mathias Beltz; K. D. Wolf; Max Frisch; Hans-Dietrich Genscher; Karl-Hermann Flach; Wolf Biermann; Valentin Falin; Joschka Fischer; Erich Fried; Günter Grass; Peter Handke; Eugen Kogon; Hans Matthöfer; Anna Seghers; Fritz Teufel; Fritz Rau; Günter Wallraff; Markus Wolf; Gerhard Zwerenz; Usw. usf.

Siehe die bisherigen Beiträge zum Thema:
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