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Huret Tachos flottmachen

Neulich habe ich den Huret Tacho eines Forenkollegen repariert. Selbiger gab knarzende Geräusche von sich, die Nadel sprang wild in der Anzeige hin und her.

Die Teile haben ja oft einige Jahre auf dem Buckel, zum Wegwerfen sind sie selbstredend zu schade, doch was tun. Und wie sind die Chancen, einen Flohmarkt oder ebay Fund flott zu bekommen?

Als erstes - ich gehe mal von einem korrekt montierten Tacho mit passendem Antrieb aus:
- Tachowelle am Antrieb abschrauben, den Vierkant (Vorsicht, eventuell ist ein VDO Adapter verbaut, das ist ein kleines Reduzierstück aus schwazem Kunststoff, das nur auf die beiden Enden der Antriebswelle aufgesteckt ist) zwischen Daumen und Zeigefinger hin und herdrehen. Wenn die Welle gängig ist und nur dann kann man diese vorsichtig (!) und nur leicht (!) gespannt in das Bohrfutter eines Akkuschraubers einspannen. Mit der niederigsten Drehzahl und in der richtigen Richtung (Linkslauf) langsam Drehzahl geben. Wenn die Nadel sich problemlos bewegt, ist vermutlich der Antrieb das Problem. Neue Antriebe gibt es bei VSX. Auch optisch passende Antriebswellen gibt es z.B. in der Bucht (650mm). Dies sind meist VDO Welle, sie passen auch, benötigen aber einen Adapter, den gibt es für Cent Beträge.

Da weder das Entfetten und neu Einfetten des Antriebs am Vorderrad was brachte (sollte man sowieso machen) und die Kontrolle der Welle keinen besonderen Widerstand hervorrief, also Antrieb bzw. Welle als Verursacher ausgeschieden sind (so ist es meistens) bleibt nur der gekapselte Tacho übrig.

Der muss jetzt abgeschraubt werden. Er ist recht leicht zu öffnen und ebenso leicht zu zerstören. Zumindest optisch, die Teile sind robust, also Vorsicht!

Das Vorgehen bei der Demontage ist bei den runden Modellen dieselbe wie bei den (drei)eckigen: Vorsichtig mit einer Messerklinge ringsherum die gebördelten Laschen auf der Rückseite des Chromringes aufhebeln. Sobald der Ring sich löst zieht man diesen ab und legt ihn nach ausgiebiger Reinigung von Staub usw. zur Seite.

Auf der Rückseite die Messingmutter mit einem 14er Gabelschlüssel abschrauben, dabei darauf achten, daß nicht der Tacho aus dem Gehäuse fällt, dies ist dessen einzige Befestigung.

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Jetzt vor allem nicht an der Nadel oder gar der Unruh herumspielen. Ausrufezeichen

Nun lassen sich vor allem die Lager des Magneten am Ende des Schneckenwindes ggf. von Verharzungen, Abrieb usw. reinigen und ölen, ich nehme Ballistol. (Hilft bekanntlich bei allem).

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Man sieht hier auf dem Bild noch 2 Sachen die wichtig sind: Links auf dem Gewinde die Bohrung zum Schmieren des Lagers per Nadelöler. Und der Messingbolzen rechts unterhalb der Unruh ist deren Befestigung. Das Lager zwischen Unruh und Magnetglocke kann einen Tropfen Öl vertragen.

Von selbigem Hersteller habe ich dann auch die Kunststoffteile, genauer die Lager und Laufflächen der Zahnräder mit Silikonöl sehr sparsam eingeölt.

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Ich würde mit dem Öl keine Experimente machen, das Silikonöl greift den Kunststoff im Gegensatz zu vielen anderen Stoffen nicht an. Und die paar Euro...

Die Kilometerstände etc. interessieren nicht, allerdings habe ich in geöffnetem Betrieb nach der Reinigung einen Probelauf gemacht, der Tacho lieb über das gesamte Spektrum wieder schön leise. Nach ein paar Stunden herumliegen lassen, während sich das Öl / Silikonöl schön verteilen konnte. Nochmaliger Probelauf war erfolgreich, also in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammenbauen und ran an die Solex.

Kurze Testfahrt. Was soll ich sagen, läuft doppelt so schnell wie vorher! Sehr glücklich

Im Ernst: Totalschäden an Tachos sind mir noch nicht oft untergekommen, ich habe schon so manche völlig verratzen Tachos auf Flohmärkten etc. für ein paar Euro mitgenommen und habe sie eigentlich alle wiederbelebt.

  • Höchstens mal eine gebrochene Unruh, damit geht man zu seinem Uhrmacher, die gibt es für ein paar Euro, und wenn er was auf sich hält, baut er die gleich ein.
  • Verschmutzungen in der Magnetglocke - das ist die "Kupplung" des Tachos: Harze, "Spezialisten", die einfach mal den Tacho mit WD40 geflutet haben, haben oftmals bei ebay Ware ihre Spuren hinterlassen. Diese Verschmutzungen entfernen. Mit Bremsenreiniger, Azeton oder zerlegt im Ultraschallbad mit Kaltreiniger. Da es dann aber auch um die Unruh geht, vielleicht doch lieber zum Uhrmacher.
  • Die Magnetglocke kann magnetisiert worden sein. Keine Ahnung wie man das hin bekommt, aber es gibt Entmagnetisierspulen, vielleicht wäre das auch etwas für den Bosch Kundendienst, wobei da kenne ich mich nicht aus. Wer dazu Infos hat: Her damit. Ansonsten: Auch zum Uhrmacher.

In dem Bild hier sieht man schön den Magneten in der Glocke.

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Soweit, vielleicht hilft das ja jemandem, bei der Reparatur / Restauration seines Tachos. Und bitte: Niemals mit WD40 oder anderem auf "gut Glück" durch die Entlüftungsöffnung auf der Gehäuserückseite reinnebeln!

Ich nehme die auch so und "entsorge" sie für Euch Winken.

In einem späteren Beitrag zerlege ich dann den Kilometerzähler.

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Kommentare

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Jox am :

Lieber Thomas,

großartiger Artikel! Ich habe hier gerade den Tacho von einem Mercedes 307 Baujahr 1984. Erst ist er gesprungen, dann hat sich der Nullpunkt auf 110 km/h verschoben :(

Nachdem ich die Welle mit Ballistrol geölt habe, läuft er wieder geschmeidig :) Aber der Nullpunkt ist weiterhin bei 110!

Dein Artikel mach mir Mut, den gebördelten lackierten Ring vorsichtig aufzustemmen...

Hast Du eine Ahnung, wie ich den Nullpunkt wieder auf 0 bekomme? Einfach die Nadel versetzen?

Vielen Dank,

Jox

Thomas Trueten am :

Hallo Jox,
dazu kann ich leider nichts sagen, den Tacho kenne ich nicht. Natürlich könntest Du versuchen, den Zeiger umzusetzen. Vermutlich ist jedoch etwas an der Übersetzung überdreht worden, weshalb das Probleme beim Kilometerstand wie auch bei der Geschwindigkeitsanzeige geben könnte. Je nachdem, was Dir der Tacho wert ist, könntest Du den natürlich auch zu einem professionellen Reparaturbetrieb geben oder vom nächstbesten Verwerter einen neuen / Ersatz besorgen.

Viel Erfolg,
Thomas

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