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Fünfzehn Stunden Schlafentzug - eine halbe Stunde Feuerpause. Lohnt sich das?

Regierungsgebäude in Minsk
Foto: LHOON, Ilmari Karonen
Lizenz: Creative-Commons-Lizenz 2.0
Sicher, es war zu loben. Und alle lobten es auch. Unsere Merkel - mindestens fünfzehn Stunden ohne Schlaf. Und blinkerte in Brüssel noch mit den Augen. Nur - warum das Ganze?

Um den Frieden zu wahren - das konnte nicht sein. Denn die Fehler von Minsk 1 verdoppelten sich in Minsk 2. Angeblich wurden mehrere der versäumten Schlafstunden zugebracht, um zu diskutieren, ob die ukrainischen Truppen wirklich umzingelt waren. Oder nicht. Man hätte minutenschnell Luftaufnahmen heranziehen können. Aber so technisch wollten es die Militärs nicht. Sie kämpften um die Ehre ihrer Truppen, nicht um den Augenschein. Entsprechend verlief das Übrige. Man hätte die Hintern früher lüften können.

Bleibt die Frage:Warum das Manöver?

Einmal bei allen Seiten natürlich, um den Friedenswillen zu zeigen. Nicht aber um friedlich zu sein.

Bester Beweis: Kaum war Merkel zurück in Brüssel, wurden ungerührt die Sanktionen bekräftigt. Rückschritte gegenüber dem Frieden zu Münster 1648. Damals wenigstens wurden alle Verfolgungen und Bußverfahren gegen die vermeintlich Schuldigen untersagt. Was hatten die Sanktionen gegen die Verantwortlichen des Angriffs auf Mariupol aber jetzt noch zu schaffen, da doch - dem Papier nach - der Frieden greifbar nahe war?

Putin freilich nicht besser. Wieso musste gerade er die Ergebnisse von Minsk vor den Sicherheitsrat bringen? Vermutlich auch und vor allem, um seine Verantwortlichkeit für den Frieden zu beteuern. Und zugleich abzustreiten.

Noch mal: Warum dann das Ganze? Als letzter Grund vielleicht bei allen Beteiligten: Sie erkannten, dass es unter keinen Umständen mehr möglich wäre, einen wirklichen Massenaufstand wie zu den Zeiten gegen den deutschen Faschismus zu entfesseln. Es gibt keine Möglichkeit mehr, ein Nationalgefühl zu erzeugen. Was es gibt, sind räumliche Zusammenschlüsse, die sich auflehnen gegen körperlich fühlbare Unterdrückung. Aber nichts, was den Massenbewegungen von 1941 bis 45 gleichkäme.

Bei Merkel und den Ihrigen käme hinzu, dass sie natürlich keinen Augenblick an die Geschlossenheit des ukrainischen Volkes zu glauben vermögen. Sie wissen, was sich unter den Anhängern der diversen Satrapen und Oligarchen in Wirklichkeit verbirgt. Insofern muss man bei Merkel einen Schritt weitergehen. Sie verlässt sich wirklich nicht auf Kanonenböller und Knallgewehr. Sie rechnet auf lange Frist einfach auf die wirtschaftliche Niederlage der Gegner. Zu erzielen durch systematische Erhöhung der Sanktionen. Bis zum Erliegen der Feinde. Bis dahin ist alles Schau. Frieden mimen um jeden Preis. Dafür lohnt es auf jeden Fall einmal die Zwinkeraugen nicht schließen zu lassen.

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Kommentare

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Harald Artur Irmer am :

Die Ukraine kann gegen die abtrünnigen Provinzen nicht der NATO beitreten und also auch keine Raketen gegen Rußland stationieren. Das ist die Hauptsache. Wieso?: Vor etwa etwas mehr als einem Jahr stand im öffentlichen - sonst teuer - Teil von debka - nirgendwo sonst gefunden - was Putin in bezug Ukraine will: 1. Keine Atomraketen dort, die mit einer Flugzeit von weniger als 1 Min. auf Moskau nicht abzuwehren sind. 2. Keine speziellen Aufklärungsgeräte dort, Radar etc., Einzelheiten vergessen. Diese Stationierung wäre mit einer NATO-Mitgliedschaft sicher gekommen --- Ist so etwa wie mit den Atomraketen auf Kuba: Hat damals die USA vor ihrer Haustür auch nicht gewollt.

rugai am :

ei Merkel und den Ihrigen käme hinzu, dass sie natürlich keinen Augenblick an die Geschlossenheit des ukrainischen Volkes zu glauben vermögen. Sie wissen, was sich unter den Anhängern der diversen Satrapen und Oligarchen in Wirklichkeit verbirgt. Insofern muss man bei Merkel einen Schritt weitergehen. Sie verlässt sich wirklich nicht auf Kanonenböller und Knallgewehr. Sie rechnet auf lange Frist einfach auf die wirtschaftliche Niederlage der Gegner. Zu erzielen durch systematische Erhöhung der Sanktionen. Bis zum Erliegen der Feinde. Bis dahin ist alles Schau. Frieden mimen um jeden Preis. Dafür lohnt es auf jeden Fall einmal die Zwinkeraugen nicht schließen zu lassen.

Jepp, die gute alte Kohlsche Aussitzpolitik, hat ja mit dem "Ostblock" auch geklappt - allerdings steckt da-wie immer- noch mehr dahinter -seisdrum...angenehm zu lesen, dass sich jemand Gedanken um größere Zusammenhänge macht ohne gleich in polemisches Gebrüll auszubrechen..;)
Das bringt uns nämlich überhaupt nicht weiter auch wenn verständlich ist, dass des Bürgers Wut kontinuierlich ansteigt...

fruuf am :

"Putin freilich nicht besser. Wieso musste gerade er die Ergebnisse von Minsk vor den Sicherheitsrat bringen?"___

Nun, das lässt sich m.E. recht leicht nachvollziehen. Die USA waren in Minsk nicht am Verhandlungstisch, haben somit keine Verantwortung und keine Verpflichtung für dieses Ergebnis.

Damit aber auch von dort eine klare Bestätigung kommt, wird daraus jetzt ein UN-Beschluss. Da müssen die USA dann Farbe bekennen.
"Ja" zum Frieden, "Veto" oder Enthaltung, wir wollen sehen!

Das ist ein äußerst kluger Schachzug eines Staatslenkers, der selbst den Frieden will und weiß, dass sein Gegner nur wieder darauf wartet, einen Kriegsgrund zu finden.

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