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GKN - Arbeitskämpfe und Klimabewegung in Italien - 30.000 Menschen bei Demo am 26.3.2022 in Florenz

Von der Fabrik bis zur Schule - ein Kampf Foto: © catwithanicecamera via Umbruch Bildarchiv
Von der Fabrik bis zur Schule - ein Kampf
Foto: © catwithanicecamera via Umbruch Bildarchiv
Der Autozulieferer GKN will das Florentiner Werk schließen - die gekündigten Arbeiter*innen organisieren sich.

Zu den Fotos beim Umbruch Bildarchiv

Über 30.000 Menschen aus ganz Italien demonstrierten am 26. März 2022 in Florenz in Solidarität mit den Fabrikarbeiter*innen von GKN. Der Autozulieferer-Konzern will das Florentiner Werk schließen, um Kosten zu sparen. Ihre Kündigung erhielten 422 Arbeiter*innen im Juli 2021 per Email. Die Demo fand Unterstützung aus vielfältigen Bewegungen –“ Arbeiter*innen und Gewerkschafter*innen , Schüler*innen und Student*innen, Fridays vor Future, Aktivist*innen aus linken sozialen Zentren und anderen sozialen Organisationen demonstrierten mit Transparenten und Bengalos durch Florenz.

„Wir wollen alle Delokalisierungen abwehren, die Lohnfrage, die Lebenshaltungskosten und Rechnungen, die Arbeitszeitverkürzung bei gleichem Lohn, die Abschaffung der prekären Beschäftigung wieder in den Mittelpunkt stellen und einen öffentlichen Pol für nachhaltige Mobilität einfordern. Und wir wollen die Situation der Arbeiter in diesen Monaten wieder in den Mittelpunkt rücken, egal ob sie im öffentlichen oder privaten Sektor, in der Industrie oder im Bildungswesen, im Verkehrswesen, im Gesundheitswesen, in der Unterhaltungsbranche, im Informationssektor, als Festangestellte, als Prekäre, als Vertragsarbeiter, als Selbstständige oder als Migranten tätig sind.“ (Demoaufruf der GKN Fabrikarbeiter*innen)

422 Arbeiter von GKN Driveline erhielten am 9. Juli 2021 eine E-Mail von dem multinationalen Konzern mit Sitz in London. Der hatte beschlossen, sie zu entlassen und das Werk ohne vorherige Absprache mit den Gewerkschaften zu schließen. Die Fabrik sollte nach Osteuropa verlegt werden, um Arbeitskosten zu sparen und die Gewinne der Aktionäre zu steigern. Die Reaktion erfolgte schnell. Innerhalb weniger Stunden riefen die Arbeiter eine permanente Blockade vor dem GKN-Hauptsitz aus. Sie wurde ermöglicht auch dank der Unterstützung, die von Anfang an von Kolleg*innen und Menschen aus der lokalen Politik gezeigt wurde. Drei Tage später hatte der Bürgermeister von Campi Bisenzo die Zufahrt für schwere Fahrzeuge zum Werk verboten, um zu verhindern, das die Fabrik demontiert werden kann. Unterstützung kam bald auch aus ganz Italien.

Auf einer ersten Großdemonstration am 18. September 2021 zogen mehr als 20.000 Menschen durch die Straßen von Florenz und forderten von der Regierung mehr sozialen Schutz und eine Garantie für nicht prekäre Arbeitsplätze. Im Dezember stellten die Arbeiter*innen ein eigenes Konzept vor, wie die Fabrik, die bisher Ersatzteile für Autos hergestellt hatte, zu einer ökologischen Produktion in kommunaler Hand umgewandelt werden könnte.

Die GKN ist die effektivste und politisch am besten organisierte Gruppierung im gegenwärtigen Arbeiterkampf in Italien, da sie in der Lage war, viele verschiedene Realitäten unter demselben Slogan „Insorgiamo“ (Lasst uns aufstehen) zu vereinen. Durch ihren radikalen Kampf und die Kritik an der neoliberalen Arbeitsinfrastruktur haben diese Arbeiter*innen eine kollektive Bewegung aufgebaut. Ihre Delegation war mehrere Monate unterwegs, um sich mit anderen Organisationen und Gruppen aus dem ganzen Land am 25. März am weltweiten Klimastreik (Fridays for Future) zu beteiligen und die Demo am 26. März zu organisieren. Fridays for Future und GKN kommen unter dem Dach –šPeople not Profit–˜ zusammen, um deutlich zu machen, dass der Klimanotstand das Ergebnis jahrhundertelanger Unterdrückung durch Kolonialismus und Kapitalismus ist. Es bleibt spannend, wie sich die Arbeitskämpfe in Italien weiter entwickeln und ob die Arbeiter*innen von GKN ihre Idee einer kommunal verwalteten und ökologischen Fabrik durchsetzen können.

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Stuttgart: 1. Mai Fest im Lilo mit Live-Musik

Plakat zur Maifeier im Lilo HerrmannEndlich wieder! Dieses Jahr wird das 1.Mai Fest wieder stattfinden! Das Fest startet um 14.00 Uhr im Anschluss an die DGB-Gewerkschaftsdemo mit klassenkämpferischer Beteiligung und der revolutionären Demo. Aufgrund von Corona, konnten die letzten zwei Jahre leider keine Feste bei uns stattfinden. Daher freuen wir uns sehr, dass dieses Jahr unser Zentrum die Türen wieder öffnet!

Auf euch wartet ein kulturelles Programm mit live Musik, Infostände von vielen verschiedenen Initiativen, verschiedene Essensstände und Cocktails!

Natürlich gibt es Corona immer noch und wir wollen unser Fest so sicher gestalten wie möglich. Daher wird das Programm dieses Jahr draußen stattfinden. Bitte testet euch bevor ihr zum Fest kommt und wenn ihr euch krank fühlt, bleibt lieber zuhause.

Dieses Jahr mit dabei:
• Ilhan44 (Hip Hop)
• Essensstände, Getränke & Cocktails
• ArbeiterInnenchor Heslach
• Infostände

Kommt zahlreich!
Wir freuen uns schon auf ein rauschendes Fest!

Linkes Zentrum Lilo Herrmann | Böblinger Str. 105 | 70199 Stuttgart

Berlin: Köpi Wagenplatz erneut besetzt und geräumt

Foto: © Oliver Feldhaus via Umbruch Bildarchiv
Foto: © Oliver Feldhaus via Umbruch Bildarchiv
Sechs Monate nach der Räumung des Köpi-Wagenplatzes wurde am 15. April der Platz für einige Stunden wieder besetzt. Vor dem Gelände versammelten sich mehr als 100 Unterstützerinnen. Am Abend räumte die Polizei das Gelände jedoch erneut.

Zu den Fotos beim Umbruch Bildarchiv.

Erklärung zur Besetzung

„Wir sind hier, um zurückzufordern, was uns gehört. Es war nicht nur ein Stück Land für uns. Es war unser Zuhause, es war Familie, es war ein Ort, um Menschen aus der ganzen Welt willkommen zu heißen, um voneinander zu lernen und sich zu unterstützen, zum wachsen und sich verbinden. Auf ganz einfache und wundervolle Art, war es unsere Gemeinschaft und unser Leben. Und nun wurde unsere Gemeinschaft auseinander gerissen und mehr als alles andere wollen wir wieder zusammen sein.

6 Monate sind vergangen seit der scheiß Räumung des Køpi Wagenplatzes und es hat sich nichts verändert. Der Platz ist immer noch leer, bis auf einige angeheuerte Idioten, die den Platz bewachen, der voll ist mit den Trümmern, die einst unser Zuhause und unser Leben waren.

Das Angebot der Stadt und Howoge wurde nicht entworfen, um uns zu unterstützen, es sollte uns eher in eine Zwickmühle treiben, in der wir auf unakzeptable Weise auseinander gebracht werden sollten. Es gab das Angebot 70 Prozent der Fläche abzutrennen und uns den kläglichen Rest zu überlassen, um dort ein paar Wägen unterzubringen. Das lehnten wir ab. Der Wagenplatz sind wir alle oder niemand und wir bleiben eine Familie, die jetzt gezwungenermaßen getrennt und in der Stadt verteilt ist und wir suchen immer noch einen Platz, an dem wir wieder zusammen leben können.

Ein weiteres Mal wurde ein Wagenplatz direkt neben dem Køpi Gebäude geräumt. Das letzte Mal vor 23 Jahren war es die Räumung des Mad Max Wagenplatzes rechterhand der Køpi. Ein Altersheim sollte dort gebaut werden und wie nach unzähligen anderen Räumungen lag das Grundstück brach und nach DREIUNDZWANZIG Jahren ist dort immer noch nur eine leere Gebäudehülle, die für viele von uns ein Zuhause sein könnte. Wird das auch die Zukunft des Køpiplatzes sein?

Wie unser Platz, stehen die Projekt Räume der Meuterei und vom Syndikat nach deren Räumungen leer. Auch die Liebig34 ist noch unbewohnt, während die Menschen der Rigaer 94 konstant Angriffen der Stadt ausgesetzt sind. Wir sind hier um DIE große Frage zu stellen: WOZU? Warum verlieren Menschen ihr Zuhause und ihre Projekt Räume, ihr Leben und echte Verbindungen? Für gar nichts?!

Das sind nur einige Beispiele aus der letzten Zeit. Wir finden, dass wir es verdienen, fair behandelt zu werden und für alle anderen, die in den letzten Jahren Räumungen ausgesetzt waren, fordern wir Neuunterbringung und einen Ort für alle Kamerad:innen aus Berlin und in der ganzen Welt, um dort etwas fabelhaftes und selbstbestimmtes erschaffen zu können.

Es ist offensichtlich, dass die Taktiken der letzten Jahre darauf abzielen unsere Bewegung aus ihren Wurzeln zu heben und uns zu ermüden, mit sich wiederholenden Angriffen auf unsere Art zu leben. Aber das wird nicht funktionieren. Unsere gebündelte Wut schweißt uns zusammen in angstfreierer Solidarität.

Wir ruhen nicht in Frieden oder geben uns zufrieden bis anerkannt wird, dass man uns nicht einfach räumen und unter den Teppich kehren kann, als würde es uns nicht geben. Gehorsam und lautlos. Nein! Wir bleiben überzeugt von autonomen Plätzen und Gemeinschaften und führen unsere Art zu leben weiter, egal mit welchen Konsequenzen.

Viva Køpiplatz! Viva autonome Freiraume ! One struggle, one fight!“

Blogkino: George Orwell - Der Ruf nach Freiheit (2003)

Heute zeigen wir im Blogkino mit Filmen zum Thema Ⓐnarchismus die Dokumentation "George Orwell - Der Ruf nach Freiheit". In der Dokumentation des preisgekrönten schottischen Regisseurs Mark Littlewood werden Leben und Werk George Orwells, der mit bürgerlichem Namen Eric Arthur Blair hieß, noch einmal lebendig. Orwells Werk hat bis heute nichts von seiner Brisanz eingebüßt. Imperiale Kriegführung und totalitäre Strukturen bestehen auch in der Welt des 21. Jahrhunderts weiter, ja viele Aspekte seines Zukunftsentwurfs der totalen Überwachung sind sogar Wirklichkeit geworden. Der Film basiert auf biographischen Nachforschungen des Autors Anthony Grace, die Orwell als couragierten Kämpfer für Demokratie und Individualität zeigen. Dazu hat Regisseur Mark Littlewood faszinierende Archivaufnahmen gefunden und prominente Intellektuelle wie Noam Chomsky oder Richard Rorty befragt.

"Ich weiß sehr genau, wie es heute zum guten Ton gehört zu verleugnen, daß der Sozialismus etwas mit Gleichheit zu tun hat. In jedem Land der Welt ist ein ungeheurer Schwärm Parteibonzen und schlauer, kleiner Professoren beschäftigt zu „beweisen“, daß Sozialismus nichts anderes bedeutet als planwirtschaftlicher Staatskapitalismus, in dem das Motiv des Raffens erhalten bleibt. Aber zum Glück gibt es daneben auch eine Version des Sozialismus, die sich hiervon gewaltig unterscheidet..." (George Orwell - Spanische Erfahrungen)

Abschluss der Ostermärsche am Ostermontag: Netzwerk Friedenskooperative zieht positive Bilanz

Das Netzwerk Friedenskooperative zieht eine positive Bilanz der Ostermärsche 2022. In über 120 Städten fanden über Ostern Aktionen für Frieden und Abrüstung statt. Zentrale Forderungen bei den Ostermärschen waren ein Waffenstillstand und Beendigung des russischen Krieges gegen die Ukraine und die Ablehnung gegenüber den Aufrüstungsplänen der Bundesregierung. Insgesamt stieg die Zahl der Teilnehmenden 2022 im Vergleich zu den Vorjahren moderat an. Auch in diesem Jahr kamen weitere Städte mit Ostermärschen hinzu, wie etwa in Weimar, Nordenham und Neuruppin.

„Der Krieg in der Ukraine hat über die Ostertage viele Menschen auf die Straßen getrieben, die nicht ohnmächtig die Nachrichten verfolgen möchten, sondern sich aktiv gegen den Krieg, für diplomatische Lösungen und gegen Aufrüstung engagieren wollen.“, sagt Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative. „Krieg ist ein so gewaltiges Unrecht, dass wir uns niemals an diese Bilder gewöhnen dürfen. Die Ostermärsche sind auch 2022 der richtige Ort, um dem Wunsch nach Frieden Ausdruck zu verleihen.“, so Golla weiter.

Viele Veranstalter*innen und Teilnehmende zeigten sich bei den Ostermärschen besorgt über eine drohende Ausweitung und Verlängerung des Krieges. Auch wenn das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine gegen die russische Aggression vollkommen außer Frage steht, sehen sich viele Friedensbewegte besorgt über Pläne zur möglichen Lieferungen von schweren Waffen in den Krieg. So schwer dies in der derzeitigen Situation erscheinen mag, wird vielerorts auf weitere diplomatische Bemühungen gepocht. Ein deutliches Nein von Seiten der Friedensbewegung gibt es zur Aufstockung des Wehretats und der Einrichtung eines Sondervermögens für die Bundeswehr. Insbesondere wird die Anschaffung von F35-Kampfflugzeugen für die nukleare Teilhabe kritisiert. Mit diesen Flugzeugen soll die Luftwaffe künftig die neuen US-Atombomben vom Typ B61- 12 einsetzen können.

Abschluss der Ostermärsche am Ostermontag

Der Abschluss der traditionellen Ostermärsche der Friedensbewegung findet am heutigen Ostermontag statt. Dieser bildet neben dem Karsamstag, an dem bundesweit bereits rund 70 Ostermarsch-Aktionen stattgefunden haben, einen weiteren Hauptaktionstag der Friedensbewegung. Zu den etwa 30 Städten, in denen am Ostermontag Aktionen stattfinden, gehören u.a. Frankfurt am Main, Büchel, Nürnberg, Hamburg und Wilhelmshaven. Der Ostermarsch Rhein-Ruhr wird am Ostermontag seinen Abschluss in Dortmund finden.

Die Ostermärsche finden auch 2022 in lokaler und regionaler Verantwortung statt.

Informationsangebot zu den Ostermärschen 2022

Das Netzwerk Friedenskooperative stellt auch in diesem Jahr eine umfangreiche Übersicht der Termine, Aufrufe und Reden zur Verfügung.

Alle Infos: https://www.friedenskooperative.de/ostermarsch-2022

Alle Termine: https://www.friedenskooperative.de/termine?thema=69

Eine Übersicht über viele der Reden, die in den verschiedenen Städten gehalten wurden: https://www.friedenskooperative.de/ostermarsch-2022/reden

Q
uelle: Pressemitteilung, 18. April 2022

Atommüllzentrum im Tourismusgebiet Weserbergland: Werden Deutschlands beliebteste Radwege künftig aufgrund drohender Atommülltransporte gemieden und Touristen fern bleiben?

Durch die Entscheidung der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ), direkt im Tourismus- und Erholungsgebiet Weserbergland Deutschlands erstes Bereitstellungslager für ein Atommüllendlager zu errichten, dürfte die ohnehin schon strukturschwache Region über mehrere Jahrzehnte nachhaltig geschädigt werden. Dabei hatte sich das Weserbergland in den vergangenen Jahren gemausert und erfolgreich touristische Strukturen, insbesondere durch attraktive Ziele an den Radwegen entlang der Weser und weiterer Flüsse, aufgebaut. Leider teilen mehrere dieser, als beliebteste Radwege Deutschlands ausgezeichnete, Strecken künftig ein Schicksal: Streckenabschnitte, sogar ganze Tagestouren, verlaufen entlang der Atommüllroute, welche nach dem Willen der BGZ in Kürze an der Weser entstehen soll.

Kommt das Atommüll-Lager in Würgassen, werden über die nächsten 30 Jahre hinweg ganztägig radioaktive Stoffe in unmittelbarer Nähe, oftmals parallel zum Radwegnetz, auf Straße und Schiene an- und abtransportiert werden. Insbesondere die Städte Hann. Münden, Bad Karlshafen und Höxter, die Klöster entlang der Weser, das UNESCO Weltkulturerbe Corvey, sowie die vielen umliegenden kleinen Ortschaften mit ihren touristischen Attraktionen müssen mit negativen Auswirkungen rechnen.

Dabei würden sich die Beeinträchtigungen nicht erst zum Zeitpunkt der geplanten Inbetriebnahme des Atommüll-Lagers ab 2027 bemerkbar machen. Einen Vorgeschmack auf das Atommüll-Szenario, welches der Touristikregion bevorsteht, könnte sich bereits nächstes Jahr, also ab 2023 offenbaren: Sollten die Planungen der BGZ genehmigt werden, würde mit dem Bau des Atommüll-Lagers zügig begonnen. Dabei übertreffen dessen Ausmaße mit 325 m Länge, 125 m Breite und mehr als 16 m Höhe sämtliche vorhandenen Bauwerke in der Region um ein Vielfaches. Der Betonbedarf der gesamten Halle dürfte weit mehr als 100.000 Kubikmeter betragen. Da der Baugrund nicht die notwendige Tragfähigkeit aufweist, muss die Halle zudem über eine Vielzahl von tief reichenden Betonpfeilern gegründet werden, um die notwendige Stabilität zu ermöglichen. Auch hierfür müssen mehrere tausend Kubikmeter Beton angefahren werden. Wenn man bedenkt, dass ein normaler Betonmischer ca. 7 Kubikmeter Material transportiert, erahnt man, wie viele abertausende zusätzliche Transporte die Region bereits in der Bauphase erleiden wird. Dem nicht genug: Um die Sicherheit gegen Hochwasser herzustellen, muss ein Großteil des Geländes um mehr als einen Meter aufgeschüttet werden, was nochmals mehrere zehntausend Kubikmeter Baumaterial erfordern wird. Das bedeutet abermals eine Vielzahl von Schwerlasttransporten.

All das wird negative Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bewohner und die Attraktivität der Region für Touristen haben. Dabei lebt dieser vor allem von positiven Erlebnissen und Empfehlungen. Es steht zu befürchten, dass diese zukünftig nicht mehr so gut für das Weserbergland ausfallen werden, was negative Bewertungen u.a. in einschlägigen Internetportalen als Konsequenz mit sich bringen wird und weniger Besucher zur Folge haben könnte. Auch ein Downgrade von Deutschlands attraktivsten Radwegen, wie z.B. dem Weserradweg R99 in der Bewertung des ADFC, einem verkehrspolitischen Verein mit über 200.000 Mitgliedern, kann nicht ausgeschlossen werden. Denn ein wesentliches Qualitätsmerkmal eines Radwegs ist die Verkehrsbelastung - und die würde künftig deutlich erhöht.

Auch nach der Bauphase dürfte sich daran kaum etwas ändern. Kommt das Atommüll-Lager in Würgassen, werden in den nächsten 30 Jahren tausende von Tonnen strahlenden Gefahrguts mittels Diesellok und LKW durch die gesamte Region transportiert werden. In großen Teilen ist weder das Straßen- noch das Schienennetz für ein derartig anspruchsvolles logistisches Unterfangen ausgelegt. Oftmals werden die Transporte durch etliche Ortschaften und in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung und Einkaufsstraßen rollen. Die gegenwärtige Infrastruktur ermöglicht dabei keine sinnvollen Alternativrouten. Auch an den Bahnhöfen dürfen sich Schüler, Pendler und Touristen künftig die einspurige Bahntrasse mit tausenden von Tonnen strahlenden Gefahrguts aus ganz Deutschland teilen.

Die BGZ beteuert, man könnte keine Beeinträchtigung des Tourismus an den bestehenden Zwischenlagern feststellen. Dies ist wenig verwunderlich, finden sich dort oftmals lediglich ruhende Lasten, die öffentlich kaum wahrgenommen werden. Ständige An- und Abtransporte, allesamt unübersehbar als Gefahrguttransporte radioaktiver Stoffe gekennzeichnet, wie beim in Würgassen geplanten „Logistikzentrum“, finden dort nicht statt. Ganz anders wird es im Weserbergland zugehen: Wer kann schon neben lärmenden Atommülltransporten die Landschaft genießen, oder möchte sein Eis direkt neben einem radioaktiv strahlenden Transportcontainer verzehren?

Quelle: Pressemitteilung

Befreiung des deutschen NS-Konzentrationslagers Buchenwald: Der „Zug der Erinnerung e.V.“ verurteilt den Ausschluss der Opferrepräsentanten der 15.000 sowjetischen Toten der UdSSR

Das Gedenken an die Befreiung des deutschen NS-Konzentrationslagers Buchenwald vor 77 Jahren hat ohne die staatlichen Vertreter der russischen und belarussischen NS-Opfer stattfinden müssen.

Sie wurden von den verantwortlichen deutschen Stellen ausgeladen. Die Ehrung der 15.000 sowjetischen Toten der UdSSR, die in Buchenwald ihr Leben ließen, wurde den offiziellen Repräsentanten des Fortsetzerstaates der UdSSR in den Vereinten Nationen (der Russischen Föderation) sowie Belarus am 10. April 2022 verwehrt.

Begründet wurde dieser Ausschluss mit dem menschlichen Leiden im gegenwärtigen Krieg in Osteuropa, für den die russische und belarussische Regierung verantwortlich seien. Weiter heißt es, der Ausschluss rechtfertige sich ebenfalls, da beide Regierungen die politische Opposition ihrer Staaten verfolgten. Deswegen hätten die deutschen Stellen („wir selbst“) bestimmt, wer Ehrungen der sowjetischen NS-Opfer vornehmen dürfte: ausschließlich Vertreter der den deutschen Stellen genehmen politischen Opposition, jedoch keine offiziellen Repräsentanten des Fortsetzerstaats der UdSSR in den Vereinten Nationen und Belarus1.

Der bürgerschaftliche deutsche Verein „Zug der Erinnerung e.V.“ erklärt zu diesem Vorgehen, dass die Ehrung der sowjetischen Opfer der deutschen NS-Massenverbrechen keiner Autorität deutscher Stellen unterliegt.

Die sowjetischen Opfer der deutschen NS-Massenverbrechen sind als Angehörige ihrer Nation und ihres Staates gestorben, weil sie als slawische „Untermenschen“ und jüdische „Rasse“ samt ihres Staates vernichtet werden sollten.

Niemand hat das Recht, diesen Zusammenhang zu zerreißen und diese Opfer für heutige politische Zwecke zu benutzen.


Dass ausgerechnet die Erben der deutschen NS-Täter den staatlichen Erben der slawischen und jüdischen Opfer verbieten wollen, ihrer Angehörigen am deutschen Verbrechensort, dem ehemaligen deutschen KZ Buchenwald, angemessen zu gedenken, stellt einen Akt der Anmaßung und versuchten Entwürdigung dar.

Der „Zug der Erinnerung e.V.“ verurteilt den Ausschluss der Opferrepräsentanten.

Wir erinnern daran,
dass die deutschen Verantwortlichen, soweit sie staatlichen deutschen Stellen angehören, dieselben sind, die den slawischen und jüdischen Opfern der deutschen Massenverbrechen in der UdSSR sowie ihren Angehörigen und Erben bis heute jegliche angemessene Restitution verweigern.

Wir stellen fest, dass die Opfer der deutschen Massenverbrechen, die als Staatsbürger der UdSSR zu Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt oder als Kriegsgefangene in Deutschland interniert wurden, zu Hunderttausenden in Deutschland ihr Leben verloren. Noch immer warten unzählige ihrer Gräber auf Ehrung und Gedenken.

Wir rufen dazu auf, diese Orte des Gedenkens in den kommenden Tagen aufzusuchen und die Gräber der Staatsbürger der UdSSR herzlich zu ehren.

Berlin, 15. April 2022

Der Vorstand
Hans-Rüdiger Minow
Vorstandssprecher

1 Stiftung Gedenkstätte Buchenwald: Zum Umgang mit offiziellen Vertreter:innen der Regierung von Russland und Belarus. Erklärung der Stiftung. Webseite der Gedenkstätte. Aktuelles Detail. Abgerufen am 12.04.2022.

Dem Stiftungsrat der für die Erklärung verantwortlichen Stiftung gehören an:

Thüringer Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten / Chef der Staatskanzlei (Vorsitzender)
Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Thüringer Finanzministerium
Oberbürgermeister der Stadt Weimar
Landrat des Landkreises Nordhausen
Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland
Quelle (pdf)

Berlin: No War but Class War

Foto: © Oliver Feldhaus via Umbruch Bildarchiv
Foto: © Oliver Feldhaus via Umbruch Bildarchiv
Rund 700 Menschen, demonstrierten am 9. April 2022 in Berlin unter dem Motto „No War but Class War! Weder Russland noch NATO!“ gegen den Krieg in der Ukraine, gegen Waffenlieferungen und Aufrüstung und für die Aufnahme aller geflüchteten Menschen. Zu der Demo aufgerufen hatte ein Bündnis recht unterschiedlicher antimilitaristischer, antifaschistischer und linksradikaler Gruppen.

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Weitere Ereignisse zu diesem Thema

Wahrheit oder Pflicht?

Lord Arthur Ponsonby of Shulbrede
Lord Arthur Ponsonby of Shulbrede Quelle: fredsakademiet.dk
In seinem Buch Falsehood in Wartime (1928) untersuchte und beschrieb Arthur Ponsonby die Methoden der Kriegspropaganda der Kriegsbeteiligten im Ersten Weltkrieg. Es enthält den berühmten Hinweis: „When war is declared, truth is the first casualty“ (dt.: „Nach der Kriegserklärung ist die Wahrheit das erste Opfer.“).
  1. Wir wollen den Krieg nicht.
  2. Das gegnerische Lager trägt die alleinige Verantwortung für den Krieg.
  3. Der Führer des Gegners hat dämonische Züge („der Bösewicht vom Dienst“).
  4. Wir kämpfen für eine gute Sache.
  5. Der Gegner kämpft mit verbotenen Waffen.
  6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, bei uns handelt es sich um Irrtümer aus Versehen.
  7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm.
  8. Angesehene Persönlichkeiten, Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache.
  9. Unsere Mission ist heilig.
  10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, steht auf der Seite des Gegners und ist ein Verräter.
Quelle

Blogkino: El Diputado (1978)

Heute zeigen wir im Blogkino mit Filmen zum Thema Ⓐnarchismus den Spielfilm El Diputado von Eloy de la Iglesia. der Plot: Sex und Politik kollidieren in dieser Geschichte von verbotener Liebe, Erpressung und Mord. Ein jugendlicher Stricher wird von der Geheimpolizei rekrutiert, um einen prominenten Politiker zu kompromittieren...

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