Skip to content

Legitimer Protest für elementare demokratische Rechte erneut unter Strafe gestellt!

Urteil des Amtsgerichts Augsburg legitimiert massive Polizeigewalt gegen Geflüchtete mit "Generalprävention"–“ Solidarität und Protest wurden erneut kriminalisiert.

Der Prozess gegen zwei Gambische Geflüchtete aus der EA Donauwörth vor dem Amtsgericht Augsburg war gestern an nebulöser Beweisführung und Generalkriminalisierung kaum zu überbieten. Das Gericht entschied, die Strafbefehle der zwei Gambischen Geflüchteten wegen angeblichem Landfriedensbruch in der EA Donauwörth in der Nacht zum 14.3.2018 zu bestätigen und hat sie zu achtzig und neunzig Tagessätzen à 10 Euro verurteilt. In ihrer Urteilsbegründung bezeichnete die Richterin Asylsuchende als "Gäste", die sich dementsprechend zu benehmen hätten. Ihr Urteil beschrieb sie als notwendige Generalprävention, ein Maßnahme also, das andere Geflüchtete davon abhalten soll, ihre Rechte zu fordern und die Solidarität zwischen den Geflüchteten grundsätzlich kriminalisiert. Die verfassungsrechtlich geschützte Meinungsäußerung der Bewohner*innen des EA Donauwörth in der Nacht zum 14.3.2018 stigmatisierte sie in ihren Kommentaren und Zwischenfragen wiederholt als "Zusammenrottung".

Den Angeklagten konnte kein konkreter Tatbeitrag nachgewiesen werden. Der Richterin genügte die bloße Anwesenheit der beiden am Ort des Geschehens zur Verwirklichung eines Landfriedensbruchs. Selbst die Anwesenheit konnte durch die Zeuginnenaussagen nicht zweifelsfrei geklärt werden. Die deutlichen Widersprüche und Lücken in den Aussagen der Security-Mitarbeiterinnen, der Malteser und der Polizeibeamten wurden vom Gericht schlicht ignoriert. Stattdessen wurden sie wiederholt zu ihrem subjektiven Empfinden über eine mögliche Bedrohung durch die Bewohner gefragt. Im Besonderen wurde der Fragwürdigkeit der Methoden der Identifizierung, die laut den Anwälten tendenziös und nicht rechtmäßig waren, vom Gericht nicht weiter nachgegangen. Die Darlegungen der Anwälte dazu wurden von der Richterin als nicht ausschlaggebend zurückgewiesen.

Das Amtsgericht Augsburg führte das rassistisches Anvisieren von ausschließlich Gambischen Geflüchteten in der EA Donauwörth, sowie deren ungerechte und systematische Kriminalisierung durch Polizei und Staatsanwaltschaft konsequent weiter. Wiederholt drückten die vernommenen Security-Mitarbeiter*innen ihren Ärger über die Organisierung der Gambier in der EA Donauwörth aus, die Gleichbehandlung mit anderen Geflüchteten im Lager gefordert hatten. Damit wird klar, dass die eigentliche 'Bedrohung' die politische Arbeit der gambischen Community-Organisierung in der EA Donauwörth war.

Eine Auseinandersetzung mit der vorausgegangenen Polizeigewalt gegen die Geflüchteten in Donauwörth blieb aus. Vielmehr wurde deutlich, dass die anschließenden Festnahmen, die Untersuchungshaft, aber auch dieses Gerichtsverfahren allein der Einschüchterung der Geflüchteten und der Legitimierung des gewaltsamen Vorgehens seitens der Polizei diente.

Alle Zeug*innen bestätigten, entgegen der Anklage, dass die Geflüchteten nicht die Abschiebung eines gambischen Flüchtlings verhindern wollten. Es ging ihnen vielmehr darum, ihren Unmut über die unmenschlichen Bedingungen in der Erstaufnahmeeinrichtung in Donauwörth zum Ausdruck zu bringen; ferner wollten sie sogar freiwillig das Land verlassen.

Die ausführlichen Einlass- und Identitätskontrollen vor dem Gerichtssaal, so wie die anfängliche Verweigerung des Einlasses von Geflüchteten, deren Ausweise von der Ausländerbehörde rechtswidrig als "ungültig" gestempelt worden waren, hat den staatlichen Rassismus nochmal deutlich gemacht. Eine der wichtigen Forderungen der gambischen Community in Donauwörth vor der Polizeirazzia am 14.3. war, die tagtäglichen rassistischen Polizeikontrollen von Schwarzen Menschen abzuschaffen und die damit verbundenen Sprüche der Polizei, dass sie nicht im Land sein dürften. Am Amtsgericht Augsburg führte der kontrollierende Polizeibeamte diese Praxis bei der Einlasskontrolle fort: "Den kann man doch dann gleich abschieben!"

Donauwörth ist kein Einzellfall. Ein ähnliches Muster der Kriminalisierung war u.a. in Ellwangen und Donaueschingen zu beobachten. Auch in dortigen Prozessen bestätigten die Gerichte die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft und versäumten es, sich kritisch mit den Einsätzen der Polizei auseinanderzusetzen.

Wir fordern sofortige Einstellung aller Verfahren gegen Geflüchtete aus Donauwörth und die Beendung der Polizeigewalt und der systemischen Kriminalisierung.

Quelle: Pressemitteilung 8. November 2018

9.11.1918: Die verratene und vergessene Revolution - gesehen aus der Erinnerung von Alfred Döblin

Aus Anlass des heutigen Jahrestages veröffentlichen wir nochmals den an dieser Stelle am 09. November 2010 erschienenen Beitrag von Fritz Güde.

Alfred Döblin, ca. 1930 Foto: WikiPedia
Es scheint am Platz, vor allen anderen neunten Novembern an den allerersten zu erinnern, denjenigen der verratenen und vergessenen Revolution von 1918. Dem Dichter Döblin blieb es vorbehalten, nicht nur den Rückzug der Armee von Strasbourg her leibhaftig mitzuerleben, sondern als damaliges Mitglied der USPD auch die Kollaboration der Reichsregierung unter Noske und Ebert mit den heimkehrenden Truppen. Dreißig Jahre später arbeitet er in der Erinnerung alles noch einmal durch. Döblin war auf der Flucht vor den Deutschen 1940 zum Katholizismus konvertiert. Aber eines hatte er durch die Jahrzehnte nicht vergessen: Den Hass auf diejenigen, die damals die Revolution abgewürgt hatten und sie ihren Feinden ausgeliefert. In diesem einen Punkt bleibt seine Erinnerung rächend und unversöhnt. Sein Rückblick befremdet vielleicht, aber hält zugleich unverrückbar fest.

Döblin: November 1918

Lebensspuren
"Was für eine sonderbare Existenz ich führe, in meinem Alter, es war bequemer drüben, [im Exil in den USA] aber es ließ sich ja nicht halten, und hier kann ich etwas Nützliches leisten; meine Schublade war schon drüben voll von Manuskripten, die liegen blieben; auch das wird anders werden, viele Verlagsprojekte werden genannt." (Brief vom 25.11.45)

Fast keines der Manuskripte wurde in Deutschland veröffentlicht. Keines unverstümmelt.

"Wann betrete ich das Land wieder? Am 3.3.33 fuhr meine Familie über die Grenze. Welches Datum heute? Die Zufälle, die Zeichen, die Winke. Betroffen lasse ich das Blatt sinken und betrachte die Zahl noch einmal, der neunte November! Revolutionsdatum von 1918, Datum eines Zusammenbruchs, einer verpfuschten Revolution.
Wird alles wieder so kläglich wie damals verlaufen? Soll und muss es nicht hier, auch hier eine Erneuerung geben? Ich fahre in das Land, in dem ich mein Leben zubrachte, und aus dem ich hinausging, aus einer Stickluft, das ich floh, in dem Gefühl: es wird mir zum Heil....... Auf allen liegt, wie eine Wolke, was geschehen ist und was ich mit mir trage: Die düstere Pein der letzten zwölf Jahre. Flucht nach Flucht. Mich schauderts, ich muss wegblicken und bin bitter. Dann sehe ich ihr Elend und sehe, sie haben noch nicht erfahren, was sie erfahren haben."
(aus dem Erinnerungsbuch: Schicksalsreise, S. 309, bezogen auf November 1947)

Als Schriftsteller ungedruckt, als Zeitschriftenherausgeber in der Pleite gelandet, emigriert der Emigrant zum zweiten Mal.

Abreise 1953: "Alfred Döblin ist aus Deutschland ausgezogen. Auf einer Bahre brachten ihn zwei blaubeschürzte Bedienstete des Zentralhotels auf den Bahnsteig. Dort saß er, während sich seine Gattin um die Beförderung des Gepäcks etc. kümmern musste, zusammengekauert, eine Decke auf die Beine gebreitet, auf einem wackeligen Stuhl- nahe den Geleisen- im nur gespenstisch erhellten Bahnhofdunkel und in kalter rauchiger Zugluft, ein Großer der deutschen Literatur(sofern man noch von einer solchen reden kann), verraten und verkauft, jedenfalls vereinsamt und verbittert, krank und müde, wenngleich sehr wachen Geistes. Mein Ohr zu seinem Mund geneigt( der alte Mann war erkältet, heiser und hustete), hörte ich ihn sagen: "Das ist der Abschied". Sein letzter Brief aus Deutschland ging an die Adresse von Heuss ("ich habe ihm reinen Wein eingeschenkt") Welch ein Kapitel der Zeitgeschichte." (Ulbricht, Sekretär der Akademie Mainz, 5.5.53 an Hanns Henny Jahn)

1957 - Döblin war so verarmt, dass er nur in Deutschland - wohl über Wiedergutmachung - eine Sanatoriumsversorgung erhalten konnte. Nahe Emmendingen. Das deutsche Seminar Basel unter Musch suchte ihn dort auf. Ich damals in Freiburg, auch im dortigen Deutschen Seminar. Warum kam niemand auch nur auf die Idee, Gleiches zu tun? Wir hatten allenfalls von Döblins "Berlin Alexanderplatz" gehört, ihn keineswegs gelesen. Die bald dreißig Jahre nachher blieben mehr als verschüttet: unbekannt. Bis Günther Grass seine erste Rede auf Döblin hielt, vergingen weitere zehn Jahre. Zum fünfzigsten Todestag bekam sein ehemaliges Wohnhaus in Baden-Baden eine Gedenkmedaille. Er selber nichts.

Der Vergessene als Fachmann gegen das Vergessen werden
Warum sich an den Allervergessensten wenden, um gegen Vergessen vorzugehen? Vielleicht weil er inzwischen Fachmann im Vergessen werden geworden ist. Als er im Exil- erst in Frankreich, dann USA- die vier Bände seines "November 1918" in Angriff nahm, da war in Deutschland von Luxemburg und Liebknecht nicht mehr die Rede. Ihr Denkmal auf dem Berliner Friedhof war plattgemacht worden. Döblin fragte nach dem Versäumten. Wie konnten damals die gleichen Niederkämpfer der Revolution siegen, die ihn vierzehn Jahre später aus dem Lande trieben? Was war mit den bekannten Führungsgestalten? Der vierte Band der Tetralogie hat ausdrücklich "Karl und Rosa" zum Titel erhalten.

Döblin greift Luxemburgs Schicksal freilich ganz spät, im Weibergefängnis in Breslau auf. Die Episode mit dem Büffel darf nicht fehlen. Nur eine Pointe fügt Döblin hinzu: der Bursche, der das Tier so unbarmherzig prügelt, heißt Runge. Er ist eben jener heruntergekommene Jäger, der Luxemburg auf ihrem letzten Weg den Gewehrkolben über den Schädel hauen wird.

Der neue Blick auf Rosa Luxemburg im Knast, der auf die notwendige Entstellung durch Isolation und Erinnerungsqual fällt, wirkt erschreckend. Sie hat die Nachricht vom Tod ihres letzten Geliebten in den Schlachten in den ukrainischen Sümpfen erhalten.

Döblin bietet alles auf: die überlieferte Ballade von Lenore, die den toten Bräutigam beschwört, verbindet sich mit klinischen Erwägungen über hysterische Halluzination im Knast (Döblin war von Haus aus Nervenarzt und kannte ähnliche Zustände: er leiht sie Rosa aus eigener Erfahrung). Sie reist imaginär mit dem toten Bräutigam durch die Welt. Damit lässt Döblin einen Riss durch die Luxemburg im Gefängnis gehen: die Trauer um das vergehende Leben steht unverbunden neben dem politischen Kampf. All die von Döblin erfundenen Gespräche und Begegnungen mit dem Toten vollziehen sich während Rosas Niederschrift des Buchs über die Russische Revolution. Genauer gesagt: die Lebensnot hängt sich als Bleigewicht an den revolutionären Willen, zieht ihn nieder.

Was beim Bericht über Stammheim hämisch ausgespielt wird, die psychische Zerstörung durch das zwangsweise Aufeinander hocken in der ausweglosen Isolation, wird von Döblin klaglos konstatiert. Der Körper reißt sich los vom immer noch vorhandenen, in aller Mattigkeit festgehaltenen Willen zur Revolution. Körperlich breitet sich aus der Wahn, das Nachhängen hinter der verlorenen Liebe.

Faktisch ist von einer hysterischen Erkrankung Luxemburgs nichts bekannt. Es mag empören, wenn Döblin ihr solches zuschreibt. Aber es war nötig, um durch die Übertreibung das Ersticken des vitalen wie des revolutionären Begehrens scharf genug zu kennzeichnen.

Die Volksmassen: Ansammlung von Ermatteten
Die Leiber, ihre Müdigkeit, ihre Angreifbarkeit werden zum Schicksal der Revolution, nicht nur im einzelnen Leben l Luxemburgs, sondern als etwas, das alle ergreift, im Januar 1919 der Kälte, der Steckrüben und des Zehnstundentags.Die seit Döblins Konversion hinzugewonnene religiöse Sprache verhilft zum endgültigen Los-schälen von der Legende. Vom Bild der Roten Bataillone, die allzeit bereit gestanden hätten

"Krieg und Revolution waren Weckrufe einer überirdischen Stimme. Wer hörte sie, wie vernahm man sie? In diesen Revolutionswochen verklang allmählich die Stimme." (Bd IV, Seite 351)

Döblin hatte alles 1919 schon einmal beschrieben als Journalist unter dem Namen "Linke Poot". Die Massen aufgerufen, auf den Straßen wartend, erhalten den Ruf nicht mehr zum Sturm auf die Reichskanzlei- und gehen auseinander aus Erschöpfung, Wut und im bitteren Ressentiment gegen das angebliche oder auch wirkliche Versagen der Führenden.

Döblin macht sich dreißig Jahre später den Blick des Johannesevangeliums zu eigen. Das Licht kam in die Welt- aber keiner hatte die Kraft, es anschauend festzuhaltend. Das Wort zu uns gesprochen, traf auf taube Ohren. Weltlich gesprochen: wir sind wie das Gras auf dem Felde, und unser flüchtiges Dasein ist zur Empörung nur kurze Zeit fähig und bereit. Dann sinken wir zurück.Was nichts gegen die Stimme des Krieges, der Revolution sagt. Wenn auch sofort verklungen: gesprochen hat sie doch.

Unbarmherzig zeigt Döblin den Siegeszug der militärischen Routine und Disziplin innerhalb der von Ebert und Noske betriebenen Konterrevolution. Sie stützen sich auf das Idiotentraining der frisch importierten Feldsoldaten. Sie läuft sozusagen auf Geleisen- überspielt die individuelle Ermattung und Willensbildung. Dagegen die Müdigkeit der Leitenden wie der nicht Angeleiteten: Liebknecht beim letzten Besuch bei seiner Frau Sonja sich losreißend vom Privaten, ohne doch zur Entschlusskraft Lenins zu kommen. Er bleibt geschleift vom blinden Durchhaltewillen, im Marstall von Berlin, von dort vertrieben und schließlich im Zeitungsviertel gelandet, bei den Allerletzten. Versteckt in Vorortszimmern. Bis es heißt, den letzten Weg anzutreten.Überlegungen Rosas gegenüber Liebknecht- über die Notwendigkeit des zeitweiligen Rückzugs, wie ihn die Bolschewiki im September 1917 hatten antreten müssen- verstumpfen angesichts seines zusammengesunkenen müden Leibes. "Wenn sie (Rosa) ihn dann niedergekämpft hatte und er blass, mit eingefallenen Backen, mager, mit viel Grau in den Haaren, still dasaß, dann war es anders. Karl gab alle falschen Berechnungen, das Ungeplante und Gefährliche des Unternehmens zu, aber er gab es achselzuckend zu und zog keine Schlüsse daraus. Sie staunte. Sei wurde aufmerksam und schon argumentierte sie nicht mehr. Sie sah ihn an und erinnerte sich an den 1.Mai 1916, wo Karl voranging, so sicher, ohne Furcht, eine Feuersäule in der Nacht" (ebenda, Seite 455). Feuersäule - schon wieder ein Fetzen religiöser Überlieferung, aufgewandt, um das Unvergessliche mitten im Vergessen festzuhalten.

Döblin rettet die Erinnerung an den Aufstand, indem er dessen Scheitern, seinen notwendigen Untergang als Voraussetzung akzeptiert. Er zeigt den Rest auf der Schüssel, die Gräte vom Fisch. Es war also doch etwas da gewesen. Dasjenige, das nicht weiter zu zerstören ist von denen, die vielleicht noch an diesem Abend mal wieder daran gehen, die Novemberrevolution in Deutschland 1918 als das Heldenwerk eines Ebert hinzustellen- gegen Schwärmer, Träumer, Spartakisten und andere Verbrecher. Nicht viel anders hat es Peter Weiss gehalten in seiner - inzwischen ebenfalls weg gescharrten - "Ästhetik des Widerstands". Nur von der Galgenhalle in Plötzensee her sind ihre Bestrebungen und Taten krisensicher zu retten.

Rettung des Verlorenen

Gerettet hat Döblin trotz allem, indem er die Vorkämpfer den Schwächen des eignen Körpers und der Unzuverlässigkeit der Massen ausliefert. Er behält den ausgreifenden Blick auf diese Massen. Dieselben, die 1918 siegten, haben zu siegen nicht aufgehört- bis hin zu den vernichtenden Feldzügen des zweiten Weltkriegs. War der Aufstand 1918 auch von vornherein verloren, seine Notwendigkeit bleibt unanfechtbar bestehen. Welche Leiden hätten diese müden Leiber sich erspart, wenn sie -unmöglicherweise- damals auch nur ein paar Tage länger durchgehalten hätten.

Unbestechlich und traurig begegnet Döblin den selben erloschenen Gestalten wieder- 1947 in Baden-Baden. Haben sie etwas gelernt? Sie haben nichts gelernt. Und hätten es doch so nötig gehabt.

Schärfer als die Döblins kann keine der zu erwartenden Kritiken und Löschungen zum neunzigsten Jahrestag ausfallen. Gerade dadurch ist Döblin ihnen für alle Zeiten zuvorgekommen. Uns führt er vor die Unerlässlichkeit der Revolution zugleich mit ihrem Scheitern für dieses eine Mal und immer wieder.

Bibliographische Angaben: Döblin: November 1918. Vier Bände. dtv. Daraus alle Zitate.

Neuausgabe:

November 1918 - Eine deutsche Revolution: Erzählwerk in drei Teilen. Erster Teil: Bürger und Soldaten 1918
November 1918 - Eine deutsche Revolution: Erzählwerk in drei Teilen. Zweiter Teil, Erster Band: Verratenes Volk
November 1918 - Eine deutsche Revolution: Erzählwerk in drei Teilen. Zweiter Teil, Zweiter Band: Heimkehr der Fronttruppen
November 1918 - Eine deutsche Revolution: Erzählwerk in drei Teilen. Dritter Teil: Karl und Rosa

Zuerst abgedruckt in Stattzeitung für Südbaden Ausgabe 70, 2007-11 (Printausgabe)

nachschLAg: Ein unvollständiger Wochenrückblick

BRASILIEN
Anhänger des designierten Präsidenten von Brasilien, Jair Bolsonaro, haben eine Liste mit Namen von über 700 Schauspielern, Journalisten, Autoren, Theologen und Künstlern veröffentlicht, die sie zu “Feinden– erklären, da sie sich gegen den ultrarechten Politiker gestellt hatten.

Wenige Tage nach seiner Wahl hat Brasiliens designierter Präsident Jair Bolsonaro erklärt, es gebe für sein Land “keinen Grund–, mit Kuba weiterhin diplomatische Beziehungen zu unterhalten.

ECUADOR
Ecuadors früherer Präsident Rafael Correa ist von der Justiz des südamerikanischen Landes angeklagt worden. Richterin Daniella Camacho ordnete am Mittwoch nachmittag (Ortszeit) die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen den ehemaligen Staatschef an. Correa und drei weiteren Beschuldigten wird vorgeworfen, 2012 an der Entführung des Oppositionspolitikers Fernando Balda aus Kolumbien beteiligt gewesen zu sein.

KOLUMBIEN
In den letzten Wochen nehmen die Morde an Sprechern sozialer und indigener Bewegungen im südlichen Bundesgebiet Cauca wieder massiv zu. Zuletzt sind besonders Lehrer an indigenen Schulen und Mitglieder der Lehrergewerkschaft ins Visier geraten.

Der von Kolumbiens Finanzminister Alberto Carrasquilla in der vergangenen Woche vorgelegte Gesetzentwurf für die von Präsident Iván Duque geplante Steuerreform ruft im Land viele Diskussionen hervor.

KUBA
Die laufende Volkaussprache über Kubas neue Verfassung geht in ihre letzte Phase. Bisher haben sich mehr als 7,37 Millionen Kubaner an der Debatte beteiligt, die noch bis zum 15. November läuft.

VENEZUELA
An der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela sind am Sonntag drei Angehörige der venezolanischen Nationalgarde getötet worden. Verteidigungsminister Vladimir Padrino López bestätigte am Montag (Ortszeit) in Caracas in einer vom staatlichen Fernsehen übertragenen Ansprache, dass die Grenzschützer von Angehörigen einer paramilitärischen Bande attackiert worden seien.

Die venezolanische Regierung hat der Öffentlichkeit Maßnahmen zur Entwicklung der Goldindustrie vorgestellt, die die Einnahmen des Landes für das kommende Jahr um fünf Milliarden Dollar steigern sollen.

Finanzexperten aus China sind in Caracas eingetroffen, um die dortige Regierung bei der Umsetzung von Wirtschaftsreformen zu unterstützen.

Ein Gemeinschaftsprojekt von Einfach Übel und redblog, Ausgabe vom 09. November 2018

OnePlus 6T: Kaum da, schon gerootet ;-)

Zur Abwechslung mal wieder was über Telefone. Nach 4 Jahren mit dem OnePlus One, dem so allmählich die Puste ausging, war es mir mal nach Veränderung, so orderte ich mir eine neue Telefonzelle. Es musste mit 256 GB internem Speicher und 8 GB RAM natürlich gleich der dickste Bolzen sein. ;-) Da mich die Qualität des Gerätes und die Community in den letzten Jahren überzeugte - in unserem Haushalt werkelt ja auch noch ein OnePlus 3T - war eigentlich klar, daß ich markentreu bleibe. Das vor 5 Monaten erschienene 6er Modell hätte mich eigentlich schon gereizt, aber ich dachte mir, bau nochmal einen Austauschakku ein, vielleicht hält das Teil ja nochmal 4 Jahre durch. Naja, der Akku war bzw. ist ok, auch der Austausch war in 20 Minuten erledigt. Dennoch: Die heutige Software zieht schon etwas mehr Strom und letztlich reichte das nicht einmal mehr über den Tag.

Tests zum 6T gibt es genügend, für mich gab es keinen Grund mehr, zu Googles "Pixel" zurückzukehren, nachdem die Preispolitik der vergangenen Jahre konsequent fortgesetzt und dafür an der 1000€ Marke gekratzt wird. Ein Thema, bei dem Durchgeknallte, die mit einem iPhone "X" herumposen - wohl nur zu einem müde Lächeln können. Aber irgendwie bekommt Apple das mit den Mondpreisen schon zu spüren.

Wie auch immer, nachdem OnePlus sein 6T vor 14 Tagen vorgestellt hatte kam es am Dienstag zur Auslieferung, meines bekam ich dann gestern geliefert. Während ich einem Familienmitglied beim Umstieg von einem ebenfalls 4 Jahre alten iPhone auf ein 6T unterstützte, fand ich noch die Zeit, nach einer Lösung zum Rooten für das 6T, denn ich hätte ja doch ganz gerne meine diversen Apps 1:1 wieder auf dem neuen Handy. Mittels Titanium BackUp kein Problem, allerdings setzt das Root voraus. Kein Problem1:

blu_spark TWRP für das OnePlus 6T
dann noch

Magisk herunterladen


Bei uns an den Linux Rechner gehängt, nachdem ich das 6T eingeschaltet und einen "alles überspringen" Setup Lauf durchgeführt hatte, bin ich in die Einstellungen / Über das Telefon / 7 * auf "Build Number" tippen, um den Entwicklermodus freizuschalten, dann wieder in "Einstellungen / System / Entwickleroptionen" und dort "OEM Entsperrung", "USB-Debugging" und "USB-Debugging Authorisierungen aufheben" aktivieren und dem angeschlossenen Rechner Zugriffsrechte erteilen. (Am besten auch noch "erweiterter Neustart" aktivieren, aber das ist Komfortzone.)

Sodann als root berechtigter User das folgende in die Linux Kommandozeile 2 reinhacken:

fastboot oem unlock

Schwupps - so schnell ist das Handy platt. Genau: beim Entsperren des Bootloaders werden alle Daten gelöscht. Das macht nichts, da ich noch keine Daten darauf habe und deswegen ja auch im "alles überspringen" Setup Lauf unterwegs war ;-)

Nach dem Aufheben der OEM Sperre und der Freischaltung können nun TWRP, der blu_spark Kernel und Magisk installiert werden. Mit

fastboot boot twrp-3.2.3-x_blu_spark_v9.86_op6.img

wird das neue Recovery gebootet, anschließend erlaubt man Änderungen durch Wischen auf dem im unteren Bildschirrm angebotenen Schieberegler. Dann wird in dem nächsten Bildschirm unter "Advanced" der Menüpunkt"ADB Sideload" gewählt, "Wipe Dalvik Cache" und "Wipe Cache" gewählt und dann der ADB Zugriff durch Wischen am Schieberegler im unteren Bildschirmrand ermöglicht, der dann auf dem Computer per sideload aufs 6T gebügelt wird:

adb sideload twrp-3.2.3-xblusparkv9.86op6.zip

Dann kann z.B. mit dem blu_spark Kernel eine Alternative zum regulären Systemkern installiert werden:

adb sideload blusparkr56-oos-pieop6-6t9e9a352.zip

Als Abschluß gibt es dann noch die Installation von Magisk per sideload:

adb sideload Magisk-v17.3.zip

Dann lösche ich eigentlich immer den Cache und starte das Handy neu. Magisk lässt sich zukünftig dann direkt aus der App updaten.

Diese im Gegensatz zu früheren root / Flash Aktionen scheinbar etwas umständlichere Methode der Recovery Installation hängt mit den A/B Partitionen zusammen, die ursprünglich mit Googles Pixel 1 eingeführt und für mehr Sicherheit sorgen sollen. So existiert im Gegensatz zu früheren Versionen keine eigene Recovery Partition mehr, sondern das Recovery ist Bestandteil des Boot Images. Grob gesagt muss deshalb TWRP temporär gebootet werden, um erst mit einem weiteren Installationslauf in einem der Slots eingerichtet zu werden. Die beiden Slots sind in TWRP selbst auch anwählbar, zum Beispiel beim Backup. Auch beim Neustart aus dem Recovery lässt sich der gewünschte Slot wählen.

Die verwendete (inoffizielle) blue_spark TWRP 3.2.3-x Recovery Version v9.86 ist noch in einem recht frühen Entwicklungsstadium, das sollte man bedenken, ebenso wie die angepasste Magisk Version. Zum Beipiel läuft hier das Xposed Modul leider noch nicht, auch gibt es in Sachen LineAgeOS bis jetzt auch nur inoffizielle Versionen. Hier habe ich mich auch noch nicht dazu durchgerungen, auf den Zug aufzuspringen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Momentan schaue ich mir noch sehr wohlwollend das installierte OxygenOS 9.05 an, das unmittelbar nach dem TWRP Flash zum Download bereit stand.

Die A/B Partitionen können wie alles andere in dem kurzen Beitrag hier dargestellte zu Problemen führen, bis dahin, das OnePlus 6T in einen 629€ teuren Briefbeschwerer zu "bricken". Von daher: Alles, was bei mir geklappt hat, kann woanders ins Auge gehen, daher: Nachahmung auf eigene Gefahr, informiert Euch zuvor über die möglichen Folgen, zum Beispiel auch über eventuellen Garantieverlust!

In dem Sinne freue ich mich über Hinweise, Vorschläge, Alternativen und Kritiken, gerne über die Kommentarfunktion!

1: Wem das zu stressig / langweilig / riskant / whatever ist, der kann natürlich auch per OnePlusSwitch bequem von einem alten Android Handy - und auch von iPhones - auf das neue umsteigen. Die App, die in Googles Play Store für Android und hier - leider außerhalb von dem Apple Dingens erhältlich und daher nicht ganz ungefährlich - zu installieren ist, erleichtert einem den Umzug doch sehr, indem ein Barcode auf dem alten durch das neue Handy abzufotografieren ist. Binnen kurzer Zeit landen dann alle Fotos und sonstigen Daten auf dem neuen Gerät.

2: Windows kann das natürlich auch. Möglicherweise gibt es dabei einiges zu beachten, daher verweise ich auf die DroidWiki Anleitung hier.

In diesem Beitrag sind einige Links auf Amazon und eBay gesetzt. Wenn Ihr über diese Links dort etwas bestellt, bekomme ich eine kleine Provision. Irgendwie muss die Kohle für das 629€ teure Teil ja wieder reinkommen. ;-) Für Euch bleibt der Preis derselbe wie bei einem Direktkauf.

Freiburg: Solidarität mit der italienischen Gemeinde Riace und dessen Bürgermeister Domenico Lucano

Kundgebung und Demonstration, Sa. 10. November 2018, 13 Uhr, Rathausplatz in Freiburg

Solidarität mit der italienischen Gemeinde Riace und dessen Bürgermeister Domenico Lucano.

Am kommenden Samstag ( 10.11.18) wollen wir unsere Solidarität mit Riace und mit Mimmo Lucano zum Ausdruck bringen. Seit 20 Jahren ist Riace bei der Aufnahme von Geflüchteten ein Vorbild, das zeigt, wie Europa auch sein könnte. Der Hausarrest von Mimmo Lucano, sein Aufenthaltsverbot in Riace sowie die Vorwürfe, die gegen ihn erhoben werden, empören uns. Wir stehen hinter diesem „einzigartigen Projekt des Miteinanders“ (Newsletter der Stadt Dresden), das in Riace entstanden ist.

Deshalb fordern wir die italienische Regierung auf, dass Riace weiterhin die Fördermittel aus dem Projekt SPAR (Sistema di protezione per richiedenti asilo e rifugiati –“ Schutzsystem für Aslybewerber) erhält, die das Innenministerium für das Jahr 2019 blockiert hat.

Darüber hinaus fordern wir, dass die bereits gewährten und der Gemeinde Riace zustehenden Fördermittel für die Jahre 2017 und 2018 schnellstens an diese ausbezahlt werden, damit Riace weiterhin, Geflüchtete aufnehmen kann.

Weitere Informationen

Bei der Kundgebung wird es einen Redebeitrag zur aktuellen politischen Lage in Italien sowie zu den Ereignissen der letzten Wochen in Riace geben. Stadträte der Fraktionsgemeinschaft Unabhängige Listen Freiburg und der JPG-Fraktion werden ebenfalls sprechen. Eine Vertreterin der Initiative Solidarity City Freiburg wird sich mit der Bedeutung einer solidarischen Stadt in der heutigen politischen Situation auseinandersetzen. Vor dem italienischen Konsulat steht ein weiterer Redebeitrag auf dem Programm und es wird eine Forderung an die italienische Regierung vorgelesen.

Riace ist nur die Spitze des Eisberges. Laut der Lega Nord sollen in der lombardischen Provinzhauptstadt Lodi Flüchtlingskinder nicht mehr am kostenlosen Schulessen teilnehmen dürfen. Das hat die Partnerstadt Konstanz und Fontainebleau aus Frankreich auf den Plan gerufen, die dagegen vehement protestiert haben und selbst die Städte-Partnerschaft in Frage stellen.

Ein Beitrag zur Migranten-Karawane in Mittelamerika wird es voraussichtlich ebenfalls geben.

Weitere Informationen, u.a. zum Manifest für eine solidarische Stadt Freiburg sind hier zu finden

Initiative Solidarity City Freiburg

Themenabend: Die Welt erklären heißt die Welt verändern - Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger

Feuchtwanger Themenabend EsslingenLion Feuchtwanger wurde am 7. Juli 1884 in München geboren.

Er gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller der Weimarer Republik.

Mit seinen großen historischen Romanen wie „Jud Süß“ oder „Die häßliche Herzogin“ schuf er Modelle, um die Gegenwart begreifbar zu machen. In seinem satirischen Schlüsselroman „Erfolg“, erschienen 1930, warnte er präzise vor der faschistischen Gefahr.

Nach der Machtübertragung an die Faschisten konnte Feuchtwanger von einer Vortragsreise in die USA nicht mehr zurückkehren. Im Exil in Frankreich und in den USA bildeten er und seine Frau Marta ein intellektuelles Zentrum für andere deutschsprachige Emigranten wie Bertolt Brecht, Heinrich Mann und Arnold Zweig.

Bis zu seinem Tod im Dezember 1958 lebte er in Kalifornien.

Zum 60. Todestag stellt Jens David Biographie und Werk Lion Feuchtwangers vor.

Donnerstag, 13. Dezember 2018
19.30 Uhr
im Buchladen DieZeitGenossen
Strohstraße 28

73728 Esslingen

Eine gemeinsame Veranstaltung von DieZeitGenossen und VVN-BdA Esslingen

Vor 100 Jahren: Kieler Matrosenaufstand

Am 3. November 1918 begann in Kiel der Aufstand der Matrosen, der zur Beendigung des I. Weltkriegs führte. Die Matrosen verweigerten den Befehl ihrer Offiziere, rebellierten und hissten rote Fahnen. Der Aufstand verbreitete sich im ganzen Land und führte zur Revolution von 1918.

Revolutionäre Matrosen in Kiel
Revolutionäre Matrosen in Kiel
cronjob