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nachschLAg: Ein unvollständiger Wochenrückblick

LATEINAMERIKA
Gegen Bevormundung: Lateinamerikas Staatschefs sprechen sich bei Gipfel in Panama gegen US-Einmischungspolitik aus.

Der uruguayische Journalist, Poet, Schriftsteller und Fußballfan Eduardo Galeano erlag gestern im Alter von 74 Jahren in Montevideo einem Krebsleiden. Mit ihm verliert Lateinamerika einen seiner bedeutendsten Autoren.

BRASILIEN
In einem Jahr sollen in der Lagune Rodrigo de Freitas die olympischen Ruderwettbewerbe von Rio stattfinden. Doch derzeit wäre an Sport dort nicht zu denken: Fischkadaver verstopfen die Lagune.

Unter dem Eindruck geringer Zustimmungsraten, rechter Massenproteste und einer schwindenden Basis geht Brasiliens regierende Arbeiterpartei (Partido dos Trabalhadores, PT) in die Offensive: Die Parteiführung plant ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Verbänden, linken Parteien und sozialen Bewegungen. Sie orientiert sich dabei am Modell der Allianz Frente Amplio (FA) im Nachbarland Uruguay.

ECUADOR
Der spanische Erdölkonzern Repsol hat der Regierung von Ecuador angedroht, das südamerikanische Land vor einem internationalen Schiedsgericht wegen des mutmaßlichen Verstoßes gegen Bestimmungen zum Investitionsschutz zur Zahlung von 250 Millionen US-Dollar zu verklagen.

HONDURAS
Die Regierung der USA will eine zusätzliche Einsatztruppe in Honduras stationieren. Dafür hat sie vor rund einem Monat einen Antrag beim honduranischen Verteidigungsministerium gestellt.

KOLUMBIEN
Hunderttausende Menschen gingen am vergangenen Donnerstag in ganz Kolumbien auf die Straße. Laut der kolumbianischen Tageszeitung El Tiempo nahmen allein in der Hauptstadt Bogotá über 300.000 an der als »Marcha Por la Paz« (Friedensmarsch) bezeichneten Manifestation teil.

FARC-Guerilla und kolumbianische Regierung kommen bei der allmählichen Deeskalation voran. Ein aktuelles Konfliktthema bleibt, ob Rebellen ins Gefängnis müssen oder welche Strafen auf die Rebellen warten.

KUBA
Kuba wird auch weiterhin die Ideen verteidigen, für die unser Volk die größten Opfer und Gefahren auf sich genommen hat. junge Welt dokumentiert die Rede, die Raúl Castro Ruz, am vergangenen Samstag, dem 11. April, auf dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs der »Organisation Amerikanischer Staaten« (OAS) in Panama-Stadt gehalten hat.

Die kubanische Regierung hat am Dienstag abend (Ortszeit) die Entscheidung von US-Präsident Barack Obama begrüßt, nach 33 Jahren die sozialistische Karibikinsel von der Liste der Staaten zu streichen, die den Terrorismus unterstützen.

PANAMA
Im Rahmen der Erweiterungsbaus des Panama-Kanals planen Panama und Kuba eine enge Zusammenarbeit. Wie das Internetportal “Diario de Cuba– (14.
April) berichtete, schreiten die Planungen, den kubanischen Containerhafen von Mariel in das wirtschaftliche Gesamtkonzept des Panama-Kanalas miteinzubeziehen, weiter voran.

PARAGUAY
In Paraguay sorgt der Kauf von zwei Tageszeitungen und zwei Radiosendern durch das Familienunternehmen “Grupo Cartes– des amtierenden konservativen Präsidenten Horacio Cartes für Kritik.

VENEZUELA
Anderthalb Monate nach seiner Inhaftierung ist der Bürgermeister von Groß-Caracas, Antonio Ledezma, wegen Verschwörung zu einem Putsch angeklagt worden.

Ein Gemeinschaftsprojekt von Einfach Übel und redblog. Ausgabe vom 17. April 2015

Gowjadina Stroganow alias "Bouef" Stroganoff mit Wildreis

Heute mal wieder was aus unserer veganen Küche: Superleckeres Gowjadina Stroganow alias "Bouef" Stroganoff mit Wildreis, inspiriert von einem Rezept von Elisabeth auf The Bird's Nest - Danke für die tolle Idee!

2 ordentliche Portionen

75 g Sojamedallions (Trockengewicht, z.B. vantastic Foods)
300 g Champignons, vorzugsweise braune
1 Zwiebel
5 Gewürzgurken
1 TL Kapern
2 EL Sojasoße (dunkel)
etwas Rapsöl
200 ml Dinkelcuisine
125 ml Weißwein, z.B. Riesling
1 EL Senf (mittelscharf)
ggf. etwas Speisestärke
Salz, Pfeffer

125 g Wildreis

Getränk: Weißwein, Riesling.

Die Pilze putzen, in Scheiben schneiden. Die Gewürzgurken in Streifen schneiden. Die Zwiebel würfeln. Zur Sicherheit 1 EL Speisestärke / Kartoffelmehl o.ä. in einer viertel Tasse kaltem Wasser anrühren.

Den Wein probieren.

Die Sojamedaillons wie üblich zubereiten. (In einem halben Liter Gemüsebrühe aufkochen, ca 10-15 Minutne ziehen lassen, danach gut mit einer Spätzles- oder Kartoffelpresse auspressen).

Dazwischen Wildreis in 1/2 Liter kochendes gesalzenes Wasser geben und in 15 Minuten leicht köchelnd garen.

Sojamedaillons in Streifen schneiden. Gute Pfanne (Stahl) vorglühen, etwas Öl reingeben, die Sojaschnetzelstreifen reingeben und gut knusprig anbraten. Mit der Sojasoße ablöschen, beiseite stellen.

Währenddessen die Zwiebel in einem Topf / beschichteter Pfanne in Öl glasig anbraten. Die Pilze hinzugeben, ständig gut umrühren, es darf nichts ansetzen! Nach 3 oder 4 Minuten mit Weißwein ablöschen, leise weiterköcheln lassen. Die Gurken und die Kapern dazugeben, dann die Dinkelcuisine.

Die Sojastreifen hinzugeben. Umrühren.

Reis vom Herd nehmen und das überschüssige Wasser per Sieb vom Reis trennen. Den Reis kurz in den Topf zurückgeben und bei kleinster Flamme trockendämpfen.

Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt zum Abschmecken, dazu auch den Senf einrühren. Vorsicht mit Salz! Die Sojasoße ist meist salzig genug. Pfeffer sollte reichen.

Den Reis auf einem flachen Teller anrichten. Das "Bouef" Stroganoff dazu geben. Falls Zeit bleibt, mit etwas frischer Petersilie garnieren, dann über das Essen herfallen und den restlichen Riesling dazu trinken.

Dazu passen natürlich auch Spätzle oder klassischer Reis, statt Dinkelcuisine geht auch Reis- / Soja Cusine und ggf. auch Chashewsahne.

Wer keinen Wein mag, nehme Zitronensaft oder besser einen feinen Balsamico.

Zum Tod von Günter Grass

Günter Grass
Foto © By Blaues Sofa
Lizenz: CC BY 2.0, via Wikimedia Commons
Wir können in der Eile nicht alles wiedergeben, was zum Tod des großen Schriftstellers zu sagen wäre.

Deshalb nur ein Auszug aus der angeblich antisemitischen Äußerung zu Israel: Dieser inzwischen bewahrheitete Artikel wurde seinerzeit von allen möglichen Seiten kritisiert.

Dies um zu zeigen, wie der greise Dichter noch einmal die Scharen der kritischen Möven aufzujagen pflegte.

Das erste, was einem auffällt bei dem Text von Grass zum Konflikt Israel-Iran: Was er zum Gedicht erklärt, ist einfach eine Ansprache. Wie beleidigend für Erich Fried, Grass ihm gleichstellen zu wollen. Das Nicht-Gedichtete bei Grass erweist sich in der ungebrochenen Übernahme gängiger Termini und Floskeln in das, was ein "Gedicht" sein sollte. "Antisemitismus" etwa.

Erich Fried bemühte sich immer, gerade auch in den Gedichten, die sich unmittelbar und drohend an die damalige Führung des Staates Israel richteten, den verborgenen Doppelsinn der gängigen Fügungen aufzudecken. So bei der Verwendung des Wortes "Feind" - einst gegen die Juden gerichtet, heute von den Zionisten in Israel verwendet.

Der nächste berechtigte Einwand gegen den Text von Grass, wenn wir ihn nur als Leitartikel mit falsch gesetzten Umbrüchen nehmen: ein Teil der vorgebrachten Vorwürfe gegen Israel folgt gerade den von dort ausgehenden Unklarheiten, bleibt aber trotzdem falsch. Antideutsche fragen oft provozierend: "Soll ein ganzes Volk sich wehrlos wegatomisieren lassen?" - und suggerieren damit, der Besitz einer oder mehrerer Atombomben in Feindeshand bedeute automatisch deren sofortigen Einsatz.

Nach Hiroshima und Nagasaki hat keiner der Staaten, die über Nuklearwaffen verfügten, sie eingesetzt. Grass korrigierte sich im nachgelieferten Interview bei der ARD, er hätte wirklich nur an konventionelle Bomben gedacht, die die israelische Luftwaffe einsetzen könnte gegen die unterirdischen Bomben-Bau-Anlagen der Iraner. Nur hätte er das in seinem veröffentlichten Text deutlicher zum Ausdruck bringen sollen. Dass auch ein gemütliches Zwischenbombardement der Israelis die ganze Region einem zumindest regionalen Krieg aussetzen würde, bleibt von dieser Unterscheidung völlig unberührt.

Zur Erkenntnis im vom Dichter angestrebten Sinn trägt sein Text nur dieses Geringe bei. Aber - ungewollt - hat er eine ganz andere Behauptung stringent bewiesen: Es gibt eine Reichs-Schrifttums-Kammer, die ganz ohne äußeren Zwang einheitlich zuschlägt, wenn jemand sich gegen ihre Gewissheiten vergehen möchte.

Dazu gehört vor allem: Iran will die Atombombe, um Israel von der Erde zu tilgen. Und: Israel zu verteidigen, gehört zu unserer "Staatsraison". Das Wort so falsch verwendet, wie Merkel das tut.

Die Gegenangriffe folgten so schrapnellartig, dass man sich fragen konnte, ob alle den angegriffenen Text schon ganz gelesen hatten. Broder in der WELT als erster. Es gibt Gerüchte, man habe ihm das Schriftstück zugespielt, bevor es in der "SÜDDEUTSCHEN" überhaupt zu lesen war. Für sein Urteil: Grass = Antisemit - war freilich vorherige Lektüre auch gar nicht notwendig. Er hätte das auf jeden Fall - wie bei allen anderen Verdächtigten - mühelos herausbekommen.

Dass über Iran und Israel ab jetzt anders diskutiert wird als vorher, ist kaum anzunehmen. Aber vielleicht wenigstens darüber, dass wir unbestreitbar unter einer Meinungsdiktatur leben. Ein aufgeklärter Goebbels hätte sich das nicht anders wünschen können: ohne direkte Aufsicht mit ihrem Gezeter und ihrer Mühe einfach die nötigen Reflexe einbauen. Beziehungsweise ihr erwartungsgemäßes Funktionieren zur Voraussetzung einer bestandenen Der Zustand scheint erreicht.

Mumia Abu-Jamal: Stoppt die Hinrichtung durch medizinische Nichtversorgung

Demonstrationsaufruf Berlin: Stoppt die Hinrichtung durch medizinische Nichtversorgung! Sa. 18.04.15



Externe ärztliche Hilfe und Freiheit für Mumia Abu-Jamal - JETZT!
Sa. 18. April 2015 - Berlin - Weltzeituhr Alexanderplatz - 13:30 Uhr


Mumia Abu-Jamal ist ein kämpfender Gefangener im US Bundesstaat Pennsylvania. Seit seiner frühesten Jugend in der Black Panther Party kämpft er aktiv gegen Rassismus, Polizeigewalt und Ausbeutung. Als Radiojournalist erlangte er us-weite Bekanntheit und erhielt die Ehrenbezeichnung "Voice of the Voiceless" (die Stimme der Unterdrückten).

In einem manipulierten Verfahren wurde er 1982 ohne gültige Beweise für den vermeintlichen Mord an einem Polizisten zum Tode verurteilt. Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen und Parlamente kritisierten massive Brüche seiner Grundrechte und fordern eine Neuverhandlung. Hunderttausende überall auf der Welt sehen in ihm einen der vielen politischen Gefangenen in den USA. Mehrfach haben weltweite Proteste seine Hinrichtung verhindert. 2011 lenkte der Oberste Gerichtshof der USA ein und erklärte das Todesurteil gegen den Journalisten für rechtswidrig, allerdings ohne ihn freizulassen.

Seit seiner Verhaftung ist Mumia eine der lautesten Stimmen aus dem us-amerikanischen Gefängnis-Industriellen-Komplex. Er war der erste Gefangene, der zahlreiche Bücher und Radiobeiträge aus der Isolationshaft des Todestraktes heraus weltweit veröffentlichte und so ein Licht auf die rechtlose Situation aber auch die Kämpfe vieler Gefangener in den USA warf.

Nach den Morden an Mike Brown in Ferguson und Eric Garner in Staten Island war er einer der wenigen Journalist*innen, die den Zusammenhang zwischen der dafür verantwortlichen tödlichen und i.d.R. ungesühnten Polizeigewalt und der rassistischen Grundstruktur in den USA herstellte. Er nutzte seine weltweite Öffentlichkeit im Besonderen, um der jungen Bewegung gegen die Polizeigewalt internationale Wahrnehmung zu verschaffen. Allein im März 2015 brachte die Polizei 115 Menschen in den USA um. Ausser in einem Fall wird derzeit gegen keinen weiteren der involvierten Beamt*innen ermittelt.

Die Behörden in Pennsylvania antworteten auf Mumias Aktivitäten im Oktober 2014 mit einem Gefangenen-Knebel-Gesetz, welches ihn und andere Gefangene in Zukunft daran hindern soll, aus den Gefängnissen des Bundesstaates zu berichten. Dieses Gesetz richtet sich auch gegen Unterstützer*innen, Anwält*innen sowie Journalist*innen, die über interne Geschehnisse Öffentlichkeit herstellen. Es ist deutlich, dass Pennsylvania hier einen stellvertretenden Vorstoss für alle US Bundesstaaten unternimmt, um die wachsende Kritik an der Masseninhaftierung (ca. 2,3 Millionen Gefangene) und Todesstrafe zu unterdrücken.

Mumia klagte gemeinsam mit 4 weiteren Gefangenen, zwei Bürgerrechtsorganisationen, einer Zeitung, Prison Radio sowie dem Abolitionist Law Center gegen dieses Gesetz, dass Gefangene als erste Gruppe definiert, für die das verfassungsgarantierte Grundrecht auf freie Meinungsäusserung nicht mehr gelten soll. Das föderale 3. Bundesberufungsgericht liess die Klage der Gefangenen gegen den Protest der Behörden in Pennsylvania zu. Am 30. März 2015 fand der erste Verhandlungstag statt.

Am gleichen Tag brach Mumia Abu-Jamal im SCI Mahanoy Gefängnis bewusstlos zusammen und wurde auf die Intensivstation eines Krankenhauses gebracht, wo sein Leben kurz vor einem diabetischen Koma gerettet werden konnte. Mumia hatte bereits seit drei Monaten über starke Beschwerden und Ohnmachtsanfälle geklagt, war im Gefängnis aber falsch behandelt worden, obwohl sie bereits drei Bluttests von ihm entnommen hatten. Keiner will die vorher bei ihm unbekannte Diabetes bemerkt haben. Allerdings wurde Mumia nach 3 Tagen ohne weitere Behandlung wieder zurück ins Gefängnis verlegt, wo ihm seitdem jede lebenserhaltende medizinische Hilfe verweigert wird.

Mumia kann sich seit ca. einer Woche nur noch mithilfe eines Rollstuhls bewegen. Seine Stimme versagte wiederholt. Er hat über 30 Kg Gewicht verloren. Seine Blutzuckerwerte sind täglich in einem gefährlichen Bereich. Niemand kann abschätzen, wie lange er in diesem Zustand noch überleben wird.

Massive Proteste und über 20 Demonstrationen in den USA und Europa haben seitdem zwar durchsetzen können, dass er Besuch von Angehörigen und seiner Verteidigung erhalten kann. Er vertraut der (ohnehin ausbleibenden) "medizinischen Versorgung" im Gefängnis nicht mehr und fordert externe medizinische Hilfe.

Pennsylvanias Gouverneur Tom Wolf, der Leiter der Gefängnisbehörde, John E. Wetzel sowie Gefängnisdirektor John Kerestes sind direkt für diesen staatlichen Mordversuch an einem der bekanntesten kämpfenden Gefangenen in den USA verantwortlich.

Beteiligt euch am Sa., den 18. April 2015 an der Demonstration gegen Mumias Hinrichtung durch medizinische Nichtversorgung in Berlin!

Free MUMIA - Free Them ALL!

Beginn - 13:30 Uhr, Weltzeituhr - Alexanderplatz, Berlin-Mitte



Flyer, Plakate und mehr gibt es bei Freiheit für Mumia

Mikis Theodorakis: „Die Zeit ist für die Lieder und gegen die Panzer“

Morgen vor 45 Jahren konnte eine internationale Solidaritätsbewegung die Freilassung des von der griechischen Militärjunta inhaftierten und gefolterten Komponisten, Schriftsteller und Politiker Mikis Theodorakis erkämpfen.

"Am 21. April 1967 kam es zum Putsch der faschistischen Obristen in Griechenland. Theodorakis ging sofort in den Untergrund und veröffentlichte schon zwei Tage später einen ersten Aufruf zum Widerstand. Seine Musik wurde verboten, der Besitz seiner Platten, sogar das Singen und Hören seiner Lieder wurden mit Gefängnisstrafe geahndet. Am 21. August wurde er verhaftet und im Hauptquartier der Sicherheitspolizei physisch und seelisch gefoltert.
Eine internationale Solidaritätsbewegung, angeführt unter anderem von Dmitri Schostakowitsch, Leonard Bernstein, Arthur Miller und Harry Belafonte, setzte sich für seine Freilassung ein. Am 13. April 1970 gelang es dann, den Junta-Chef Georgios Papadopoulos zu überzeugen, Theodorakis ins Exil nach Frankreich zu entlassen." (Wikipedia)

Einige Ausschnitte aus dem Konzert, das Mikis Theodorakis am 10. Oktober 1974 im Karaiskakis Stadion in Athen gab, ergänzt durch Interviews.



kritisch-lesen.de Nr. 35: Leben und Sterben

Foto: © Matthias Rude
Gemeinhin machen wir Menschen der westlichen Welt uns –“ solange wir jung und/oder gesund sind –“ nur wenige Gedanken über den Tod. Es lebt sich ja so gut und schön ohne ihn. Aber „gestorben wird immer“ –“ unsere Vergänglichkeit ist Lebensrealität. Ob wir dabei den Tod als biologischen Tatbestand einordnen oder ihm in religiöser, moralisch-ethischer, rechtlicher oder psychologischer Hinsicht Bedeutung verleihen: Untergründig ist er allgegenwärtig und wirft viele Fragen auf. Wie werden Sterbeprozesse von den Individuen selbst gestaltet? Wie wird der Prozess des Sterbens biopolitisch organisiert und verwaltet? Und nicht zuletzt: Wie geht man mit der unausweichlichen Endlichkeit der eigenen Existenz um, mit der Angst, keine Spuren zu hinterlassen? Der Soziologe Norbert Elias hat einst den Tod als „Problem der Lebenden“ definiert: Er entreißt einem sozialen Umfeld einen Menschen und gibt ihn nicht wieder her. Allerdings gibt es klare Unterschiede zwischen dem Sterben als individuellem Akt (etwa im Alter oder bei Krankheit) und einem kollektiven Sterben (durch Kriege, Massenvernichtung, Hungersnöte), vor allem bei der Frage: Wer oder was ist für das Sterben verantwortlich? Von welchen Toten nehmen wir Notiz? Mit der aktuellen Ausgabe von kritisch-lesen.de wollen wir die politischen wie sozialen Bedingungen des Sterbens aufzeigen, indem wir darüber sprechen, inwiefern die „Gleichheit vor dem Tode“ nur eine scheinbare ist: Tod und Sterben sind untrennbar mit den Lebensbedingungen der Menschen verknüpft. Wir haben uns gefragt: Wie verhält sich die Linke eigentlich zum Themenfeld Sterben und Tod? Klar scheint zu sein, dass es im salonfähigen Diskurs nur bestimmte Darstellungen des Todes gibt, während zeitgleich eine Verdrängung anderer Realitäten stattfindet –“ etwa der, dass der Tod immanenter Begleiter des Kapitalismus ist. Vielmehr geschieht eine Ausblendung von strukturellen Ursachen, die ihre Wurzeln innerhalb der kapitalistischen westlichen Gesellschaften haben. Welche Toten werden also gesehen –“ und welche scheinen im gesellschaftlichen Wissen nicht zu existieren?

In Politik und Wirtschaft wird ein Menschenbild propagiert, welches von jedem Einzelnen erwartet, sich flexibel, vorsorgend und eigenverantwortlich zu verhalten –“ auch was den Umgang mit Alter, Sterben und Tod anbelangt. Menschen müssen effizient funktionieren, die leistungsorientierte kapitalistische Warengesellschaft verdrängt und verbannt Tod und Sterblichkeit aus dem Alltag. Damit werden Armuts- und Eigentumsverhältnisse und andere Ungleichheitsstrukturen ausgeblendet. Gleichzeitig lässt sich hierzulande eine zunehmende Debatte um individualisiertes und selbstbestimmtes Sterben feststellen, um Inszenierungen von Tod und Vergänglichkeit, aber auch um das „würdevolle“ Abschied nehmen im Alter, um Palliativmedizin und Patientenverfügungen. Mit der heute verbreiteten Personalisierung des Todes geht also auch eine Individualisierung und Emotionalisierung einher –“ ein weites Feld, in dem sich auch Religion, imaginierte Postmortalität und Esoterik pudelwohl fühlen.

Herbert Marcuse lehnt in seinem Essay „Ideologie des Todes“ die Ansicht ab, der Tod gehöre zum Leben. Für ihn bedeutet ein Leben in Freiheit, den Tod der menschlichen Autonomie zu unterwerfen, diese „Fremdherrschaft“ nicht hinzunehmen. Was aber geschieht, wenn ein Mensch am Leben scheitert? In verschiedenen Veröffentlichungen wird der Suizid als eine Ambivalenz der Freiheit behandelt. Es ist eine Auseinandersetzung mit dem frei gewählten Tod, der als Handlung aus Unfreiheit heraus gesehen werden kann: Ein Plädoyer dafür, dass ein „Nein!“ zu einem Leben innerhalb dieser menschenverachtenden Welt ebenso gelten muss wie ein bejahender Bezug zur eigenen Existenz. Andernorts wird die Zurückeroberung des Todes kämpferischer thematisiert: Jean Ziegler fordert eine „Reintegration des Todes in das westliche Kollektivbewusstsein“, denn nur mit dem Bewusstsein der eigenen Endlichkeit ließe sich die Freiheit des Einzelnen überhaupt realisieren. Die Verhältnisse, unter denen die Menschen leiden, sind leider nicht mit einem Mal zu ändern. Dennoch bleibt das Greifen nach der Utopie: Eine (sozialistische) Gesellschaft, in der Sterben nicht mehr verdrängt wird und der Tod als „technische Grenze“ der Freiheit eines selbstbestimmten Lebens gesehen werden kann. Die vielfältige Kritik am hegemonialen Sterbe- und Todesdiskurs und die Entwicklung eines anderen Umgangs mit Sterblichkeit und Tod gehören also als Teil einer emanzipatorischen Praxis zusammen. Es gilt die knappe Aufforderung, die Marcuse auf seinem Grabstein an die Nachgeborenen richtet: „Weitermachen!“

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Bei allem Gekeife deutscher Zeitungen: Tsipras setzt sich durch!

Alexis Tsipras

Foto: Lorenzo Gaudenzi
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported

Mit der WELT KOMPAKT nachts um drei fing es an: Ätsch, Ätsch, Tsiapras, hat alles nichts gebracht. Und bis Morgen folgten dann die übrigen Zeitungen; etwas gemäßigter: Alles nichts! Tsipras läuft ins Leere!

In Wirklichkeit hat Tsipras eines erreicht, was nur die Heimatblinden nicht sehen wollten: Er hat den Pfad des Undenkbaren überschritten. Merkels Axiom des Unmöglichen. Ihr zuletzt einziges wahres Regierungsprinzip des Undenkbaren. Was im Klartext heißt: Zusammenstehen unter Führung der USA gegen den Feind.

Tsipras hat mit seiner Fahrt nach Moskau einfach gezeigt: Es geht auch anders! Und das wird sämtlichen Herren in Brüssel und anderswo zu denken geben. Har Tsipras auch diesesmal nicht viel erreicht - was könnte er doch immerhin ausrichten, wenn es HART AUF HART gehen sollte. So beim nächsten Beschluss zur weiteren Abstrafung Russlands. Dieser muss bekanntlich einstimmig erfolgen. Also auch mit der Zustimmung Griechenlands.

Von den anderen Angeboten gar nicht zu reden. Immerhin wäre ein Gasanschluss über die Türkei hinaus doch auch schon etwas.

Ergebnis also: Ein wirklich souveräner Schachzug Griechenlands. Mit starkem Hinweis an andere Länder: Es geht auch ohne Hinblick auf Deutschlands Zepter.

nachschLAg: Ein unvollständiger Wochenrückblick

BRASILIEN
Im Zuge der anhaltenden Korruptionsermittlungen gegen ehemalige führende Angestellte des halbstaatlichen Erdölunternehmens Petrobras hat Präsidentin Dilma Rousseff vergangene Woche die gesamte Unternehmensspitze unter Vorsitz ihrer Vertrauten Maria das Graças Silva Foster ausgetauscht.

ECUADOR
Das ecuadorianische Parlament hat die Debatte über eine Landreform aufgenommen. Diese soll eine gerechtere Landverteilung garantieren und gleichzeitig zur Nahrungsmittelsicherheit beitragen.

In Ecuador wehrt sich eine Regierung gegen einen multinationalen Energiekonzern. Die Geschichte des Rechtsstreits Ecuador gegen Chevron-Texaco.

KOLUMBIEN
Die Delegation der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) bei den Friedensgesprächen hat zum Start der Verhandlungen im neuen Jahr ihre Verpflichtung bekräftigt, sich in eine politische Bewegung umzuwandeln, und gleichzeitig Vorschläge für eine Reform von Militär und Polizei in dem südamerikanischen Land präsentiert.

KUBA
Russland und Kuba haben bei einem Treffen von Regierungsvertretern in der kubanischen Hauptstadt die Umsetzung gemeinsamer Investitionsvorhaben und den Stand der bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern besprochen.

Nachdem sich die USA und Kuba wirtschaftlich und diplomatisch in den letzten Wochen angenähert haben, können nun auch US-Unternehmen auf der Insel aktiv werden. Eine der ersten Firmen, welche die Möglichkeit nutzen ist der Videostreaming-Dienst Netflix. Laut einer Pressemitteilung ist der Online-Video-Service seit Montag in Kuba abrufbar. Der Blog “Cuba heute– analysiert in einem Beitrag den schleppenden Internet-Ausbau auf der Insel.

PANAMA
Auf der Flucht vor der Justiz reist Panamas ehemaliger Präsident Ricardo Martinelli rund um die Welt. Der frühere Staatschef soll über aufgeblähte Verträge zum Kauf von Trockennahrung für ein Sozialprogramm unter anderem knapp 40 Millionen Euro unterschlagen haben.

VENEZUELA
Uruguays Präsident José Mujica hat das Verhalten der USA gegenüber Venezuela kritisiert und die verhängten Sanktionen zurückgewiesen.

Venezuelas Staatspräsident Nicolás Maduro hat den Ausbau der bilateralen Beziehungen mit Griechenland angekündigt.

Der Film »Lo que lleva el río« behandelt die Themen Geschlechtergleichheit und Interkulturalität in Venezuela. Ein Gespräch mit dem Regisseur Mario Crespo.

In Venezuela haben die Sicherheitskräfte offenbar einen Anschlag auf Staatspräsident Nicolás Maduro verhindert. Darüber berichtete Parlamentspräsident Diosdado Cabello am Mittwochabend in seiner Sendung »Con el mazo dando«, die wöchentlich im staatlichen Fernsehen VTV ausgestrahlt wird.

Ein Gemeinschaftsprojekt von Einfach Übel und redblog. Ausgabe vom 10. April 2015

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