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Internationaler Frauentag: "Das Ziel ist Frauenrecht als Menschenrecht!"

Wir wünschen allen Freundinnen, Kolleginnen, Müttern, Töchtern, Schwestern, Großmüttern, Liebhaberinnen, Nachbarinnen, Gegnerinnen, Revolutionärinnen, Mädchen, ... einen kämpferischen internationalen Frauentag!

Der erste Frauentag wurde am 19. März 1911 in Deutschland, Österreich, Dänemark und der Schweiz sowie den USA begangen. Allein in Berlin kamen etwa 45.000 Frauen zusammen, um sich für ihre Rechte stark zu machen. In den folgenden Jahren versammelten sich Millionen von Frauen zu den jeweils im Frühjahr organisierten Demonstrationen, Veranstaltungen und Aktionen. Schon 1912 kamen Schweden, Frankreich und Holland, 1913 Russland und die Tschechoslowakei dazu. Neben dem Wahlrecht forderten die Frauen bessere Arbeits- und Lebensbedingungen, Mutter- und Kinderschutz und protestierten gegen den imperialistischen Krieg. Das aktive und passive Wahlrecht wurde den Frauen in Deutschland im November 1918 durch den Rat der Volksbeauftragten zuerkannt.

In Europa beschloß die II. Internationale Sozialistische Frauenkonferenz (100 Delegierte aus 17 Ländern) auf Initiative von Clara Zetkin am 27. August 1910 in Kopenhagen die Einführung eines jährlichen Internationalen Frauentages für die Interessen der Frauen gegen mehrfache Ausbeutung und Unterdrückung. Themen waren also die Gleichberechtigung der Frauen, ihr Wahl- und Stimmrecht, sowie der Kampf gegen den imperialistischen Krieg. Der erste internationale Frauentag fand am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA statt. 1921 wurde auf der zweiten kommunistischen Frauenkonferenz, wiederum auf Initiative von Clara Zetkin, der internationale Frauentag auf den 8. März festgelegt. Dieses Datum war eng mit den proletarischen Frauenkämpfen verbunden:

• Am 8. März 1857 streikten in New York Textilarbeiterinnen, gefolgt von einer Streikwelle in der Textil- und Tabakindustrie.
• Am 8. März 1908 kamen 129 streikende Arbeiterinnen der Textilfabrik "Cotton" in New York bei einem Brand ums Leben. Vom Fabrikbesitzer und den Aufsehern wurden die Frauen in der Fabrik eingesperrt, um zu verhindern, daß sie Kontakt zu ihrer Gewerkschaft aufnehmen. Sie hatten für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen gekämpft.
• Am 8. März 1917 (russ. Kalender: 23. Februar) fand St. Petersburg ein massiver Streik der Textilarbeiterinnen gegen Krieg, Hunger und Zar statt. Nachdem weitere Sektoren ergriffen waren, kam es zum Generalstreik, der als Auslöser der Februarrevolution gilt.

"Das Ziel ist Frauenrecht als Menschenrecht." Clara Zetkin (1857 - 1933), Initiatorin des ersten Internationalen Frauentages stellte klar, dass eine wirkliche Befreiung der Frau untrennbar verbunden ist mit der Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung. Sie wendete sich aber auch gegen diejenigen, die meinten, diesen Kampf auf den St. Nimmerleins Tag verschieben zu können.

In dem Sinn fordern wir dazu auf, an den Aktionen an diesem Tag teilzunehmen. Zum Beispiel in Stuttgart: Heute, 8. März, 15 Uhr: Kundgebung am Schlossplatz
ab 16.30 Infoveranstaltung und vegan/vegetarisches Buffet im Linken Zentrum Lilo Herrmann



Bildquelle: Bildercache.de

8. März: Kampf für ein besseres Leben aller Frauen!

Flüchtlingsfrauen –“ Getrieben von Hoffnung, gelandet in Isolation...
Lasst uns für ein besseres Leben aller Frauen kämpfen!

Oft hat man hier vor Ort das Gefühl, dass die meisten Flüchtlinge männlich sind. Statistiken beweisen jedoch das Gegenteil: Etwa 80% der Fliehenden weltweit sind Frauen und Kinder. In Deutschland sind jedoch nur 30% der Flüchtlinge Frauen. Wie kommt es zu solch einem Missverhältnis? Welche Geschichten treiben die Frauen hierher und was erleben sie, wenn sie hier sind?

Aus ihren Heimatländern...
fliehen Frauen meist, weil sie sich mit sexualisierter Gewalt, Zwangsheirat und drohender Genitalverstümmelung konfrontiert sehen. Sexualisierte Gewalt ist weltweit die häufigste Unterdrückungsform gegen Frauen, da in patriarchalen Verhältnissen Frauen auf das Eigentum eines Mannes reduziert werden. Gewalt ist daher die gängigste Form für Männer zu zeigen, dass sie mit einer Frau machen können, was sie wollen. Die Motivation dahinter kann unterschiedlichster Couleur sein. So erfahren Frauen oft genug sexuelle Belästigungen oder Vergewaltigungen innerhalb ihres privaten Umfelds oder von Fremden. In Krisengebieten kann das Vergewaltigen von Frauen jedoch auch gezielte Kriegsstrategie sein. Das aktuellste Beispiel hierfür ist der Terror des „Islamischen Staats“ (IS), der seinen expansiven Angriffskrieg unter anderem finanziert, indem er Frauen als „Sexsklavinnen“ verkauft und im Zuge seiner Angriffe Frauen massenhaft vergewaltigt. Ziele sind neben der eigenen Machtbestätigung die Demoralisierung derjenigen, die sich ihnen unterwerfen sollen.
Die Methodik der Zwangsheirat ist nicht nur, wie hier immer vorgegaukelt wird, im arabischen Raum üblich, sondern reicht bis nach Asien und über ganz Afrika hinweg. Egal ob aus wirtschaftlichen oder machtorientierten Gründen stellt sich diese Tradition gegen jegliche Selbstbestimmung der Frau.
Die meist aus Tradition begangene weibliche Genitalverstümmelung wird bis heute vor allem im westlichen und nordöstlichen Afrika, aber auch im Jemen, Irak, Indonesien und Malaysia praktiziert. Meistens vollzieht sich dieses Verbrechen in der Pubertät der Frauen und führt neben psychischen und physischen Schäden nicht selten bis zum Tod.
Diese Gründe können nur grob die Geschichten der einzelnen Frauen skizzieren. Je nach ihrem sozialen Umfeld oder auch politischen Verfolgungsgründen, fliehen sie allein, mit ihren Kindern oder der ganzen Familie. Das zeigt, dass sie nicht nur bloße Anhängsel des staatlich verfolgten Mannes sind, wie es hier oft dargestellt wird. Es sind meist nur die Frauen, die mit der Familie oder einem Mann fliehen, die es bis hierher schaffen. Der Rest bleibt schlicht und ergreifend auf der Strecke.

...auf einer langen Reise...
werden sie meist erneut mit sexualisierter Gewalt konfrontiert, werden an Grenzposten nicht ernstgenommen und haben oft mit Rückschlägen zu kämpfen, die für sie aufgrund ihres Geschlechts weniger überwindbar sind als für Männer. Viele leben daraufhin ewig in Flüchtlingslagern an Grenzen, auf der Straße, werden entführt oder sterben. Ihr Ziel vom besseren Leben ist praktisch für eine Mehrzahl von ihnen unerreichbar.
Besonders Frauen, die alleine oder nur mit ihren Kindern fliehen, sind schutzlos vor jeglicher Diskriminierung, Demütigung und (sexualisierter) Gewalt. Hier zeigt sich wie sich das männliche Gefühl der Dominanz über Frauen in Fluchtzusammenhängen verstärken kann. Die Täterspanne reicht vom Lageraufseher über männliche Flüchtlinge bis hin zu Polizisten, militärischem Personal, Mitarbeitern von internationalen Hilfsorganisationen und Regierungsangestellten. Weit verbreitet sind auch Banden, die sich in Lagern aufhalten und Frauen zur Prostitution zwingen, gegen ihren Willen verheiraten oder versklaven. Viele Frauen werden auch von vermeintlichen „Rettern“ hinter das Licht geführt, indem diese ihnen vermitteln, dass sie ihnen helfen werden, wenn sie sich ihnen nur anschließen; andere werden entführt.
Möglichkeiten, wie die allseits bekannte und gefährliche Flucht über das Mittelmeer auf völlig überfüllten Schiffen, stehen ihnen aufgrund ihres Geschlechts nur selten zur Verfügung. Sie haben meist zu wenig Kontakte zu Gruppen, die eine solche Flucht organisieren, zu wenig Geld oder werden nicht mitgenommen, da sie von den Organisatoren nicht ernst genommen werden. Wenn sie trotzdem auf ein solches Schiff gelangen, sind sie meistens mit einem Mann unterwegs oder sind allein unter Männern wiederum sexualisierter Diskriminierung, Belästigung oder Gewalt ausgesetzt.

...in Deutschland angekommen?
Leider nicht. Die wenigen Frauen, die all das durchgestanden haben und hierher gelangten, werden nicht nur von rassistischen Asylgesetzen und rechter Hetze empfangen, sondern haben zudem mit dem was sie erlebt haben zu kämpfen. Sie haben keine Möglichkeit zur Ruhe zu kommen und den Traum vom „besseren Leben“ umsetzen zu können.
Das vorrangige Problem, was sich ihnen stellt, ist das der Anerkennung ihrer Fluchtursachen. Zu schwammig sind die Gesetze formuliert, die auf geschlechtsspezifische Fluchtgründe eingehen. Da meist ein politischer oder sozialer Verfolgungshintergrund vorhanden sein muss, um ein Aufenthaltsrecht zu erhalten, werden die Fluchtursachen von Frauen meist nicht als asylrelevant eingestuft. Dies liegt der Tatsache zu Grunde, dass sexualisierte Gewalt teilweise durch Staaten totgeschwiegen oder akzeptiert wird. Oft argumentieren auch Behörden damit, dass das jeweilige Herkunftsland der Frauen für ihren Schutz zuständig ist.
Darüber hinaus ist die Art und Weise des Verfahrens mehr als nur unzureichend, um die persönlichen Geschichten der Frauen fassen zu können. Angefangen bei der Ignoranz der Wirkung von solch traumatisierenden Erlebnissen, geschlechtergemischten Teams, denen die Frauen sich öffnen sollen bis zu den mangelnden sprachlichen Fähigkeiten, alles formulieren und ausdrücken zu können (DolmetscherInnen sind meist nur in geringer Anzahl oder gar nicht verfügbar).
In diesem umfangreichen und ermüdenden Prozedere, noch ewig geschlaucht von der Flucht, verharren Frauen dann in Flüchtlingsunterkünften, deren Bedingungen besonders für sie menschenunwürdig sind.
Oft genug sind Duschen und Toiletten nicht nach Geschlechtern getrennt und häufig sogar nicht abschließbar. Flüchtlingsfrauen berichten daher von männlichen Zuschauern beim Duschen und weiteren sexualisierten Belästigungen. Die Gemeinschaftsräume und Küchen sind meistens männlich dominiert, da die Mehrzahl der Flüchtlinge in solchen Unterkünften Männer sind, sodass sie sich dort oft nicht hinein trauen. Deswegen verbringen Frauen ihre Zeit meist ununterbrochen auf ihren überbelegten Zimmern, die oft nicht verschlossen werden können, d.h. sie können sich selbst dort nicht sicher vor Übergriffen oder Ähnlichem fühlen. Einige Frauen werden sogar von Mitarbeitern der Unterkünfte belästigt. Die wenigen Bildungsangebote wie „Deutschkurse“ können sie ebenfalls nur selten wahrnehmen, da sie für ihre Kinder sorgen müssen und es nur selten Betreuungsangebote für diese gibt. Privatsphäre, Ruhe oder vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten sind Fremdwörter für sie. Sie sind hierher gekommen, um dem zu entrinnen was sie erlebt haben, doch anstatt dies verarbeiten zu können, finden sie sich in regelrechter Isolation wieder. Was ein zumindest vorübergehendes „Zuhause“ werden sollte, kann man daher vielmehr mit einem Leben im Knast vergleichen. Zusammenschlüsse von Flüchtlingen, die sich selbst organisieren, um ihre Lage zu verbessern, sprechen daher nicht von „Unterkünften“, sondern von „Lagern“, in denen sie leben.
Kampf der weltweiten Unterdrückung von Frauen!
Diese besonderen Umstände, denen Flüchtlingsfrauen ausgesetzt sind, müssen im Kontext mit unserem kapitalistischen und damit einhergehend patriarchalen System gesehen werden.
Die patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaft sind die Ursachen dafür, dass Frauen international benachteiligte Möglichkeiten haben, sich zu entfalten und ihr Leben selbst zu bestimmen. Sie sind überall verschiedensten Unterdrückungs- und Ausbeutungsformen ausgesetzt. Egal ob es die schlechteren Karten im Beruf und die Belastung der Hauptverantwortlichkeit für Haushalt und Kinder sind. Egal ob psychische, physische oder ökonomische Gewalt oder Machtdemonstrationen von Männern gegenüber Frauen. Egal ob Zwangsheirat, Genitalverstümmelung oder sexualisierte Gewalt. Frauen sind all dem ausgesetzt und viele versuchen davor zu fliehen. Diejenigen, die hier vor Ort ankommen, begegnen nicht nur rassistischen Ressentiments, welche alle Flüchtlinge betrifft, sondern erfahren darüber hinaus erneuten Sexismus und damit verbundene Problematiken.
Diese Muster müssen durchbrochen werden! Hierfür gilt es, nicht nur die Bedingungen hier vor Ort zu verbessern und den Rassismus zurückzudrängen, das System, das die Ursachen für die Fluchtgründe und die Bedingungen vor Ort setzt, muss angegangen werden. Der Kapitalismus beherbergt das Patriarchat als Mechanismus, um mehr Profit zu erlangen, Frauen werden nicht als Menschen, als Subjekte, sondern als Objekte gesehen. Solange dies der Fall ist, wird die vollkommene Befreiung der Frau nichts weiter als ein Ideal bleiben. Um diese in die Realität umsetzen zu können, dürfen wir uns weder von Phrasen aus Medien und Politik, noch von Scheinerfolgen blenden lassen, vielmehr müssen wir alle Menschen über die Unterdrückungsmechanismen und ihre Überwindung aufklären.
Gemeinsam müssen wir, Männer und Frauen, gegen den Kapitalismus und der damit einhergehenden Unterdrückung und Ausbeutung der Frau kämpfen!
Die Befreiung der Frau weltweit ermöglichen!


Via Frauengruppe Stuttgart

Nahles: Zweimal Start zum Einheitsstaat

Frau Nahles als Frontführerin für den neuen Staat der SPD. So neu allerdings auch nicht. Sondern immer noch der, der seit 1914 angestrebt wurde. Stark in der Außenpolitik. Stark aber auch in der Unterdrückung von Minderheiten im Innern. Mit Recht sind die angestellten Lehrer im ganzen Bundesgebiet aufgetreten, um die selben Sätze wie die Beamten zu erreichen. Umgekehrt weiß SPD als Herrschaftsunterstützerin zusammen mit der CDU was sie am Beamtenrecht hat. Jederzeit kann sie damit nämlich eine Hilfsarmee aufrufen gegen minderwertige Meinungen. Und damit einen Gesamtstreik von allen Beschäftigten in der Lehre verhindern.

Also: Beamtenrecht ewig beibehalten. Zur Stoßkraft gegen außen und zur Unterdrückung der Benachteiligten im Innern.

Der zweite Schritt in derselben Richtung: Bevorzugung der großen Gewerkschaften gegen die kleineren. Sollte es zu Uneinigkeiten kommen in den Betrieben, wird immer der großen Gewerkschaft Recht gegeben. Dass damit der Lokführergewerkschaft zum Beispiel das Wasser abgegraben wird, ist offensichtlich. Frau Nahles tat am Anfang der Debatte noch so, als sei damit nicht die kleinste Abwiegelung des Streikrechts verbunden.

Inzwischen hat sie die Katze aus dem Sack gelassen und argumentiert recht offen mit der Anzahl von Unzufriedenen in den Bahnhöfen, die nicht mehr mitkommen. Und vergisst dabei das Eine: Streiks müssen wehtun, sonst sind sie keine. Wenn einmal die Bäckergesellen streiken würden, und es gäbe Schlangen vor den Brotgeschäften, das Streikrecht müsste auch in diesen Fällen eingehalten werden.

Wer Nahles zustimmt im Augenblick, das sind natürlich die Unternehmer. Und leider auch viele Allzubequemen in den anerkannten Großgewerkschaften. Insofern wird das Gesetz wohl durchgehen.

Nur: wie lange? Die Erfahrung hat gezeigt, dass wenn Unzufriedenheit die Massen ergreift, auch stärkste Streikverbote nichts nützen. Auch und vor allem nicht der SPD. Jetzt freut sie sich noch über ihren Machterhalt. An Seiten der CDU. Wie aber wird es sein, wenn sich Massenstreiks auftun. Wird dann nicht wieder das alte Lied ertönen von den Sozialdemokraten, die uns verraten haben? So falsch es dann sein wird, weil inzwischen von Verrat keine Rede mehr sein kann, nur vom Wesensgesetz einer ewigen Hilfspartei, es wird doch immer noch sehr übel klingen.

nachschLAg: Ein unvollständiger Wochenrückblick

BRASILIEN
Die Wahrheitskommission des Landesparlaments von São Paulo (Comissão da Verdade da Assembleia Legislativa de São Paulo) hat am Freitag, dem 27. Februar 2015, erstmals eine Anhörung zu den Verstrickungen von Konzernen in die Repression durch die brasilianische Militärdiktatur (1964-1985) durchgeführt. Auf der ersten Sitzung wurden der Vertreter des brasilianischen Konzerns Cobrasma sowie ein Vertreter der brasilianischen Niederlassung von VW do Brasil befragt.

COSTA RICA
Seit über einem Monat protestieren Arbeiter der Bananenfirma Bandeco, einer Tochtergesellschaft des transnationalen US-Unternehmens Del Monte, die zum Januar dieses Jahres mehr als 300 Arbeiterinnen und Arbeiter entlassen hat. Die zuvor mit der Gewerkschaft Sitepp (Sindicato de Trabajadores de la Empresa Pública y Privada) vereinbarten Tarifverträge wurden größtenteils gekündigt. Neue Verträge wurden indes mit der firmennahen Gewerkschaft Untrabasi (Unión de Trabajadores Bananeros de Sixaola) unterzeichnet.

EL SALVADOR
Drei Tage nach der Parlaments- und Bürgermeisterwahl in El Salvador gibt es noch keine einzige offizielle Zahl zu den Ergebnissen. Die Wahlbehörde scheint mit dem Auszählen der Stimmen völlig überfordert zu sein. Derweil einigen sich die Parteien, wer wo gewonnen oder verloren hat: Ein Kandidat erklärt sich zum Sieger in einer Stadt, sein stärkster Gegner akzeptiert die Niederlage. Derart zustande gekommene “Ergebnisse– gelten als sicher, und danach gibt es eine entscheidende Neuerung: San Salvador wird wieder von der ehemaligen Guerilla FMLN regiert, von der seit 2009 auch der Präsident des Landes kommt.

HONDURAS
Konzerne investieren in Bergbau und Wasserkraft. Die Bevölkerung leidet unter den Folgen. Gespräch mit Tomás Gómez, einer der Koordinatoren des »Zivilen Rates der indigenen und Volksorganisationen von Honduras« (COPINH).

KOLUMBIEN
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hat sechs hochrangige Militärs nach Havanna entsandt, damit sie im Rahmen des Friedensdialogs mit den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) einen bilateralen Waffenstillstand verhandeln.

KUBA
Kuba verlangt bei den Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten, von der US-Terrorliste gestrichen zu werden. Ein Gespräch mit Norman Paech.

URUGUAY
Der im Dezember letzten Jahres mit 53,6 Prozent zum neuen Präsidenten von Uruguay gewählte 75jährige Krebsspezialist Tabaré Vázquez hat am Sonntag (Ortszeit) in der Nationalversammlung in Montevideo seinen Amtseid abgelegt.

VENEZUELA
Venezuelas Außenministerin Delcy Rodríguez hat den USA 15 Tage Zeit gegeben, um das Personal in der US-Botschaft in Caracas von 100 auf 17 Mitarbeiter zu reduzieren. Innerhalb dieser Frist solle das US-Außenministerium die Botschaftsangehörigen benennen, die in der venezolanischen Hauptstadt Caracas verbleiben sollten.

Ein Gemeinschaftsprojekt von Einfach Übel und redblog, Ausgabe vom 6. März 2015

Was mir heute wichtig erscheint #387

Jahrestag: Dieses Wochenende vor 50 Jahren fand der Marsch von Selma nach Montgomery statt. "Die Selma-nach-Montgomery-Märsche waren drei Märsche im Jahr 1965, die den politischen und gefühlsmäßigen Höhepunkt der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung (Civil rights movement) markierten. Sie waren die Zuspitzung im Kampf für Wahlrechte nach dem Civil Rights Act von 1964 in Selma, Alabama, der von Amelia Boynton und ihrem Ehemann gestartet wurde. Boynton brachte viele Führer des „African-American Civil Rights Movement“ nach Selma, darunter James Bevel, der als Erster zum Marsch aufrief, Martin Luther King Jr. und Hosea Williams. (...)" (WikiPedia) Aus dem Anlass hat DemocracyNow! einige Interviews mit Rep. John Lewis, einem der damaligen Organisatoren und Ava DuVernay, der Regisseurin des Oscar nominierten Films "Selma" veröffentlicht.

Beleidigung: "(...) Rene Vissè (77), ein französischer kommunistischer Politiker aus den Ardennen, ist empört: „Der Name beleidigt die Toten“, zitierte ihn die regionale Tageszeitung L–˜Union am 22. August 2014. Und René Vissé schrieb an den französischen Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian, denn „der Skandal dauert schon viel zu lange.“ (...) Der Deutsche Bundeswehrverband DBwV betreibt seit über 25 Jahren die Karl-Theodor-Molinari-Stiftung als Bildungswerk. Über den Namensgeber teilt der DBwV mit, dass er Generalmajor der Bundeswehr und der erste Bundesvorsitzende des Verbandes war. Dass Molinari im Juni 1944 als Kommandeur eines Panzerregiments in einem Wald nahe Les Hauts Buttés in den Ardennen 106 französische Resistance-Kämpfer erschießen ließ und deswegen 1951 in Frankreich in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde, erwähnt beim DBwV niemand. (...)" Mehr bei der VVN-BdA NRW

Aufpoliert: "Die deutsche Militärpolitik leidet an zwei Problemen: Ihr fehlt es an Rückhalt in der Bevölkerung und an jungen Leuten in der Bundeswehr. Letzteres scheint sich gerade geändert zu haben. Denn es war ein großer Erfolg, den Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Ende Januar verkündete: Es gebe aktuell rund 11.000 freiwillig Wehrdienstleistende - dies sei laut der Ministerin "der höchste Stand seit Jahren". Die Tagesschau titelte auf ihrer Website dementsprechend einen Freiwilligenrekord bei der Bundeswehr - auch andere Medien griffen die Meldung positiv auf. (...)" Michael von Schulze Glaßer über das Bemühen der Bundeswehr, aus ihrer in großen Teilen der Bevölkerung doch relativ isolierten Position herauszukommen.

Essenziell: "Wir leben alle zusammen in einer Gesellschaft. Die Grundlage eines guten Zusammenlebens können aber nur gleiche Rechte für alle sein. Das sind die Menschenrechte. BürgerInnen haben diese Rechte aber wir Non-citizens (NichtbürgerInnen, Geflüchtete) haben sie nicht. (...)" Erklärung der Flüchtlinge vom Theaterplatz in Dresden.

Tagwerk: "Eine neue Protestgeneration ist erwacht. Es ist der alte Kampf David gegen Goliath, aber die Methoden haben sich gewandelt: Moderne Aktivisten organisieren sich weltweit in sozialen Netzwerken. Ihre Aktionen sind unkonventionell –“ aber vor allem gewaltfrei und überraschend kreativ. Mit: Occupy, Femen, The Yes Men, Indignados 15-M, Everything is OK und vielen anderen mehr." Doku auf arte.

Zweifelhaft: "Fast eineinhalb Jahre lang war der Tod eines wichtigen Zeugen im NSU-VS-Komplex, der sich acht Stunden vor seiner polizeilichen Befragung selbst verbrannt haben soll, kaum eine überregionale Meldung wert.(...)" Wolf Wetzel in der Tageszeitung Junge Welt über eine fragwürdige Polizeiversion zu den Hintergründen des Todes eines Zeugen im NSU Verfahren.

Nutztiere: "Man darf Tiere laut Tierschutzgesetz nicht betäubungslos verstümmeln, kastrieren oder manipulieren –“ außer in all jenen Fällen, wo dies in der Landwirtschaft üblich ist. Einem Hund oder einer Katze dürfte man so etwas nicht antun, „landwirtschaftlichen Nutztieren“ aber sehr wohl: nicht weil es diesen weniger Schmerzen bereitet, sondern eben aus rein wirtschaftlichen Gründen." Kolumne von Hilal Sezgin in der taz .

Schlaglichter: "Zum 70. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung haben die niedersächsischen Gedenkstätten einen Internet-Blog erarbeitet, der seit dem 27. Februar täglich bis zum 8. Mai Ereignisse vorstellt, die sich vor genau 70 Jahren in Nordwestdeutschland ereignet haben. Mit prägnanten Texten und vielen historischen Quellen aus in- und ausländischen Archiven werfen die Beiträge exemplarisch Schlaglichter auf Verbrechen, die Angehörige von SS, Gestapo, Polizei, Wehrmacht und Volkssturm, aber auch Zivilisten in den letzten Tagen des Krieges begangen. Zudem schildern sie die Situation der Häftlinge und Gefangenen in den Lagern und anderen Haftstätten kurz vor und nach ihrer Befreiung." Zum Blog der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten

Harmlos: Was war das für ein Theater, als die GDL für ihre Forderung streikte. Manche wähnten sich mitten im Untergang des Abendlandes. Das geht völlig an den Tatsachen vorbei, denn die Zahl der Streiktage in Deutschland sank erneut.

Tabubruch: Wenn im Baltikum und der Ukraine Nazi-Kollaborateure verehrt werden, mischt sich die Bundesregierung nicht ein. Das Neue Deutschland über Die Freiheitshelden von der Waffen-SS

Solidarität mit den Daimler KollegInnen!

761 Abmahnungen bei Daimler Bremen - weil sich die Kolleginnen und Kollegen gegen Ausgliederung von Arbeit, Leiharbeit, Befristung, prekäre Beschäftigungsverhältnisse gewehrt haben.

In der Nachtschicht vom 11. auf den 12. Dezember 2014 haben 1.300 Kolleginnen und Kollegen an einer Informationsveranstaltung des Betriebsrates teilgenommen. Sie wollten sich Informationen über ein zwei Milliarden Euro schweres Sparprogramm, über geplante Fremdvergaben in Werkverträgen und Leiharbeit holen. Nach der Informationsveranstaltung haben die Kolleginnen und Kollegen spontan das Werk gemeinsam verlassen und gegen die von dem Konzern beabsichtigten Maßnahmen protestiert und danach die Arbeit nicht wieder aufgenommen.

Die Bremer Geschäftsleitung der Daimler AG, die zunachst in der Öffentlichkeit über „Kommunikations Defizite– sprach, versuchte mit „persönlichen Gesprächen– die Kolleginnen und Kollegen einzuschüchtern und die „Rädelsführer– ausfindig zu machen. Weil sie so nicht weiterkamen, wurde über die Hälfte der Kolleginnen und Kollegen der Nachtschicht mit Abmahnungen überzogen. Zwischen Weinachten und Neujahr wurden 761 Kolleginnen und Kollegen abgemahnt.

Wir meinen, die spontane Arbeitsniederlegung der Kolleginnen und Kollegen des Daimler-Werkes Bremen ist nachvollziehbar und berechtigt. Sie hat den Finger in die Wunde einer ungezügelt an Profitmaximierung orientierten Konzernpolitik gelegt.

Demokratische Rechte wie das Recht auf Information, das Recht auf einen kollektiven Tarifvertrag oder das Streikrecht selber wurden und werden uns nicht geschenkt:
Sie müssen immer wieder verteidigt werden!

Die Betroffenen bei Daimler Bremen brauchen unsere Solidarität! - Wie können wir sie unterstützen?

Wir haben zwei Kollegen aus Bremen eingeladen die uns über ihren Kampf gegen Ausgliederung von Arbeit, Leiharbeit, Befristung und prekäre Beschäftigungsverhältnisse berichten werden. Wir wollen nach den Berichten aus Bremen gemeinsam diskutieren, wie wir ihren Kampf unterstützen können.

Gerwin Goldstein BR Daimler Bremen
Gerhard Kupfer BR Daimler Bremen - in ATZ
Serdar Derventli DIDF Bundesvorstand

Samstag, 14 März. 15:00 Uhr im DIDF Vereinslokal, Borsigstr. 5, 70469 Stuttgart

Blogkino: Die Schatzinsel - Der alte Freibeuter (1966)

Heute starten wir in unserer Reihe Blogkino eine Miniserie: Den sehr erfolgreichen Vierteiler "Die Schatzinsel" nach Motiven von Robert Louis Stevenson.

Im England des Jahres 1781 nimmt ein alter Seebär namens Bill Bones Quartier in dem einsam gelegenen Gasthaus Zum Admiral Benbow. Der Sohn des Gastwirtes, Jim Hawkins, findet bald heraus, dass Bones ein ehemaliger Pirat unter dem berüchtigten Captain Flint war und sich vor einem Einbeinigen fürchtet. Nachdem Bones eines Tages von einem unheimlichen Besucher einen „Schwarzen Fleck“ erhalten hat, bricht er nach einem Schlaganfall tot zusammen...

Dresden: Polizeilicher vorauseilender Gehorsam

In Dresden hat die Polizei im vorauseilendem Gehorsam den Job von Nazis und PEGIDA erledigt. Ohne Gerichtsbeschluss bzw. auf diesen zu warten, wurde nun das Camp auf dem Theaterplatz abgebaut:

"Gegen 8:30 kamen Polizei und Ordnungsamt am Camp an und erklärten, nicht auf die Entscheidung des Gerichtes zum Verbleib der Zelte und Toiletten im Camp warten zu wollen. Wir wurden angewiesen, alle Aufbauten vom Theaterplatz zu entfernen, andernfalls würde dies von der Polizei durchgeführt.

Nach den gestrigen Angriffen von Neonazis und PEGIDA Anhängern auf das Camp ist es symbolträchtig, dass die Polizei heute morgen nun deren Arbeit vollendet. Monatelange wurde PEGIDA auf dem Theaterplatz Raum gegeben ihr rassistisches Gedankengut in der Gesellschaft zu verbreiten. Für Menschen die Rassismus und Diskriminierung seitens des Staates und konservativer Teile der Gesellschaft benennen scheint hingegen kein Platz zu sein." (Pressemitteilung Refugee Struggle Camp Dresden vom 3. März 2015)

Statement der Gefluechteten des Refugee Struggle Dresden nach den Angriffen von Pegida-Unterstuetzer_innen und Neonazis

Heute Abend versuchten ueber 300 Pegida Unterstuetzer_innen und Neonazis in Dresden das Refugee Struggle Camp im Stadtzentrum von verschiedenen Seiten anzugreifen. Nach dem Ende der Pegida Demonstration am Neumarkt gegen 20.45 Uhr bewegte sich ein grosser Mob Richtung Theaterplatz.

Mit rassistischen und nationalistischen Rufen wie "Deutschland den Deutschen" und "Geht doch zurueck in euer Land" kamen die feindlich gesinnten Gruppen mit der klaren Absicht zur Konfrontation Richtung Camp. Zu diesem Zeitpunkt waren immer noch mehrere hundert Menschen nach dem auf den Theaterplatz verlegten Postplatzkonzert zur Unterstuetzung des Refugee Struggle um das Camp versammelt.

Wir moechten darauf hinweisen, dass dieser Angriff eine klare Aussage ueber das Wesen der Pegida Bewegung ist. Sie versuchen eine Atmosphaere der Angst in der Gesellschaft zu verbreiten, die dafuer sorgt, dass Angriffe und Belaestigungen begruesst werden. Davon betroffen sind alle, die anders sind als sie, vor allem Refugees. Es ist klar, dass es keinen Dialog mit einer Bewegung geben kann, die diesen Hass auf unseren Strassen verbreitet.

Aus der Situation heute wird ersichtlich, dass weder Polizei noch staatliche Autoritaeten Kontrolle ueber den rassistischen Mob auf Sachsens Strassens haben. Sie müssen sich des Sicherheitsrisikos bewusst werden, das von den Pegida- Anhänger_innen ausgeht und angemessen reagieren.

Unser Anwalt versucht derzeit mit der Polizei zu verhandeln und fordert diese auf das Protestcamp die kommende Nacht zu schuetzen. Besonders angesichts der Moeglichkeit von Angriffen durch Holigans nach dem Fussballspiel von Dynamo Dresden gegen Borussia Dortmund ist dies von Noeten.

Wir sind hier um gegen die Probleme und die Situation der Non-Citizens zu protestieren und fordern die einzige uns ersichtliche Loesung: gleiche Buerger_innenrechte! Jedoch werden unsere friedlichen Proteste jeden Tag gefaehrdet. Die bedrohliche und aggressive Stimmung nach diesen 3 Tagen und insbesondere nach den Angriffen von Montag machen einen demokratischen Protest so gut wie unmoeglich.

Deshalb denken wir, dass nun der Zeitpunkt fuer Parteien, Politiker_innen, den Stadtrat, den Landtag und die Gewerkschaften gekommen ist, sich fuer eine Seite zu entscheiden und fuer ihre Position einzustehen.

"Hört ihr von Fürsten, fragt nach den Untertanen ..." Zur Neuinszenierung der "Bauernoper"

Guerre des Paysans Freyheit 1525
Man kann es dem Ensemble der Württembergischen Landesbühne Esslingen unter der Leitung von Pavel Mikulastik gar nicht hoch genug anrechnen, dass es dieses Stück nach 40 Jahren in neuer Inszenierung wieder auf die Bühne gebracht hat, gegen den Zeitgeist der angeblichen Alternativlosigkeit, die Zeitlosigkeit der Rebellion, des großen Aufbegehrens der Bauern in der ersten deutschen Revolution gesetzt hat.

Besonders die Songs bzw. Lieder, engagiert von den Schauspielern vorgetragen, entfalten immer noch den Geist der Revolte.

Auch mit großem Körpereinsatz wird der deutsche Bauernkrieg ins Szene gesetzt, in der Ausstattung mit teils opulenten Kostümen ist das Stück vielleicht ein bisschen zu gefällig.

Diese Tendenz zu einer gefälligen Unverbindlichkeit hat aber tiefere Ursachen:

Tatsächlich ist die "Bauernoper" ja nicht "zeitlos", sondern wirkt im Kontext der gesellschaftlichen Wirklichkeit, in der sie aufgeführt wird. Zu dieser Wirklichkeit müssen sich Stück und Ensemble aber positionieren, soll das Stück nicht zum historischen Bilderbogen erstarren.

Yaak Karsunke hat das für die 1973iger Aufführung in der Inszenierung von Roland Gall konzentriert im Prolog und im "Nachspiel" versucht.

Aus dem Prolog der Tübinger Aufführung (der nicht identisch ist mit der im Rotbuch 158, 1976 veröffentlichten Version) wurde in Esslingen folgende Passage gestrichen:

"Wir glauben, dass ihr Bürger seid
drum stoßen wir euch heute Bescheid
und wollen euch vor allem mahnen:
Hört ihr von Fürsten, fragt nach den Untertanen!
Über die steht in Büchern meist wenig drin
und das wenige ist noch im Obrigkeitssinn,
geschrieben, um euch ruhig zu halten.
Denn kriegt ihr auf der Stirn erst mal Falten
vom Grübeln über den Lauf der Welt
kann sein, das da mancher drüber stolpert und fällt,
der jetzt noch ruhig oben sitzt,
während ihr unten schuftet und schwitzt
- wie damals!"

Das Problem ist nicht diese Streichung, das Problem ist die Leerstelle, die dadurch entsteht und die nicht gefüllt wird, indem versucht wird, das Stück in die heutige gesellschaftliche Realität einzuordnen und dem Zuschauer so den Zugang zu erleichtern.

Das Nachspiel der Tübinger Aufführung wurde komplett gestrichen, so endet das Stück abrupt mit einer angedeuteten "Spiel-mir-das-Lied-vom-Tod"- Version des 1525-Lieds über einem Berg hingemetzelter Bauern.
Abgesehen davon, dass diese "Regieidee" peinlich ist, wird der Zuschauer ratlos zurückgelassen, was er mit diesem Theaterabend denn nun anfangen soll.

Das Nachspiel der Tübinger Aufführung besteht aus einer kurzen Spielszene, in der der Truchsess in die Gestalt seines aktuellen Nachfahren wechselt (er zieht sich die Rüstung aus und streift einen Trachtenjanker über), der nach dem Motto "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute" sich in jovialem Ton darüber auslässt, dass auch nach 800 Jahren das Geschlecht derer von Waldburg-Zeil immer noch zu den größten Grundbesitzern Deutschlands gehört etc.

Darauf folgt der letzte Song:

"Die Herren sind nur oben,
weil es die unten gibt,
die immer nur drauf warten,
was den Herrn zu tun beliebt.
Da können sie lange warten: 450 Jahr
wenn sie sich einig wären,
wär das Problem längst klar:
Man muss sein Recht erkämpfen
einig gegen die Herrn,
dann dient der Reichtum uns allen
der Tag ist nicht mehr fern."

Um nicht missverstanden zu werden: Auch hier ist das Problem nicht die Streichung, sondern die ersatzlose Streichung.

Allerdings sollte bei der Suche nach einem "Ersatz" berücksichtigt werden, dass die Bauernoper der Tradition des Agitprop-Theaters folgt. Und zu einem Agitprop-Stück gehört nun mal die Botschaft und die Handlungsaufforderung an den Zuschauer am Schluss, wie das sprichwörtliche Amen in der Kirche.

Das mag man mögen oder nicht: Streichungen in der gezeigten Art, die den Agitprop-Charakter des Stückes quasi "entschärfen" wollen, laufen Gefahr, das Stück als Torso zurück zulassen oder als etwas, das weder Fleisch noch Fisch ist.

Es steht zu hoffen, dass die ausstehenden Aufführungen noch genügend Raum für das Ensemble zum Experimentieren lassen, um diesen Mangel zu beheben.

Ansonsten gilt: Unbedingt ansehen!
Die nächsten Vorstellungen in Esslingen:
6.,26. + 27.3.2015
11. + 24.4. 2015

cronjob