Skip to content

nachschLAg: Ein unvollständiger Wochenrückblick

LATEINAMERIKA
Venezuela, Brasilien und Chile nehmen Zehntausende Flüchtlinge auf. Caracas will UN-Friedensplan für Mittleren Osten.

KARIBIK
Beim zehnten Treffen der Mitgliedsstaaten des Petrocaribe-Bündnisses in Jamaika ist ein Aktionsplan für die nächsten zehn Jahre beschlossen worden.

ECUADOR
Ein kanadisches Berufungsgericht hat die Ansprüche von Indigenen und Kleinbauern aus Ecuador gegen den US-Ölmulti anerkannt. Damit ist der Weg vor ein kanadisches Gericht frei, um die Vermögenswerte von Chevron in Kanada zur Begleichung einer Entschädigungssumme in Höhe von 9,5 Milliarden Dollar heranzuziehen.

GUATEMALA
Nach der ersten Runde der Präsidentenwahl in Guatemala liegt der Komiker Jimmy Morales vorne: Ausdruck des Verdrusses über die politische Elite. Am 25. Oktober kommt es zur Stichwahl.

URUGUAY
Die Regierung Uruguays hat am Montag den Ausstieg aus den Verhandlungen zum Internationalen Dienstleistungsabkommen (Tisa) bekanntgegeben. Die Ankündigung folgt einer Abstimmung im regierenden Parteienbündnis Frente Amplio (FA) am vorigen Samstag.

VENEZUELA
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat die Schließung des Grenzübergangs Paraguachón nach Kolumbien im Bundesstaat Zulia und die Entsendung von 3.000 zusätzlichen Soldaten in die Region angekündigt.

In Anerkennung der Schäden für die indigenen Gemeinden und das Ökosystem hat Venezuelas Präsident Nicolás Maduro die Planungen für neue Kohlebergwerke in der Region Perija im Staat Zulia gestoppt.

Ein Gemeinschaftsprojekt von Einfach Übel und redblog, Ausgabe vom 11. September 2015

Was mir heute wichtig erscheint #397

Zerstritten: Es kriselt mal wieder in dem neu gegründeten Bündnis für den „Tag der deutschen Patrioten“. Der Zusammenhang bestehend aus GSD (Gemeinsam Stark Deutschland), HoGeSa (Hooligans gegen Salafisten), B.D.H. (Bündnis deutscher Hools) und den Berserker Deutschland zeichnet sich erneut durch interne Streitigkeiten aus. Mehrdarüber in einem lesenswerten Recherchebeitrag auf linksunten. Nachdem das Verwaltungsgericht Hamburg den Eilantrag (15 E 4931/15) gegen das Verbot der Versammlung "Tag der Patrioten" gestern abgelehnt und damit das Verbot des Demonstrationszuges bestätigt hatte ziehen "die rechtsradikalen Organisatoren jetzt mit einer Beschwerde vor das Oberverwaltungsgericht (OVG). Sie wollen das Verwaltungsgerichtsurteil anfechten und das Verbot aussetzen lassen. Sollte sich auch das Oberverwaltungsgericht der Verbotsargumentation der Polizei anschließen, wird der Anmelder voraussichtlich noch am Freitag vor das Bundesverfassungsgericht ziehen." Mehr zu den Gegenprotesten: Hamburg bekennt Farbe sowie Keine Stimme den Nazis - Hamburger Bündnis gegen Rechts

Rechtswidrig: In der Öffentlichkeit ist der Eindruck entstanden, dass das besetzte Haus Kartäuserwall 14 in der Kölner Südstadt marode und nicht mehr bewohnbar ist. Dieser Eindruck ist falsch. Vielmehr hat der Gutachter des Amtsgerichts bereits festgestellt, dass das Gebäude in einem guten Zustand ist. Dies und ein zweites Gutachten, das die ehemaligen Mieter in Auftrag gegeben haben, begründen erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Abrissgenehmigung. Zur Presseerklärung

Repressiv: Erneut ist der im US-Staat Pennsylvania einsitzende politische Gefangene Mumia Abu-Jamal der Willkür der Knastbehörden ausgesetzt. Vor wenigen Tagen, als Mumia zur Behandlung im Gefängnis-Krankenhaus war, wurden all seine persönlichen Gegenstände aus seiner Zelle entfernt und in Kisten verpackt. Ein solches Vorgehen ohne Anwesenheit des Gefangenen wiederspricht selbst den knastinternen Regeln. Weitere Informationen via bask-info

Novum: Zum ersten Mal findet in Deutschland ein Geschichtsort der anarchosyndikalistischen Bewegung als Kulturdenkmal offiziell Anerkennung - die Bakuninhütte auf der Hohen Maas. Mehr dazu bei insuedthueringen.de

Unmittelbar: Vor kurzem wurde in Berlin-Mitte in der Englischen Straße 20 ein geräumiges Gebäude besetzt, das früher der TU als Hörsaal diente und seit über 5 Jahren leer stand. Die BesetzerInnen im Haus wollen ein „soziales Zentrum für alle“ errichten, in dem zunächst Räumlichkeiten für Flüchtlinge eingerichtet werden sollen. Prompt haben die Leute von LowerClasMag ein live-Interview mit den AktivistInnen geführt. Nur wenig später wurde das Projekt geräumt: "Die Bullen räumen das Gebäude und führen die BesetzerInnen ab. Bereits den ganzen Vormittag kam es zu Drohungen seitens der Bullen. Den Höhepunkt erreichte diese, als einer der Bullen seine Waffe auf die BesetzerInnen auf dem Dach richtete und ihnen zurief: "ich flamm euch alle weg"."

Untergangsszenario: "Angesichts des Interesses der herrschenden Mächte, die Vergangenheit in Museen auszulagern und ihr geistiges Erbe zu entsorgen, ist jeder Versuch, in eine lebendige Beziehung zur Vergangenheit zu treten, ein revolutionärer Akt." Gespräch der Zeit mit dem Philosophen Giorgio Agamben: "Europa muss kollabieren"

Sprachlos: Eine Jobbik-nahe Journalistin hat die eskalierende Lage in Röszke genutzt, um sich die nötigen Aufnahmen von hautnahem Drama durch körperliches Eingreifen zu besorgen und gleichzeitig die Fliehenden ihre Meinung mit Gewalt spüren zu lassen. Nicht nur, dass die inzwischen Arbeitslose einem Flüchtling, der mit einem Kind auf dem Arm versuchte, der Polizei zu entkommen ein Bein stellte - was zu dessen Sturz führte. Sie trat auch nach einem Kind. (via vice)

Ausgerechnet: "In der DDR hat es in den vier Jahrzehnten ihres Bestehens Hunderte Fälle von fremdenfeindlichen Übergriffen gegeben. Dabei sind nach Forschungen des Historikers Harry Waibel mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen." Mehr dazu beim MDR

Unwesentlich: In Fukushima ist wohl kontaminiertes Wasser ins Meer geflossen. Die AKW-Betreiber waren offensichtlich nicht ausreichend auf den Durchzug eines Taifuns vorbereitet. Beitrag von Wolfgang Pomrehn bei telepolis

Gedenkarbeit: Am kommenden Wochenende findet in Leipzig ein durch die Initiative „Pogrom 91“ und die Kampagne „Rassismus tötet!“ organisierter „Gedenkkongress“ statt. Dabei soll sich in zahlreichen Vorträgen und Diskussionsrunden mit der bisherigen Gedenk- und Erinnerungspolitik nichtstaatlicher Gruppen an rechte Morde und Gewalttaten auseinandergesetzt werden, um daraus mögliche Schlüsse für das Andenken an die Betroffenen des NSU zu ziehen. Mehr Info

Flüchtlinge als "Sicherheitsrisiko"

Ein weiterer Lesehinweis:

"Die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) untersucht Flüchtlingsbewegungen im Hinblick auf vermeintlich von ihnen ausgehende Bedrohungen. Für den kommenden Monat kündigt der zentrale militärpolitische Think-Tank der deutschen Regierung eine "Top-Level-Veranstaltung" an, die sich mit den "Auswirkungen" von "Flucht und Migration" auf "Sicherheit und gesellschaftliche Stabilität" befassen soll. Als einer der Hauptredner vorgesehen ist Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), der sich wiederholt für die "vollständige Registrierung" aller in Deutschland ankommenden Flüchtlinge ausgesprochen hat, um zu verhindern, dass sich unter ihnen "Terroristen" befinden. Die dem Innenressort unterstehenden Repressionsbehörden und Geheimdienste konstruieren ihrerseits seit geraumer Zeit einen Zusammenhang zwischen "illegaler Migration", "organisierter Kriminalität" und "Terrorismus". Auch die Bundeswehr unterstellt eine Gefährdung der staatlichen "Souveränität" und "Stabilität" durch "ungesteuerte und irreguläre Zuwanderungen""

Weiterlesen bei german-foreign-policy - Informationen zur deutschen Außenpolitik

Blogkino: La Caja de Música (1989)

In unserer Reihe Blogkino setzen wir unsere Polit-Thriller Reihe, in der unter anderem "Z" und La battaglia di Algeri sowie État de siège liefen, heute mit mit La Caja de Música fort. Zum Film -den wir in der spanischen Syncronisation zeigen - schreibt wikipedia: "Ann Talbot ist erfolgreiche Rechtsanwältin und Tochter des nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA eingewanderten Ungarn Mike Laszlo, der plötzlich mit dem Vorwurf konfrontiert wird, während des Krieges in Budapest in einer faschistischen Spezialeinheit der Pfeilkreuzler Juden und Zigeuner gequält und ermordet zu haben. Ann übernimmt den Fall. Ihr Gegner ist Staatsanwalt Jack Burke, der zur Gerichtsverhandlung zahlreiche Augenzeugen aus Ungarn heranzieht, die alle bezeugen, dass Mike Laszlo der Täter war. Ann wiederum kann aufgrund der Aussage eines KGB-Überläufers Zweifel beim Richter wecken, ob Mike Laszlo tatsächlich jener Mischka genannte Übeltäter war.

Je länger Ann sich mit dem Fall ihres Vaters beschäftigt, desto größer werden ihre eigenen Zweifel. So hatte ihr Vater einem anderen Exil-Ungarn regelmäßig größere Summen Geld geschickt und damit aufgehört, nachdem dieser durch einen Unfall mit einem fahrerflüchtigen Beteiligten tödlich verunglückt war. Als Jack Burke einen weiteren, allerdings bettlägerigen Zeugen ausfindig macht, reist das Gericht zur Zeugenbefragung nach Budapest. Ann kann durch Unterlagen, die sie von einem dubiosen Herrn im Hotel überreicht bekommen hat, die Glaubwürdigkeit des Zeugen und damit die Wahrhaftigkeit der Zeugenaussage in Zweifel ziehen, so dass das Gericht auf Freispruch entscheidet. Ann nutzt ihren Aufenthalt in Ungarn dazu, die Schwester des von ihrem Vater unterstützten Exil-Ungarn zu besuchen. Auf einem Foto in deren Wohnung sieht sie einen Mann mit einer langen Gesichtsnarbe, ähnlich wie sie von den Zeugen beschrieben wurde, und identifiziert dadurch den Kollegen des so genannten Mischka. Die alte Dame übergibt Ann außerdem einen Pfandschein. (...)"

Von 36 auf 16 innerhalb einer Woche. Oder: Klassenfrage Klimawandel

Schon ganz schön heftig, die Temperaturschwankungen, nicht nur hier im berüchtigten Neckartal, wo die Luft den ganzen Sommer über zu stehen schien und nun innerhalb kürzester Zeit die Hand in Richtung Heizungsthermostat zuckt. Daher unsere Leseempfehlung:

Klassenfrage Klimawandel

Hauptverursacher der Erderwärmung sind die Konzerne des reichen Nordens –“ die Leidtragenden vor allem die Elenden des Südens

Seit fast 200 Jahren wissen wir, dass bestimmte Spurengase in der Erdatmosphäre maßgeblichen Einfluss auf das Klima haben. Als erster stellte der französische Mathematiker und Naturforscher Jean Baptiste Joseph Fourier (1768–“1830) in den 1820ern fest, dass irgendetwas in der Atmosphäre für ein vergleichsweise angenehmes Klima sorgen müsse. Denn eigentlich sollte die Erde, so konnte Fourier seinerzeit schon errechnen, bei dem gegebenen Abstand von der Sonne rund 30 Grad Celsius kühler sein. Seine Schlussfolgerung war, dass die den Planeten umgebende Lufthülle für die ausgehende Wärmestrahlung offensichtlich nicht vollständig durchlässig ist. Rund 40 Jahre später identifizierte der irische Naturforscher John Tyndall (1820–“1893) erstmals die »Übeltäter« in Laborversuchen: Wasserdampf und Kohlendioxid (CO2) absorbieren die Wärmestrahlung des Erdbodens und erhöhen damit die Temperatur der unteren Luftschichten. Sie halten somit mehr Energie im System Erde zurück, als es bei einer allein aus Sauer- und Stickstoff bestehenden Atmosphäre der Fall wäre.
Ein paar Jahrzehnte später konnten Wissenschaftler bereits berechnen, wieviel Wasserdampf die Luft zusätzlich aufnehmen kann, wenn sie erwärmt wird. Damit konnte der Physiker und Chemiker Svante Arrhenius (1859–“1927) um die Jahrhundertwende ausrechnen, wie sehr eine Verdoppelung der Kohlendioxidkonzentration in der Luft das Klima verändern würde. Die globale Temperatur würde sich um fünf bis sechs Grad Celsius erhöhen, ergaben die Berechnungen des Schweden, der Jahre später für andere Arbeiten den Nobelpreis für Chemie erhalten sollte. Damit lag Arrhenius nur knapp oberhalb der zwei bis 4,5 Grad Celsius Erwärmung, von denen die meisten Forscher heute ausgehen.

(...)

Weiterlesen bei der Tageszeitung junge Welt

Merkel im Triumph - und am Ende

Angela Merkel
Bildquelle:
Armin Linnartz
Dieses Foto ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland) lizenziert.
Merkel erzwingt die Zustimmung eines Bundestags zu einem Gesetz, dem niemand traut. Sie führt weiterhin herbei die einheitliche Zustimmung von europäischen Ländern, die nach eigenen Aussagen gerade noch dafür gestimmt hatten, Griechenland nichts weiter zu geben.

Dies alles zum letzten Mal. Warum?

Die Grundlage ihres bisherigen Handelns lag in der Übernahme eines Modells, das sie von Adenauer und Kohl übernommen hatte.Grundlage war die einheitliche und selbstbewusste interessenbezogene Nation.Darüber gestülpt wurde ein wenig sozialdemokratisches Getümmel. Das aber nie die nationalistischen Grundlagen der jeweiligen Nation erschüttern durfte.

Merkels Stärke seit der Wiedervereinigung war eine wirtschaftliche Macht und Wucht, die die anderen europäischen Länder zeitweise zum Mitmachen zwang. Da diese Länder aber ebenfalls auf ihren nationalen Interessen beharrten,musste es bis zum gegenwärtigen Moment kommen, in dem die Entwicklung zu kippen drohte. Was von allen Seiten als "Fass ohne Boden" bezeichnet wurde, war nichts als die geheime Erkenntnis, dass es nicht mehr so weiter gehen konnte.Die Gewissheit, dass es auf dem vorgesehenen Weg niemals zu einem eigenständigen Aufschwung Griechenlands kommen würde, war jedem Teilnehmer am Prozess nur allzu offenkundig.

Von da aus wäre Schäubles Weg der einzig richtige gewesen. Grexit mit großzügigem Abschiedsgeschenk-und Griechenland kann selbst zusehen, wo es bleibt. Nur hätte dieser Weg die so lange mit Erfolg betriebene Strategie Merkels zu offensichtlich zerstört. Was war diese Strategie gewesen? Nie ganz offen mit Deutschland drohen.Immer mit Europa. Mit der Einheit aller angeblich geeinten Nationen gegen den einen. Den Widerspenstigen. Das wird noch einmal gelungen sein. Das letzte Mal. Nachdem die griechischen Banken die Zahlungen auf ein Minimum reduzierten, war Tsipras in eine Notlage geraten, die ihm keine andere Wahl ließ - als das Sinnlose als notwendig anzunehmen.

Hinzukommt das Bestehen auf angeblich seit Ewigkeit bestehenden Regeln, die strikt einzuhalten wären. Insofern die gegenwärtige Regelung, dass - egal wie die Neuwahlen ausfallen - alle bisher getroffenen Diktaturvereinbarungen eingehalten werden müssen. Die Schuldenzahlungen müssen beibehalten werden. Auch wenn niemand daran glaubt,dass mit dieser Methode jemals Griechenland wieder auf eigenen Füßen stehen wird.

Wie lange wird die Merkeldiktatur sich noch halten können? Spätestens wenn zum Beispiel die Ukraine unter das gleiche Regime gestellt wird. Dann wird es unvermeidlich sein, dass verschiedene europäische Länder sich weigern werden, sich einem Sog auszuliefern, der notwendig zur Katastrophe führen wird. Dann Adieu, Frau Merkel.

12. September: Sommerfest im Linken Zentrum Lilo Herrmann

Soziale und politische Kämpfe organisieren, verknüpfen, ausbauen –“ dafür steht das Linke Zentrum Lilo Herrmann. Regelmäßig finden hier offene Treffen zu verschiedenen politischen Bereichen statt. Auch Informationsveranstaltungen, Konzerte, Themenabende und Partys.

All diese Aktivitäten vereint das gemeinsame Streben nach einem solidarischen Miteinander in einer antikapitalistischen Perspektive.

Beim Sommerfest wird das Zentrum vorgestellt werden und eine unkommerzielle Kultur geboten.

nachschLAg: Ein unvollständiger Wochenrückblick

KARIBIK
Flugzeuge mit humanitärer Hilfe aus den Mitgliedstaaten der Bolivarischen Allianz für Amerika (Alba) sind zu Beginn der Woche in der von einem Tropensturm verwüsteten Karibikinsel Dominica gelandet. Der Hurrikan „Erika“ hatte in dem kleinen Inselstaat massive Schäden verursacht. Auch China stellte –“ neben westlichen Staaten –“ humanitäre Hilfe in Höhe von rund 300.000 Euro zur Verfügung.

BRASILIEN
Der brasilianische Ex-Präsident da Silva verteidigt die Arbeiterpartei und fordert zugleich seine Anhänger zu Selbstkritik auf.

ECUADOR
Die Kinderarbeit in Ecuador ist in den vergangenen zwölf Jahren von 15,4 auf 2,6 Prozent gesunken.

Am 16. September wollen Gewerkschaftsgruppen und indigene Organisationen in Ecuador wieder gegen die Regierung von Präsident Rafael Correa auf die Straße gehen.

GUATEMALA
Guatemalas Präsident Otto Pérez Molina hat in der Nacht zum Donnerstag nach langem Zögern seinen Rücktritt erklärt.

KOLUMBIEN
Die kolumbianischen Sicherheitsbehörden sammeln und analysieren im großen Stil die Telekommunikationsdaten ihrer Bürger. Damit verstoßen sie gegen geltendes Recht, nach dem das Abhören von Gesprächen nur in Einzelfällen und nach richterlicher Anordnung zulässig ist, wie die Datenschützer der Londoner Organisation Privacy International in ihrem jüngsten Bericht schreiben.

VENEZUELA
Im Konflikt mit Kolumbien um Paramilitarismus und Schmuggel hat Venezuelas Außenministerin Delcy Rodríguez jegliche Einflussnahme der USA zurückgewiesen. Es sei unnötig und unangebracht, dass sich Washington in den bilateralen Konflikt einmische, sagte die Chefdiplomatin des südamerikanischen Landes in Caracas.

Gespräch mit dem Historiker und Politikwissenschaftler Steve Ellner über die venezolanische Krise und die bevorstehenden Parlamentswahlen .

Ein Gemeinschaftsprojekt von Einfach Übel und redblog, Ausgabe vom 4. September 2015

Wider den deutschen Großmachtmilitarismus!

Wir dokumentieren die Rede von Jürgen Wagner beim Antikriegstag in Schwäbisch Hall, 1.9.2015:

Liebe Freundinnen und Freunde,

spätestens mit dem Auftritt Joachim Gaucks bei der Münchner Sicherheitskonferenz Anfang 2014 haben wir es mit einer neuen Dimension deutscher Außen- und Militärpolitik zu tun!

Der Bundespräsident forderte dort, die in Deutschland angeblich vorherrschende „Kultur der (militärischen) Zurückhaltung“ müsse zugunsten einer aggressiven und militärisch unterfütterten Großmachtpolitik ad acta gelegt werden.

Doch Gaucks Rede entstand nicht im luftleeren Raum: Sie war das Ergebnis heftiger Auseinandersetzungen innerhalb der Eliten.

Um das Ausmaß und die Schärfe dieser Auseinandersetzungen zu illustrieren, mache ich jetzt mal etwas, womit hier wahrscheinlich niemand rechnet –“ ich zitiere zustimmend einen FDPler.

Jetzt stehe ich nicht im Verdacht, den wirtschaftspolitischen Positionen der FDP oder speziell Guido Westerwelles besonders nahe zu stehen.

Aber außen- und militärpolitisch war er derjenige, der sich in seiner Zeit als Außenminister gegen eine deutsche Beteiligung am Libyen-Krieg 2011 und an einem möglichen Einmarsch in Syrien 2012 aussprach.

Ich fand es bemerkenswert, wie drastisch Westerwelle damals für seine Position vom Großteil des Politikestablishments regelrecht angefeindet wurde:

Deutschland habe durch die Entscheidung, sich nicht an diesen Kriegen zu beteiligen, seinen Anspruch auf einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat „in die Tonne getreten“, ereiferte sich damals Ex-Außenminister Joschka Fischer. Westerwelle sei der „schlechteste aller zwölf deutschen Außenminister“ polterte Felix Seidler von der „Atlantischen Initiative“, um nur zwei damalige Beispiele zu nennen.

Ebenso bemerkenswert fand ich Westerwelles Erwiderung auf seine Kritiker:

„Ich bin in meinem politischen Leben oft dafür kritisiert worden, dass ich mich mehrmals gegen eine deutsche Beteiligung an militärischen Interventionen gestellt habe. Aber wie ist denn heute die Lage im Irak? Oder in Libyen? Ich kann nicht sehen, warum eine politische Reifung des wiedervereinigten Deutschlands mit mehr militärischen Interventionen einhergehen muss. Politische und diplomatische Lösungen haben für mich Vorrang. Wir sollten bei der Kultur der militärischen Zurückhaltung bleiben. Deutsche Außenpolitik ist Friedenspolitik. Die Pickelhaube steht uns nicht.“

Deutschland: Vom Mitläufer zum Kapitän

Augenscheinlich gelangte aber damals eine kritische Masse des deutschen Establishments zu dem Schluss, dass Deutschland die Pickelhaube sehr wohl steht. Ein Fiasko wie die Nicht-Beteiligung am Libyen-Krieg durfte sich nicht noch einmal wiederholen.

Und um dies zu verhindern, wurde das Projekt „Neue Macht –“ Neue Verantwortung“ ins Leben gerufen, das in seiner Bedeutung für die aktuelle deutsche Militärpolitik nur schwer überschätzt werden kann.

Unter Leitung der „Stiftung Wissenschaft und Politik“ und des „German Marshall Fund“ versammelte es zwischen November 2012 und September 2013 über 50 Personen des außen- und sicherheitspolitischen Establishments –“ und zwar mit dem Anspruch nicht weniger als „einer außenpolitischen Strategie für Deutschland“ den Weg zu ebnen.

Die Kernforderung des im September 2013 veröffentlichten gleichnamigen Papiers lautet, Deutschland habe das Potenzial, sich zu einer führenden Gestaltungsmacht –“ sprich: Weltmacht –“ aufschwingen zu können. Hierfür müsse es aber mehr Verantwortung in der Welt übernehmen –“ auch und gerade militärisch:

„Bisher hat Deutschland jedoch, zumindest im Verhältnis zu seiner Wirtschaftskraft, seinem geopolitischen Gewicht und seinem internationalen Ansehen, eher selektiv und zögerlich Gestaltungsangebote gemacht oder Initiativen ergriffen. Noch ist Deutschland eine Gestaltungsmacht im Wartestand. [...] Deutschland war noch nie so wohlhabend, so sicher und so frei wie heute. Es hat –“ keineswegs nur durch eigenes Zutun –“ mehr Macht und Einfluss als jedes demokratische Deutschland vor ihm. Damit wächst ihm auch neue Verantwortung zu.“

Und fragt man sich für wen oder was man Verantwortung übernehmen soll, stößt man auf folgenden Satz:

„Wenn Deutschland die eigene Lebensweise erhalten und schützen will, muss es sich folglich für eine friedliche und regelbasierte Weltordnung einsetzen; mit allen legitimen Mitteln, die Deutschland zur Verfügung stehen, einschließlich, wo und wenn nötig, den militärischen. [...] Deutschland profitiert wie kaum ein anderes Land von der Globalisierung und der friedlichen, offenen und freien Weltordnung, die sie möglich macht. Gleichzeitig ist Deutschland aber auch besonders abhängig vom Funktionieren dieser Ordnung. Es ist damit auf besondere Weise verwundbar und anfällig für die Folgen von Störungen im System.“

Man will also mehr Verantwortung bei der militärischen Absicherung des zutiefst ungerechten neoliberalen Weltwirtschaftssystems übernehmen. Gleichzeitig will man sich hierüber als veritable Großmacht empfehlen.

Als eigentlichen Startschuss für diesen neuen deutschen Großmachtmilitarismus wurde dann die Münchner Sicherheitskonferenz Anfang 2014 gewählt.

Dass es damals Bundespräsident Joachim Gauck war, der zum Lautsprecher dieses neuen Elitenkonsenses auserkoren wurde, um ihn der breiteren Öffentlichkeit kund zu tun, ist beileibe kein Zufall.

Schließlich war Thomas Kleine-Brockhoff als Direktor des „German Marshall Fund“ eng an der Erarbeitung der Studie „Neue Macht –“ Neue Verantwortung“ beteiligt. Und genau dieser Thomas Kleine-Brockhoff wurde von Gauck im Sommer 2013 als neuer Leiter seiner Stabsstelle Planung und Reden verpflichtet.

Insofern verwundert es nicht, dass Gauck in seiner Rede auf der Sicherheitskonferenz nahezu eins zu eins alle Kerngedanken bis hin zu wortgleichen Äußerungen des Papiers „Neue Macht –“ Neue Verantwortung“ übernahm.

„Die Beschwörung des Altbekannten wird künftig nicht ausreichen! Die Kernfrage lautet doch: Hat Deutschland die neuen Gefahren und die Veränderungen im Gefüge der internationalen Ordnung schon angemessen wahrgenommen? Reagiert es seinem Gewicht entsprechend? [...] Ich meine: Die Bundesrepublik sollte sich als guter Partner früher, entschiedener und substantieller einbringen. [...] Manchmal kann auch der Einsatz von Soldaten erforderlich sein. [...] Deutschland ist so tief verwoben mit der Welt wie wenige andere Staaten. Somit profitiert Deutschland besonders von der offenen Ordnung der Welt. Und es ist anfällig für Störungen im System. Eben deshalb können die Folgen des Unterlassens ebenso gravierend wie die Folgen des Eingreifens sein –“ manchmal sogar gravierender.“

Liebe Freundinnen und Freunde,

es gibt schon genug Militärelefanten im Porzellanladen! Ein Deutschland, dass auch militärisch seinem Gewicht entsprechend handelt: Das wollen wir nicht!

Und das gilt umso mehr, wenn wir uns das erste „Testfeld“ dieses neuen deutschen Großmachtmilitarismus anschauen –“ die Ukraine.

Testfall Ukraine

Der Konflikt in der Ukraine ist mittlerweile soweit eskaliert, dass es sicher nicht übertrieben ist, von einem Neuen Kalten Krieg zwischen dem Westen und Russland zu sprechen.

Umso wichtiger ist es, sich zurück zu besinnen, wie es so weit kommen konnte. Ich will überhaupt nicht leugnen, dass Russland aktuell auch mit harten Bandagen versucht, seine Interessen durchzusetzen. Aber trotzdem sehe ich die Hauptverantwortung für die Eskalation beim Westen und zwar vor allem aus zwei Gründen:

Erstens ist hier der Bruch des mittlerweile 25 Jahre alten Versprechens zu nennen, im Tausch gegen die NATO-Mitgliedschaft des wiedervereinigten Deutschlands keine Erweiterung des Militärbündnisses nach Osten vorzunehmen.

Was folgte ist bekannt: Mehrere NATO-Osterweiterungen und NATO-Angriffskriege und eine aggressive Einkreisungspolitik, die von Russland nur als feindlich bewertet werden konnte.

Der zweite wichtige Eskalationsfaktor war das vor allem von deutscher Seite vorangetriebene Assoziationsabkommen zwischen der Ukraine und der Europäischen Union. Die Tragweite dieses Dokumentes ist schwerlich zu überschätzen, da seine Unterzeichnung eine Art geopolitische Richtungsentscheidung darstellt. Sie bedeutet faktisch den Beitritt bzw. die Eingliederung in die westliche Einflusssphäre und macht gleichzeitig eine Mitgliedschaft in der russisch geführten Eurasischen Wirtschaftsunion unmöglich.

Kein Wunder also, dass die Ablehnung des Abkommens im November 2013 durch die damalige ukrainische Regierung im Westen als Kriegserklärung aufgefasst wurde.

Was folgte waren die sog. Maidan-Proteste. Um auch hier nicht missverstanden zu werden: Es gab sicher gute Gründe gegen die korrupte Janukowitsch-Regierung auf die Straße zu gehen.

Doch diese Proteste wurden schnell von einem Dreierparteienbündnis gekapert. Es bestand aus der faschistischen „Swoboda“, der damals noch als US-Klient fungierenden Vaterlands-Partei. Und der dritte im Bunde war Udar, wodurch Deutschland sich ins Spiel brachte.

Liebe Freundinnen und Freunde,

jetzt zitiere ich gleich noch einmal zustimmend eine Quelle, von der ich normalerweise inzwischen lieber Abstand halte, nämlich den Spiegel. Der schrieb nämlich schon Ende 2013, dass Deutschland auf einen Staatsstreich in der Ukraine hinarbeitete:

„–˜Die Tür für die Ukraine bleibt offen–˜, betonte Merkel nach der Pleite mehrfach. Man sei weiterhin gesprächsbereit. Das klang nach mühsamer Gesichtswahrung, wie sie nach Niederlagen üblich ist. Aber es heißt auch: Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Und die Kanzlerin will vor der nächsten Runde eine neue Figur ins Spiel bringen: Vitali Klitschko. Der zwei Meter große Profiboxer soll zum proeuropäischen Gegner des russlandorientierten Janukowitsch aufgebaut werden –“ und am Ende das Abkommen mit den Europäern doch noch unterschreiben.

–šRegime Change–˜ wäre als Begriff wohl zu hoch gegriffen, aber ein bisschen geht es doch darum: Merkels CDU und die europäische konservative Parteienfamilie EVP haben Klitschko auserkoren, das ukrainische Nein von innen aufzuweichen. Er soll die Opposition einen und anführen, auf der Straße, im Parlament und schließlich bei der Präsidentenwahl 2015. –šKlitschko ist unser Mann–˜, heißt es in hohen EVP-Kreisen. –šDer hat eine klar europäische Agenda–˜ –“ und Merkel noch eine Rechnung offen mit Putin.“

So kam es, wie es kommen sollte: Der frei gewählte pro-russische Präsident Janukowitsch wurde Ende Februar 2014 aus dem Land gejagt und es kam zur Bildung einer pro-westlichen Übergangsregierung unter substanzieller Beteiligung faschistischer Kräfte.

Später wurde mit Petro Poroschenko, ein enger Verbündeter Klitschkos bzw. Deutschlands, ukrainischer Präsident, wodurch die feindliche Übernahme nahezu perfekt war.

Das alles ereignete sich bevor Russland sich dazu entschloss, in völkerrechtlich sehr fragwürdiger Weise die Krim aufzunehmen und den Aufstand in der Ostukraine zu unterstützten.

Das Eskalationspotenzial des Neuen Kalten Krieges

Liebe Freundinnen und Freunde,

als „Würfelspiel mit der Katastrophe“ hat der nicht sonderlich friedensbewegte Historiker Michael Stürmer vor einiger Zeit die NATO-Politik gegenüber der Ukraine bzw. Russland bezeichnet.

Aktuell sind es vor allem zwei Maßnahmen der NATO gegen Russland, die besonders Besorgnis erregend sind:

Erstens wird die Schnelle Eingreiftruppe der NATO von 13.000 auf 40.000 Soldaten vergrößert. Und als ob das nicht genügt, baut man aktuell eine „Ultraschnellen Eingreiftruppe“ –“ die sog. „Speerspitze“ –“ im Umfang von 5.000 bis 7.000 Soldaten auf. Sie ist vor allem für Einsätze im unmittelbaren Umfeld Russlands vorgesehen. Deutschland ist die Führungsnation dieser Speerspitze und damit ganz vorne mit dabei.

Liebe Freundinnen und Freunde,

bei der Vorstellung, dass aktuell Militäreinheiten für Stellvertreterkriege mit Russland in dessen unmittelbarer Nachbarschaft aufgebaut werden, kann einem angst und bange werden. Wir fordern deshalb die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, die Speerspitze sofort aufzulösen. Zumindest muss sie aber ihre Beteiligung zurückziehen.

Und zweitens hat die NATO ihre Militärpräsenz und ihre Manöver in Osteuropa drastisch nach oben gefahren.

Liebe Freundinnen und Freunde,

aktuell vergeht fast kein Tag, an dem nicht Tausende von NATO-Soldaten den Krieg mit Russland proben.

Das „European Leadership Network“, da zeigt allein schon der Name an, dass es ebenfalls nicht im Verdacht stehen, allzu eng mit der Friedensbewegung verbandelt zu sein, veröffentlichte im März 2015 eine alarmierende Studie:

Sie kam zu dem Ergebnis, dass es in 67 Fällen zu Beinahezusammenstößen zwischen russischen und NATO-Truppen kam, die leicht hätten in bewaffnete Auseinandersetzungen eskalieren können.

Liebe Freundinnen und Freunde,

dieses militärische Säbelrasseln ist brandgefährlich und muss ein Ende haben! Wir fordern endlich Diplomatie statt militärischer Drohkulissen. Alles andere ist tatsächlich ein „Würfelspiel mit der Katastrophe“.

Rüstung für die Großmacht

Innenpolitisch versucht die Bundesregierung derzeit vor allem das Problem anzugehen, dass die Mehrheit der Bevölkerung gegen steigende Rüstungsausgaben ist.

Das macht man vor allem über das, was ich die „Schrotthaufen-Debatte“ nenne: Unisono jammern Politik, Rüstungsindustrie und Militär, die Bundeswehr sei drastisch unterfinanziert. Das hat ein Ausmaß angenommen, dass man den Eindruck haben könnte, deutsche Soldaten müssten bald –“ salopp formuliert –“ ohne Socken in den Krieg ziehen.

Um es deutlich zu sagen: Das ist totaler Quatsch!

Zu den Fakten: Zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2015 stieg der Rüstungshaushalt von 23,18 Mrd. Euro auf etwa 33 Mrd. an. Selbst inflationsbereinigt handelt es sich hier um eine nahezu 25%ige Steigerung!

Und das, obwohl gemäß des Sparbeschlusses der Bundesregierung vom Juni 2010 der Haushalt eigentlich auf 27,6 Mrd. hätte absinken müssen!

Der letzte Streich war im Frühjahr das „Eckwerte-Papier“ aus dem Wirtschaftsministerium, demzufolge der Etat 2016 auf 34,2 Mrd. Euro und bis 2019 dann auf 35 Mrd. steigen soll.

Auch wenn überall so getan wird: Von einer Unterfinanzierung der Bundeswehr kann also keine Rede sein!

Im Eckwerte-Papier wird die Erhöhung der Rüstungsausgaben explizit mit dem Verweis auf Russland begründet. Und ein Projekt, das in dem Zusammenhang vorangetrieben wird, ist die Entwicklung einer neuen Kampfpanzergeneration –“ den Leopard 3. Das freut natürlich die Rüstungsindustrie!

Der geht es aber ohnehin prächtig: Im ersten Halbjahr 2015 hat Deutschland mehr Rüstungsexportgenehmigungen erteilt, als im gesamten Jahr 2014. Hält der aktuelle Trend an, dann werden die deutschen Waffenausführen Ende 2015 ein Allzeithoch erreicht haben.

Drohnen als Kriegsmittel der Wahl

Neben dem Leopard 3 werden vor allem neue Rüstungsprojekte im Drohnenbereich anvisiert.

Drohnen werden immer mehr zum Kriegsmittel der Wahl: Sie sind vergleichsweise günstig, politisch relativ einfach einsetzbar und verursachen keine eigenen Verluste.

Bislang sind es vor allem die USA, die Länder wie Pakistan, den Jemen oder auch Afghanistan regelrecht mit Drohnenangriffen überziehen.

Doch auch Deutschland will hier künftig mit einsteigen: Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde im Frühjahr 2015 beschlossen, zusammen mit Frankreich und Italien eine EU-Kampfdrohne zu entwickeln.

Für die Übergangszeit will man bis Ende 2015 entscheiden, ob eine israelische (Heron TP) oder amerikanische (Predator) Kampfdrohne angeschafft wird.

Der Militärdrohnenmarkt wird einer Studie zufolge von derzeit 3 Mrd. Dollar auf 11 Mrd. Dollar im Jahr 2021 anschwellen –“ und hier wollen sich auch deutsche Konzerne ein Stück vom Rüstungskuchen abschneiden.

Drohnen senken vor allem die Einsatzschwelle für Kriegshandlungen und sind die Vorstufe zur vollständigen Automatisierung des Krieges.

Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, diese hochgefährlichen Waffensysteme nicht anzuschaffen!

Flüchtlingsbekämpfung und deutsche Verantwortungslosigkeit

Drohnen sind aber nicht nur zum Kämpfen da. Sie dienen etwa auch der flächendeckenden Überwachung und Vergrenzung, um die „Festung Europa“ noch höher zu errichten.

Liebe Freundinnen und Freunde,

dies ist der letzte und vielleicht beschämendste Punkt, auf den ich zu sprechen kommen möchte: Die unerträgliche Heuchelei der deutschen und europäischen Flüchtlingspolitik.

Da ich hier nur schwer die richtigen Worte finde, möchte ich an dieser Stelle den ehemaligen Asylrichter Peter Vonnahme zitieren:

„Bei der Suche nach den Fluchtursachen fällt sofort auf, dass die mit Abstand meisten Flüchtlinge aus Ländern kommen, die in den letzten 20 Jahren Schauplätze von Kriegen waren: das ehemalige Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Syrien, Äthiopien, Somalia. Nach einer Statistik des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) waren 2014 die genannten Staaten und ihre Zerfallsprodukte die 10 wichtigsten Herkunftsländer für Asylbewerber in Deutschland. [...] Wer also Massenflucht eingrenzen will, muss in einem ersten Schritt militärische Abenteuer unterbinden und Militärbündnisse wie die Nato auf reine Verteidigungsaufgaben zurückführen. [...] Außerdem werden wir uns mit dem Gedanken anfreunden müssen, den notleidenden Staaten echte Solidarität anzubieten. Wohlklingende Rhetorik und Almosen werden auf Dauer nicht ausreichen.“

Großmachtpolitik gegen den Willen der Bevölkerung

Liebe Freundinnen und Freunde,

ich weiß, das alles klingt nicht gerade ermutigend, deshalb will ich mit etwas Positivem abschließen.

Umfragen der Körber-Stiftung zufolge sprachen sich 1994 noch 62% der Befragten für eine militarisierte Verantwortungspolitik Gauckscher Prägung aus und nur 37% waren dagegen. Im Frühjahr 2014 hat sich das Verhältnis umgekehrt: nur noch 37% der deutschen Bevölkerung befürworten eine solche Großmachtpolitik und 60% lehnen sie ab!

Und obwohl seither eine regelrechte Propagandaoffensive zugunsten einer militarisierten deutschen Großmachtpolitik eingesetzt hat, ist die Ablehnung des –“ ich nenne es mal „Gauckismus“ –“ bei einer Umfrage im Frühjahr 2015 sogar noch weiter angestiegen!

Liebe Freundinnen und Freunde,

der Versuch, die öffentliche Meinung in Deutschland buchstäblich sturmreif zu schießen, ist gescheitert!

Und das sollte uns Mut und Rückenwind geben, um unsere Kritik an der deutschen Kriegs- und Großmachtpolitik in Zukunft noch weiter zu intensivieren!

Vielen Dank!

[Hinweis: Aufgrund starker Regenfälle wurde die Rede vor Ort deutlich gekürzt]



Via Informationsstelle Militarisierung (IMI)

cronjob